Die Heidenhäuser von Dongio und Malvaglia


Publiziert von mong , 15. August 2013 um 21:35.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:15 April 2013
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 1:30
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 150 m
Strecke:Valle di Blenio: Dongio/Malvaglia ➔ Heidenhäuser
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Bus (Autolinee Bleniesi): Biasca ➔ Dongio/Malvaglia
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem Bus (Autolinee Bleniesi): Dongio/Malvaglia ➔ Biasca
Kartennummer:1273 Biasca

Heidenspass und Heidenfest
Heidenlärm und Heidengeld
Heidenarbeit Heidentum
Heidenvolk und Heidenangst
Heidenkrach im Heidenturm
Heidenrespekt und Heidekraut
Heidenreich und 'von der Heide'
Heidis Lehr- und Wanderjahre
Heidemarie und Adelheid
Der Mädchenname Heide
Die Lüneburger Heide
Heiden AR 
Heidi Heida
 
Und jetzt auch noch die Heidenhäuser. Die Heiden sind also immer noch unter uns. Sie sind nicht verschwunden. Wir reden immer noch von ihnen. 

Alles, was ich bisher über die Heidenhäuser wusste, hatte ich im Internet gelesen. Es gibt dort allerdings nicht sehr viel zu lesen. Man weiss eigentlich fast nichts:
Im Tessin heissen die Heidenhäuser 'Case dei Pagani'. Anderswo nennt man sie
Grottenburgen. Die Heidenhäuser sind ein Rätsel. Schriftliche Quellen gibt es nicht.

Klar, man hat sich Gedanken gemacht über diese bizarren Bauten. Die bekannteste Erklärung ist, dass im frühen Mittelalter die Heiden im Valle di Blenio nicht Christen werden wollten, aus dem Talboden in die Felsen hinauf zogen und dort Häuser bauten. Als verfolgte Minderheit fühlten sie sich in ihren FelsenGhettos sicherer und freier.

Nachdem ich die Heidenhäuser aus der Nähe gesehen und erlebt habe, glaube ich auch, dass es die Heiden waren, die die Häuser gebaut und darin gewohnt haben. Es ist die schönste, eleganteste, einfachste, passendste und einleuchtendste Erklärung. Sie lässt am wenigsten Fragen offen. Und wer die Häuser aus der Nähe erlebt hat, wird mir ohne Weiteres zustimmen. Na ja, vielleicht nicht alle.
 
Die Historiker , aber auch interessierte Laien, haben aber noch andere  Vorschläge,
wer die Häuser gebaut und wer sie genutzt und wer in ihnen gewohnt haben könnte: Räuber, Adlige, Einsiedler und Eremiten (ist mehr oder weniger dasselbe, denke ich),  Hexen, die sich versteckten, weil sie nicht auf dem Scheiterhaufen landen wollten (kann ich gut nachvollziehen, da hätte ich mich auch versteckt), und Juden (Diaspora). Auch Wacht- oder Signalhäuser und sogar Leprahäuser werden ins Spiel gebracht. Und zu allen Vorschlägen gibt es Gegenargumente, auch diese sind im Internet aufgeführt. Man kann also auswählen oder sich ungeniert seine eigenen Gedanken machen.

Räuber waren es eher nicht, denke ich. Im Valle di Blenio sind die Heidenhäuser von Dongio und Malvaglia sogar von der Talsohle aus zu sehen. Mit ein wenig Geduld konnte man beobachten, ob sich Leute in den Häusern aufhielten oder nicht, ob und wann sie hinein und wieder hinaus gingen. Das ist sicher nicht vorteilhaft für Räuber, die ihr Metier gewissenhaft und seriös betreiben und ihm ungestört nachgehen wollen.

Waren es Einsiedler aus Klöstern, für die es sogar im Kloster zu viel Betrieb hatte? Nö, auch nicht. Da gäbe es doch sicher schriftliche Quellen darüber. Die Mönche in den Klöstern haben doch ständig geschrieben und geschrieben und geschrieben, stunden-, tage- und nächtelang, über dieses und jenes, über Wichtiges und Unwichtiges und sogar Banales, so wie ich es im Film "Der Name der Rose" gesehen habe. 

Waren es Adlige? Viele Adlige hätten im Mittelalter in ärmlichen Verhältnissen gelebt, habe ich gelesen. Aber sogar für verarmte oder heruntergekommene Adlige hätte es im Valle di Blenio bessere und schönere Orte gegeben, um sich zurück zu ziehen. Auch in der Umgebung von Dongio und Malvaglia. Zum Beispiel am bewaldeten Berghang auf der anderen Talseite.


Waren es Adelheiden? :-) :-(sorry, nicht lustig)

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"♬♫♩...It's all wrong but it's all right...♩♫♬
 ♫♬♩...Just close your eyes and fantasize...♬♫♩"

( Dolly Parton)
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Es gibt aber noch andere Möglichkeiten. Es könnte sich zum Beispiel  auch so abgespielt haben:

Irgendwann im frühen oder anfangs des mittleren Mittelalters, in der Talebene des Valle di Blenio:

Junge Männer und Frauen sitzen am Ufer des Brenno - eine Clique. Viele unter ihnen sind Immigranten. Die jungen, aufgestellten Leute sind voll im Saft, voll motiviert, voller Energie.

Sie sind Heiden und Heidinnen, Christen und Christinnen (die jungen Christen nennen sich selber allerdings 'Jesus People' -  das 'töne besser', sagen sie.), Juden und Jüdinnen, Sonnenanbeter und Sonnenanbeterinnen - und es sind auch zwei Sarazenen dabei, die sich bei der Clique um Anschluss bemühen. Sie sind von ihrer Truppe desertiert und  im Valle di Blenio hängengeblieben, weil sie sich in zwei schöne Frauen aus dem Tal verliebt haben. Auf den  Kettenhemden der beiden Sarazenen kann man seither den Spruch lesen: "I'm a Muslim - don't panic!"

Den jungen Leuten ist es egal, wer zu welcher Gruppe gehört - sie haben andere Sachen im Kopf. Die Burschen werfen verstohlene Blicke zu den jungen Frauen hinüber, die sich ein wenig abseits in den Sand gesetzt haben. Die jungen Frauen zieren sich, sie tuscheln und kichern. Es gibt im Moment keinen Krieg, keine Heere, keine Soldaten, die über den Lukmanier ziehen, und die Kreuzzüge sind noch nicht in Mode gekommen. Die Disco ist schon lange geschlossen worden, das Grotto auch. Den jungen Leuten ist es langweilig. Da entwickelt sich das folgende Gespräch:
 

"Langweilig."

