Stanserhorn (Chrinnen) und Chli Horn-Überschreitung (NE- & SE-Flanke)


Publiziert von Nobis , 14. Juni 2013 um 14:35.

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum:12 Juni 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Stanserhornkette   CH-NW   CH-OW 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 625 m
Strecke:8.3km, Ächerli – Huserli – Chrinnen – Stanserhorn – Chrinnen – NE-Flanke T5 – Chli Horn – SE-Flanke T4
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Kerns oder Dallenwil - Ächerlipass (Alternativ Seilbahn nach Wiesenberg)

Der wunderschöne Aussichtsberg Stanserhorn kann nicht nur über die Cabrio-Seilbahn, sondern auch über mehrere schöne Wanderwege erreicht warden. Mitte Juni 2013 war der Zugang von Süden durch die Chrinnen zwar immer noch offiziell gesperrt, wahrscheinlich weil noch während zwei Meter über ein Lawinenschneerest gestiegen werden muss. Die Wochen zuvor entdeckte Wegspur durch die Nordostflanke des Chli Horns entpuppte sich als Reinfall: die ehemalige Spur ist komplett zugewachsen und nicht durchgehend; die Begehung bescherte mir einen Ausstieg des Grassteilhangs mit Steigeisen (T5).

Dies war eine absolute Seltenheit: die Besteigung der selben beiden Berge innert Monatsfrist; dem verzögerten Sommerstart 2013 sei dank. Während ich Anfang Mai von Dallenwil via Luftseilbahn von Wiesenberg gestartet bin (http://www.hikr.org/tour/post64762.html), habe ich diesmal die Anfahrt von Kerns auf den Ächerlipass gewählt. Die Teerstrasse ist schmal, erlaubt aber die direkte Fahrt von Kerns nach Dallenwil - ausser 2013, da ist die Passstrasse unterhalb Wiesenberg werktags wegen Bauarbeiten jeweils Vormittags und Nachmittags gesperrt. Ansonsten trifft man zahlreiche rasende Töfffahrer, schwitzende Biker, spielende Kleinkinder und sich auf der Strasse sonnende Katzen an - also Vorsicht an diesem unbekannten Passübergang.

Stanserhorn über Chrinnen
Bei der Abzweigung von der Passstrasse zum Hof Ächerli gibt es wenige Parkplätze. Durch Rindviecher marschiert man über die (Natur-)Fahrstrasse zur Alp Ober Holzwang und dem weiss-rot-weiss markierten Wanderweg über den Gratschulter Huserli in das Tobel der Chrinnen. Hier liegt lange Zeit Lawinenschnee, dadurch wird der Weg erst spät geöffnet, wir mussten noch über ein zwei Meter breites Schneefeld steigen

Achtung: vor Beginn der Wandersaison auf dem Stanserhorn erfolgt eine Felsreinigung mit massivem Steinschlag in den Horngraben und den Ausstieg des Brandgrats; zudem handeln die Angestellten auf dem Stanserhorn unverantwortlich und entsorgen Schutt in die steilen Nordhänge).

In die Chrinnen, dem Sattel zwischen Chli Horn und Stanserhorn, führt von Brand her eine schmale Wegspur empor. Der Wanderweg hingegen ist nun mit Stahlseilen als Geländer gesichert und führt teilweise über in den Fels gesprengten Weg steil zum Adlerhorst Punkt 1863, der Grenzpunkt zwischen Nid- und Obwalden. Der höchste Punkt des Stanserhorns gehört ganz alleine den Nidwaldern. Nach einer kurzen Stärkung im Restaurant der Bergstation Stanserhorn erfolgt Abstieg in die Chrinnen.

Chli Horn - Nordostflanke
Vom Stanserhorn aus ist am späteren Nachmittag in der Nordostflanke des Chli Horns dank der flachen Beleuchtung eine Serpentinenspur durch die oben mindestens 45° steile Grasflanke deutlich erkennbar - erlaubt diese die rasche und einfache Besteigung des Chli Horns als kurzer Abstecher vom Stanserhorn? Diese Frage ging mir einen Monat durch den Kopf, bis ich endlich in der Chrinnen Stand und diese Route ausprobieren konnte.

Wenige Meter unterhalb der Chrinnen, auf etwa 1670 Meter Höhe, führt eine nur noch knapp erahnbare Spur vom Wanderweg weg. Die steigt nur leicht an und führt schon recht exponiert über Schutt in die Nordostflanke des Chli Horns. Hier angekommen die Enttäuschung: wo ist der Weg? Fehlanzeige, es ist schlicht keine Spur sichtbar; die direkt von oben in die Flanke blendende Sonne ist auch nicht gerade hilfreich für die Orientierung in der feuchten Grasflanke. Dann und wann sind die geraden Wegstücke erahnbar, die Wendepunkt sind wegerodiert und an manchen Orten wachsen kleine Büsche direkt aus den alten Spuren. Offenbar wurde der Weg schon lange Zeit nicht mehr unterhalten, Begehungsspuren finde ich eigentlich auch keine, das Gelände ist fast nicht mehr gestuft.

Auf einer Höhe von etwa 1750m lasse ich mich auf der Suche der alten Spuren zu fest nach Süden (links) abdrängen und finde mich in unangenehmen Schutt wieder; weiter will ich jetzt nicht mehr. Kaum habe ich hingegen die Steigeisen an den Füssen, sieht die Welt wieder anders aus, ich kann wieder vom Schutt in die Grasflanke queren und kurze Zeit später befinde ich mich (stehen wäre die falsche Bezeichnung) am grasigen, gegen Westen jäh abfallenden Nordgrat des Chli Horns. Den Grat hochkommende Begehungsspuren erkenne ich hier noch weniger - angesichts des brüchigen Gesteins sollte man aus Rücksicht auf die Wanderer in der Chrinnen den Nordgrat auch besser nicht begehen.

Das oberste Stück des Nordgrats ist nochmals sau steil, dort wo schöne Tritte im Gras gewesen sind ist ein Felsblock mit der Grasnarbe halb abgerutscht; ich war nochmals froh um Pickel/Steigeisen und stand auf der lieblichen Gipfelkuppe des Chli Horns. Die Wegspuren waren mehr eine Täuschung als real, T5.

Chli Horn - Südostflanke
Die Zeit schritt voran, und die exponierte Nordostflanke wollte ich nach den ersten 1800 Tageshöhenmeter in diesem Jahr nicht runter. Mit den Steigeisen an den Füssen war der Abstieg über die über 35° steile Wildheuerwiese der Südostflanke ein Kinderspiel, T4 - im Gegensatz zu vor einem Monat ohne Eisen an den Füssen. 15 Gehminuten später und 300 Höhenmeter tiefer gelangte ich auf den Bergwanderweg zurück nach Ächerli.

Bisher konnte ich immer vermeiden, in einer Grasflanke Steigeisen anzuziehen. Nun, es war eine interessante Erfahrung, der Schwierigkeitsgrad senkt sich durch die Eisen auch im Gras um Welten. Es ist eigentlich erstaunlich, dass für den Bergsportbereich keine Nagelschuhe angeboten werden, damit liessen sich manche Bergwege entschärfen.

Tourengänger: Nobis


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