Der Alpine Pfad am Feldberg


Publiziert von Nik Brückner , 9. Juli 2013 um 14:05.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum: 9 Oktober 2009
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:19km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:* B 317 zum Feldbergpass, von dort den Abzweig zum Hotel Feldberger Hof. Dort großer Parkplatz.
* Der Alpine Pfad ist zudem bequem vom Rinken aus über die Zastler Hütte zu erreichen.
* Oder von der Stollenbacher Hütte (Zufahrt aus dem Zastlertal) bzw. der Erlenbacher Hütte (Zufahrt aus Oberried) am Toten Mann über den Hüttenwasen.
* Ebenso von der Todtnauer Hütte aus (über den Stübenwasen).
Unterkunftmöglichkeiten:Schläfeln kann man im Hotel Feldberger Hof, in der Baldenweger Hütte, der Zastler Hütte, der Stollenbacher Hütte, der Erlenbacher Hütte, und in der Todtnauer Hütte.

Einsames Abenteuer mit alpinem Charakter an einem der touristischen Highlights Baden-Württembergs gefällig? Das ist unmöglich? Weit gefehlt!

Der etwa viereinhalb Kilometer lange Alpine Pfad ist einer der höchstgelegenen Wanderwege im Schwarzwald, er führt durch das alpine Felsgelände der Nordabstürze am Feldberg. Seinen Namen trägt der Weg wegen der alpinen Vegetation, die hier, auf der steilen, sonnenabgewandten und nur schwer zugänglichen Nordseite des Feldbergs, einen ihrer letzten Rückzugsräume im Schwarzwald hat (das Feldberggebiet hat auf Grund seiner subalpinen Vegetation den Status eines Naturschutzgebietes), aber auch wegen des durchaus alpinen Charakters seiner Wegführung über Felsen und durch steile Tobel.


Weil der Alpine Pfad seit einigen Jahren nicht mehr vom Schwarzwaldverein ausgeschildert wird (aber dennoch weiterhin begehbar ist und sogar bisweilen offenbar in privater Initiative mit selbstgemachten Holzschildern oder Markierungen ausgestattet wird), kann der Wanderer hier tatsächlich abseits der Touristenströme alpines Gelände in absoluter Einsamkeit genießen. Jedenfalls solange nicht allzu viele Leute das hier lesen... Der Zustand des Weges schwankt allerdings ziemlich: Er ist im Sommer meist stark zugewachsen und zudem an vielen Stellen durch umgestürzte Bäume blockiert, die man überkraxeln muss. Trotzdem, oder besser: deshalb ist der Alpine Pfad ein echtes Abenteuer in einer Gegend, in der man es nicht vemuten würde.

Ideal ist es, den Alpinen Pfad in eine Rundtour um den Feldberggipfel einzubauen. Lässt man dabei den Gipfel selbst aus, kann das erst recht eine recht einsame und ruhige Genusstour sein, sogar am höchsten Berg Baden-Württembergs!



Rundweg bis zum Einstieg

2009 dübelte ich mal wieder zum Feldberg hinauf - im Auto spielte Magmas "Ëmëhntëhtt-Ré". Was sonst! Man beginnt die Runde am besten am Parkplatz (mittlerweile: Parkhaus) vor dem Hotel Feldberger Hof. Von dort aus führt ein Weg rechts der Skipiste am Waldrand Richtung Seebuck empor, auf dem man den touristischen Trubel bald zurücklässt. Man verlässt diesen Anstieg auf halber Höhe und folgt dem Felsenweg, der oberhalb des Feldsees die Hänge des Seebucks quert. Im Wald meidet man den Abzweig links hinauf zum Seebuck und hält sich Richtung Baldenweger Hütte/Rinken. Sobald man auf den breiten Waldweg stößt, der zum Rinken führt, geht es ein paar Meter weiter auf dem Feldbergsteig auf wildem Weg an einem Bächlein entlang hinauf zur Baldenweger Hütte (1321m). Der Anstieg ist oft nass und rutschig, und man sieht den Sinn und Zweck des Wegleins nicht wirklich ein (ein paar Meter weiter gibt es einen bequemeren Weg), aber es macht auch Spaß. Von der Baldenweger Hütte aus am Naturfreundehaus vorbei weiter zur Zastlerhütte (1260m, hierher auch zu Fuß vom Parkplatz am Rinken).

