Piz Medel 3210 - einfach schön!

Wieder geht es nach Disentis, nur dieses WE ins südliche Tal Richtung Lukmanier. Der Piz Medel steht auf der HT Wunschliste. Das Sommer-Hoch beschenkt uns noch immer mit herrlichem, beständigem Wetter. Wenn auch das fünfte WE on tour, da muss man einfach raus in die Natur!

Wir schenkten uns die Dreiviertelstunde Aufstieg und lösten ein Ticket in Curaglia für die gebührenpflichtige Strasse nach Pardatsch. Flott das RED-Mobil parkiert, fussten wir Richtung Medelser Hütte los. Beginnend mässig steigend ins Val Plattas entlang am Rein da Plattas (Bach) auf die Hochebene zur Alp Sura.

Die Temperaturen entlockten allen Poren Flüssigkeit. Wir genossen, bevor der Hüttenweg steiniger wurde, unseren Zmittag ausladend auf einem grossen Stein und erfreuten uns über die Rundblicke in die Bergwelt. Bruno erblickte noch einen gluschtigen Grat - Davos la Buora.

Angekommen auf der Medelser Hütte musste stilgerecht ein Amaretto Kaffee her. Ins Auge stach uns sogleich der Fil Liung. Für den Piz Medel hatten wir ausnahmsweise den Kletter-Helm zu Hause gelassen. Somit war die verlockende Variante nicht zu machen...das nächste Mal ;-).

Nach Gewichtserleichterung des Rucksackes, machten wir uns auf zum Zustieg bis an den Gletscherrand, beziehungsweise bis zum ersten grösseren Schneefeld. Von der Hütte quert der Alpinweg - bestens markiert mit blauen Pfeilen - zu den Felsen. Eine kurze Passage wurde mit Ketten abgesichert (Achtung viel loses Gestein = Steinschlag). Am Schneefeld angekommen entrümpelten wir den Rucksack und übten wieder flott und mit viel Spass, zum Glück kein Ernstfall, Spaltenrettung. Plötzlich hüpften Steingeissen mit Jungen etwas oberhalb in den Steinen vorbei. Ei, die Kleinen sind ja so süss anzuschauen :-)...was sie wohl dachten, als sie keck hinunter schauten....

Zurück in der Hütte hatte sich diese auch gefüllt. Alle Piz Medel Begeher wurden in den Winterraum einquartiert. Das Abendessen war äusserst lecker und Bruno schöpfte gar vier Teller der Spätzli-Pfanne. Ein kurzes, heftiges Gewitter gefolgt von rascher Aufheiterung, das war das Abendprogramm. Bald wurden die Äugelein müde und nach der Marschtee-Fassung ging es rasch in den Seidenschlafsack. Die Nacht war ruhig und der Himmel Sternenklar. 

Frühstück um halbsechs - wir waren die ersten, welche um 05.50 Uhr los liefen. Hinter uns zwei Dreier- und eine Zweierseilschaft. Die Spur war vom Regen verwischt, so zogen wir unsere eigene in dem sehr steilen Firn westlich am Fil Liung hoch zum Gletscher-Plateau. Die Schneeauflage hatte sehr gute Trittqualität, nicht zu weich und nicht zu hart. Auf dem Plateau verlängerten wir das Seil und liefen nun über den flachen Gletscher, die Spaltenrisse schmal und eingeschneit.

Ich zog die Linie nach links zu dem Felsgrat der sich uns anerbot. Der Einstieg ist mit einem blauen Pfeil markiert (logische Linie), welchen wir sogleich fanden. Nun folgte eine herrliche Block-Kletterei max II Grad abwechselnd mit Gehgelände. Eine Dreier-Seilschaft folgte unserem Aufstieg. Schon viel zu rasch standen wir kurz unterhalb des schönen Gipfelkreuzes. Die letzten Meter voller Genuss und um Punkt 9 Uhr standen wir alleine und als Erste - ein ROTES Mädel - auf dem Piz Medel.

Ruhe, windstill, warm und ein durchströmendes Glücksgefühl - das sind Momente für die ich lebe!

Nach 20 Minuten war die Dreierseilschaft angekommen, folgend die Zweierseilschaft. Somit beschlossen wir Platz zu schaffen und freuten uns auf den Kletter-Abstieg bis ganz an das Ende des Grates. Wir folgten unserer angelegten Spur auch im Abstieg. Ich freute mich schon auf den frischen Aprikosenkuchen mit einem Amaretto-Kaffee...und der schmeckte äusserst fein!

Wir tankten eine gute Stunde Sonnenschein an der Hüttenwand bis wir uns zum Abstieg bewegten, zurück zum Ausgangspunkt Pardatsch, wo mein RED-Mobil auf uns wartete.

Fazit
Eine mundende Hochtour, leicht gewürzt mit einer Prise Kletterpass mit weiteren gluschtigen Varianten, Sommer wie Winter.


Toureninfos
- Aufstieg Medelser Hüte 3 Std.
- Aufstieg zum Piz Medel 3 Std. inkl. kurzen Pausen, Anseilen, Seilverkürzung
- Abstieg vom Piz Medel zur Hütte 2.5 Std. über den ganzen Grat

Schöne Variante
Ab Hütte über den Fil Liung (Klettern max III) Süd-Ostgrat auf das Gletscher-Plateau zum Piz Medel