"Elend langweilig, was sollen wir machen?"

Keine Antwort. Die meisten sind in Gedanken mit den Frauen beschäftigt, einige starren in den Fluss und schauen zu, wie er vorbei fliesst. Einer starrt nicht in den Fluss. Er ist abwesend, schaut zu den Felsen hinauf und träumt. Dann sagt er plötzlich:

"Ich habe eine Idee! Kommt wir bauen ein Heidenhaus."

"Ein WAShaus?"

"Ein HEIDENhaus."

"Was ist denn das wieder?"

"Weiss ich auch nicht genau. Aber ich war Legionär und habe die Welt gesehen. Und im Ausland - ihr wisst ja wo das Ausland ist, oder? - dort gibt es diese Häuser an den Felsen, denen sagt man Heidenhäuser. Noch nie davon gehört?"

"Nein, noch nie gehört. Aber das ist eine mega super Idee, kommt Leute, spuckt in die Hände, wir gehen da rauf in die Felsen und fangen gleich an."

"Ja, das machen wir, und in 1000 Jahren werden sich die Leute den Kopf zerbrechen und sich fragen, wer die Häuser gebaut hat und wozu, haha."

Und der junge Mann und Ex-Legionär klopft sich dabei vor Lachen auf die Schenkel.


Auch die Frauen sind begeistert von dieser genialen Idee:

"Wir kommen auch mit. Wir kochen und flicken euch die Kleider. Ob wir das zu Hause für unsere Brüder und Onkel machen oder für euch da oben in den Felsen, das kommt ja nicht drauf an. Flicken ist Flicken und Kochen ist Kochen, egal ob im Tal oder an den Felsen oben."

Insgeheim haben die Männer natürlich darauf gehofft, dass die Frauen auch mitkommen und sind zufrieden und happy.

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♩♫♬♪♩....Mit 17 hat man noch Träume...♬♫♩♪♬

(
Peggy March)
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Und auch der Jüngste von ihnen, ein Teenager, 17 Jahre jung, er heisst Tristan, ist begeistert:

"Voll krass, mega geil, ich komme auch mit. Kann ich meine Freundin, die Isolde, mitnehmen? Die kann auch kochen, die kocht sogar sehr gut, Wildschwein  ist ihre Spezialität, keine kann das so gut wie meine Isolde, ihr werdet stundenlang platt liegen, kann ich euch sagen."

"Ne, du nicht, und deine Isolde auch nicht, ihr seid beide noch nass hinter den Ohren. Ausserdem, die andern Frauen können auch kochen, die Urscha Wintherber zum Beispiel, die Sonnenanbeterin, die kann das sehr gut, auch die Rachel und die Sarah und die Maria....oder heisst sie Myriam?...anyway, die Frauen aus Palästina.

Ja, und dann fällst du uns vielleicht noch vom Gerüst, und deine Isolde vom Felsensockel. Und deine Mama, die Brunhilde, die ist ja schon recht, aber wir wollen es nicht mit ihr verderben, vor ihr haben wir einen Heidenrespekt, die ist nämlich eine Walküre."

"Aha, alles klar, ihr nehmt uns nur nicht mit, weil wir Heiden sind. Nur das."

"Ach, du lieber Tristan, hör auf mit dem Unsinn, dass du ein Heide bist, wissen wir erst jetzt, weil du es uns eben gesagt hast. Von uns aus kannst du sein, was du willst.

Der Henrik aus dem hohen Norden, aus Snæland oder Eisland oder vielleicht sogar aus Island, wer weiss das schon so genau, und Shimi O'Connor, der Ire, das sind beides Heiden.

Und auch Seegard ist ein Heide, der stammt sogar aus Heiden im Land Appenstein - den nehmen wir mit, weil er die Wege in die Felsen in- und auswendig kennt. Der kennt die Gegend sogar besser als du das geheime Tagebuch deiner Isolde.

Und auch Alpenstein der Germane, und Mongalf der Komische, und Khantryboy aus Stonehenge, und der Gemsegaard - alles Heiden.

Und auch Xaendides und  Maenides, Pikades und Chaeppos, Morphinades und Aboelenides, die Griechen in unserer Clique, das sind alles auch Heiden, zwar griechische, die glauben immer noch an den Zeus, stell dir das mal vor, da sind unsere Heiden hier aus dem Tal mit ihrem Odin auf seinem grauen Schimmel und mit den zwei Raben schon ein bisschen weiter gekommen. Aber okay, das nur so nebenbei. Aber, was wollte ich jetzt schon wieder sagen, ah ja... die nehmen wir alle trotzdem mit."

Der Ex-Legionär und Sprecher der Clique ist in Fahrt gekommen, er hat sich warm geredet (er redet sowieso gerne). Die Griechen in der Clique behaupten sogar, er leide an Logorrhö. Die Anderen sagen es einfacher: Er sei geschwätzig. 

Er holt Atem, aber nur kurz, dann fährt er fort in seinem Redefluss:

"Auch Ottapio und Vanbutti, Teslamini und Massim0, Falconaro, Bombonetti, Ivosessanta, Marmottini und Beppone, Sisokar und Trenomano - die Langobarden aus dem Süden; und Zazavar le Normand...oder sagt man 'le Romand'..??...ist ja egal,  und auch Fume le Gaulois - äh...nein...sorry...was erzähle ich da...der Fume heisst Fümm und ist kein Gaulois, der kommt aus Argois oder Aargua, oder heisst es Argovia..?? Und der kennt sogar den Weg ins Walhalla, der ist also sicher nicht kein Heide.

Oh je, diese Namen...kann ich nie behalten, das ist ja ein richtiges Multikultital hier. Ist ja egal, für mich tönt das alles sowieso gleich.

Also, was wollte ich jetzt eigentlich schon wieder sagen. Ah ja, jetzt weiss ich es wieder: Was diese Leute alle sein mögen, Heiden oder nicht Heiden, wir fragen sie nicht einmal danach, wir nehmen sie einfach mit. Ach ja, fast hätte ich es vergessen - Roko Granata, der Troubadour aus Raetia, der kommt auch mit. Am Abend, nach dem Krampfen und Malochen, wird er für uns zum Tanz aufspielen."


