Petersen Spitze Nordwand


Publiziert von Kreier , 11. August 2013 um 15:21.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:21 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T 
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m

Als Abschlusstour des DAV Aufbaukurses Hochtouren nahm sich unsere Gruppe (5 Leute + Kursleiter) die Petersen Spitze über die Nordwand vor.

Wir frühstückten um 4 und machten uns gegen 5 auf Richtung Taschachferner (da es uns noch zu dunkel war, starteten wir nicht früher). An der Zunge des Taschachferners ging es diesmal im Geröll vorbei, unser Ziel war der Rimmelsteig, eine steile, aber zu dieser Jahreszeit angenehm mit Firn gefüllte Rinne, die uns ein Gletscherstockwerk höher brachte. Später im Jahr muss die Rinne wohl weniger schön sein, da der Firn den Sommer nicht überdauert.
Beim Aufstieg wurden wir von einer Gemse beobachtet - der Name Gamsköpfle für die Kuppe links der Rinne scheint also zu passen. Oben angekommen seilten wir an und marschierten Richtung Petersen Spitze, wobei die noch recht ordentliche Firnauflage uns einen mehr oder weniger direkten Weg gestattete. Lediglich eine sehr kapitale Spalte zwang uns zu einem Kurswechsel, es fand sich aber schnell eine noch tragfähige Schneebrücke.
An der Wand angekommen warfen wir zunächst einen Blick auf die Verhältnisse: der Bergschrund war mittig mit einer sehr massiv wirkenden Brücke wohl kein Problem, die Wand selbst wies in der von uns  geplanten Route noch keine aperen Stellen auf. Wir beschlossen, entgegen der ursprünglichen Planung mit Standplatzsicherung die Wand ungesichert zu begehen, seilten aus und machten uns einer nach dem anderen daran, den Bergschrund zu überwinden.

Im unteren Bereich war die Firnauflage noch dick genug, um etwas mehr als der Hälfte des Fußes Auflage zu bieten, so dass man noch ganz komfortabel stehen konnte, obwohl man natürlich trotzdem die Frontalzacken zum Einsatz bringen musste. Für Pickel und Eisgerät war der Firn dagegen nicht das Wahre: im Schaftzug neigten beide dazu, durchzurutschen, so dass ich schon nach ein paar Metern dazu überging, beide als Kopfstützpickel einzusetzen. Das bewährte sich gut bis zur Hälfte der Wand, dann wurde die Firnauflage immer dünner und ich fühlte mich mit Schaftzug wesentlich wohler, da beide Geräte jetzt auch vernünftig ins Eis beißen konnten. Die fehlende Firnstütze machte sich schon bald in den Waden bemerkbar und ich spielte mehr als einmal mit dem Gedanken, eine Eisschraube zu setzen, um die Beine ausruhen zu können.
Letzten Endes stieg ich dann doch ohne Pause durch, war allerdings mehr als erleichtert, als die Wand langsam abflachte und die Firnauflage wieder zunahm. Für ungeübte Waden ist die kleine Nordwand der Petersenspitze wirklich lang genug!

Oben erwartete uns ein beeindruckendes Panorama mit der Wildspitze, dem hinteren Brochkogel und einem blauen Gletschersee in direkter Nähe sowie unzähligen Gipfeln in der Entfernung.
Unter anderem freute mich der Blick auf Ziele des vorherigen Jahres: die Guslarspitzen, den Fluchtkogel und sogar die Hintereisspitzen waren zum Teil einsehbar.

Für den Abstieg gingen wir zunächst den Firngrat entlang, stiegen dann beim Taschach Hoch Joch auf den großen Vernagtferner ab und marschierten auf diesem bis zum Taschachjoch. Auf dem windstillen Gletscher herrschte eine irrsinnige Hitze, doch Quellwolken drohten schon mit einem baldigen Ende dieses Zustands.
Das Taschachjoch stellte sich als scheußliche Bröselrinne heraus, die ich mit Frontalzackeneinsatz und Kopfstützpickel hinter mich brachte. Da alles was man anfasste sofort in tausend Stücke zerfiel, hatte ich damit wesentlich mehr Erfolg als mit anfänglichen Kletterversuchen am Rand der Rinne.
Jenseits des Jochs war es deutlich kühler, jedoch immer noch warm und wir gingen zügig Richtung Urkundsattel. Wir umrundeten die Pitztaler Urkund und waren am frühen Nachmittag zurück am Taschachhaus.
Hier genehmigten wir uns noch eine Stärkung, bevor es Richtung Auto und heimwärts ging.

Wie bei der Anfahrt fuhr ich im Auto des Kursleiters mit und übernahm nach kurzer Fahrt auch das Steuer, da der gute Manfred aufgrund einer durchwachten Nacht um Ablösung bat.

Eine tolle Abschlusstour eines gelungenen Kurses.
Ich finde es zwar nach wie vor recht mutig, die Wand mit dem Kurs ungesichert zu gehen, aber es gab keine kritischen Situationen und so kann man wohl sagen, dass die Entscheidung zu vertreten ist.

Unser Kursleiter hat aus den zum Teil mehr als bescheidenen Vorkenntnissen der Teilnehmer wohl das beste gemacht, an dieser Stelle ein Dankeschön dafür an Manfred.

Tourengänger: Kreier


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»