Über einen der ältesten Klettersteige - dem Heilbronner Weg


Publiziert von Gemse , 14. Juni 2013 um 10:46.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:26 September 1967
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 2 Tage 18:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Oberstdorf - Einödsbach - Rappenseehütte - Heilbronner Weg - Kemptner Hütte - Spielmannsau - Oberstdorf (38,6 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über die B17 nach Oberstdorf
Zufahrt zum Ankunftspunkt:div.
Unterkunftmöglichkeiten:Gasthöfe in Oberstdorf, Einödsbach, Rappenseehütte, Kemptner Hütte, Spielmannsau
Kartennummer:Bayer. Landesvermessungsamt Allgäuer Alpen

Wollte man einer Ostalpengruppe das Prädikat "Wanderparadies" verleihen, so wären meinen Eindrücken nach, ohne zu zögern, die Allgäuer Alpen zu nennen. Es gibt dort zwar auch etliche erstrebenswerte Kletterziele - Trettach, Fuchskarspitze, Wolfebnerspitze -, doch im Großen und Ganzen erscheinen diese Berge wie für den Wanderer geschaffen. Einmal bietet sich ihm eine unglaubliche Vielfalt an touristischen Möglichkeiten, angefangen vom Almspaziergang bis hin zu ausgesetzten Klettersteigen, zum anderen kann er die verschiedensten Landschaftsbilder und ihre Besonderheiten auf den Wanderungen erleben. Die Gegensätze könnten vielerorts nicht größer sein. Da sind zum Beispiel die öden Karrenfelder des Gottesackerplateaus, die Höfats mit ihren wandähnlichen Grashängen und kühnen Formen, der Hauptkamm und seine prächtigen Felsstöcke. Überall wird man staunend und voller Bewunderung für solche Schönheit innehalten. Die Mannigfaltigkeit der verschiedenen aufbauenden Gesteine bedingen eine außergewöhnlich artenreiche Flora in den Allgäuern.

Auch mit einigen Superlativen kann das Allgäu aufwarten: Es ist das reichste deutsche Hochwildrevier und das größte deutsche Alpenwirtschaftsgebiet. Außerdem besitzen die Allgäuer Alpen ein Höhenwegenetz, wie es weit und breit ähnlich nicht mehr zu finden ist. Allein die Hauptgipfel verbinden 60 Kilometer zusammenhängende Höhenwege. Der bekannteste unter ihnen ist der Heilbronner Weg, der hier beschrieben werden soll. Er halt sich an den Hauptkamm, der überwiegend aus Dolomitgestein besteht und dadurch eine recht karge Vegetation aufweist.

Nur wenigen ist bekannt, dass man vom Heilbronner Weg aus an verschiedene andere Höhenwege anknüpfen kann und dadurch ohne weiteres eine zehn bis zwölftägige Wanderung im Herzen der Allgäuer Berge durchführen kann.

Im Sommer 1999 wird begeht Deutschlands schönster und beliebtester Höhenweg, der Heilbronner Weg, ein Jubiläum: Vor 100 Jahren war er mit einem Kostenaufwand von 8513,77 Goldmark durch die Alpenvereinsektion Heilbronn errichtet worden. Inzwischen wird dieser teilweise als Steiganlage ausgebaute Weg entlang der deutsch-österreichischen Grenze pro Jahr von rund 15.000 Personen begangen.

In der Rappenseehütte findet man immer ein Plätzchen für die Nacht. Sie ist mit 400 Schlafplätzen eine der größten Hütten in den Alpen. Der Zugang durch das Stillachtal über Einödsbach und hinauf zu den welligen Böden, wo die Hütte seit 1891 steht, ist ein genussvoller Spaziergang.

Wir sind von Oberstdorf-Lorettokirche um 7 Uhr früh zu Fuß losgegangen und da brauchten wir: Oberstdorf - Birgsau – Einödsbach – Enzianhütte – Rappenseehütte 5 Stunden.

Am Nachmittag machten wir noch einen Abstecher auf den Hochrappenkopf (2425 m), ein leichter Hüttenberg von der Rappenseehütte in 1 Std. zu erreichen.