Unglaublich, der Ex-Legionär redet weiter, er ist nicht mehr zu stoppen (im Ausland ist er übrigens ein Anhänger des "Free Speech Movements" geworden):
 
"Ebenso Asfelix und Obelynx, die beiden Gallier - den starken Obelynx brauchen wir, um die schweren Ecksteine zu setzen. Der ist übrigens in einen Zaubertrank gefallen, als er klein war. Wahrscheinlich will er uns  Hinkelsteine als Ecksteine aufschwatzen, sobald wir mit dem Bauen anfangen, das müssen wir ihm dann halt ausreden. 
 
Auch Jonas und Stefan, Regula, Laurentia, Cristina und Monique,  ebenso Melinda, Dominique und Biguebleue, das sind alles Heiden oder Heidinnen - äh...ne..sorry, diese Namen tönen nicht sehr heidnisch, jetzt hast du mich durcheinander gebracht - aber es ist ja egal, was die sind: sie kommen auch mit."

Endlich, der Ex-Legionär und selbsternannte Sprecher der Clique ist am Ende seiner langen Rede angekommen ("...wir hoffen es", denken die meisten in der Clique).

Aber nein, es kommt noch ein Schlusssatz:

"Anyway, du und deine Isolde, das ist etwas ganz anderes, ihr seid minderjährig - da ist nichts zu machen, tut uns leid, ihr bleibt im Tal."


Tristan fühlt sich in die Ecke gedrängt, wagt aber noch einen Einwand:

"Und was ist mit dem Alemannen...wie heisst er schon wieder...der mit dem schrägen Namen...äh...Koffsalat nennt er sich, der hat ja nicht einmal richtige Schlarpen für in die Felsen, der hat ja nur ein paar alte, löchrige, abgelatschte Finken aus Wildschweinleder. Den nehmt ihr trotzdem mit, aber die Isolde und mich nicht, obwohl wir gute Schuhe haben. Das ist ein Skandal."

"Du hast nichts begriffen. Der Koffsalat ist volljährig und ihr nicht, darum geht's."

Der arme Tristan gibt sich geschlagen und trottet mit seiner Isolde enttäuscht davon.

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♫♬♪♩♯♪♫♬♪♩♯♪♫♬♪♩♯♪♫♬♪♩♯♪♪♫♬♪♩♯♪

(Sonny & Cher - I Got You Babe)

HER: They say we're young and we don't know
♩♬...We won't find out until we grow

HIM: Well I don't know if all that's true
♫♩..'Cause you got me, and baby I got you

♯♪♫♬♪♩♯♪♪♫♬♪♩♯♪♫♬♪♩♯♪♫♬♪♩♯♪♫♬♪♩
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Später am Abend machte ihm die Isolde dann noch eine Szene wegen ihrem geheimen Tagebuch und fragt ihn, ob es stimme, was der Andere behauptet hatte, und ob er, der Tristan, der immer gesagt habe, Vertrauen sei das Wichtigste in einer Beziehung, wirklich auf ein so tiefes Niveau gesunken sei, dass er in ihren privaten Sachen herum wühle und ihr Tagebuch lese.

Tristan konterte aber überzeugend, indem er die Isolde daran erinnerte, dass er ja gar nicht lesen könne. Er kenne keine einzige Rune auswendig.

Darauf umarmte ihn die Isolde, erleichtert und zufrieden.

Dann sagte sie noch: "Weisst du, mein lieber Tristan, das mit diesen Heidenhäusern, das ist doch sowieso eine Schnapsidee."

Tristan schaut sie verdutzt an und sagt: "Aber aber, meine liebe Isolde, du schönste aller Heidenweiber, man sagt nicht Schnapsidee, man sagt Bieridee. Der Schnaps wird doch erst in ein paar hundert Jahren erfunden."

Aber ob Schnaps oder Bier, der Isolde ist das eh egal. Sie war müde und liess sich nicht auf eine neue Diskussion ein. Sie offerierte ihrem Tristan einen Liebestrank, dann legten sie sich auf ihre Strohmatten - und Gute Nacht.

Und als der Morgen dämmerte, hatten sie die Heidenhäuser schon lange vergessen.

Aber alle Andern stiegen hinauf in die Felsen und bauten die ersten Heidenhäuser im Valle di Blenio.


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Anmerkung:
Eventuelle Ähnlichkeiten oder sogar Übereinstimmungen von gewissen Namen im obigen Dialog mit den Namen von Hikr-Mitgliedern - alles reiner Zufall. Ich kann nichts dafür, dass die jungen Leute so geheissen haben. Es bringt also nichts, sich bei der Admin zu beschweren.


Anmerkung:
Ich hoffe, die Historiker und Archäologen werden die Möglichkeit, dass es sich so oder ähnlich abgespielt haben könnte, in Zukunft bei ihren Forschungsarbeiten berücksichtigen. Ich möchte aber jetzt schon darauf hinweisen, dass ich keine Vorträge halten werde vor erlauchtem Publikum. Ich habe keine Zeit, ich bin am Wandern.
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Einschub:
Aber im Ernst, und nur damit das klar ist. Ich habe natürlich einen Heidenrespekt vor den Fachleuten oder Laien, die sich seriös und sogar mit Leidenschaft mit den Heidenhäusern beschäftigen und wissen wollen, wie es wirklich war.

In diesem Bericht erzähle ich nur, wie ich die Heidenhäuser selber erlebt habe, und was für Gedanken mir dabei gekommen sind. So in dem Sinne:

'Ich muss mit meinem Kopf go wandern
Nicht mit dem von einem Andern'

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Im folgenden Bericht und bei meinen Kommentaren zu den Fotos gehe ich aber einfach davon aus, dass es Heiden waren, die die Heidenhäuser gebaut und darin gelebt haben. Sonst wird die Sache zu kompliziert.
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Info:
Die Heidenhäuser von Dongio sind zugänglich, jene von Malvaglia sind nicht mehr zugänglich.
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Die Heidenhäuser von Dongio

Ab Biasca mit dem Bus ins Valle di Blenio hinein bis zur Haltestelle 'Dongio Municipio' (gegenüber der Kirche). Aussteigen und an die Felsen im Osten hinauf schauen! Am unteren Rand eines markanten Felsens, der aussieht, als ob riesige, unregelmässig gehauene Steinblöcke aufeinander geschichtet worden wären, und der an seiner linken Seite senkrecht in eine Schlucht hinein abbricht, kann man die Heidenhäuser sehen und sich bereits orientieren. Linkerhand des Felsens stürzt der 'Ri della Büxa' in die Tiefe. Bei den Heidenhäusern ist eine nach Süden abfallende Grasrampe zu sehen. Diese Rampe - das ist der übliche Weg zu den Häusern.

