Ohne Schlaf auf die Plattigspitzen (2548m / 2558m) und die Kogelseespitze (2647m)


Publiziert von Andy84 , 8. Juli 2013 um 17:07.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 7 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Parzinn 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m

Der Wetterbericht hat für die Lechtaler und die Allgäuer Alpen ab dem frühen Nachmittag leichte Gewitter ansagt, der Vormittag soll allerdings sehr sonnig werden.
Das musste doch genutzt werden.

Eigentlich sollte der Wecker um 5.30 Uhr klingeln.
Aber was tun, wenn man um 2.30 Uhr immer noch wach im Bett liegt.  Ganz klar, aufstehen, bisschen kaltes Wasser ins Gesicht und gleich ab in die Berge. Noch schnell am Nachtschalter der nächsten Tankstelle 3 Red Bull gekauft und schon gehts Richtung Boden im Lechtal.

Um kurz nach 4.00 Uhr treffe ich am Parkplatz in Boden ein, schnell die Schuhe anziehen, Stirnlampe aufziehen und schon gehts bei frischen 6°C auf dem breiten Fahrweg in Richtung Hanauer Hütte. Die muss heute Nacht gut besucht sein, der Parkplatz ist propenvoll.

Recht zügig geht es voran, die Stirnlampe kann ich bereits nach kurzer Zeit abnehmen. Hinter der Reichspitze wird es langsam hell, bis zum Sonnenaufgang dauert es aber noch ein bisschen. Es hat schon was das ganze Tal für sich alleine zu haben und zu sehen wie alles nach und nach zum Leben erwacht.
Nach der Materialseilbahn endet der breite Fahrweg und es geht weiter auf einem normalen Fußweg hinauf zur Hanauer Hütte, die bereits von weitem auf ihrem Podest über dem Tal zu sehen ist. Nach etwas mehr als einer Stunde ist die Hütte dann erreicht und ich treffe davor auf eine Frau, die sich den Sonnenaufgang ansehen will. Sie erzählt mir dass sie mit einer DAV-Gruppe aus Krumbach unterwegs ist und sie nach dem Frühstück zur Kogelseespitze aufbrechen wollen.

Dies ist ebenfalls mein Ziel und so mache ich mich nach einem kurzen Gespräch wieder auf den Weg in Richtung unterer Parzinnsee. Ich muss immer wieder anhalten und mich umdrehen da die Sonne gerade hinter der Reichspitze aufgeht. Vor allem die Parzinnspitze wird dabei in ein tiefes Rot getaucht. Es ist einfach erstaunlich wie schön die Natur immer wieder sein kann. Auch fallen auf dem Weg auch immer wieder die Dremelspitze und die Schneekarlespitze ins Auge.

Der untere Parzinnsee ist schnell erreicht. Dort ändere ich meinen Tourplan etwas ab. Zu interessant schauen die beiden Plattigspitzen aus. An der Weggabelung etwas oberhalb des unteren Parzinnsee verlasse ich den Weg in Richtung Norden und mache mich zuerst weglos, etwas später doch wieder einigen roten Markierungen folgend auf zum Einstieg in die östliche Plattigspitze. Eine kleine Steilstufe ist zu überwinden und schon befinde ich mich auf dem steilen Grasrücken und suche mir weglos durch etwas steileres Gras und etwas Fels einen Weg hinauf zum Gipfel. Schon erstaunlich wie einfach der Gipfel zu ersteigen ist, vor allem nicht wenn man ihn sich von der Hanauer Hütte aus angeschaut hat. Trittsicherheit und sicheres Umgehen mit dem I-ten Grad sind dabei allerdings Voraussetzung.
Nach gut 50 Minuten von der Hanauer Hütte aus habe ich dann das wunderschöne kleine Kreuz erreicht, wo ich ADI voll und ganz Recht geben muss. Es muss nicht immer ein großes Kreuz sein, die kleinen können viel schöner sein.

