Großer Ifinger (2581 m) mit spannendem Finale


Publiziert von alpstein , 15. Juni 2013 um 15:23.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:11 Juni 2013
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Aufstieg: 715 m
Abstieg: 715 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Algund - Meran - Hafling - Falzeben Hinweis: In unserem Pensionspreis war das Paket Algund Plus inbegriffen. Sämtliche (!!!) öffentlichen Busse in Südtirol incl. bis Münstertal, die Regionalzüge, sowie einige Bergbahnen und 80 Museen waren im Preis enthalten. Davon haben wir regen Gebrauch gemacht.
Unterkunftmöglichkeiten:Hütten im Gebiet Meran 2000
Kartennummer:Wanderbuch Kompass Vinschgau-Texelgruppe

Schwierigkeitsgrad „nur für Geübte“  und „Schwindelfreiheit und absolute Trittsicherheit erforderlich“ stand in einem Kompass Wanderbüchlein, das in unserer Pension herumlag.  Die Rede ist dabei vom „Großen Ifinger“, mit 2581 m ein  Hausberg nordöstlich des Talkessels von Meran.  Dass uns keine Promenade, wie am Ufer der Passeier erwartete, war uns schon klar, dass es aber trotz der vorhandenen Ketten und Seile ein für unsere Verhältnisse so anspruchsvolle Tour werden sollte, hätten wir nicht gedacht.

In unserer Tourenplanung spielte der Ifinger erst keine Rolle, da das planierte Wandergelände auf Meran 2000 aus lange zurückliegenden Unternehmungen mit unseren Kindern nicht als besonders attraktiv haften geblieben ist.  Aufgrund der Beschreibung freuten wir uns aber auf den zu erwartenden Felskontakt und das Erlebnis, das im Prospekt der Bergbahnen versprochen wurde.

Von Falzeben (1600 m) fuhren wir gleich nach Liftbeginn 300 Hm nach Piffing (1900 m) hoch, wo sich ein Stück höher noch auch die Bergstation der Luftseilbahn Meran 2000 m befindet. Den Aufstiegsweg über die Skipiste konnten wir auch alsbald am Wegweiser „Monte Ivigna“ verlassen.  Auf schönstem Wandergelände konnten wir den Tiefblick in den Talkessel von Meran und die Fernsicht zur imposanten Brenta-Gruppe genießen.  Die Dolomiten hingegen zeigten sich den ganzen Tag über kopflos, die Spitzen in Quellwolken gehüllt.

Wenn auch steiler werdend, waren wir die meiste Zeit -inclusive Kleiner Ifinger- in einfachem T2-Gelände unterwegs, was sich dann aber schlagartig änderte. Der Steig auf den Großen Ifinger bog nämlich 50 m unter dem Gipfel des Kleinen Ifinger in die Nordflanke ab. Bis zu einer Kette war zunächst einmal eine schneegefüllte Rinne zu queren. Froh waren wir über die Fußstapfen, die sich unter meinem Gewicht aber nicht immer als tragfähig genug herausstellten. Der Neuschnee der letzten Zeit hatte noch nicht genug Zeit, sich zu verfestigen. Tief in den Schnee gerammte Stöcke gaben jedoch bei einem "Einsacker" den nötigen Halt.

Die Stöcke deponiert, ging es zunächst an einer Kette und einem Seil entlang weiter, das aber teilweise, unter dem Schnee verborgen,  nicht zu greifen war. Schließlich haben wir die Scharte erreicht, wo der Steig, ebenfalls seilgesichert,  in die Südflanke des Gipfelkopfes wechselt.  Dass Schwindelfreiheit ein absolutes Muss ist, kann bei dem exponierten Gelände nur bestätigt werden. Mit etwas Kraftaufwand bewältigten wir aber auch ein Wändchen und eine felsige Plattenzone stellte sich im Aufstieg als nicht so schwer heraus. Aber wir mussten ja auch wieder runter.

