Blinnenhorn (3374m)


Publiziert von أجنبي , 5. Juli 2013 um 11:15.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:30 Juni 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I   Gruppo Grieshorn   CH-TI 
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Strecke:11a & 500a nach SAC-Führer „Skitouren Tessin / Misox / Calanca“: Alpe di Cruina – P. 2083 – Corno – Capanna Corno Gries – Val Corno – Passo del Corno – P. 2464 – Passo del Gries – P. 2460 – Griesgletscher – Gran Sella del Gries – Blinnenhorn – retour auf gleicher Route
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Alpe di Cruina
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auto bis Alpe di Cruina
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Corno Gries
Kartennummer:LK 1:50.000: 265 S Nufenenpass / LK 1:25.000: 1251 Val Bedretto, 1270 Binntal, 1271 Basodino

Das Blinnenhorn fristete bereits ein längeres Dasein auf meiner Projektliste. Von so manchem Bedretto-Gipfel hatte ich es schon angeschaut, am nächsten war ich ihm vergangenes Jahr *auf dem Bättelmatthorn. Derweil war für mich schon länger klar: wenn der Gipfel vom Val Bedretto her in Angriff genommen werden sollte, dann ganz sicher mit Skis, denn so lässt sich zumindest der Rückweg massiv verkürzen.

 

Nach einer kalten Woche waren die Bedingungen perfekt für einen Versuch und so fuhren wir samstags noch bei schlechtem Wetter durch den Gotthard. Als wir bei der Alpe di Cruina parkten, empfing uns ein kalter, unanständiger Wind. Immerhin aber machte der Niederschlag Pause. Für den Aufstieg zur Capanna Corno Gries buckelten wir die Skis und beschritten den Wanderweg. Anzufellen um uns ein paar steile Schneerinnen hoch zu quälen erschien uns sinnlos. Gerade noch rechtzeitig zum leckeren Nachtessen erreichten wir nach ca. 45min Aufstieg die Hütte.

 

Aufgrund des garstigen Wetters war diese nicht ausgebucht, was Madame und mir ein ganzes Vierbettzimmer bescherte. Beste Voraussetzungen für einen guten Schlaf, denn morgens um 4.15 Uhr war für uns Tagwache. Wir waren die Einzigen, welche sich um 5 Uhr hinaus in die Kälte wagten. Das Thermometer zeigte 1° C, der Wind wehte stark. Das war zwar etwas unangenehm, entsprach aber ziemlich genau den Prognosen und unserem Wunsch nach einer tragenden Schneedecke.

 

Mit dem Sonnenaufgang im Rücken erreichten wir bald den Cornopass. Hier blies der Wind noch stärker: Aus Norden brauste eine Nebelwolke nach der anderen an. Nun erwartete uns die Schlüsselstelle der Tour, nämlich die Querung unterhalb des Klein Grieshorn. Am Vortag hatte sich eine Tourengruppe dem Seeufer entlang geschlichen, uns war das nicht so geheuer. Stattdessen steuerten wir den Wanderweg an, irrten uns wegen des Schnees aber etwas in der Höhe. So spurte ich rund 20 Meter zu tief durch den Hang mit dem Resultat, dass es durch noch etwas steileres Gelände ging als nötig. Der Schnee war nur an der Oberfläche gefroren, darunter durchnässt. Kein Problem zu diesem Zeitpunkt, aber für den Rückweg hatten wir schon ein paar Bedenken.

 

Nach dem Griespass folgten wir der Krete bis ca. P. 2460, worauf wir hinüber in Richtung Griesgletscher steuerten und am Schluss ein wenig abfuhren. Der mühsame erste Teil des Aufstiegs war somit hinter uns, nun begann der lange Genuss. Der Gletscher war bestens eingeschneit, nirgends auch nur die Ansätze von Spalten zu sehen, die Verhältnisse also noch etwas besser als das Wochenende zuvor auf dem Rhonegletscher auf der *Galenstock-Tour.

 

Wind und Nebel liessen wir nun hinter uns, über uns war der Himmel wolkenlos blau. Vor uns erblickten wir zwei Tourengänger, welche von der anderen Seite des Stausees her gekommen waren. Das Blinnenhorn verschwand für einige Zeit von der Bildfläche und selbst als es wieder zu sehen war, schien es einfach nicht näher zu kommen. Diese Skitour ist vor allem eins: sehr, sehr weit. Steil oder schwierig war der Aufstieg derweil nirgends.