Die nächste Station ist dann ein Sattel im Nordwesten des Feldberg-Hauptgipfels, der auf der anderen Seite zum Toten Mann hin ansteigt, der Hüttenwasen. Auf dieser Hochweide muss man ein bisschen aufpassen, denn der Einstieg in den Alpinen Pfad ist nicht leicht zu finden: Der Weg wird nicht mehr gepflegt und ist dementsprechend nicht gut markiert. Am besten macht man Folgendes: Unterhalb der Hüttenwasenhütte (1220m), eines kleinen hölzernen Unterstandes am unteren Ende der Hochweide (siehe Foto), überquert der Wanderpfad hinunter ins St. Wilhelmer Tal einen kleinen Bach. Etwa 10, 15 Meter talwärts zweigt links ein ein kleiner, unbezeichneter Steig in den Wald ab. Das ist der Alpine Pfad. Dass man richtig ist, erkennt man dann nach wenigen Metern, wenn man zwei Schilder passiert: eines, das den Wald auf der Nordseite des Feldbergs als Bannwald ausweist, und ein zweites, das auf den Alpinen Pfad hinweist (siehe Foto). Nun beginnt das eigentliche Highlight!


Der Alpine Pfad

Den Verlauf und die Varianten beschreibe ich etwas genauer, weil der Weg nur noch in alten Karten eingezeichnet ist. Ich hoffe aber, dass man sich mit dieser Beschreibung auch ohne Karte im Gelände gut zurechtfindet. Eine Karte aller hier beschriebenen Varianten findet man hier.

Der Pfad (Gehzeit für die ca. viereinhalb Kilometer vom Hüttenwasen bis zum Stübenwasen: etwa zweieinhalb Stunden) verläuft in der Folge im Uhrzeigersinn (also Bergseite links) um den "Napf" (Talschluss des St.-Wilhelmer-Tals) herum, etwa auf 2/3 der Höhe zwischen Feldberg-Gipfel und Talgrund. Das Gelände erfordert Trittsicherheit, denn man übersteigt einige Felsen, Lawinenbahnen, Bäche und viele viele umgestürzte Bäume. An einigen kurzen Schlüsselstellen ist ein wenig Klettergewandtheit erforderlich (Schwierigkeitsgrad I wird aber nie überschritten, bisweilen hängt auch ein Seil drin), an anderen Stellen kann der schmale Weg erosionsbedingt abgerutscht sein. Bei nassem Wetter oder Restschnee ist daher vom Begehen abzuraten. Das Ganze ist, wie gesagt, ein kleines Abenteuer, vor allem dadurch bedingt, dass der Weg nicht mehr gepflegt wird. Dafür kann man, wenn man Glück hat, ein paar von den hier lebenden (im Schwarzwald nicht ursprünglich heimischen) Gämsen zu Gesicht bekommen. Der "Normaltourist" oben am Gipfel dürfte wohl kaum in diesen Genuss kommen.


Es gibt verschiedene Ausstiegsvarianten:

Ausstieg 1 (vollständige Begehung):