Am Gipfel war es dann recht kühl. Der Aufenthalt beschränkte sich mehr oder weniger auf ein paar Fotos und den Eintrag in das neue Gipfelbuch. Esther58 zog es vor ihre neuen Trailrunner gegen die sicherheitshalber dennoch mitgeführten Wanderschuhe zu tauschen. Zwar hätten wir auch eine Brotzeit verdient gehabt, auf die wir aber angesichts der Anspannung wegen des bevorstehenden Abstiegs vom Gipfelkopf verzichteten.  Mit allergrößter Konzentration haben wir diesen dann auch bewältigt.  Später haben wir noch die Kuhleitenhütte besucht und sind dann über ödes Skigelände am St.- Oswald-Kirchlein vorbei nach Piffing zurückgekehrt.

Fazit: Trotz der Beschreibung im Wanderführer rechneten wir eher mit einem Gipfel, den wir mit vielen anderen teilen müssen.  Wir hatten uns dabei gehörig verrechnet.  Die mentale Vorbereitung auf die Tour wurde den erforderlichen Anforderungen ehrlich gesagt nicht gerecht.  Dennoch hat die Tour großen Spaß gemacht. Das Mitführen eines Klettersteigsets könnte gerade beim Abstieg durchaus zur Entspannung beitragen. Erstaunlich ist, dass wir den ersten HIKR-Bericht zum Großen Ifinger beitragen.

Hinweis: Den Zustieg über das Skigebiet Meran 2000 kann man umgehen, wenn man aus nördlicher Richtung über die Kuhleitenhütte, mit allerdings mehr Höhendifferenz auf den Gipfel steigt.  Auch über die Ifinger Scharte (nur für Geübte) steht eine anspruchsvolle Zustiegsmöglichkeit zur Verfügung.

EDIT 29.06.2013: Recherchen im Internet nach wird der Große Ifinger häufig als Klettersteig bezeichnet und mit Klettersteigset bestiegen.

Tourengänger: alpstein, Esther58


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (8)


Kommentar hinzufügen

Gelöschter Kommentar

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Juni 2013 um 08:33
Vielen Dank, Ruedi

Annotiert war der Gipfel ja schon, aber nur eben mit Fotos versehen und ohne Bericht. Der Kleine Ifinger daneben ist mit T2 leicht zu besteigen. An Wochenenden oder in der Hauptsaison würde ich das allerdings nicht tun, da sicher zu überlaufen.

HG, Hanspeter

Felix hat gesagt:
Gesendet am 16. Juni 2013 um 12:00
Bravo!
Da habt ihr wohl etwas Nerven benötigt; grosse Leistung!

Liebe Grüsse

Felix

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Juni 2013 um 14:07
Vielen Dank, Felix

Ein bißchen Anspannung haben wir am Gipfelkopf schon verspürt. Auch Rinnen mit Schneefeldern ist mit Vorsicht zu begegnen.

Einen schönen Urlaub wünsch ich Euch beiden. Ich bin sehr gespannt, welche Touren Ihr unternehmen werdet.

Liebe Grüße, auch von Esther

Hanspeter

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Juni 2013 um 17:47
Wir danken euch beiden sehr für die Wünsche - geplant ist alles von A bis Z; das Wetter und die eigene Verfassung werden jedoch massgebend sein ...

Wir hoffen, und denken, dass ihr im Südtirol viel Erfreuliches erleben konntet; und hoffen auf eine gemeinsame Tour!

Liebe Grüsse

Felix

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Juni 2013 um 18:14
Bis Ihr zurück seid, werde ich noch ein paar Berichte gepostet haben. Eine gemeinsame Tour liegt sicher drin, spätestens beim Hikr-Treffen im Oktober.

Herzliche Grüße

Hanspeter

Dolomito hat gesagt:
Gesendet am 5. September 2019 um 23:07
Toll gemacht Alpstein, bin vor 3 Tagen auch rauf gegangen. Ohne Sicherung gar nicht so ohne. Gratuliere.


alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. September 2019 um 06:07
Danke, Dolomito

Mir war's damals nicht so geheuer. Wir haben deshalb auch auf die Gipfelbrotzeit verzichtet und sie erst auf "sicherem Boden" zu uns genommen.

Gruß
Hansepeter


Kommentar hinzufügen»