Bavona @ Mattertal


Publiziert von Zaza , 2. Juli 2013 um 19:34.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 2 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:MGB bis Herbriggen (Halt auf Verlangen)
Kartennummer:1328

Die Gegend um Zermatt ist bekanntlich stark vom Ski- und Seilbahntourismus geprägt. Doch auch wenn man solches nicht allzu gern sieht, muss man keineswegs einen Bogen ums Mattertal machen. Zwischen Stalden und Täsch finden sich nämlich an den absonderlich steilen Talflanken allerhand interessante Alpen und Alpwege - eben ganz ähnliche Voraussetzungen wie im Val Bavona. Und seit es die Zeitreise auf Swisstopo gibt (neuerdings sogar bis 1864 zurück), kann man auch bequem auf dem Sofa überprüfen, was es denn da einst alles für interessante Pfade gab.

Besonders vielversprechend sieht der Weg aus, der von Breitmatten nach Hohbalme führt und der z.B. in den 1950er Jahren noch auf den Karten eingetragen war. Da es auf den Luftbildern danach aussah, dass die Dächer der beiden Hütten in Hohbalme noch intakt sind, nahm ich an, dass vielleicht noch was von dem Weg zu finden sein könnte...und wenn nicht, lag der Plan B auf der anderen Talseite auch schon parat. Ansonsten würde sich dann noch der Aussichtspunkt des Gross Chastel zum Abrunden anbieten. Die Luftdistanz zu den Alphütten, bei denen der Aufstieg beginnt, ist etwas über 1.5 km und die Höhendifferenz ist im ähnlichen Rahmen - also eine steile Sache. 

Man startet in Herbriggen und folgt der Strasse bis Breitmatten (ca. 10 Minuten). Eine Metallbrücke führt hier über die Mattervispa und man folgt weiter dem Wanderweg Richtung Süden bis zu den drei Häuschen, die als P. 1305 kotiert sind. Der Einstieg zum alten Hohbalme-Weg ist von hier nicht mehr so möglich, wie er früher verlief, denn knapp südlich ist ein Tobel intensiv verbaut worden (wir sind hier schon sehr nah am Felssturzgebiet von Randa, offenbar wird über diesen künstlichen Bachlauf die kritische Zone teilweise entwässert, vgl. Verlauf des Stollens auf der aktuellen LK). So geht man halt von den Hütten ziemlich direkt gerade aufwärts und mogelt sich nach bestem Wissen und Gewissen durch die Felsbänder, bis man auf ca. 1400 m auf ein von links kommendes, wenig ausgeprägtes Trassee stösst. 

Auf einem Band geht es nun etwas ansteigend Richtung Norden weiter, bis man in der Nähe des Rosszügji-Baches ist. Hier findet sich ein Steinmann, der den Einstieg in die Felsen anzeigt. Über Stufen und allerhand kleine Treppen gewinnt der Weg etwa 100 Höhenmeter. Auf etwa 1590 m bietet sich rechts ein schöner Blick zu einem Wasserfall. Hier wendet man sich vom Bachlauf ab und steigt durch den Wald links aufwärts. Als nächstes ist das gebogene Tobel zu queren, das (auf der LK gut sichtbar) von Hohbalme zu P. 1305 zieht. Das ist auf etwa 1670 m möglich. Danach steigt der Weg auf dem bewaldeten und mit Felsstufen durchsetzten Sporn neben dem Tobel an. Es finden sich hier auch einige alte rote Markierungen und weitere Treppen und künstliche Tritte. Das Gelände ist steil, stellenweise ausgesetzt und reichlich mit Alpenrosen bewachsen - kurz, alles wie auf einem alten Alpweg im Val Bavona (inklusive der zerkratzten Arme)!

Schliesslich quert man auf einem letzten Band nach links in offenes Gelände, wo man sich etwa 40 hm unter den Hütten befindet. Hier ist nochmals ein Steinmann, danach sind in Kürze die zwei intakten Hütten von Hohbalme erreicht. Man fragt sich, wozu sie wohl einst dienten (der direkte Aufstieg ist mit Vieh jedenfalls kaum vorstellbar) und wie die Besitzer die Hütten heute erreichen (Heli, vermutlich). 

Der weitere Aufstieg zum Gross Chastel führt auf schwachen Wegspuren auf dem Rücken neben dem Rosszügji-Bach aufwärts. Etwa 100 hm oberhalb Hohbalme finden sich an zwei Stellen Ruinen einstiger Alphütten. Auf etwa 2300 m wird ein Wanderweg gequert (Weisshorn-Topali-Route), und auf etwa 2450 m kommt man bei einem Hüttchen mit Antenne auf den markierten Weg von Randa zum Gross Kastel. Diese Schulter bietet insbesondere eine prächtige Sicht aufs Weisshorn. 

Nach dem letzten, noch ziemlich gut eingeschneiten Hang stellte ich auf dem Gipfel fest, dass ich die Tasche mit den Karten (darunter auch kostbare alte Ausgaben aus den 40er Jahren) irgendwo hatte liegen lassen. Murrend verzichtete ich also auf den einfachen Abstieg nach Randa und stieg auf der gleichen Route wieder ab (immerhin zuoberst mit schönen Rutschpartien). Wunderlicherweise fand ich die Tasche nirgends mehr...wenn also jemand die gleiche Tour unternehmen sollte (was zugegebenermassen wenig wahrscheinlich ist), bitte die Augen offen halten. 

Tourengänger: Zaza


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Kommentare (5)


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rojosuiza hat gesagt:
Gesendet am 2. Juli 2013 um 23:45
Diese 'Zeitreise' ist ja unwahrscheinlich.

In der Nähe bin ich auch schon herumgekraxelt, als die Topali-Hütte zeitweilig nicht existierte, mächtig steil das Geläde und viele Wegspuren...

barbara2 hat gesagt:
Gesendet am 3. Juli 2013 um 07:03
Bravo und Grüssen aus Val Bavona!
Barbara

BaumannEdu hat gesagt:
Gesendet am 3. Juli 2013 um 10:51
Supertour! Danke für den Hinweis "Zeitreise".

Alpenorni hat gesagt:
Gesendet am 3. Juli 2013 um 11:14
Ganz stark ! Bitte gerne mehr davon!

Zaza hat gesagt:
Gesendet am 16. Juli 2013 um 12:15
Wie ich heute Morgen mit Freude hörte, wurde mein verlorenes Material heil geborgen und steht zur Abholung bereit :-)


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