Schoibhorn 2684m Überquerung


Publiziert von Lulubusi , 28. Juli 2013 um 16:36.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:27 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 3 (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1090 m
Abstieg: 1090 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:via Innertkirchen in Richtung Grimselpass
Unterkunftmöglichkeiten:Im Tal oder Gelmerhütte
Kartennummer:LK 1:25000 BL1230 Guttannen

Schoibhoren 2684m

Vor etwa vier Jahren war ich schon mal an diesem Berg zu werke. Meine Hündin Schyla war mit dabei. Damals, kehrte ich bei einigen geneigten Platten die es zu überqueren gilt um. Mit meiner treuen vierbeinigen Begleiterin war mir das Risiko abzurutschen zu gross. Wahrscheinlich hatte ich mehr Bedenken als Schyla selbst.

 

Zu diesem Zeitpunkt sagte ich mi: „Lieber gesund und ohne Unfall zurück! Aufgeschoben ist schliesslich nicht aufgehoben.“ Dass es beinahe 5 Jahre dauern sollte bis ich mich erneut an diesem Berg versuche, wusste ich nicht.

 

Heute war der Zeitpunkt da, den schönen Gipfel weiter oberhalb des Gelmersees in Angriff zu nehmen. Diesmal allerdings ohne vierbeinige Begleitung.

 

Ausgangspunkt

Als Ausgangs bzw. Startpunkt wähle ich Chüenzentennlen. Hier befindet sich direkt neben der Grimselpassstrasse ein Parkplatz. Früh am Morgen lässt sich das eigen Fahrzeug ohne Probleme deponieren. Je mehr sich die Uhrzeit gegen den Mittag bewegt, desto knapper werden allerdings die Parkplätze.

Ist dies doch ein guter Ausgangspunkt um zum Gelmersee hoch zu wandern.

 

Aufstieg Schoibhoren

Von Chüenzentennlen P.1596 folge ich erst mal dem Bergwanderweg, der mich in nördlicher Richtung am Stockseewli P.1618 vorbei zum Gelmersee hoch führt. Ausgesetzte Stellen sind mit Drahtseilen versichert und steilere Passagen werden mittels Stufen überwunden.

 

Danke der fantastischen Blumenwelt, mit etwas offenen Augen entdeckt man immer wieder etwas neues, ist es eine sehr kurzweilige Wanderung zum See.

 

Beim Gelmersee P.1801 angelangt, wandere ich an dessen Südostseite weiter. Der gut ausgebaute Bergwanderweg führt um den ganzen See. Obwohl diese super schön, ist eine Seeumrundung nicht mein Ziel. Bis hier hin bewegt man sich in T2 bis T3er Gelände.

 

Am südöstlichsten Zipfel des Sees verlasse ich den Wanderweg, biege nach links (Südosten) ab und steige weglos, über Block- und Schuttgelände „T3+“ durch das Tellti via P.2058 bis unter die Plattenflucht die den Kessel abschliesst hoch.

 

Das gemütliche dahin Wandern ist nun aber vorbei! Die Schwierigkeiten nehmen deutlich zu. Es gilt nun die geeignete Stelle zu finden, über die man die geneigten Platten ohne grössere Probleme überqueren kann.

Zwischen zwei Bachausläufern, einer führt südwärts zu P.2422 der zweite ostwärts, legen sich die Platten so weit zurück dass sie recht gut überquert werden können. Einige gute Tritt und Griffe erleichtern das Unterfangen „T5“. Die Schwierigkeiten hängen allerdings sehr stark davon ab, wie stark die Platten vom Schmelzwasser überspült werden.

Nach einigen Metern weisen Grasbänder den Weg durch die Platten.

Um einen Umweg zu vermeiden, wende ich mich auf einer Höhe von etwa 2300m nach links, dem Schoibhoren entgegen und steige bis 2400m hoch. Ich befinde mich jetzt etwas südöstlich des Gipfels, im grossen Gletscherbecken des aussterbenden Gelmergletscher. Das Gelände ist hier recht flach was einem die Möglichkeit zur Erholung gibt. Ich lege eine kurze Pause ein um danach den nächsten schwierigen und langen Teil, in Angriff zu nehmen. (Die steile und durchwegs sehr ausgesetzte Ostflanke „T6“)

 

Ein steiles mit Geröll überzogenes Grasband, oberhalb der senkrecht zum Tellti abfallenden Felsen, das auf einer Höhe von ca. 2400 Metern beginnt, führt westwäerts durch die Wand.

