Einsame Tour auf den Dristenkopf


Publiziert von maxl , 11. Juni 2013 um 14:45. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum: 8 Juni 2013
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 1050 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Maurach nach Pertisau. Dort der Ausschilderung "Karwendeltäler" folgen. An der Mautstelle großer, gebührenpflichtiger Parkplatz (je nach Dauer 3-4€)
Unterkunftmöglichkeiten:keine

Eine nicht allzu lange Halbtagestour sollte her für den Samstag, also nahmen wir den kleinen Dristenkopf oberhalb vom Achensee ins Visier. Ein durchaus kerniger Geselle, wie man schon von weitem erahnen kann, doch nicht ohne Charme. Gerade der markante Gegensatz zwischen dem unerträglichen Tourismus am Achensee (Hotelburgen, alberne Dampflok, Ausflugsschiff, Golfplatz........) und der absolut unberührten Natur ein paar Meter drüber ist schön zu erleben!!

Absolut unberührt? Naja, fast. Auf den Dristenkopf führt zwar ein Steig, doch fängt dieser nicht im Tal an, sondern erst auf ca. 1250m. Ab da finden sich regelmäßig Markierungen, teilweise sogar Sicherungen, doch den Einstieg muss man halt erstmal erwischen. Das ist uns zwar gelungen, doch nicht so elegant, wie es möglich gewesen wäre - wir haben einen doch erheblichen Umweg gemacht und mussten aus den Steilrinnen der Ostflanke teils recht heikel herauskraxeln, um das Waldgelände zu erreichen, in dem man auf den Steig trifft.

Unser erster Fehler war freilich, dass wir kurz hinterm gebührenpflichtigen Parkplatz in Pertisau (am Beginn der Mautstraße) nach links auf den Schotterweg, der am Golfplatz vorbeiführt, abgebogen sind und nicht geradeaus die Teerstraße weitergegangen sind. Der Schotterweg führt ostseitig am Berg vorbei, der korrekte Anstieg allerdings verläuft, wie von unten schon zu erahnen ist, durch die Nordostflanke, die einen kleinen Durchschlupf zwischen den Steilwänden im unteren Bereich bietet. So mussten wir also noch eine längere Querung in der Ostflanke gen Norden zurück und eine recht giftige Rinne hinter uns bringen, bis wir den Steig erreichten.

Wie wir dann am Abstieg bemerkt haben, ist der Anstieg gar nicht so schwer zu finden. Vom Parkplatz am Beginn der Mautstraße zur Gernalm geht's etwa einen halben Kilometer den geteerten Wanderweg richtung Falzthurnalm. Den ersten Forstweg dann links, gute 5min hinauf, oben der breiten Spur nach rechts folgen, bis man nach weiteren guten 5 Minuten zu einem Wendeplatz kommt. Dort links weglos eine Waldlücke durch tiefes Gemüse hinauf, bis man zu einem kleinen Jagdunterstand kommt. An diesem halbrechts eine kleine Wiesengasse durch den Wald steil hinauf. Ein Stückerl oberhalb des Endes dieser Wiesengasse findet sich der erste rote Pfeil (P.1240), der weiland trainman und ADI verwirrt hat. Ab dort prägt sich der Steig schön aus - immer wieder finden sich rote Kleckse und deutliche Pfadspuren.

Wir treffen also nach anderthalb Stunden Aufstiegszeit auf die ersten Markierungen auf ca. 1350m. Die Steigspuren führen zunächst durch den Wald, eine steilere Stelle ist sogar versichert. Danach wirds zunehmend latschig. Recht steil und phasenweise ziemlich matschig windet sich der Steig die Latschengassen hinauf. Auf etwa 1750m biegt man nach links ab, quert ein Stückchen in leichtem Auf und Ab die Ostflanke, durchschreitet einen kleinen Kessel und gelangt dann auf einen kleinen Grasrücken, den man ins Schrofengelände hinein verfolgt. Oben dann zunächst durch Schutt mühsam hinauf, danach dann in den Schrofen (T4-) wieder gut markiert zum Gipfel. In der Scharte zwischen Haupt- und Kreuzgipfel befindet sich noch eine Mini-Wechte, das war doch tatsächlich unser einziger Schneekontakt. Für den Aufstieg brauchten wir 3h, allerdings mit Umwegen und Orientierungspausen - wenn man alles optimal findet, sind 2h wohl realistisch. Die Schwierigkeiten liegen so um T4-, unsere Variante war an einer Stelle freilich deutlich knackiger (T5,II).

Am Gipfel oben genießen wir erstmal das Panorama, halb sechs abends ists, das Licht ist schön, der Ausblick auch trotz ziemlich diesigen Wetters, nur überm Sonnjoch hängt eine fette Wolke. Leider fängts mitten während unserer Jausn aus dieser Wolke das grummeln an, eine Gewitterzelle baut sich hier auf. Etwas beleidigt suchen wir also das weite und schauen, dass wir zügig in weniger exponiertes Gelände kommen. Dann verfolgen wir den Steig weiter, bis er sich verliert, bringen das kurze Stück weglosen Abstieges auch noch hinter uns  und schlendern zurück nach Pertisau. Daselbst kommen wir um kurz nach acht an, gute zwei Stunden Abstiegszeit also - und keine Minute zuviel, wie sich erwies. Kaum sitzen wir im Auto, beginnt ein Gewitter, das alles zu spät ist... timing ist alles!

Es hat sich also, wie wir zufrieden feststellen, erwiesen, dass der Dristenkopf ein für die Übergangszeit nachgerade perfekt geeignetes Gipfelziel ist, das auch eine gewisse Exclusivität mit sich bringt (wir waren dieses Jahr die sechste Partie). Tolle Nahblicke auf wüste Karwendelberge und ein abwechslungsreicher doch schneearmer Anstieg machen diesen Berg zu einer rundum empfehlenswerten Unternehmung.

Tourengänger: andl, maxl


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Kommentare (2)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 11. Juni 2013 um 16:20
Schöne Tour! Wollte vor ein paar Wochen rauf. Es lag allerdings noch zu viel Schnee. Vielleicht dann im Herbst. Wie sahen die Verhältnisse rundherum aus? Als ich letzte Woche auf die Rappenspitze wollte war noch alles Weiß.

maxl hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. Juni 2013 um 01:08
sah schon erstaunlich weiß aus, für die Jahreszeit... selbst der Südanstieg zum Seeberg war im oberen Bereich komplett schneebedeckt...
auf jeden Fall ein nettes Gipfelchen, sollte man als Karwendelfreund irgendwann mal besucht haben:-)


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