Aber schon am darauf folgenden Tag wird die Landschaft alpin. Kehren leiten hinauf zum Riesentor der Großen Steinscharte, einem so genannten Geologischen Fenster. Danach schlängelt sich der Weg durch das Bergsturzgebiet des Wieslekares. Wahllos verstreut liegen Blöcke herum, und dazwischen blüht im Juni bis August das Sporn-Veilchen (Viola calcarata).

Das Hohe Licht wollten wir unbedingt noch aufsuchen. Es verlangt nur einen kurzen Abstecher (von der Wegabzweigung (hin und zurück 1 1/2 Std.), vermittelt aber eine großartige Schau auf angeblich 420 Alpengipfel - wer sie nachzählen will, soll es einmal versuchen! - wovon 110 Dreitausender sind.
 
Der eigentliche Heilbronner Weg verbindet die Kleine Steinscharte mit der Bockkarscharte und verläuft ständig in Höhen zwischen 2432 Meter und 2615 Meter. Diese Strecke misst genau 3027 Meter. Es ist ein Weg, der selbst noch dem verwöhnten Alpinisten einen hohen Genuss vermittelt. Ständig wechseln die Eindrücke, nach jeder Ecke ein anderes Bild. Schmaler als 60 Zentimeter ist der Weg an keiner Stelle.

Die bekannte >Leiter<, das Heilbronner Leiterle, hilft auf den 2615 Meter hohen Steinschartenkopf. Etwa 1/2 Stunde später ist von der Socktalscharte ein Notabstieg zum Waltenberger Haus möglich. Der Höhenweg erklimmt aber in raffinierter Linienführung und streckenweise versichert den Bockkarkopf (2607 m). Unten in der Bockkarscharte ist schließlich, genau genommen, der Heilbronner Weg zu Ende.

Es wäre aber Schade, die Tour hier schon abzubrechen und in 3/4Stunden zum Waltenberger Haus abzusteigen. Wir gehen weiter, denn der Weiterweg wartet nämlich noch mit einigen Überraschungen auf. Da ist zunächst einmal der Schwarzmilzferner, der einzige Gletscher im Allgäu, dem jedoch die Merkmale eines hochalpinen Gletschers fehlen. Im Anschluss daran besteigen wir die 2645 Meter hohe Mädelegabel, eine viel gerühmte Aussichtswarte. Von dort bewundern wir vor allem die Trettach, den kühnsten Allgäuergipfel, dessen leichtester Aufstieg mit Schwierigkeitsgrad II+ bewertet ist. Wir erinnern uns noch an den Anblick dieses Berges von Einödsbach, wo er sich als keckes Felshorn zeigt. Für den Auf- und Abstieg auf die Mädelegabel benötigten wir 1 1/4Std. plus 1/2Std. Gipfelrast.

Ein Abstecher zum Kratzer, der sich links unseres Höhenweges erhebt, ist kaum lohnend und wäre fast eine Zeitverschwendung zu nennen. Da machten wir schon lieber im westlichen Mädelejoch eine zusätzliche Pause und schaut noch einmal südlich über das Lechtal hinweg zu den firnschimmernden Zentralalpen. Etwa 600 Meter tiefer zieht von der Vorderen Schochenalm das abgelegene Höhenbachtal hinaus nach Holzgau. - Zu schnell vergeht die Zeit hier.

Wir müssen an den Abstieg denken! Zur Kemptner Hütte sind es 20 Minuten. Reicht die Zeit für den Abstieg nach Oberstdorf noch aus? Von Spielmannsau trennen uns immerhin noch 1 1/2Stunden. Von dort bis Oberstdorf haben wir mit weiteren 2 Stunden rechnen. Da es damals noch kein Taxi gab, ist der Talweg nach den zurückliegenden Anstrengungen ein rechter >Hatscher<, wobei das Stück nach dem Christlesee endlos scheint.
 
Wir haben es aber geschafft. Nach 10 Stunden ab Rappenseehütte waren wir restlos erschöpft wieder an der Loretto-Kapelle in Oberstdorf.

Bergsteiger: Brandy und Karl

Fazit: 
  •  2 herrliche Tage in den Allgäuer Alpen. Wir kommen wieder.
  • Technische Schwierigkeiten des Klettersteiges: 2 - A/B
  •  Bei unserer Erstbegehung sowie auch bei der zweiten Begehung (27. / 28. 08.2000) benutzten wir kein Klettersteigset.

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Tourengänger: Gemse, Bergziege


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Geodaten
 16281.gpx Heilbronner Weg

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