Liathach (1055m), Hitzeschlacht in Schottland


Publiziert von pame , 16. Juli 2013 um 06:24.

Region: Welt » United Kindom » Schottland
Tour Datum: 8 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: GB 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:s. Wegpunkte
Zufahrt zum Ausgangspunkt:A896 zwischen Kinlochewe und Torridon
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Nur Wenige. Ein paar B&B's in Kinlochewe und Torridon. Kleines Hotel in Kinlochewe. Extrem teures Luxushotel in Torridon (ab £150). Jugendherberge in Torridon. Andere Moeglichkeit: Viele Unterkuenfte in der Gegend von Inverness, etwa 1.5h Anfahrt.

Eines der seltenen Hochdruckgebiete hat sich ueber den Britischen Inseln festgesetzt. Das muss ausgenutzt werden! Waehrend Andy Murray bei ueber 30 Grad im Schatten Wimbledon bestreitet, bin ich unterwegs in den Nordwesten seiner schottischen Heimat, wo die Temperaturen in den Taelern schon morgens die 20-Grad-Marke erreichen. Die lange und anstrengende Ueberschreitung des Liathach (1055m, ausgesprochen "Ligach") steht an.

Liathach (1055m) besteht aus zwei Munros (= eigenstaendige Gipfel ueber 3000Fuss) an den Enden eines etwa 3km langen Grates. Der Grat verlaeuft ungefaehr in O-W-Richtung parallel zur Strasse A896 im Glen Torridon. Ein besonderes Schmankerl sind die "Am Fasarinen Pinnacles", stark zerklueftete Gratfelsen aus Sandstein, die entweder direkt ueberklettert (bis III.Grad) oder beliebig umgangen werden koennen (ein bisschen so wie bei *Stac Pollaidh (612m) oder *An Teallach (1062m)). Ein Seil ist nicht notwendig, aber absolute Trittsicherheit ist Pflicht; auch auf dem guten Parallelweg, der ein paar Meter suedlich verlaeuft.

Die Liathach-Ueberschreitung, ueblicherweise von O nach W (wegen des fuer den Aufstieg besser geeigneten Weges im Osten), ist zurecht ein Klassiker in Schottland und wie schon Delta *hier angemerkt hat, eine Bergwanderung, die am ehesten mit einer Tour in den Alpen auf 2500-3000m Hoehe vergleichbar ist. Ein grosser Vorteil ist, dass man schnell in die Hoehe kommt, und dass die Wege groesstenteils klar erkennbar und trocken sind. Nicht zu vernachlaessigen: Wegen diverser Zwischengipfel kommen ungefaehr 1400 Hoehenmeter zusammen. Streckenweise fuehrt die Route auch ueber viel Geroell, was das Vorankommen anstrengend und langsam macht. Wegen der Hitze empfand ich die Tour als anstrengender als *An Teallach, obwohl letztere gleich viele Hoehenmeter hat aber fast doppelt so lang ist (im Normalfall sollte Hitze in Schottland aber eher nicht das Problem sein!).

Ich habe in Kinlochewe uebernachtet, einem winzigen Dorf etwa 15 Autominuten oestlich vom Startpunkt am kleinen Parkplatz bei Glen Cottage (56m). Da es ein Montag ist, kann ich problemlos einen Platz bekommen. An Wochenenden koennte es hier schwierig werde. Der naechste Parkplatz ist etwa 2km weiter Richtung Kinlochewe, was nochmal 4km zusaetzl. Wegstrecke bedeuten wuerde. 

Der klar erkennbare und perfekt mit Steinen ausgelegte Weg beginnt ein paar Meter oestl. vom Parkplatz, und es geht schon kurz danach steil nach oben (T2). An einigen felsigen Stellen kann man schon mal Hand "anlegen" (I). In der Sommerhitze ziemlich schweisstreibend gewinnt man schnell an Hoehe und auf ca. 500m legt sich das Gelaende etwas zurueck, bevor es wieder etwas steiler, jetzt ueber einen Geroellpfad nach rechts (O) auf einen kleinen Sattel auf ca. 800m Hoehe geht. Hier empfaengt einen zum erstenmal der tolle Tiefblick auf die wilde N-Seite von Liathach.

Man sollte hier noch einen Abstecher nach rechts (O) machen zum Nebengipfel, Stuc a'Choire Dhuibh Bhig (915m), von dem man eine wirklich tolle Aussicht hat. Danach geht's immer auf dem breiten Grat mehrmals auf und ab bis zum ersten Munro, Spidean a'Choire Leith (1055m). Hier war bei mir "Halbzeit", und ich musste meinen 50. Munro feiern!!

Beim Abstieg und bei schlechter Sicht aufpassen, dass man nicht zu weit sued- oder suedoestl. abdriftet. Die eigentl. Route fuehrt eher durch die W-Flanke etwa 100 Hoehenmeter schraeg nach unten, um dann den schwach ausgepraegten SW-Grat zu erreichen. Man darf hier auf keinen Fall den sehr schmalen Sattel zwischen dem SW-Grat und den Fasarinen-Pinnacles verpassen.

Die folgenden Am-Fasarinen-Pinnacles sind das Glanzstueck der Wanderung, und die eigentl. Strecke ist nicht laenger als ein paar Hundert Meter. Deswegen sollte man sich fuer die Plaisirkraxelei im I.-II. Grad Zeit lassen. Nach den Pinnacles geht's dann sehr einfach (T2) zum zweiten Munro, Mullach an Rathain (1023m), und von hier auf einem einigermassen guten Pfad zurueck ins Tal. Dann noch 2.5km auf der wenig befahrenen Strasse zurueck zum Ausgangspunkt.

Fazit: Ein tolle Tour! Ein echter Klassiker, den sich Schottlandfans nicht entgehen lassen sollten. Ich hatte unglaubliches Glueck mit dem Wetter. Bei Nebel oder starkem Wind verpasst man was, bzw. wird's auf dem Grat schnell heikel. 

Hier noch ein paar Uebersetzungen soweit moeglich:

Liathach - Der Graue
Spidein a'Choire Leith - Grautalspitze
Mullach an Rathain - Spitzengipfel
Stob a'Choire Liath Mhor - Grossgrautalstumpf

Am Fasarinen - Die Zaehne

Tourengänger: pame


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T4
1 Aug 03
Liathach · Delta

Kommentare (1)


Kommentar hinzufügen

bulbiferum hat gesagt:
Gesendet am 16. Juli 2013 um 20:24
Hoi Pame

Eine tolle Tour hast du da gemacht. Ich habe mir das auf der Karte auch schon angesehen. Nach deinem Bericht kommt sie nun definitiv auf die lange Pendenzenliste

Viele Grüsse, Markus


Kommentar hinzufügen»