Unterwegs im Allgäuer Hauptkamm - Hohes Licht, Biberkopf, Hochfrottspitze, Mädelegabel


Publiziert von Andy84 , 20. August 2013 um 14:57.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:12 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 3 Tage 16:15
Aufstieg: 3800 m
Abstieg: 3800 m
Unterkunftmöglichkeiten:Rappenseehütte, Waltenberger Haus
Kartennummer:AV 2/1 Allgäuer - Lechtaler Alpen West

Tag 1:   Hohes Licht, Rappenseehütte

Lange hab ich auf die erste Hüttenübernachtung und vor allem auf den Besuch des Allgäuer Hauptkammes warten müssen. Heute war es endlich soweit.
Es geht für 2 Übernachtungen auf die Rappenseehütte.
Eigentlich ist es ein Unding zur Haupturlaubszeit auf diese Hütte zu gehen, ist sie doch die größte Hütte des DAV und dadurch auch ein sehr beliebtes Ausflugsziel.
Aber da ein Mitglied unserer Wandergruppe, den "Saunaflitzern" für 3 Wochen auf der Rappenseehütte arbeitet, haben wir uns für einen Besuch entschieden.

Das Auto am Parkplatz der Fellhornbahn abgestellt geht es ganz gemütlich um halb 11 los in Faistenoy. Den Bus wollten wir nicht nehmen und so geht es gemächlich in Richtung Einödsbach, wobei erst nach Birgsau ein paar Höhenmeter in Angriff genommen werden. Zum einlaufen ganz in Ordnung, aber oft braucht man so ne eintönige Talwanderei nicht.
Nach Einödsbach geht es dann in den Wald hinein und es werden endlich ein paar Höhenmeter bis zur Petersalpe in Angriff genommen. An dieser vorbei hinauf zur Enzianhütte, welche nach etwas unter 2 Stunden vom Parkplatz aus erreicht wird. Wir liegen gut in der Zeit, also erst mal ein isotonisches Sportgetränk :-)
Danach geht es weiter hinauf auf dem schönen Steig  zur Rappenseehütte, welcher nach weiteren 45 Minuten erreicht ist.
Man kann verstehen warum diese Hütte so beliebt ist, ist sie doch zum einen ein idealer Startpunkt für den Heilbronner Weg, aber sie liegt auch einfach malerisch.
Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, ein schönes Vierbett-Zimmer (es ist doch von Vorteil wenn man jemanden kennt) geht es auf die Sonnenterrasse. Bei einer längeren Pause erzählt uns Susi, dass das Wochenende extrem anstrengend war, so waren am Samstag 311 Übernachtungsgäste auf der Hütte.
Hut ab vor dem Team auf der Rappenseehütte.
Zum Glück war es heute ruhiger. waren es doch "nur" ca. 160 Übernachtungen.

Nachdem wir uns gestärkt hatten wollten wir dann noch einen Gipfel in Angriff nehmen und entschieden uns für das Hohe Licht. Und so machten wir uns auf den Weg. Auf einem sehr ausgelatschten Weg geht es hinauf zur großen Steinscharte und von dieser weiter zum Einstieg des Heilbronner Weges. Nach einem kurzen Drahtseilversicherten Stück teilt sich dann der Weg und wir folgen dem Weg weiter zum Hohen Licht, welches wir nach gut einer Stunde von der Hütte aus erreichen.
Da wären wir, auf dem zweithöchsten Gipfel der Allgäuer Alpen.
Die Aussicht ist einfach wunderschön. Die ganze Lechtaler aber auch die Allgäuer Prominenz zeigt sicht, einzig der Biberkopf ist bereits in Wolken getaucht.
Nach einer ausgiebigen Rast geht es dann wieder auf dem gleichen Weg hinab.

Eigentlich wollten wir als Zuckerl für diesen Tag noch die Rotgundspitze mit der Überschreitung zum Linkerskopf in Angriff nehmen, doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung, und vor allem für den scharfen Gratübergang sind trockene Bedingungen Pflicht.

Aber halb so schlimm, gibt es halt auf der Hütte das ein oder andere Bierchen mehr.

Fazit:
Ein toller Auftakt für unsere Dreitages-Tour mit einer schönen Aussicht vom zweithöchsten Allgäuer.