 

Auf dem Band suche ich mir den besten Weg. Mal etwas aufsteigen, mal etwas absteigen, je nach dem wo es mir am günstigsten erscheint, aber immer schön westwärts. Teilweise erleichtern sogar Gemspfade die Wegfindung. So umrunde ich das ganz Schoibhoren.

 

Schon bald wird eine kleine Spitze und links daneben ein Sattel, die sich auf dem kleine Nord-Nordwestgrat des Horen befinden, sichtbar. Dies ist mein Ziel.

Dort angekommen wende ich mich direkt dem Gipfel entgegen. Über den Grat geht’s in leichter Kletterei II-III weiter. Meist bleibe ich direkt auf dem Grat, da hier der Fels viel fester ist. Ein vollständiges Klettern auf dem Grat ist leider nicht möglich. Zumindest für mich nicht. Kleiner Türmchen und Spitzen versperren des öfteren den Weg und zwingen mich in die Ostflanke auszuweichen. Es lässt sich aber stets ein guten Weg um die Barrieren finden.

 

Auf dem Grat komme ich bis zum Vorgipfel gut voran. Diesen zu überklettern erscheint mir allerdings als unmöglich.

Vom Sattel auf dem ich mich gerade befinde, steige ich einige Meter südwärts in die Westflanke ab. In der sich zum Gipfel verengenden Flanke kann man nun über abschüssiges Gras, teilweise plattiges Gelände auf einen weiteren Sattel nordwestlich des Gipfels aufsteigen. Der Sattel befindet sich zwischen Vor- und Hauptgipfel.

 

Die Kletterei zum Hauptgipfel sieht, recht Spannend aus. Zumindest von unten gesehen könnte man einem Riss folgen. Ob es die Felsqualität zulassen würde, konnte ich nicht beurteilen. Ohne Seil und Sicherung für mich sowieso nicht machbar.

 

Der einfachste Weg führt vom Sattel ostwärts etwas abwärts, zu einem weiteren Band, das kurz waagrecht durch die Ostflanke und anschliessen nach rechts oben zieht.

Zum zweiten mal umrunde ich den Gipfel. In kurzer, leichter Kletterei II erreiche ich schliesslich von Südosten komme, die letzten Meter auf dem Südostgrat, den Gipfel.

 

Das Schoibhoren P.2684, mit einem sehr abwechslungsreichen und äusserst spannenden Anstieg ist erreicht.

Ein einsamer Gipfel abseits der Menschenmassen, mit einem Blick auf den Gelmersee, den man sonst niergends findet!

 

Abstieg

Nach einer kurzen Gipfelpause begebe ich mich auf den Abstieg. Vom Gipfel folge ich meiner Aufstiegsspur zurück auf den Sattel nordwestlich des Horen. Ab jetzt gehe ich auf unbekannten Wegen.

 

Vom Sattel steige ich durch die Couloir ähnlich, sich nach oben verjüngenden Westflanke. Auf der linken Seite der Flanke, unterhalb des Kammes des Südwestgrates gehe ich abwärts. Zwischen den grossen kaum überwindbaren Platten, finden sich hier immer wieder Rinnen durch die man doch recht bequem absteigen kann.

Das Gelände ist hier wieder deutlich einfacher1 „T4“, was im Abstieg doch recht vorteilhaft ist.

 

Ist steige bis 2200 Meter hinunter. Hier wird das Gelände etwas flacher und es ermöglicht nach rechts in Richtung Gelmersee abzubiegen. Auf dem schwach ausgeprägten Kamm (Ausläufer des Westgrates) werden Pfad ähnlich Spuren erkennbar. Diese peile ich an.

 

Kurz kann ich den Spuren folgen, diese verlaufen sich allerdings sehr schnell im dichten Föhren, Alpenrosen und Heidelbeerstauden Urwald.

