Jegichnubel und Gratüberschreitung


Publiziert von Dimmugljufur , 4. August 2013 um 13:59.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:19 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Lötschental - Blatten - Fafleralp (Auto), bis zur Anenhütte zu Fuss 1.5h
Kartennummer:264 T, Jungfrau

Eigentlich nicht sehr spektakulär in einer Bergwelt, die von 4000er-Gipfel und Gletscher nur so wimmelt, aber für Felsengeher wie mich im Alleingang eher geeignet: Der Jegichnubel oberhalb der Anenhütte im walliser Lötschental. Er sieht einfach cool aus und ist im SAC-Wanderführer mit Grad III (südliche Route) sowie Grad IV (Gratüberschreitung westlich) beschrieben, also ideal für eine kurze Solobesteigung oder zumindest einen Versuch.

Startpunkt ist die Anenhütte. Man kämpft sich zuerst durch Wiese und Geröll am Anensee vorbei bis man auf der Moräne steht, auf der man steil bis zum grossen Steinmann folgt und danach durch die Lücke zum einstieg in die Kletterpassage am Jegichnubel aufsteigt. Bis hierhin ist technisch noch nichts passiert, aber der Blick übers Lötschental und in die andere richtung zur Lötschenlücke und zur Hollandiahütte wird immer beeindruckender, je höher man selber aufsteigt.

Die Kletterei (T6, III) ist gut machbar, allerdings nur bei Trockenheit ausreichend sicher. Einiges an Gestein sitzt ein wenig locker und man muss gut auf die Tritte Acht geben. Die erste Kletterpassage ist mit die steilste, gegen oben wird der Rücken flacher, aber es kommt am Schluss noch zu einer lustigen und auch lustigen Gratstelle, die etwas ausgesetzt ist und man in der Ost- oder Westflanke 1-2m unterhalb des Grats queren muss. Nach diesem letzten Adrenalinschub steht man auf dem Gipfel und hat einen tollen Ausblick zu dem umliegenden Hochtourenzielen: Grosshorn, Mittaghorn, Breithorn und auf der anderen Seite des Tales Aletschhorn, Lötschentaler Breithorn und Bietschhorn.

Hier gönne ich mir auch eine kleine Stärkung, schliesslich soll der schwierigste Teil erst noch folgen und angesichts des Wetters mache ich mir schon langsam Sorgen, ob es trocken bleibt. Nichts desto trotz, in der steilen und schuttigen südwestflanke mache ich mich an den Abstieg und versuche, auf den Westgrad zu queren, war mir mit der nötigen Vorsicht auch gelingt. Schliesslich klettert man an einigen Sicherungshaken vorbei (das heisst, ich bin auf dem richtigen Weg) den Grat entlang (IV), immer mit dem gefürchigen Tiefblick gen norden, da fällt der Grat senkrecht 200m ab.

Kurz vor der ersten Spitze der Kette bei P.2966 wird mir das Ganze aber definitiv zu heikel und ich suche mir in der Südostwand eine Stelle, wo ich mir ganz langsam den Abstieg in die Mulde erklettere. Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich schliesslich wieder Boden unter den Füssen und bin froh, mal ein paar Meter im Schneehang sanft hinuntergleiten zu können. Geplant war die Gratüberschreitung bis P.2895, diesen Punkt habe ich von Süden schon einmal gemacht. Statt der Überschreitung wandere ich der Wand nach gen Süden und bei einer passenden Stelle klettere ich nochmals hoch und gut 4 Stunden nach dem Start bin ich doch nochmals oben angelangt und esse im Abendlicht genüsslich mein mitgebrachtes Sandwich.

Das Wetter hat sich beruhigt, die Sonne scheint ab und zu gespenstisch zwischen den Wolken hindurch, das Panorama ist absolut traumhaft. Eine halbe Stunde lang die tolle Stimmung mit Bruckners 9. Sinfonie (1. Satz) in den Ohren, ein toller Moment in den Bergen! Der Abstieg zur Anenhütte ist problemlos auf verschiedenen Wegen machbar (je nach Lust und Laune T4-T6), ich entscheide mich nach schon genug Kletterei für eine einfache Variante.


Tourengänger: Dimmugljufur


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