Von der Haltestelle 190 Schritte zurück laufen bis zum Friedhof (471m ü.M.). Direkt vor dem Friedhof in eine Querstrasse nach links einbiegen und 100 Schritte laufen, bis man den 'Sentiero basso' erreicht, den Wanderweg im Talboden im Valle di Blenio. Dort hat es ein Bildstöckli, bei dem man nach rechts abbiegt und dem 'Sentiero basso' in Richtung Motto-Ludiano folgt, also nach Süden, aber nur 100 Schritte - bis zu einem ausgedienten Industriegebäude, einer ehemaligen Tuchfabrik. Dort hat es links am Weg eine rote Sitzbank (478m ü.M.), wo man sich zum Beispiel noch ein Antizeckenmittel einreiben kann, bevor man in den asphaltierten und weiter oben betonierten Fahrweg nach links in Richtung Wald und Heidenhäuser abbiegt. Dann 200 Schritte diesem gewundenen Fahrweg folgen bis zur Bachverbauung über den 'Ri della Büxa'.

Über die Bachverbauung laufen (511 m ü.M.).

Gleich danach steigt man auf einem Pfad durch den Wald hinauf, zuerst an Natursteinmauern vorbei, die das Gelände terrassieren, bis zu einer grossen Ruine (540m. ü.M.) mit einer an sie anschliessenden langen, sogar sehr langen Mauer aus Natursteinen, die waagrecht in südlicher Richtung verläuft. Hier verzweigt sich der Weg und die Pfade muss man vorerst mit der Lupe suchen. Nach rechts hinauf führt eine schwache Pfadspur bis zum Einstieg (567m ü.M.) auf die mit Gras überwachsene Rampe am Felsen, den man zwischen den Bäumen hindurch weiter oben sehen kann. Über die Rampe steigt man dann direkt zu den Heidenhäusern hinauf. Das ist der übliche Weg.

Ich wähle aber einen anderen. Ich will heraus finden, ob es auch von der Gegenseite her einen Zugang zu den Heidenhäusern gibt, also nicht über die Rampe. Das ist interessanter, weil ich mir dann so schön einbilden kann, ich sei Parzival auf der Suche nach dem Heiligen Gral. Bei mir ist es zwar nicht der "heilige" Gral, sondern der Gral der Heiden - ist ja klar, ich bin ja auf dem Weg zu den Heidenhäusern. Aber da kann ich ja nicht gut den Normalweg wählen, das passt irgendwie nicht zu einer Suche nach einem Gral.

Ich hatte diese Route schon vom Talboden aus mit den Augen abgesucht und gedacht, das müsse eigentlich gehen. Ich stehe also vor der Ruine und steige in gerader Linie durch den Wald hinauf bis zu einem dem grossen Felsen und der Rampe vorgelagerten riesigen Felsblock. Den Felsblock kann man auf seiner linken  oder rechten Seite überwinden. Ich wähle die linke Seite.

Dabei muss ich durch Gebüsch und Unterholz kriechen und klettern. Der Weg ist im Allgemeinen übrigens auch dornenvoll, buchstäblich. Meine Arme sind schon bald zerkratzt und sogar meine neue Wanderhose muss einige Fäden lassen, obwohl ich sogar noch im Ausverkauf 140 Franken dafür bezahlen musste, und obwohl mir die Verkäuferin gesagt hatte, jetzt könne mir nicht mehr viel passieren.

Für meine nachfolgenden Besuche bei den Heiden - ich habe sie einige Male besucht - habe ich wegen den Dornen meine alten Jeans wieder hervorgeholt, die ich vor langer Zeit beim Manor bei einer Aktion für 20 Franken gekauft hatte. Der Geschäftsführer wollte mir die Jeans sogar gratis abgeben, er sei froh, wenn diese Ladenhüter weg seien. Als ich überrascht war und darum nichts sagte, glaubte er, ich zögere und drückte mir 20 Franken in die Hand - die seien geschenkt - wenn ich doch bitte bitte die Jeans nur endlich nähme. Er könne die Jeans nicht einmal mehr anschauen. Fort sei fort, dann sei er die Jeans los, bitte bitte. Er war am Verzweifeln, das war offensichtlich.

Ich glaubte, ich träume.

Ne, das fehlte gerade noch: GratisJeans plus 20 Franken obendrein - nicht mit mir, man hat ja seinen Stolz.

Ich gab ihm die 20 Franken zurück, drückte ihm ausserdem noch eine Zehnernote aus meinem Portemonnaie in die Hand für seine Bemühungen und sagte ihm, er sei ein guter Mensch, aber ich könne das nicht annehmen, das gehe nicht. Als er sich überschwenglich bedankte und das Augenwasser bekam vor Dankbarkeit und Rührung, wurde es mir langsam zuviel. 

Ich ging zur Kasse und bezahlte den Preis für die Jeans, 20 Franken, wie es sich gehört. Beim Verlassen des Ladens fragte ich mich, warum zum Kuckuck der Geschäftsführer so versessen darauf war, mir die Jeans gratis und franko und mit einer Prämie obendrein abzugeben. Ich prüfte mein Spiegelbild in der Glastüre, um zu sehen, ob ich wie ein armer Schlucker rüber komme. Aber da war alle wie üblich, mehr oder minder.

Könnte es sein, dass ich mir die ganze Sache mit dem Geschäftsführer und den GratisJeans nur eingebildet hatte? Das war nicht ganz auszuschliessen - man hat ja seine Marotten. Anyway, die billigen Jeans haben während meinen Wanderungen zu den Heidenhäusern keinen einzigen Faden verloren. Da sieht man wieder...!!! (Ich weiss zwar nicht genau, was man wieder sieht.)

Sorry, jetzt habe ich den Faden verloren. Wo war ich? Hier! Es geht in nördlicher Richtung weiter und hinauf, unterhalb des Rampenweges entlang und parallel zu ihm. Weiter oben quere ich einen Grashang und sehe die Heidenhäuser zum ersten Mal über mir und aus der Nähe. Ich bleibe stehen. Ich bin fast erschlagen. Das ist der Hammer Thors, des Heidengottes...!!! Ich bin wie vom Blitz getroffen.

