über SSE-Grat und - Couloir zum Seehore - zum Girehore und durch dessen Couloir zurück


Publiziert von Felix , 8. Juli 2013 um 15:41. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Bern » Simmental
Tour Datum: 6 Juli 2013
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Aufstieg: 1225 m
Abstieg: 1225 m
Strecke:Diemtigen, Schwenden - Grabe - Chummli - P. 1703 - Röti, P. 1961 - SSE-Couloir + -Grat - Seehore - Girehore - Chummli - Grabe - Schwenden
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW via Konolfingen, Autobahn Kiesen - Wimmis, Oey, Horboden nach Schwenden
Kartennummer:1226/7, 1246

Wir starten bei besten, beinahe sommerlichen Wetterbedingungen, im Schulbezirk der grossen Gemeinde Diemtigen - Schwenden.

Ich schätze mich glücklich, erhalte ich die Gelegenheit, zusammen mit Ursula mich den kundigen Bergsteigern Florian und Hanspeter anschliessen zu können - und auf eine alleine mir nicht machbare Tour gehen zu können; vielen herzlichen Dank euch allen für die perfekte Führung und Unterstützung!

 

Gemächlich laufen wir via Grabe (mit blumenreichen Wiesen) hoch in den bemerkenswerten Beginn des Talschluss-Kessels von Ober und Unter Schwende; danach beginnt ein etwas steilerer Anstieg über grüne, satte Alpweiden nach Chummli und zu P. 1703. Hier oben weiden Schafe - der sie früher heimsuchende Luchs wird mittels Drehlichtern abgeschreckt und die Tiere nachts in zweckdienliche Absperrungen geführt.

Auf der Röti, P. 1961 beginnt die landschaftlich eindrückliche Traverse abschüssiger, oft schuttiger, selten auch noch schneebedeckter Hänge respektive Runsen zum Einstieg ins Couloir und Grat auf ungefähr 2000 Metern: der Weg alleine ist bereits „anregend“, der gelegentliche Tiefblick und die Aussicht auf die Berge gegenüber fantastisch (Route 208 b im Clubführer Berner Voralpen, Ausgabe 1981).

Nach den ersten Metern im sehr gerölligen Couloir, in welchem wir, wie später noch einmal, in den grasdurchsetzten seitlichen linken Hang ausweichen, beobachten wir erst einmal die grosse Kolonie von Steinwild; wohl um die vierzig Tiere (meist Steingeissen mit Jungtieren) bewegen sich phänomenal geschickt in den steilen SE-Wänden des Seehores. Danach steigen wir noch ein kurzes Stück in der sehr steinschlägigen Rinne (Helme sind absolut sinnvoll) an, bevor wir in die östlichen Felsen ausweichen und zum SSE-Grat emporsteigen. Wir folgen nun - von einer Ausnahme abgesehen - der Route 208; nach wenigen etwas schlecht „trittigen“ Felsen ist dieser Aufstieg ein Genuss; der nachfolgende erste Teil der anschliessenden Gratbegehung Kraxelgenuss pur; mitunter ist eine schwache Spur im teilweise begrasten Steilhang auszumachen. Vor einem steil aufragenden Felszahn (Hanspeter vermutet auf Grund seiner Rekognoszierung hinter ihm einen etwas schwierigeren Abstieg) wechseln wir noch einmal in die Seite des Couloirs; dieser Gang beschert uns einen ausserordentlich steilen Abstieg auf einem Grasband - wie wir etwas später auf diesen Rücken zurückblicken, staunen wir doch sehr …

Noch einmal steigen wir also in der mit Unmengen von losem Gestein gefüllten Rinne auf, gelegentlich durch schmale Kamine - in welchem der Vorausgehende einen immensen Brocken loslöst, der wohl gegen 100 kg schwere Stein fliegt donnernd weit hinunter und zerbirst allmählich in Einzelteile; glücklicherweise steigen wir seitlich versetzt an - und befindet sich niemand direkt unter uns. Auch später lösen sich immer wieder kleiner Steine, einmal sogar nur durch die leichte Seilbewegung - auf diesem Aufstieg ist jeder Tritt und jeder Griff absolut auf guten Halt zu prüfen.

