Entlang der Wilden Weißeritz


Publiziert von lainari , 25. Mai 2013 um 15:16.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Erzgebirge
Tour Datum:23 Mai 2013
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 230 m
Abstieg: 630 m
Strecke:40 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:S-Bahn S 1 oder S 2 bis Heidenau, Zug der Städtebahn SB 72 bis Altenberg und Bus der Linie 373 (verkehrt nicht an Feiertagen/Wochenenden) bis Rehefeld Grenzweg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bahn RB 30 oder S-Bahn S 30 (MO-FR) von Edle Krone bis Dresden und S-Bahn S 1 oder S 2 bis Pirna
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 03 Osterzgebirge und SK Nr. 04 Weißeritztäler, Tharandter Wald

I follow rivers - extended version
 
Ein falsch gestellter Wecker machte einen überhasteten Aufbruch notwendig. Zum Glück hatte ich meine Ausrüstung schon vorbereitet und nach einem kurzen Imbiss konnte ich starten. Noch rechtzeitig erreichte ich per Auto den Bahnhof Pirna. Mit der bereitstehenden S 2 fuhr ich nach Heidenau. Hier wechselte ich in den Zug der Städtebahn nach Altenberg. Trotz eines eben beigefügten zweiten Triebwagens war die Garnitur gut mit Pendlern und Schülern gefüllt, die in das Müglitztal hinauf wollten. Alle Bedarfshalte wurden bedient. Das setzte den knapp kalkulierten Fahrplan und auch meine kurze Umsteigezeit in Altenberg unter Druck. In Glashütte wechseln neuerdings die Triebfahrzeugführer der sich kreuzenden Züge. Jeder von ihnen befährt somit nur den ihm zugeteilten Abschnitt. Dies stellt eine weitere nichttechnische Maßnahme zur Kollisionsvermeidung bei Zweizugbetrieb auf der eingleisigen Strecke dar.
Unterwegs lauschte ich andächtig der Konversation von Schülerinnen auf der Sitzreihe vor mir. Sie tauschten sich angeregt über „Raus aus den Schulden“, „Teenie-Mütter“, „Verfolgt“ und andere Derivate des privaten Bildungsfernsehens aus. Da sag ich doch - Zielgruppe erreicht!
In Altenberg überwachte die Fahrdienstleiterin - vom Fenster des Befehlsstellwerkes aus - unsere leicht verspätete Ankunft. Ich eilte etwas ratlos über den Busbahnhof, keine der elektronischen Anzeigetafeln wies meine gesuchte Buslinie aus. Am Rande stand ein einsamer Reisebus, dessen Chauffeur Anstalten machte, loszufahren. Dort am Bus war die gesuchte 373 angeschrieben. Er ließ mich dann doch noch einsteigen und los ging es. An der Haltestelle Rehefeld Grenzweg verließ ich den so gut wie leeren Wagen. Für den Tag war trockenes Wetter und eine wechselnde Bewölkung bei kühlen Temperaturen in Aussicht gestellt, der ideale Rahmen für eine Weitwanderung also. Aber 3° C und recht windig…
Wo ist der Frühsommer geblieben?
 
Mein heutiger Themenfluss, die Wilde Weißeritz, die als Divoká Bystřice im nahen Tschechien entspringt, ist in Rehefeld schon ein ansehnliches Gewässer. Ich wanderte auf der Talstraße durch den Ort hinunter. Am unteren Ortsende bog ich nach rechts auf den Grabenweg ein, der an der bewaldeten Talflanke entlangführte. Dort lief es sich sehr angenehm. Einzig der grasbewachsene Untergrund, der vom Regen des Vortages klatschnass war, stellte die Dichtheit meiner Schuhe auf die Probe. Nach einiger Zeit feuchtelte es innen schon ein wenig. Auf etwa der halben Strecke machte ich einen Abstecher nach links zum Talgrund, wo die alte Zinnbrücke über die Wilde Weißeritz führt. Wieder hinaufgegangen, setzte ich meinen Weg fort und kam zum unteren Ortsende von Seyde. Kurz der Straße gefolgt, bog ich links auf den Filzweg und später noch einmal links auf den Bierweg ein. Beides waren asphaltierte Flurwege. Unterwegs pausierte ich kurz. Nun gelangte ich zum unteren Ortsende von Schönfeld. Auch hier musste ich kurz der Straße folgen, bis rechts eine Naturstraße abzweigte. Zunächst als schöne Allee durch Offenland führend, trat sie dann in den Wald ein. Im Verlauf sah ich die überdeutlichen Spuren von Forstarbeiten. Auch an enormen Steilhängen hatte man einen Vollernter zum Einsatz gebracht. Dieser hatte Bodenzerstörungen wie zum Beispiel tiefe Rinnen hinterlassen. Jetzt traf ich auf die Bundesstraße B 171 und den Beginn des Stausees der Talsperre Lehnmühle. Ausweislich meiner Karte musste ich der Straße folgen, einen Wegweiser oder eine Markierung gab es hier nicht. Verschämt wurde wegen des heiklen Wegstückes wohl auf einen Hinweis verzichtet. Nur eine einzige verblichene Markierung war auf dem ganzen Abschnitt zu sehen. Dann konnte ich endlich bei einer Linkskurve nach rechts auf einen anfangs asphaltierten Weg abbiegen und die viel- und schnellbefahrene Straße hinter mir lassen. Der Abzweig war übrigens auch unmarkiert. Meist uferfern führte der Wanderweg durch den Wald. An der Staumeisterei vorbei, ging der Weg zum Talboden hinab. Ein Panoramablick auf die Talseite der Staumauer blieb durch die Vegetation verwehrt. Ich erklomm den Wanderweg auf der anderen Talseite aber auch dies brachte dasselbe Ergebnis.
 