Die Nähe der Häuser gibt mir einen Energieschub und ich laufe weiter. Kurz darauf quere ich die schmale Schlucht, die sich links neben den Häusern und am Felsen vorbei ins Tal hinunter zieht. Der Pfad ist jetzt ständig erkennbar, man kann sich nicht verirren. Dann folgt ein weiterer steiler, diesmal pfadloser und 'felsdurchsetzter' (ich glaube, dem sagt man so) Grashang, über den ich hinauf steige, mich dabei an Grasbüscheln und Steinen festhaltend und hochziehend.

Ein besserer Gleichgewichtssinn als meiner wäre von Vorteil. Ein wenig Gleichgewichtssinn habe ich mir zwar im Lauf der Jahre antrainiert, aber leider nur bis zu einem gewissen Grad, mehr lag nicht drin. Ich befinde mich jetzt zwischen dem 'Ri della Büxa', der links von mir ins Tal stürzt, und dem markanten Felsen mit den Heidenhäusern. Hier gibt es aber, wie gesagt, keine Pfadspuren mehr, und ich muss jetzt irgendwie in die unmittelbare Nähe der Nordseite des Felsens kommen, was mir nach einigem Suchen und einigem 'Zwei Schritte vorwärts, einen zurück' gelingt, zwar nicht gerade souverän, zum Teil nämlich auf den Knien und sogar auf dem Bauch, aber ich kann im Moment nicht auch noch auf einen eleganten Wanderstil achten, ich habe genug zu tun mit dem Gleichgewicht. Am Felsen (Nordseite, immer noch) sehe ich nun, aus nächster Nähe, eine schmalen Quergang, der um die Felsenecke herum zu den Häusern führen muss. Der Quergang am Felsen entlang schien mir nicht geheuer, und ich zögerte.

Man darf sich aber nicht vorstellen, dass das eine ungewöhnlich riskante Sache war, dieser Quergang. Es ist vielmehr so, dass ich ein eher ängstlicher und übervorsichtiger Wanderer bin, der noch schnell einmal am Limit ist, und darum hatte ich ein komisches Gefühl in der Magengegend, als ich den Quergang mit den Augen von links nach rechts und von rechts wieder zurück nach links absuchte.

Dann setzte ich mich zuerst einmal hin und begann zu überlegen: "Soll ich umkehren?" - "Ja. Nein. Ja. Nein. Ja. Nein. Doch. Nicht doch. Auf keinen Fall. Vielleicht. Vielleicht eher doch nicht. Janein. Neinja. Klar schon. Kaum. Sehr kaum. Nicht kaum. "

Aha, wenigstens ist mir jetzt klar geworden, dass ich mit Überlegen auch nicht weiter komme - weder vorwärts noch rückwärts. Die Schlucht ist zwar nicht allzu tief, und wahrscheinlich könnte man sich bei einem Fehltritt noch an irgendwelchen Zweigen und Stauden festhalten, aber ich hatte trotzdem keine Lust, von diesem Quergang runter zu fallen. Und wenn ich jetzt umkehren würde, wäre das nicht so schlimm, denn ich hatte immerhin heraus gefunden, dass die Heiden von beiden Seiten zu ihren Häusern gelangen konnten.

Aber irgendwann ist fertig mit Überlegen. Ich musste mich entscheiden. Und überhaupt: Was die Heiden können, kann mong schon lange. Ich gebe mir einen Ruck, stehe auf und laufe in die enge Schlucht hinein (ein Rinnsal fliesst durch sie hinunter bis ins Tal) bis zum Einstieg in den Quergang, und siehe da, alles halb so schlimm. Der Quergang entpuppt sich als eine waagrechte, nicht einmal allzu schmale Rampe, und es muss einer schon dumm dazu tun, hier einen Fehltritt zu machen. Aber auch bei einem Fehltritt wäre ein Sturz aufzuhalten. Bei einem Felsvorsprung musste ich zwar den Rucksack ausziehen und in die rechte Hand nehmen, weil man dort nicht aufrecht gehen kann, aber es geht schon, und schon biege ich um die Ecke des Felsens herum in das Licht der Bleniotalsonne und werde direkt und ohne Warnung ins tiefste Mittelalter geschossen.

Die Heidenhäuser, erhöht auf einem Felssockel über der nach Süden abfallenden Rampe am Felsen klebend, schauen zu mir herüber wie auf einen Ausserirdischen, der illegal in ihr Heidenreich eingedrungen ist. Jeden Moment könnte ein Heide mit Pfeil und Bogen und im mittelalterlichen Kettenhemd aus der Tür treten und mich fragen, was denn - beim Wotan!! - ich hier zu suchen hätte, ich solle gefälligst meine Zeitmaschine richtig einstellen, das hier sei das Mittelalter und nicht das 21. Jahrhundert, und überhaupt, was das für ein komischer roter Sack sei auf meinem Rücken, so etwas Idiotisches und Unpraktisches hätte er seiner Lebtag noch nie gesehen, haha.

Aber ich hätte den vorwitzigen Heiden sowieso nicht gross beachtet, denn mein Blick ist wie gebannt auf die Häuser gerichtet. Die Burgen von Bellinzona sind ja schön und interessant, und die Pyramiden kenne ich auch und ich habe sogar schon das Red Fort in Delhi gesehen, aber diese Häuser hier am Felsen in Dongio im Valle di Blenio - die sind von einem ganz anderen Kaliber.

Das hier ist näher am Knochen, rauh und roh und wild, intim, unbestimmt und namenlos und mit dem Verstand nicht zu fassen - jedenfalls nicht mit meinem.
Hier kann man das Mittelalter RIECHEN, nicht nur sehen.

Dieser Ort hier, das ist ein Ort der Kraft, aber nicht einer, den die Heiden im Mittelalter gefunden haben, sie haben den Kraftort durch den Bau der Häuser an diesem Felsen gleich selber erschaffen. Unter diesen Häusern stehend und staunend, verstehe ich die Geschichte dieser Case dei Pagani, der Heidenhäuser, direkt und ohne Umwege über die Bücher. Mit dem Bauch, sozusagen.

Es ist eigentlich nur ein(1) Haus, an dessen Frontseite sich eine niedere Eingangstür befindet, und über dieser Tür ist noch ein Fenster, dessen Sturz aber weggebrochen ist. Vom Talboden aus gesehen hat man darum den Eindruck, es seien zwei Häuser. Eine dicke Zwischenwand trennt das Haus in zwei Räume. In den ersten Raum gelangt man durch die Eingangstür an der Frontseite, in den zweiten Raum aber nur durch einen Durchgang in der Zwischenwand, man kann den zweiten Raum also nicht von aussen betreten.