Dank des von Hanspeter mitgeführten 40m-Seils steigen wir wieder aus der steilen Schuttrinne aus; ohne dieses würde ich die nun folgende Passage nicht bewältigen: der erste Aufschwung ist beinahe senkrecht - das Seil gibt mir die nötige Sicherheit, so erreiche auch ich nach der Felskletterei das nachfolgende steile Schrofenstück. Ein letztes Mal steilt eine kurze Felsbarriere auf - auch hier leistet mir die Seilsicherung grosse Hilfe, so dass ich mit gutem Gefühl wieder auf dem sich hier wiederum herrlich präsentierenden Grat stehe.

Bereits lässt sich die als Gedenkstätte dienende Heugabel auf dem Gipfel aus der Ferne erkennen - doch es wartet erst noch ein genussvolles Kraxeln dem Grat entlang; teilweise Gehgelände im steilen grasdurchsetzten Felsgrat. Durch einen letzten kurzen Felskamin erreichen wir schliesslich freudestrahlend den Gipfel des Seehore -  die Rund- und Weitsicht entspricht vollends unseren Gefühlen. Wir sind überglücklich - und „zelebrieren“ eine ausgiebige Gipfelrast.

 

Überraschend viel Schnee liegt noch auf der Nordseite des Hores, teilweise benutzen wir die Schneefelder zum „Abfahren“, eine gewisse Vorsicht ist jedoch angesagt, sind sie gelegentlich recht steil und enden im Blockschutt. Im unteren Bereich unseres Abstieges lagern einige ältere Steinböcke würdevoll; wir bewundern sie sehr, bevor wir zum Sattel zum Girehore traversieren. Dabei gelangen wir erst zum Einstieg ins Couloir, welches wir später zum Weiterabstieg benutzen werden. Doch erst steigen wir am föhrenbestandenen Grat auf, welcher schliesslich recht luftig zum Gipfel leitet.

Nun bleibt uns das letzte, für alle neue „Wegstück“: zurück am besagten Sattel steigen wir ein in ein kurzes, ebenfalls sehr schuttig-lockeres Couloir; ein immer noch beachtlich steiles Geröllfeld leitet zur Grasflanke über, nach welcher uns der letzte Höhepunkt unserer langen „Reise“ erwartet: es gilt nun, an einem überaus dicken Stahlseil gesichert, eine relativ kurze Felswand von beinahe senkrechtem Charakter abwärts zu traversieren - da nicht allzu viel Höhenunterschied zum Gelände darunter besteht, gelingt mir dieser Durchstieg problemlos - noch einmal herrscht Freude, ob einem attraktiven Bestandteil unserer grossartigen Tour!

 

Etwas weniger angenehm gestaltet sich jedoch die nachfolgende Rutschpartie durch das lange, grobgeröllige Schuttfeld zurück in den Alpweidenbereich ob Chummli (diese Variante ist im Clubführer als Route 211 a beschrieben).

Nun folgen wir unserem Aufstiegsweg via Grabe zurück nach Schwenden; unseren Erfolg begiessen wir auf der Terrasse des sympathischen, vielseitigen  Tiermatti - weitere derartige Unternehmungen dürfen gern folgen!

 

Unterwegs mit Florian und Hanspeter 


Tourengänger: Ursula, Felix


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Kommentare (2)


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Aendu hat gesagt: Gratuliere!
Gesendet am 8. Juli 2013 um 15:56
Hallo zäme

Wunderschöne Tour - muss ich mir merken! Kann übrigens den Südwestgrat (Fromattgrat mit Verlängerung) auch empfehlen!

Vielen Dank auch für die schönen Fotos!

Gruss, Aendu

Felix hat gesagt: RE: Gratuliere!
Gesendet am 8. Juli 2013 um 16:23
Danke Aendu!

Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich diese erste Traverse überhaupt meistere - doch ich bin ja am "Trainieren" ;-)

Lieber Gruss

Felix


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