Zeiten und Schwierigkeiten:

10.30 - 12.30     Fellhornbahn - Enzianhütte                T3
12.30 - 13.00     Enzianhütte 
13.00 - 13.45     Enzianhütte - Rappenseehütte          T3
13.45 - 15.30     Rappenseehütte
15.30 - 16.35     Rappenseehütte - Hohes Licht          T4, I (bis Einstieg Heilbronner Weg T3)
16.35 - 17.15     Hohes Licht
17.15 - 18.05     Hohes Licht - Rappenseehütte          T4, I





Tag 2:    Bei Regen und Nebel auf den Biberkopf

Vor allem von SW gesehen eine auffallende, isolierte Berggestalt mit hellgrauen Platten, nach der Trettachspitze der eleganteste Berg der Allgäuer Alpen. Der südlichste Gipfel Deutschlands. (Auszug AVF)

Hört sich doch interessant an. Also geht es da heute hoch. Wenn da nur nicht das Wetter wäre. Nach zuerst sternklarer Nacht hat es gegen 5 Uhr heute früh angefangen teils sogar sehr stark zu regnen.
Eigentlich wollten wir früher aufbrechen, aber so lassen wir uns beim Frühstück etwas mehr Zeit und brechen kurz vor 9 Uhr auf, als sich das Wetter zu bessern scheint.
Bereits eine halbe Stunde später waren wir klatschnass. Aber keiner hatte Lust umzukehren, für was hat meine seine Gore-Tex Jacke den sonst.
Und so geht es bei allerschönstem Wanderwetter mit einer unglaublichen Weitsicht von stellenweise unter 10 Meter weiter, vorbei am Hochrappenkopf.
Kurz danach müssen ca. 80 Hm abgestiegen werden, was sich aufgrund des nassen und schmierigen Weges als sehr schwierig erweist.
Weiter geht es unter der Nordflanke hindurch hinauf zur Weggabelung unterhalb des Gipfels.
Nachdem es unterwegs kurz aufgehört hat zu regnen und wir schon fast wieder trocken waren, fängt es hier wieder an zu regnen. Beste Voraussetzungen für die Schlussrinne, die normalerweise in einfacher Kletterei nach oben führt.
Mit eiskalten Fingern und klatschnassem Fels erweist sich der Schlussaufstieg jedoch als besondere Herausforderung. Aber wenn man schon mal da ist ;-)
Gute 15 Minuten später stehen wir dann am Gipfelkreuz des Biberkopfes und können wohl mit Recht behaupten, die einzigen heute am Gipfel zu sein. Der Biberkopf ist immerhin der neunthöchste Gipfel der Allgäuer Alpen.
--> Egal ob Wind, Regen oder schlechte Sicht, dass stört die Saunaflitzer nicht!!!  ;-)
Allerdings fällt die Gipfelrast etwas kürzer aus als sonst, es weht ein starker Wind und mit den nassen Klamotten ist das kein Vergnügen.
Also wieder vorsichtig abklettern und auf dem gleichen Weg zurück.
Unterhalb des Hochrappenkopfes entschließen wir uns diesen Gipfel noch mitzunehmen, zumal es endlich aufgehört hat zu regnen. Die Sicht ist allerdings noch gleich besch…en.
Nach nun einer etwas längeren Rast teilt sich die Gruppe dann. Die einen gehen zurück zur Hütte und ich geh mit Max noch weiter auf den Rappenseekopf, welcher unschwierig nach gut 25 Minuten vom Hochrappenkopf aus erreicht ist.
Eigentlich wollten wir noch weiter auf die Hochgundspitze, aber bei dieser schlechten Sicht ist es keine gute Idee sich an eine Überschreitung eines unmarkierten Gipfels zu machen, zumal ich über diesen Gipfel im Vorfeld auch sehr wenig im Internet gefunden habe.
So geht es also auch zurück zur Hütte, wo wir uns bei einer leckeren Suppe wieder aufwärmen.
 
Fazit:
Bei schönem Wetter wäre es wahrscheinlich eine richtig tolle Tour mit schönen Aussichten gewesen, so war es einfach mal eine andere Erfahrung. Muss bei schönem Wetter wiederholt werden.
 