 

Durch den von Platten durchzogenen Abhang suche ich mir nun den besten Weg hinunter zu P.1860. Von oben gesehen halte ich mich eher links im Hang. Hier findet sich immer wieder ein Durchschlupf zwischen den Felsplatten.

 

Nach dem hier doch recht mühseligen Streifzug durch Gelmersseurwald, treffe ich wenige Meter südlich von P.1860 wieder auf den alt bekannten Wanderweg, der mich zurück nach Chüenzentennlen P.1596 und zum Auto führt.

 

Startunkt

Chüenzentennlen 1596m

 

Ziel

Schoibhoren 2684m

 

Anforderungen

Ab dem Gelmersee bewegt man sich in weglosem häufig in sehr exponiertem und abschüssigem Gelände. Heikles Schrofengelände. Die Wegfindung ist selbst bei guter Sicht schwierig. Sichere Geländebeurteilung unabdingbar.

Die Kletterschwierigkeiten bewegen sich im II. bis III. französischen Schwierigkeitsgrat.

Der Schwierigkeitsgrat T6 muss beherrscht werden.

 

Material

Bergschuhe, ev. Helm.

Wenn zu zweit unterwegs ev. Kletter bzw. Sicherungsmaterial.

 

Allgemeine Infos

Gelmerbahn

Grimselpass

Gelmerhütte

 

Fazit

·        Anspruchsvolle, äusserst abwechslungsreiche Tour

·        Toller einsamer Gipfel abseits der Menschenmassen

·        Grandioser Tiefblick zum Gelmersee

·        Genialer Aussichtsberg im Halital

·        Tolle Flora

·        Bis zum und vom Gelmersee eine sehr abwechslungsreiche Wanderung

·        Tour nur bei trockenen Verhältnissen unternehmen

 

Genaue Route

Chüenzentennlen P.1596, Stockseewli P.1618, P.1677, Gelmersee P.1801, Gelmersee Südostseite, P.1894, Tellti, Schoibhorn Ostflanke, Schoibhorn P.2684, Schobhorn Westflanke, Gelmersee P.1801, Chüenzentennlen 1596

 

Alternativ

Gelmerseerundwanderung

Wanderung zur Gelmerhütte

Diechterhorn

Tieralplistock


Tourengänger: Lulubusi
Communities: T6


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Geodaten
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Kommentare (5)


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Zaza hat gesagt:
Gesendet am 28. Juli 2013 um 18:27
Sehr schön, gratuliere zur Lösung des "Rätsels Schoibhoren"! Das werde ich gelegentlich auch mal probieren, allerdings lieber die Westflanke rauf und runter.

Gruess, zaza

Lulubusi hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Juli 2013 um 22:47
Danke, meine Variante eignet sich allerdings eher zum Abstieg. Im Aufstieg wird der Föhrenurwald extremst lästig werden.
Aber vieleicht findets du eine ideale Lösung, würd mich dann schon interessieren.

Grüsse
Lulubusi

Martin Kettler hat gesagt:
Gesendet am 28. Juli 2013 um 22:31
Na Bravo!
Gratuliere, das wurde ja auch mal Zeit ;-) Das Schoibhoren ist diesen Herbst in unserer SAC Sektion ausgeschrieben, leider kann ich an diesem Datum nicht mitgehen. Für mich war lange die Frage, wie der Grat von den Gärstenhörnern rüber zum Schoibhoren aussieht. Aber das hat sich Dank Deinen Bildern wohl erledigt, sieht ja ziemlich wild aus!
Gruss aus dem Hasli

Martin

Lulubusi hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Juli 2013 um 22:45
Ciao Martin
Jä, habe den Tourenausschrieb gesehen. Wird den eine Besteigung via Gärstenhörner angepeilt?
Grüsse

Pascal

Martin Kettler hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juli 2013 um 13:06
Hallo Pascal
Nein, ich denke das wird über die Westflanke passieren. Ich hatte den Grat mal vom Juchlistock aus ins Auge genommen, dachte das könnte vielleicht gehen. Aber von weitem sieht es halt doch des öfteren etwas harmloser aus. Der Grat ist doch sehr wild.
Gruss aus dem Hasli
Martin


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