Nach etwa zweieinhalb Stunden Gehzeit, in der man den Berg immer zur Linken hat, steigt der Pfad  nach einer etwas engeren Rechtskurve in einem Kessel zu einem felsigen Bergsporn in der Ostflanke zwischen Stübenwasen und Schmaleck an, wo er sich, durch Wanderer und Rastende vertreten, in mehrere Spuren verläuft, die meist im Gestrüpp enden. Der Alpine Pfad kehrt hier direkt auf dem Sporn ansteigend scharf nach links. Er führt zunächst weiter bergan (man passiert ein weiteres "Bannwald"-Schild) und stößt dann, nach einer weiten Rechtsbiegung, spitzwinklig auf einen vielbefahrenen Holzabfuhrweg, der aus dem St.-Wilhelmer Tal heraufkommt. Dieser wird direkt gequert, der hier oft stark zugewachsene und kaum noch erkennbare Alpine Pfad setzt sich auf der anderen Seite nach links in Richtung Wald fort (vor dem Wald weist manchmal ein Schild in die Richtung, aus der man kommt, ein Pfeil mit der Bezeichnung "Hüttenwasen"). Wieder gut sichtbar, führt er nun als breiter Weg in den Wald und nach einer Rechts- und einer Linkskehre nun schmaler immer weiter ansteigend auf den Stübenwasen. Er endet direkt hinter dem Stübenwasenkreuz (1386m).

Wer den Feldberg auslässt (da ist immer viel los), der hat hier die beste Aussicht des Tages: Abgesehen vom Feldberg selbst hat man einen tollen Blick hinüber zum Herzogenhorn, zum Silberberg und zum Belchen. Im Westen erstrecken sich die Vogesen, mit dem Hartmannsweilerkopf, dem Grand Ballon, dem Hohneck und dem Tanet. Im Norden verstellen einem Bäume den Blick, sonst könnte man die Nordvogesen sehen, den südlichen Pfälzerwald, den Kandel und die Hornisgrinde. Das wahrhaft Großartige ist allerdings, dass man an guten Tagen ein Alpenpano hat, das vom Geißhorn in den Tannheimer Bergen bis zum 250 Kilometer entfernten Mont Blanc reicht.

Von hier aus lässt sich die Runde über die Todtnauer Hütte bis zum Feldberger Hof schließen.


Ausstieg 2 (Abkürzung hinauf zur St.-Wilhelmer Hütte):

Nach etwa der Hälfte des Alpinen Pfades (2,2km vom Hüttenwasen her gerechnet, 2,3km vom Stübenwasen), wird das Gelände linker Hand kurzzeitig flacher, und in der Nähe eines Baches gibt der hier lichtere Wald den Blick auf eine oberhalb liegende Weide frei. Durch einen gut sichtbaren Durchlass im Weidezaun gelangt man auf deutlich erkennbarem Pfad über Wiesen zunächst nach rechts ansteigend über einen Bach, dann nach einem kurzen Waldstück links abbiegend und steiler hinaus auf den bald unweit sichtbaren Sattel zwischen Stübenwasen und Feldberg, nahe der St.-Wilhelmer und der Todtnauer Hütte (Pt. 1337m).

Auch von hier aus lässt sich die Runde über die Todtnauer Hütte oder den Feldberg-Gipfel bis zum Feldberger Hof schließen.


Ausstieg 3 (Abstieg ins St.-Wilhelmer Tal):


Etwa 20 Meter aufwärts nach der Linkskehre am oben (unter "Ausstieg 1") beschriebenen felsigen Bergsporn am Schmaleck, wo der Pfad sich wieder deutlich aus dem Gewirr der Gehspuren gelöst hat, zweigt auf dem kleinen Plateau rechter Hand ein durch den hohen Pflanzenbewuchs im Sommer und durch mittlerweile zahlreiche umgestürzte bzw. gefällte Bäume zunächst nicht erkennbarer Pfad rechtwinklig nach rechts ab, der erst, angepasst an das Gelände, eine leichte Linksbiegung macht, um sich dann nach rechts zu wenden. Nach etwa 100 Metern fällt das Gelände steiler ab, der Bewuchs geht zurück und der Pfad wird deutlicher. Er führt nun in mehreren Kehren sicher über und zwischen Felsen hindurch abwärts zu einem Geröllfeld, das in den Napf hinabreicht. Dieses wird zunächst nach links, dann nach einer letzten Kehre nach rechts ein weiteres Mal gequert.
Der Pfad endet hier an einem breiten Holzabfuhrweg, dem man bergab folgt. Dieser stößt nach einigen hundert Metern auf einen weiteren Holzabfuhrweg, den Oberen Wittenbachweg, auf dem man rechts ins St.-Wilhelmer-Tal hinunterwandern kann. Folgt man diesem Weg aber ansteigend nach links, erkennt man am Bergsporn, in der Nähe von Pt. 1073, bald rechter Hand wieder den schmalen Pfad, der im Wald nach rechts in flacheres Gelände führt. Dort wendet er sich nach links und endet nach einer weiteren Rechtskehre auf einem Holzabfuhrweg oberhalb des Unterwittenbacher Hofs. Klingt kompliziert, ist aber eine schöne und zudem nochmal recht felsig-alpine Variante.

