Tödi / Piz Russein


Publiziert von Stoerti , 9. August 2013 um 11:43.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:27 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-GR   Tödigruppe   Bifertengruppe 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2800 m
Abstieg: 2800 m
Strecke:Trun - Alp da Punteglias - Puntegliashütte - Fuorcal da Punteglias - Porta da Gliems - Tödi / Piz Russein
Zufahrt zum Ausgangspunkt:SBB bis Trun (Alpentaxi bis Schlans möglich, Reservation erforderlich)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:SBB bis Trun (Alpentaxi ab Schlans möglich, Reservation erforderlich)
Unterkunftmöglichkeiten:Camona da Punteglias (2311m), 35 Plätze, www.punteglias.ch

Einmal auf dem Höchsten Punkt vom Kanton Glarus und gleichzeitig auf einem "dieser" Charakterberge zu stehen war ein lange gehegter Wunsch von Michele. Um nicht in den grossen Ansturm zu geraten wollten wir von der Puntegliashütte aufsteigen. Der Wetterbericht stimmte (bis dahin noch) und los gings.

Zustieg
Von Trun aus gelangt man rechts an der Kirche vorbei und anschliessend eine Weile auf der langweiligen Teerstrasse an den Waldrand. Von hier an war fertig lustig: bei ca. 30° und tropischer Feuchtigkeit vom Bach nebenan ging es steil zuerst über eine betonierte Rampe und dann einen schmucken Wanderweg auf die Alp da Punteglias. Von hier sieht man zum ersten Mal die Hütte - kurz vor den steil abfallenden Felswänden - auf der nächsten Stufe thronen. Zuerst einmal einen gemütlichen Stein suchen und essen. Der zweite Abschnitt des Hüttenzustiegs erfolgt über eine steile Schutthalde und anschliessend über steile Fels- und Graswege, die bei Nässe durchaus heikel werden können (1x Fixseil). Nach ca. 3 Stunden kommen wir völlig verschwitzt in der Hütte an.

Die Hütte ist schön über der Alp gelegen und ist sehr gemütlich. Auch das Hüttenwartpaar ist sehr freundlich und das Essen super. Während dem Nachtessen erscheint dann noch eine Seilschaft, die während über 16 Stunden auf dem Tödi herumgeirrt ist - schon lange ohne Essen und Getränke und rein optisch mit nicht über alle Zweifel erhabener Ausrüstung. Wir dieser Berg unterschätzt? Gemäss dem Hüttenwart viel zu oft.

Aufstieg
Aufgrund des (nur) für den Vormittag guten Wetterberichts und der sehr hohen Temperaturen beschliessen wir bereits um 2:30 zu starten. Leider war der Himmel schon beim Start stark bedeckt und es ging ein unangenehmer Wind - jänu mal luege. Die Überquerung des Bachs hinter der Hütte ist dank kleiner Solarlampen kein Problem. Anschliessend kann man am Rand des Geröllfeldes bleiben oder darin kurz aufsteigen und die verbleibenden Schneefelder nutzen. Auf ca. 2400m steigt man ziemlich direkt über Firnfelder und einen Moränenrücken (z.T. Wegspuren) zur Fuorcla da Punteglias auf. Nach der Fuorcla steigt man auf deutlichen Wegspuren ca. 100 Hm ab und quert den Hang anschliessend in W Richtung. Vom Anseilplatz (vor dem ersten grossen Schneefeld) aus steigt man leicht nach W ausholend über den Glatscher da Gliems zum Einstieg der berühmt-berüchtigten Kette zu Porta da Gliems auf. Dieser "Klettersteig" beginnt auf ca. 3180m und führt steil über einen schuttigen Bach nach oben. Spätestens hier gilt wegen des massiven Steinschlags absolute Helmpflicht. Wir warteten bis die vordere Seilschaft um die Ecke war und stiegen in die Kette ein. Nach kurzer Zeit waren zumindest die Arme nass und mit dem stärker werdenden Wind wurde es frostig Kalt.

Auf der Porta da Gliems sahen wir, dass das Wetter sich keineswegs verbessert hatte: Wind und ca. 50m Sicht. Wir gingen trotzdem weiter. Zum einen führte die aktuelle Spur hoch an einigen Felsen vorbei, welche eine gute Orientierung im Gelände zuliessen, zum anderen war die Spur so ausgeprägt (und wir mit Karte, Kompass etc.) ausgerüstet, dass wir den Weg eigentlich nicht verfehlen konnten. Von der Porta aus stiegen wir ca. 50Hm (im Tourenführer ist z.T. von ca. 200 Hm Abstieg die Rede, je nach Verhältnissen) und liefen anschliessend ca.  auf der 3220m-Höhenlinie bis wir E vom Piz Dado mit dem direkten Aufstieg beginnen. Hier sind einige grössere Spalten zu queren, was dank den dann noch intakten Schneebrücken kein Problem war. Diese Brücken werden im Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Berichts vermutlich nicht mehr halten / bestehen.

Nach dem flachen Abschnitt von 3340m bis 3460m steilt der Gletscher nochmals an um dann ab 3560m nach W abzudrehen. Nach einem kurten Abschnitt auf dem relativ breiten Firngrat (Wechte auf der NW-Seite!) erreichen wir nach 5 Stunden den Gipfel. Von der überragenden Fernsicht haben wir leider nichts, dafür den Gipfel für uns. Wir waren uns einig, das ganze im kommenden Winter mit den Skis zu wiederholen.

Abstieg
Da es die ganze Nacht und den Morgen bedeckt war und die Temperaturen trotzdem stiegen wurde der Schnee trotzdem schnell weich, so dass wir im Abstieg im obersten Teil sogar "einen Schuh voll rauszogen". Auf dem Abstieg kamen uns dann noch etliche Seilschaften (bis 8 Personen am Seil) von der Fridolinshütte her entgegen, z.T. ohne Pickel / Stock, die Steigeisen im Rucksack, wo sie am meisten bringen etc. Es waren aber min. 2 Bergführer dabei, somit beliessen wir es damit, uns zu wundern und weiterzugehen.

Der Abstieg über die Kette gestaltete sich mühsam, dafür war der weitere Abstieg über den Glatscher da Gliems und das anschliessende Abrutschen von der Fourcla da Punteglias zur Schwemmebene eine erfreulich zügige Angelegenheit. Nach einem kleinen Rast in der Hütte machten wir uns bei wieder bald tropischen Verhältnissen an den Abstieg. Die insgesamt fast 3000 Hm Abstieg vom Tödi bis Trun sind nicht zu unterschätzen und können auf dem steilen Hüttenweg kaum knieschonend angegangen werden. Als kleiner Wehmutstropfen bleibt zu erwähnen, dass mit dem aufkommenden Föhn in den Bündner Tälern Kaiserwetter war, während der Tödi den ganzen Tag dick eingepackt blieb.

Ausrüstung
Hochtourenausrüstung
Helm
Bandschlinge + grosser Karabiner für Kette
ev. Sicherungs- und Abseilgerät für Kette


Tour mit Michele

Tourengänger: Stoerti


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