Zeiten und Schwierigkeiten:

8.55   - 11.05     Rappenseehütte- Biberkopf               T4, I (wegen Nässe evtl. etwas schwerer)
11.05 - 11.20     Biberkopf
11.20 - 12.35     Biberkopf - Hochrappenkopf              T4, I (Aufstieg Hochrappenkopf T2)
12.35 - 13.10     Hochrappenkopf
13.10 - 13.35     Hochrappenkopf - Rappenseekopf    T3
13.35 - 13.45     Rappenseekopf
13.45 - 14.25     Rappenseekopf - Rappenseehütte    T3



Tag 3:     Heilbronner Weg, Überschreitung Hochfrottspitze, Mädelegabel
 
Der Heilbronner Weg ist ein hochalpiner Wanderweg in den Allgäuern Alpen. Er hat eine Länge von 3027m und ist der älteste und bekannteste Felsensteig der Nördlichen Kalkalpen. Der Weg wurde nach knapp 4-jähriger Bauzeit 1895 eingeweiht und kostete 8500 Mark.  (Auszug Wikipedia)
 
Nach der Regentour am gestrigen Tag geht es heute auf das Sahnestück unseres dreitägigen Aufenthaltes. Nach einem kurzen Frühstück starten wir um 7.20 Uhr an der Rappenseehütte. Ein paar kleine Gruppen sind bereits vor uns losgegangen. Es schaut nach einem guten Tag aus, allerdings zieht im Aufstieg zur großen Steinscharte bereits wieder eine große Nebelfront vom Tal herauf.
An der Abzweigung zum Hohen Licht haben wir bereits die meisten vor uns gestarteten überholt und begeben uns bei mittlerweile wieder schlechten Sicht auf den Heilbronner Weg.
Dieser ist an den abschüssigen Passagen meistens drahtseilversichert, ist allerdings auch notwendig wenn man bedenkt was für Leute sich manchmal an den Überschreitung wagen. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sollte schon im besseren Maße vorhanden sein, zudem ist das richtige Schuhwerk Grundvoraussetzung.
Nach einem kurzen Aufstieg kommt man an das Heilbronner Thörle und schon wenig später geht es über eine Leiter und eine Brücke hinauf zum Steinschartenkopf auf den höchsten Punkt des Heilbronner Weges. Hier haben wir dann auch die letzten Bergsteiger vor uns überholt, die hier dann eine kurze Rast einlegen.
Da die Aussicht aufgrund des Nebels bescheiden ist gehen wir gleich weiter. Zuerst ein Stück auf dem Grat geht es nach einem kleinen Abstecher auf den Gipfel des Wilden Mannes hinab in die Socktalscharte, von wo aus man auch direkt ins Waltenberger Haus kommt.
Wir gehen jedoch weiter und nach knapp 2 Stunden von der Rappenseehütte aus stehen wir auf dem Gipfel des Bockkarkopfes.
Hier legen wir eine kurze Rast ein und machen uns dann an den Abstieg zur Bockkarscharte. Kurz nach dieser teilen wir uns auf, Brigitte und Martin gehen über den Normalweg auf die Mädelegabel, für Max und mich beginnt jetzt der interessanteste Teil der Tour, nämlich die Überschreitung der Hochfrottspitze.
Wir weichen vom Weg ab und queren aufsteigend ein Geröllfeld, immer darauf bedacht keine Steine loszutreten, da der Normalweg direkt unterhalb unseres Weges vorbeiführt.
Nach dem Geröllfeld geht es eine Rinne nach oben und da treffen wir auf ein Steinmandl. Etwas erleichtert sind wir deswegen schon.
Aber nun beginnt der schwierige Teil, es muss geklettert werden. Über mehrere Steilstufen geht es nun hinauf, die allerdings nie schwerer als im oberen II-Grad zu erklettern sind. Eventuell eine oder zwei Passagen dürften den unteren III-Grad erreichen, aber vielleicht ist es uns nur etwas schwerer vorgekommen weil wir jeder gut 10 Kilo auf dem Rücken hatten.
Nach wirklich ansprechender Kletterei finden wir uns auf dem Vorgipfel wieder und schauen uns den ausgesetzten Übergang zum Hauptgipfel an. Besonders eine Platte schaut recht schwierig aus und lässt uns grübeln, als wir dann allerdings direkt davor stehen ist sie gar nicht mehr so schwer, sondern kann beinahe gehend überstiegen werden. So kann man sich manchmal täuschen.
Kurz danach ist es geschafft, wir stehen auf dem Gipfel der Hochfrottspitze, immerhin der dritt höchste Gipfel der Allgäuer Alpen und damit 4 Meter höher als die Mädelegabel.
 