Eine Rückkehr zum Feldberger Hof ist von hier unten aus nicht sinnvoll. Diese Variante empfiehlt sich daher (nur) für diejenigen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, oder den Alpinen Pfad vom Tal aus gehen.


Weil der Weg nicht mehr gepflegt wird und daher im Sommer recht schnell zuwächst, ist insbesondere der Ausstieg zum Stübenwasen ab dem felsigen Sporn für Ortsunkundige dann nicht leicht zu finden. Dies gilt umso mehr für den Abstieg nach St. Wilhelm, der in seinem oberen Teil (die ersten 100, 150 Meter) oft durch starken Bewuchs sowie umgestürzte oder gefällte Bäume kaum noch erkennbar ist. Im Frühjahr sollte das aber gehen (und eine häufigere Begehung würde ebenfalls helfen). Wer sich aber auf dieses Abenteuer einlässt (und vorsorglich etwas Zeit zum Verlaufen und Neuorientieren mitbringt) kann genau das auch erleben!


Gehzeiten:

Feldberger Hof - Hüttenwasen: 2 Stunden
Hüttenwasen - Stübenwasen: 2 1/2 Stunden
Stübenwasen - Feldberger Hof: 1 1/2 Stunden
Ausstieg 2 verkürzt die Runde um etwa eine Stunde
Ausstieg 3 (Abstieg ins St.-Wilhelmer Tal): 3/4 Stunde


P. S.: Die Fotos hier stammen von verschiedenen Begehungen, nochmal andere Bilder gibt es hier zu sehen.

Tourengänger: Nik Brückner


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

abstorz hat gesagt: Abstieg zum Napf
Gesendet am 1. November 2018 um 23:28
Vielen Dank für die detaillierte Beschreibung der Ausstiegsvanriante 3. Ich habe sie heute vergeblich gesucht, aber jetzt weiß ich warum :) Nächstes Mal werde ich sie von unten suchen, sollte leichter sein. Der Weg durch das St. Wilhelmer Tal zur Bushaltestelle ist übrigens wirklich schön und empfehlenswert als Zu- oder Ausstieg. Leider muss ich heute darauf verzichten und über Stübenwasen und breite Forstwege zum Notschrei laufen, hätte ich mich mal vorher hier infomiert!

Nik Brückner hat gesagt: RE:Abstieg zum Napf
Gesendet am 2. November 2018 um 08:01
Servus abstorz!

Bleib dran, die Variante ist schön, und lohnt ein bisschen Sucherei. Am einfachsten zu finden ist sie zu einer Jahreszeit, in der dort oben nicht alles mit hohen Pflanzen zugewuchert ist.

...oder eben von unten. Es ist lange her, dass ich das gemacht habe, aber wenn's heute noch so ist wie damals, dann ist der Anstieg direkt vom Unteren Wittenbacher Hof aus schwierig zu finden. Außerdem sind da Viehzäune, die im Weg stehen. Hat man mal den Oberen Wittenbacher Weg erreicht, sollte es aber gehen. Meine Karte (letztes Bild) zeigt ja ungefähr, wo es abgeht.

Gruß,

Nik


Kommentar hinzufügen»