Diethelm/Fluebrig (2092 m) im Dauerregen

"Weder Wind noch Wetter sind nicht zum Spiel gehörig" lautet eine der verschachtelten Maximen im Golfsport. Schlechtes Wetter ist also kein Grund, nicht Golf zu spielen, im Gegenteil. Lediglich bei Gewittern machen die Golfpäpste Ausnahmen. Die Maxime könnte also durchaus auch fürs Bergwandern zur Anwendung kommen. Um diesen Umstand auch zu würdigen, startete meine Tour heute auf dem Parkplatz eines Golfclubs, auf dem Ochsenboden am hinteren Ende des Sihlsees.

Gut, dass das Wetter nicht optimal sein würde, war mir klar. Was ich dann aber ab ca. 15 Minuten des Wegs und für den Ganzen Rest der Tour auf den Wächter über dem Wägitalersee geboten kriegte, war dann schon unterste Schublade. Kalt, windig und Dauerregen. Berge gesehen habe ich eigentlich keine, nicht mal den, auf den ich raufgestiegen bin. Aber ein Bisschen Bewegung in der Natur tut ja immer gut.

Also vom Ochsenboden gestartet, mit dem Ziel, neben dem Diethelm auch den Turner zu besteigen und auf der anderen Seite über Fläschlihöchi und Wisstannenplangg abzusteigen um wieder ins Tal zu kommen. Dies hätte der Tour Nummer 35 im SAC Führer "Zentralschweiz Vierwaldstättersee" entsprochen, wenn's geklappt hätte. Machbar war nur der Diethelm, den ich über den wrw markierten (schlecht markierten, vorallem bei schlechter Sicht) Bergwanderweg über P. 1300, Schärmen, P. 1950 und P. 2038 erreichte.

Eine schmierige, rutschige Angelegenheit im Auf- und Abstieg. Die Kletterpartien nach P. 2038, wo man in steilem Gelände in zwei steilen Felsstufen die letzten ca. 50 Hm überwindet, machten Spass im gut gestuften, allerdings sehr rutschigen Fels. Dass ich dann im Abstieg vom Gipfel zurück zu P. 2038 von einer jungen Frau gleich zwei Mal mit Steinschlag eingedeckt wurde, war nicht so lässig. Ein kinderkopfgrosser Chempen kam durch die Aufstiegsrinne runtergepoltert und zischte Hüpfend 50 cm von meiner Nasse entfernt zu Tal. Ein zweiter Felsbrocken sprang direkt über mich, während ich meinen Kopf unter einen kleinen Felsvorsprung in Sicherheit  zu bringen versuchte.

Von oben hallte es "Entschuldigung!". Ich hätte etwas vorher ein warnendes "Stein!" doch lieber gehabt. Grml.

Zurück bei P. 2038 vom kurzen Gipfelaufenthalt, gab ich dann den Plan, auf der anderen Seite abzusteigen auf. Der Weg ist durch ein nach rechts hängendes grösseres Schneefeld verdeckt. Bei Sichtweite um 10 Meter war nicht zu erkennen, wo und wie man da rüber kommen sollte. Wo das Schneefeld endet, und was dort wäre falls man ausrutscht, war nicht zu erkennen. Es gab auch keine Spuren und der Schnee schien unterspült zu sein. Bei Puls 120 wegen dem Steinschlagabenteuer von ein paar Minuten vorher hatte ich keine Lust auf eine u.U. riskante Route in Whiteout-Verhältnissen und trat den Abstieg auf der Aufstiegsroute an. 

Eine kalte, nasse Geschichte war das. Gesehen habe ich ausser ein paar Blümchen eigentlich nur Felsen vor der Nase. Gemäss SAC wäre die Tour T3+, bei den heutigen Verhältnissen, vorallem in der Kletterpartie wäre das natürlich zu wenig.  Kommt dazu, dass die Wegfindung im dichten Nebel bei schlechter Wegmarkierung auch nicht gerade ein Spaziergang war. Apropos mangelhafte Signalisation: Der Aufstieg zum Diethelm wird auf dem Wegweiser am Ochsenboden mit 3h 35min veranschlagt. Ich war trotz der miesen Bedingungen und ohne Eile in 2h 20min auf dem Gipfel... 

Während ich hier schreibe, haben sich meine Füsse entschrumpelt und die nassen Klamotten tropfen schon nicht mehr in die Badewanne. Ein glatter Sonntag war das!