Über dem Durchgang in der Zwischenwand hat es ausserdem noch eine Wandöffnung, eine Art Bogentür - also ebenfalls eine Verbindung zwischen den beiden Räumen. Demnach gab es ausser dem Parterre noch einen 1.Stock? Ich weiss es nicht. Unter dem Eingang an der Frontseite hat es ein paar Steine, die in Abständen aus der Mauer ragen und die als Eingangstreppe dienten. Ich wage es aber nicht, die Treppe hoch zu klettern. Hinein käme ich vielleicht - aber käme ich auch wieder hinaus? Nicht sicher. Ich verzichte also darauf, ins Haus hinein zu steigen, obwohl ich das gerne gemacht hätte. Aber ich habe keine Lust, morgen in einer Zelle zu sitzen und in der Tessiner Lokalpresse zu lesen:

"Die REGA hat gestern einen älteren Wanderer aus den Heidenhäusern bei Dongio im Valle di Blenio gerettet. Der Mann behauptete, er heisse Parzival und sei auf der Suche nach dem Gral der Heiden. Der Mann befindet sich zur Zeit in Gewahrsam. Es wird untersucht, ob er in Frage kommt, auch noch in andere Heidenhäuser der Region eingedrungen zu sein, um nach dem Gral zu suchen."

Für den Rückweg entscheide ich mich für den Normalweg über die mit hohem Gras überwachsene Rampe mit sanftem Gefälle in südlicher Richtung. Das ist zwar nicht gerade ein Spaziergang, aber es geht ohne Probleme. Obwohl man natürlich auch hier aufpassen muss. Also immer schön einen Schritt nach dem anderen und immer schön möglichst nahe dem Felsen entlang und immer schön sich lieber von den Dornen die Haut, das T-Shirt und die Hosen aufritzen lassen als zu weit nach rechts auszuweichen. Dort geht es nämlich jäh abwärts. 

Am Ende der Rampe durch den Wald hinab bis zu der bereits erwähnten langen Natursteinmauer und der Ruine und dann auf dem gleichen Weg wie beim Aufstieg zurück nach Dongio.
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Zwischenbemerkung:
Ich bin mehrmals zu den Heidenhäusern hinauf und in ihrer Umgebung gewandert. Daher der Datums-Mix bei den Fotos.
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Die Heidenhäuser von Malvaglia

Mit dem Bus (Autolinee Bleniesi) von Biasca ins Bleniotal hinein bis zur Haltestelle 'Malvaglia Orino'.

Aussteigen!

An die Felsen hinauf schauen, in Richtung 'Val Malvaglia'.

Auf einem markanten Felsen sieht man eine Art Turm, das ist die Cappella S. Nicolao. Die Heidenhäuser kleben am Felsen, ungefähr 50m unter diesem Turm, sind aber von hier aus nicht zu sehen, weil sie gegen die Orinoschlucht gerichtet sind. Der Orino ist der Talbach des Val Malvaglia, er fliesst in Malvaglia in den Brenno.

In den Dorfkern von 'Malvaglia Orino' hinein laufen.

Vor der Orinoschlucht bei der Mündung des Val Malvaglia führt eine steinerne Brücke über den Bach, 'Il Ponte di Orino'. Bei dieser Brücke, vor dem 'Magazzino comunale', beginnt ein schöner Steintreppenweg, der auf der orographisch linken Seite des Orino durch den Wald hinauf zu der mittelgrossen Siedlung 'Pianezza' oberhalb von 'Malvaglia Orino' führt. Dann neben oder zwischen den Rebhalden in die Siedlung hinein.

Der kurze Aufstieg (ca. 15 Min.) zu den Heidenhäusern beginnt dann am linken Rand der Siedlung und führt entlang der Orinoschlucht steil durch den Wald hinauf. Im Wald gibt es zwar Pfadspuren, aber die führen bisweilen in alle Richtungen. Man muss sich einfach an den Rand der Orinoschlucht halten, natürlich immer in respektvollem Abstand. Man steigt durch hohes Gras und über ein paar Stützmauern aus Natursteinen (immer schön links halten nicht vergessen!), klettert über eine letzte Mauer aus Natursteinen und steht auf einer kleinen, mit hohem Gras überwachsenen Lichtung und vor einem Felsen, der das Weiterkommen knallhart stoppt.

Ich schaue mich um. Am linken unteren Rand des Felsens, dort wo er in die Orinoschlucht hinunter abbricht, führt ein kleiner Felsvorsprung um den Felsen herum. Das Ganze kommt mir bekannt vor. Das ist ähnlich wie in Dongio, auch dort kam ich um eine Felsenkante herum zu den Heidenhäusern. Ich stelle den Rucksack ins Gras und steige vorsichtig auf den Felsvorsprung. Die Wand ist hier senkrecht und tief unten fällt der Orinobach in die Schlucht hinein. Ich schaue um die Ecke - und bekomme eine wuchtige Ladung Urheidentum an meinen neuzeitlichen Schädel geworfen.

Denn hier sind sie, die Heidenhäuser, etwa 15-20m entfernt und auf gleicher Höhe wie ich, sie kleben hoch über dem Abgrund der Schlucht mitten am Felsen, in unvorstellbarer Lage, unzugänglich, extrem heidnisch und sündhaft schön, seit tausend Jahren mit dem Fels verwachsen, rätselhaft und schroff. Im ersten Moment einschüchternd. Ich war drauf und dran, mit der Hand ein Kreuz in die Luft zu schlagen, um irgend eine unsichtbare Gefahr zu bannen, habe dann aber grad noch gemerkt, dass das nicht zu den Heiden passt, und liess es dann sein.

Weil ich nicht schwindelfrei bin, lege ich mich auf den Felsvorsprung. Ich liege auf dem Bauch und sauge diese reine Heidenluft gierig in mich hinein. Seltsame Begriffe und Wortfetzen wie "numinos" und "animistisch"  oder "König Artus und die Ritter der Tafelrunde"  und "Die Nibelungen" vermengen sich in meinem Kopf, und Sätze kommen mir in den Sinn wie "Darf man das?" oder "Runen raunen rechten Rat" oder "Wo die wilden Kerle wohnen", und dabei höre ich gleichzeitig eine wilde, brachiale, anarchische Musik in meinem Kopf.

"Freejazz", dachte ich. Und ich sage zu meinen wild umher schwirrenden Gedanken: "Stopp!!...das ist es, das passt. Diese Heidenhäuser - die sind wie Freejazz. Beim Freejazz wussten wir als Laien früher nicht, nach welchen Regeln gespielt wurde. Die Musiker spielten Töne und Harmonien, die normalerweise verboten waren, sie spielten "frei" und bombardierten die Zuhörer dadurch mit einer buchstäblich "unerhörten" Energie.

