Girenspitz 2253 m

Der Girenspitz, eine ausserordentlich elegante Felspyramide, entweder über die Kletterroute 6a oder via T6+ zu besteigen.

Schon lange drehte und wendete sich der Plan in meinen Gedanken einmal den Girenspitz zu besteigen. Ein Vorhaben das geplant und vorbereitet sein will. Ist man zu früh in der Saison unterwegs, kann der Altschnee ein Strich durch die Rechnung machen. Auch feuchte Verhältnisse sind mit der Gesundheit nicht so toll verträglich.

Mein guter Freund Sebi ist für solch schöne Klettertouren immer gerne zu haben. So vereinbarten wir kurzfristig diese Felspyramide zu besteigen.

Von der Chreialp führen keine Wegspuren an den Fuss des Berges. Man steigt einfach über das Grasland auf bis zum Weidezaun. Das Gefälle ist bereits beträchlich und man wählt seine Schritte sachte in diesem Gras durchwachsenen Gelände. Auch die immer zahlreicher werdenden Felsen festigen das Sicherheitsgefühl nicht nachhaltig.

Die ersten sechs Seillängen steigen wir ungesichert über die Gras- und Felsbänder empor. Erst umgehen wir eine Felsstufe rechts, dann die nächste links bis wir vor dem felsigen Pyramidenaufschwung stehen.

Nun wird angeseilt und Sebi macht den Vorstieg. Wir wähnen uns noch in der letzten 3b. Die Risse sind fein und schnell wird klar, dies ist bereits die plattige 5c.

Am ersten Stand spüre ich das Verlangen von Sebi die 6a im Vorstieg zu klettern. Mir soll es recht sein, ich lasse einem guten Freund gerne den Vortritt dieses Vergnügen voll auszuschöpfen :o)

Die plattige 6a hat es noch in sich. Ein Zug, aber wirklich nur ein Zug würde ich eher als 6b wenn nicht sogar als 6c einstufen. Auch der feinste Riss wäre immerhin noch ein Riss, die kleinste Leiste wäre eine Leiste, rechts die etwas bröcklige Schuppe, der nächste sichere Bohrhaken fast ausser Reichweite. Wie ich es (im Nachstieg) da hoch geschafft habe weiss ich jetzt auch nicht mehr. Mogeln gilt nicht! Es war ein kleiner Kraftakt. Wie dies Sebi im Vorstieg geschafft hat weiss ich leider auch nicht zu berichten.

Leider hat Sebi den Stand ausserhalb der Schuppe übersehen und ist geklettert bis das Seil und die Expresse ausgegangen sind. Nun gut, wir wissen uns immer zu helfen. Ich habe ihm am Stand nach der 6a meine Expresse hochgegeben und er ist weitergeklettert.

Wenn er nun schon mal dauernd im Vorstieg ist wollte ich ihm diesen Berg auch nicht mehr abnehmen. Sebi hat alles im Vorstieg geklettert - meine Gratulation!

Ja die Seillängen waren ja noch nicht zu Ende und wir standen noch nicht auf dem Gipfel. Erst wollten noch die zahlreichen gestuften Grasnarben überwunden werden. Ein Blumenfreund hat hier alle Freude zu gucken und zu äugen. Nur spärlich gesichert über die Grasstufen bis zum nächsten sicheren Bohrhaken an den vereinzelten Felsen zehrt auch etwas an den Nerven.

Nur eine Stelle. Wahrscheinlich habe ich mich unbeholfen verhalten, will mein Finken nicht am Tritt kleben bleiben und ich stürze leicht und schmettere an die Felsen. Aber mehr als ein paar Schürfwunden an den Rippen bleiben glücklicherweise nicht zurück.

Die Blumenprach auf der Seillänge 'Grasbüschelklettern' ist beträchlich.

Noch ein paar Meter und der Gipfel ist geschafft. Wir ruhen, verpflegen uns und beäugen die umliegenden Gipfel. Es ist wunderbar hier oben. Nur zu schnell verstreicht die Zeit.

Um kein Risiko einzugehen seilen wir alle Seillängen ab. Wenn man nicht weiss, wo sich die Stände befinden, kann dies zu einer kleinen Herausforderung werden.

Der weitere Abstieg über das Weideland und via Wanderweg hinunter bis nach Wildhaus ist dann nur ein Katzensprung.

Eine geniale Kletterpartie. Herzlichen Dank Sebi für den Vorstieg und die Kameradschaft.