Jetzt ist erst mal Frühstück und die Aussicht genießen angesagt.  Das Gebiet um die Hanauer Hütte ist einfach wunderschön, die ganzen Gipfel in der Morgensonne einfach ein Traum.
Im Gipfelbuch kann leider nicht allzuviel geblättert werden, es wurde erst vor kurzem ausgetauscht. Laut GB war ich erst der 2te der dieses Jahr diesen schönen Gipfel bestiegen hat. Schon verwunderlich.
Nach einer längeren Rast mache ich mich weiter zur Überschreitung Richtung westlicher Plattigspitze, welche um 10 Meter höher ist.

Leider muss ich dabei in der Westflanke etwas absteigen, da in den Rinnen noch einiges an Schnee liegt und mir es als zu gefährlich erscheint darüber zu gehen. Wenn der Schnee nicht gewesen wäre, wäre der Übergang evtl. leichter gewesen, so habe ich auf meinem Weg 2 leichte III-er Stelle abklettern  müssen. Nachdem ich die Schneefelder nun umgangen habe mache ich mich wieder an den Aufstieg, wobei einige nette Platten gequert werden müssen. Richtiges Genuss-Gelände.
Nach gut 25 Minuten stehe ich dann auf dem Gipfel. Ein kleines verfallenes Steinmanderl steht am höchsten Punkt. Bei der Suche nach einem Gipfelbuch wurde ich allerdings enttäuscht. Ich hab nur einen Teil der Blechbox gefunden. Ich hab dann mal versucht das Steinmanderl wieder aufzubauen. Mal schauen wielange es diesmal hält.
Nun geht es in der Südflanke hinab wobei ich auch wieder versuche nicht in die steilen Schneefelder zu müssen und so wahrscheinlich einen etwas schwierigeren Weg wähle. Aber es macht einfach Spass. Nach gut einer halben Stunde befinde ich mich wieder an der Weggabelung, wo ich auf einen anderen Wanderer treffe. Wie es sich heraus stellt gehört er zu der Wandergruppe aus Krumbach an. Gemeinsam machen wir uns gemütlich auf den Weg zur Kogelseespitze. Zunächst geht es etwas steiler hinauf zum Gufelseejoch, wobei der Weg im obersten Weg durch ein paar Drahtseile entschärft wurde. Nun geht es auf dem breiten Rücken die letzten knapp 300 Höhenmeter hinauf zum Gipfel, welchen wir nach gut einer Stunde von der Weggabelung aus erreichen.

Dieser Gipfel wird der wahrscheinlich am häufigsten bestiegene Gipfel im Umkreis der Hanauer Hütte sein, nicht verwunderlich, ist er wohl auch mit Abstand der einfachste. Das soll aber die Gipfeleindrücke nicht schmälern. Die Aussicht ist einfach toll. Ein Großteil der Lechtaler Prominenz zeigt sich. Parseierspitze, Holzgauer Wetter-  und Feuerspitze, Freispitze, beinahe der gesamte Kamm der Hornbachkette und der Allgäuer Hauptkamm zeigen sich von ihrer besten Seite. Auch die umliegenden, noch teils zugeschneiten Seen können begeistern.
Laut Gipfelbuch wird der Gipfel auch gern im Winter bestiegen. So waren an Sylvester und an Neujahr Tourengänger oben. Wie es geht, hat ADI in seinem Bericht schon schön gezeigt.

Nach einer kurzen Rast mache ich mich an den Abstieg, wobei ich wie so oft auch heute wieder gerne den Berg hinunter renne. Kurz nach dem Gufelseejoch kann ich gut 100 Höhenmeter kräftesparend auf Schnee abfahren und so erreiche ich bereits nach gut 25 Minuten vom Gipfel die Hanauer Hütte.
Ein isotonisches Sportgetränk und eine Gulaschsuppe später geht es flotten Schrittes weiter hinab Richtung Boden, wo ich gut 40 Minuten später am Auto eintreffe.
 