Vielleicht wollten die Leute, die diese Häuser gebaut haben, ebenfalls nicht nach den Regeln der anderen Leute 'spielen' und haben darum ihre Häuser - abseitig und ausgesetzt - an die Felsen gehängt und geklebt, um jenseits der Spielregeln der Leute vom Tal unten leben zu können. Und auch diese Heidenhäuser verbreiten und versprühen eine freie Kraft und Energie um sich herum, dass es knallt. Wie der Freejazz von damals.

Und die Energie der Heidenhäuser fährt mir direkt in die Knochen, so stark, dass ich in der Nacht davon träumte: 

Ich sass mit den Heiden und Heidinnen an einem langen Eichentisch und wir tranken Bier und sangen Heidenlieder. Und als ich dann glaubte, die Heiden aufklären zu müssen und ihnen sagte, es töne zwar ähnlich, aber eigentlich sei ich Hindu, nicht Heide, da sagte die schöne Heidin, die neben mir sass, nur: "Das ist aber lieb von dir", dann nahm sie den Krug mit dem Bier und füllte mein Trinkhorn, es war ein Silberhorn, bis zum Rand. Der Traum war viel zu schnell vorbei. Schade.


Das letzte Wort möchte ich gerne einer Frau aus dem Valle di Blenio überlassen, der ich auf dem Rückweg von den Heidenhäusern in der Siedlung 'Pianezza' oberhalb von 'Malvaglia Orino' begegnet bin. Immerhin leben die Einwohner des Valle di Blenio seit 1000 Jahren mit diesen Häusern. Als ich ihr sage, ich sei oben bei den Case dei Pagani gewesen, zeigt sie mir spontan einen schönen Ort, hart am Rand über der Orinoschlucht, nur 2 Minuten von ihrem Haus entfernt, von wo aus man die Heidenhäuser besonders gut sehen kann. Sie ist eine ältere, lebhafte, intelligente und schöne Frau (die Tessiner Frauen sind halt so) (okay, schon gut, nicht nur die Tessiner Frauen, die anderen auch). Natürlich habe ich sie nach ihrer Meinung gefragt, wer die Heidenhäuser gebaut und darin gewohnt habe. Sie schaut mich an und ist etwas überrascht, dass jemand überhaupt so eine simple Frage stellen kann, und sagt dann ganz ruhig:

"Erano pagani, protestanti, c'era la guerra."
("Es waren Heiden, Protestierende, es war Krieg.")

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Kommentare (30)


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Seeger hat gesagt: Heidenmonster-Bericht
Gesendet am 16. August 2013 um 21:10
Ciao Mong
Heidenspass war ein Heidenfest!
Habe jede Zeile genossen. Die Zeit vergessen und gelacht. Und wie!
Dann war ich wieder nachdenklich: "Erano pagani, protestanti, c'era la guerra.".
Was mussten die Leute auf sich nehmen? Wovor mussten sie sich retten? Was mussten sie retten? Oder für wen mussten sie diese Festungen erstellen? Leute verschleppen? Politische Feinde verschwinden lassen?
♫♩.."The answer is blowing in the wind.."♬♫♩
Danke für den Bericht von schriftstellerischer Grösse.
Gruss vom Appenzellerland, wo die Heidenhäuser traufständige Dächer haben
Andreas

mong hat gesagt: RE:Heidenmonster-Bericht
Gesendet am 17. August 2013 um 18:00
Danke Andreas

Da bin ich froh und es freut mich, dass das bei Dir so rüber gekommen ist. Ich hatte ja selber auch Spass beim Schreiben. Aber bei einem 'un-sachlichen' Bericht weiss man ja nie so recht, ob er auch so gelesen wird, wie er gemeint war.

Das Appenzeller 'Häädehuus' habe ich im Internet auch gesehen. Ebenso die Walliser Heidenhäuser - die erkennt man anscheinend daran, dass sie ein 'Heidenkreuz' (!!!) am (oder unter?) dem Giebel haben.

Vorher habe ich eben noch per Zufall gesehen, das roko und Alpin_Rise je einen Bericht über die Grottenburgen in Graubünden auf Hikr haben. 'Burgentour um Untervaz' (roko) und 'Grottenburg Rappenstein bei Untervaz und das jüngste Dorf Graubündens' (Alpin_Rise). Wenn ich das vorher gesehen hätte, dann hätte ich das erwähnt. Auf Hikr hatte ich nur unter dem Stichwort 'Heidenhäuser' (nicht unter 'Grottenburgen') gesucht und nichts gefunden.

Die 'nachdenkliche' Seite der Häuser kommt in meinem Bericht zu kurz, das ist schon so. In dieser Hinsicht wird mein Bericht den Heidenhäusern nicht gerecht. Aber ich wollte das den Historikern überlassen, als Laie kann ich da nicht mitreden.

Es ist einfach so, wie Du und der Bob :-) es sagen:

♫♩.."The answer is blowing in the wind.."♬♫♩

Lieber Gruss
mong




chaeppi Pro hat gesagt:
Gesendet am 17. August 2013 um 16:11
;-)))

mong hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. August 2013 um 18:07

Hallo Chaeppos ;-)

Danke für dein Feedback

:-)

LG mong



Henrik hat gesagt: Achtung!
Gesendet am 17. August 2013 um 20:07
Themenvertiefung nicht ausgeschlossen, vielleicht ein wenig bei den Anasazi (Mesa verde) schnuppern, oder etwas Clovis hinterherhecheln und dann noch weiter zurück, als wir schon aufrecht gingen...

Textliches Bravourstück.

mong hat gesagt: RE:Achtung!
Gesendet am 18. August 2013 um 07:37

Ich habe bei den Anasazi geschnuppert.

http://www.digital-images.net/Gallery/Scenic/Southwest/IndianLands/Anasazi/MesaVerde/mesaverde.html

Das ist tatsächich eine Themenvertiefung.
Das sind ganz andere Dimensionen.
Hunderte von "Heidenhäusern".
Eine Lust, die vielen Fotos anzuschauen.

Aber ich muss die Häuser im Valle di Blenio trotzdem in Schutz nehmen.