 

Nachdem wir am Corno Rosso vorbei gezogen waren und realisierten, dass der Gipfel nun wirklich nur noch 200 Höhenmeter über uns lag, stieg die Motivation nochmals an. Unsere beiden Vorgänger spurten bereits durch den Gipfelhang, was unseren Aufstieg etwas beschleunigte. Am Südgrat ragten stellenweise ein paar Steine hervor, ansonsten ging es aber problemlos auf Skis bis auf den Gipfel. Und das Ende Juni!

 

Wir erreichten das Blinnenhorn um 9.20 Uhr, d.h. 4h 15min nach Abmarsch in der Capanna Corno Gries. Obwohl der Aufstieg ewig zu dauern schien und Madame mal wieder das Gefühl hatte, ihre Kondition sei im Eimer, waren wir also recht flott unterwegs. An einen langen Gipfelhalt war leider nicht zu denken, zu stark blies der Wind. Rund eine halbe Stunde gönnten wir uns dann aber doch, denn das Panorama war umwerfend.

 

Die anschliessende Abfahrt bestand im Gipfelhang aus Sommerpulverschnee. Danach wurde die Sache sulziger und wirklich perfekt wurde der Sulzschnee so ab 3000m. Soll einer sagen, Ende Juni lohne es sich nicht auf Skitour zu gehen...!

 

Wir fuhren bis auf ca. 2500m ab und mogelten uns dann mehr oder weniger der gestrichelten Linie auf der 25.000er-Karte entlang hinüber zu P. 2460. Dort begann dann erneut ein langes Mühsal. Wir hatten weder Lust, unsere Felle aufzuziehen, noch auf unserer morgendlichen Spur vom Gries- zum Cornopass hinüber zu queren. Die Spur liess sich nämlich optimieren bzw. der Hang in etwas weniger steilem Gelände queren, sofern man es etwas weiter oben auf dem eingeschneiten Wanderweg tat. Unser Konzept: Skis hoch tragen, dann noch etwas höher steigen, da die initialen Hänge entladen waren und dann den heiklen, hinteren Teil des Hanges abfahren.

 

Die Sache glückte und der Schnee war wohl aufgrund des kalten Windes und der morgendlichen Bewölkung weniger weich als erwartet. Danach trug ich die Skis bis P. 2480, während es Madame mit Stöckeln versuchte. So oder so war dies wohl der unangenehmste, mühsamste Teil der Tour. Von P. 2480 mogelten wir uns dann vorbei an verdutzten Munggen irgendwie bis kurz vor die Hütte durch, welche wir kurz nach 12 Uhr erreichten. Insgesamt waren wir also sieben Stunden unterwegs, gerechnet hatten wir eher mit acht.

 

Nach einer dringend nötigen Stärkung und dem Einsammeln unserer zurückgelassenen Hüttenutensilien folgten wir den Spuren einiger einheimischer Tourengänger, welche vom Corno Gries herunter kamen. Das zahlte sich aus, denn die Abfahrtsspuren führten durch ein Bachbett bis auf etwa 2050m hinunter, womit wir die Skis gar nicht mehr soweit tragen mussten. Allzu lange ist diese Bachbett-Abfahrt aber nicht mehr zu machen. Der Bach rauschte jedenfalls schon beträchtlich unter dem Schnee...


Tourengänger: أجنبي


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Kommentare (2)


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MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 5. Juli 2013 um 11:32
Das war ja wohl ein Volltreffer! Gratulation!
LG
Nicole und Marcel

أجنبي hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Juli 2013 um 11:37
Allerdings! Schon x mal hatten wir diesen Gipfel eingeplant und jedes Mal stimmte dann irgend ein Faktor (Lawinengefahr, zu wenig Schnee ab All'Acqua, Wetter etc.) nicht. Deshalb bin ich besonders froh, dass es nun endlich geklappt hat. Mit dem Galenstock am vergangenen Wochenende ergibt das einen überaus würdigen Abschluss einer grandiosen Skitourensaison 2012/13...


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