Fazit:
Wunderschöne Tour, vorallem die morgendlichen Eindrücke bleiben in Erinnerung. Der Östliche Plattigspitze war deutlich leichter als erwartet, der Übergang ohne Schnee ist wahrscheinlich dann auch leichter. Ich war dieses Jahr bestimmt nicht das letzte Mal in diesem Gebiet unterwegs.

Der kompette Schlafmangel macht sich seltsamerweise bzw. glücklicherweise über haupt nicht bemerkbar.



Schwierigkeiten und Wegzeiten:
(Zeiten ohne Pausen, reine Laufzeit. Im Abstieg viele Passagen mit Trail Running)

Boden - Hanauer Hütte:                                             62 Min, T2
Hanauer Hütte - Östliche Plattigspitze                    51 Min, T4, I
Östlich Plattigspitze- Westliche Plattigspitze:        25 Min, T5, II (auf meiner Route 2 Stellen II+ bis III-)
Westliche Plattigspitze - Weggabelung:                 30 Min, T5, II-III
Weggabelung - Kogelseespitze:                              60 Min, T3
Kogelseespitze - Hanauer Hütte:                             25 Min, T3
Hanauer Hütte - Boden:                                             42 Min, T2

Nettozeit:  ca. 5h
Bruttozeit: ca. 7h 15 min

Tourengänger: Andy84


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Kommentare (7)


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quacamozza hat gesagt: Leistungssport...
Gesendet am 8. Juli 2013 um 19:21
...ist das...1000 hm/h...unglaublich...

Kann ich nur meinen Hut ziehen! Tja, leider musste ich der Julia das Auto am Sonntag überlassen.

Wenn Du beim Lernen das gleiche Tempo an den Tag legst, kann ja nichts mehr schief gehen...

Viele Grüße ins Allgäu
Bis demnächst
Ulf


Andy84 hat gesagt: RE:Leistungssport...
Gesendet am 8. Juli 2013 um 19:26
Shit, hab grad gemerkt das ich die Zeiten falsch abgelesen hab. Waren von der Hütte zur Östlichen Plattigspitze 51 Minuten.
Sorry

maxl hat gesagt:
Gesendet am 8. Juli 2013 um 21:55
Schöne Tour!! Aber keine Angst, ich mache auch meistens durch, bevor ich in die Berge gehe....:-) Nur auf der Rückfahrt ists dann oft ziemlich hart, nicht einzuschlafen...

Andy84 hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Juli 2013 um 21:58
mich hat es erst nach der Dusche so richtig erwischt. ;-)

ADI hat gesagt:
Gesendet am 9. Juli 2013 um 06:54
Hey, Andy!

Klasse Tour, vor allem: perfektes Timing.
Da hast die ganze Sache ja völlig wolkenlos hinbekommen, denn bald darauf war alles in Wolken.
Wir waren tags zuvor bei 250% Luftfeuchtigkeit in den Tannheimern unterwegs, bei etwas schlechterer Sicht.....und für Sonntag war eigentlich der Wetterbericht auch nicht besser gemeldet.

VLG vom ADI

Andy84 hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Juli 2013 um 09:39
Danke Gunter,

ja, habs wirklich gut erwischt. Ich fand es eigentlich durchgehend angenehm von den Temperaturen her.
Hab zuvor deine Berichte über die Plattigspitzen und die Kogelseespitze angeschaut, Waren sehr hilfreich.

Wie es aussieht geht es dir endlich wieder besser. Freut mich zu hören.
Dann steht einer baldigen gemeinsamen Tour ja nichts mehr im Wege.

Grüße Andy

ADI hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. Juli 2013 um 10:59
Hallo, Andy!

Gerne doch, zb. den NW-Grat auf die Oberlahmsspitze, der ist echt klasse.
Wie wär's damit?
Laß mal hören, wann Du Zeit hast.

VLG vom ADI


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