Wie quacamozza bereits schon so schön geschrieben hat ist es schon etwas besonders hier oben, da knapp 200 Meter unter uns Horden von Wanderern vorbeilaufen aber so gut wie niemand auf diesen schönen Gipfel steigt. Ich bin mir nicht mehr sicher aber ich glaub das vor uns knapp 2 Wochen niemand sich im Gipfelbuch eingetragen hat.
Nach einer kurzen Rast geht es dann auch schon weiter, die anderen haben den Gipfel der Mädelegabel bereits erreicht und wir wollen sie nicht so lange warten lassen.
Und so machen wir uns an den Abstieg, wobei wir etwas rechts in die Flanke ausweichen und den Steinmandl folgen und über die geringe Schwierigkeit überrascht sind. In der Scharte angekommen geht es nun an den Südwest-Grat der Mädelegabel.
Von der Schwierigkeit ungefähr gleich wie der Südwest-Grat der Hochfrottspitze, jedoch etwas brüchiger geht es nun wieder empor und nach gut 40 Minuten stehen wir auf dem Gipfel der Mädelegabel, der allerdings wieder komplett im Nebel eingehüllt ist.
 
Nach nun einer etwas längeren Rast geht es dann auf dem Normalweg hinab und über den Schwarzmilzferner zurück zur Bockkarsscharte, von der wir dann in Richtung Waltenberger Haus absteigen.
Das Waltenberger Haus ist die älteste DAV-Hütte und soll 2016 abgerissen werden und in einen neumodischen Bunker umgewandelt werden.
Genau wie bei der Tannheimer Hütte ist es wirklich schade, gerade das urige macht doch den Reiz aus.
Auf einem toll angelegten, allerdings auf Grund der Feuchtigkeit stellenweise sehr schmierigen Weg geht es durch das Stillachtal hinab, vorbei an Einödbach zurück zu unserem Auto an der Fellhornbahn-Talstation.
 
Fazit:
Der Heilbronner Weg ist ein wirklich Schmankerl und wir hatten Glück das wir in fast für uns alleine hatten. Die Überschreitung der Hochfrottspitze war das I-Tüpfelchen für diese tolle Tour. Einzig die madige Aussicht trübt die Freude ein wenig, ein paar tolle Ausblicke ins Lechtal wären schon schön gewesen. Aber naja, man kann ja nicht alles haben.
 
Zeiten und Schwierigkeiten:

7.20   - 9.10        Rappenseehütte -  Bockkarkopf       T4, I (Über Steinschartenkopf und Wilder Mann)
9.10   - 9.20        Bockkarkopf
9.20   - 10.15      Bockkarkopf - Hochfrottspitze            T5, III (ab der Bockkarscharte)
10.15 - 10.30      Hochfrottspitze
10.30 - 11.10      Hochfrottspitze -Mädelegabel            T5, III
11.10 - 11.35      Mädelegabel
11.35 - 13.10      Mädelegabel - Waltenberger Haus    T4, I
13.10 - 14.05      Waltenberger Haus
14.05 - 16.20      Waltenberger Haus - Parkplatz           T3

Tourengänger: Andy84


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Kommentare (1)


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quacamozza hat gesagt: Trotz der schlechten Sicht...
Gesendet am 20. August 2013 um 19:02
...ist das immer noch eine absolute Traumtour. Anerkennung, ich ziehe meinen Hut, das ist vom Feinsten. In der Gruppe sicherlich auch nicht schlecht...

Dann sieht das Waltenberger Haus also bald aus wie die neue Gouter-Hütte...hoffentlich bleibt das Allgäu wenigstens vom dortigen Preisniveau verschont...

Alles Gute und viele Grüße aus dem Ländle von
Ulf







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