Also kehrte ich ins Tal zurück und folgte nun einer Straße. Dann wechselte ich auf einen Waldweg. Einen in der Sonne liegenden Holzstapel nutzte ich als Rastplatz für die Mittagsrast. Weitergegangen wurde ich an den Resten der Röthenbacher Mühle auf die andere Talseite geleitet. Später kamen bei einer Brücke die Reste der Beerwalder Talmühle in den Blick. An einer Hauptstraße führte der Wanderweg wieder auf die rechte Talseite. Erstmals wurde hier und später noch auf vielen Tafeln auf langandauernde Sperrungen wegen der Talsperren-Sanierung hingewiesen. Der ausgeschilderte Hinweis betraf an dieser Stelle jedoch einen anderen Wanderweg. Ich passierte die Vorsperre und erreichte den Stausee der Talsperre Klingenberg. Diese dient - wie die Talsperre Lehnmühle auch - als Trinkwasserspeicher für die Stadt Dresden und zusätzlich als Hochwasserschutz. Das Rohwasser wird durch eine Druckleitung über die Kraftwerke Klingenberg, Dorfhain und Tharandt zum Wasserwerk nach Dresden geleitet. Ufernah folgte der Wanderweg dem Stausee. Eine Bank am Dorotheenfelsen nutzte ich zu einer weiteren Rast. Eine Frau näherte sich mit zwei Hunden, einer davon unangeleint. Hastig vertilgte ich den letzten Bissen meiner Mahlzeit. Langsam aber zielsicher kam der unangeleinte Hund, ein gelbes etwas phlegmatisches Exemplar auf mich zu und begann mich zu beschnuppern. Da er freundlich wirkte, folgte ich dem Reflex ihn zu streicheln - huiii war der nass - selbst zum Schütteln zu faul. Die Frau stellte ihre vierbeinigen Begleiter vor und der angeleinte, ein großer schwarzer mit Schlappohren entschied sich, mich nicht leiden zu können. Er bellte und knurrte bis sie aus dem Blickfeld gerieten. Nun ging ich weiter. Auf meiner Wanderkarte ist eine Sperrung der Staumauer bis 2013 verzeichnet, ich war jedoch optimistisch, dass diese schon freigegeben sei, da der Stausee bereits wieder Wasser führt. Ein wenig später folgte die Ernüchterung, die Staumauer war unzugänglich. Mein geplanter Weiterweg über Neuklingenberg zum Bahnhof Klingenberg-Colmnitz schied somit aus. So nahm ich die Umleitung, die auf der rechten Seite zum Talboden hinunterführte und erreichte Klingenberg.
 
Von hier aus konnte ich nach geschätzten 2 km ebenfalls den Bahnhof erreichen, aber irgendwie mochte ich mich mit dem Gedanken, die ganze Strecke am Straßenrand ohne Fußweg bergauf zu laufen, nicht anfreunden. Dagegen lockte mich der 7 km lange Weiterweg nach Edle Krone. Die Bedingungen konnten besser nicht sein, mittlerweile war es bedeckt bei um die 15° C, ess- und trinkbares befand sich noch im Rucksack und das Allgemeingefühl war gut. Also, auf zu einem Weitenrekord! Locker nahm ich den kurzen stärken Anstieg zum Gückelsberg hinauf. Dann fiel der Wanderweg wieder zum Ufer der Wilden Weißeritz hin ab. Einen bergwärtigen Schlenker des markierten Weges umging ich auf einem schmalen Uferpfad. Dann passierte ich den Aurora-Erbstolln und gelangte auf einem schönen Wanderweg nach Dorfhain. Hier wechselte ich an das rechte Ufer und folgte diesem bis zum unteren Ortsende von Dorfhain. Eine letzte Pause spendete unterwegs Kraft für das finale Wegstück. Am Ortsende lief ich kurz an der Straße entlang und wanderte auf einem Naturpfad am rechten Ufer der Wilden Weißeritz weiter. Die letzte Etappe absolvierte ich am Straßenrand nach Edle Krone, dessen Name vom einst intensiven Bergbau abgeleitet ist. Ich erreichte schließlich den Bahnhaltepunkt Edle Krone und informierte mich über die nächste Abfahrt. In nur 5 Minuten war diese möglich - Glück gehabt!
 
Die Gehzeit betrug pausenbereinigt 8 h 30 min. Die Strecke ist als T1 zu bewerten, der Pfad von Klingenberg nach Dorfhain mit T1+. Der Verlauf des Wanderweges ist auf Wegweisern sowie ab und an unterwegs (sofern vorhanden und erkennbar) mit einem roten Strich markiert.

Tourengänger: lainari
Communities: Flusswanderungen


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Geodaten
 15996.kml

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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 31. Mai 2013 um 12:08
eine interessante Runde hast du hier wieder abgelaufen - so erhalte ich einen guten Einblick in das mir so fremde, weit entfernte Deutschland.
lg, Felix

lainari hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Juni 2013 um 09:00
Und selbst der Berichterstatter lernt dadurch seine Heimat besser kennen ;-)

Merci Felix!

VG Holger


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