Wiki:
"Der Architekt Högl konnte die Entstehung des Heidenhauses in Malvaglia (.....) auf rund das 10. Jahrhundert datieren."

http://www.kirchen.ch/pressespiegel/nzz/0116.pdf

____________

Die Entstehung des "Mesa Verde Cliff Palace" (über 600 cliff dwellings) der Anasazi wird auf 1190 - 1260 n.Chr. datiert.

-Die Grubenhäuser (pit houses) sind allerdings älter: 700n. Chr.


Mindestens das Heidenhaus in Malvaglia ist also sogar ein wenig älter als der 'Mesa Verde Cliff Palace'.

mong hat gesagt:
Gesendet am 18. August 2013 um 07:53

Sorry, ich weiss nicht (oder nicht mehr), wie man die Links farbig in die Kästchen setzt, damit man einfach nur noch auf sie klicken muss.

Winterbaer hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. August 2013 um 15:55
Hallo Lucky Mong!
"AltGr und die [eckige Klammer vor und hinter den Link], dann ist der Link direkt anklickbar (blödes Wort anklickbar, oder:-)?) Z.B. so de.wikipedia.org/wiki/Lucky_Luke

VG Uschi

mong hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. August 2013 um 20:43

Hey Winterbear

Danke danke...!!!

Habe es bereits ausprobiert. Es geht. Ist ja ganz einfach.
Ich bin sogar schockiert, wie einfach das ist.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell und souverän einem von den Hikers geholfen wird. Habe das jetzt schon drei Mal erlebt.


Cheerio

'Lucky' Mong (haahaaa) :-)

Winterbaer hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. August 2013 um 23:22
> Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell und souverän einem von den Hikers geholfen wird.

Eigentlich stelle ich mir so das Leben vor. Es sollte einen glücklich machen, wenn man jemandem so leicht mal helfen kann. Und wenn Not am Mann ist, hilft einem dann vielleicht auch mal ein anderer.

Eine unrealistische Idealvorstellung? Ich helfe jedenfalls gern, wenn ich kann.

Schlaf gut Lucky Mong! Wir werden die Welt nicht ändern, leider:-)

VG Uschi

mong hat gesagt:
Gesendet am 19. August 2013 um 21:36

Themenvertiefung

Der Link zu den Anasazi cliff dwellings:

[www.digital-images.net/Gallery/Scenic/Southwest/IndianLands/...]

Danke, Henrik, für den Tipp

mong hat gesagt:
Gesendet am 19. August 2013 um 21:37

Themenvertiefung zu den Heidenhäusern im Valle di Blenio:

www.kirchen.ch/pressespiegel/nzz/0116.pdf

Henrik hat gesagt: Das Bleniotal hat ja noch mehr
Gesendet am 19. August 2013 um 21:57
archaische Spuren, die nur wenigen bekannt sind...so z. B. Menhire bei Olivone!

Henrik hat gesagt: Noch mehr zur
Gesendet am 19. August 2013 um 22:32
Themenvertiefung wie hier.

mong hat gesagt: RE:Noch mehr zur
Gesendet am 21. August 2013 um 04:59

Danke, Henrik

Wie schon die Anasazi sind auch diese beiden interessanten und passenden Links (oben) eine ideale Ergänzung und Vertiefung zur informativen Seite des Berichts.

(Ich bin mal so frech zu behaupten, dass mein Bericht auch informative Bestandteile hat.)

Gruss mong

pika8x14 hat gesagt:
Gesendet am 30. August 2013 um 02:06
Hallo mong,

nachdem wir die Fotos ja bereits vor einiger Zeit "begutachtet" haben, sind wir nun endlich - nach einiger Zeit der Internet- Abstinenz - wir waren in blühender "Heide" (Erika) unterwegs - durch das literarische Kunstwerk "gestiegen".

Einen wirklich außergewöhnlichen Bericht hast Du da verfasst. Und an das von uns bereits besuchte Mesa Verde, aber auch an Meteora, haben wir schon beim Betrachten der Bilder gedacht. Zumindest in Meteora waren (und sind) die Errichter/Nutzer der "Bauten in erhöhter und schwer zugänglicher Lage" aber eher keine "Heiden" …

Viele Grüße.

mong hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. August 2013 um 00:45

Hallo pika8x14


Vielen Dank für Dein Feedback.

Habe den Eintrag im Wiki über Meteora gelesen.

Die Felshöhle 'Filakaé Monakón' soll also ein 'Mönchsgefängnis' gewesen sein.

Da ist mir der Kommentar von Seeger (siehe oben) in den Sinn gekommen:

"...Leute verschleppen? Politische Feinde verschwinden lassen?..."

Da dachte ich, es könnte ja sein, dass die Tessiner Heidenhäuser im Mittelalter zu bestimmten Zeiten von den Machthabern in Bellenz oder Mailand auch für diesen oder einen ähnlichen Zweck benutzt wurden.

Ich denke da an eine Art von 'ausgelagerten' Verliessen oder Folterkammern. Ist zwar kein schöner Gedanke, aber man muss ja nicht naiv sein.

Das wäre aber nur wieder eine weitere 'These'.

Obwohl die Bauten in Meteora nicht von griechischen Heiden bewohnt wurden, füge ich den Link dazu gerne als 'Themenvertiefung' an, wenn Du erlaubst (dass Du das tust, nehme ich jetzt einfach mal an ;-):

de.wikipedia.org/wiki/Meteora

Thanks a lot

LG mong

silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 21. September 2013 um 14:33
Ein wuderbarer Bericht, ja gar ein schmales Büchlein! Wer ihn nicht liest sälber tschuld.

mong hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. September 2013 um 01:15

Danke, silberhorn...!!!

:-)

bigblue hat gesagt:
Gesendet am 8. November 2013 um 14:20
Ciao Mong,
tre anni di tedesco e poco mi è rimasto....mi piacerebbe poterti leggere e capire di più, non sono brava come te...viceversa leggi e scrivi in italiano, un italiano troppo simpatico.
Se mai avrai voglia e tempo...magari una traduzione di un pezzettino che ti piace....io lo leggerei volentieri.....che rompipalle sono? sorry!
Ti faccio i miei complimenti per le belle foto e per le belle "sgarbellature" che ti sei procurato in questo bel ravano.
Un saluto bigblue un po' crazy.....like you? no di più....scherzando ovviamente.
Ciao
Pia

mong hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. November 2013 um 13:10

Oh bigblue...!!!! Che cosa m'addumanni tu...???!!! Fare una traduzione germanico ➜ italiano...??!! Mai fatto una cosa del genere...mi piglia 'u scanto..;-)

Be', macari sperimento tradurre una parte del dialogo fra i picciotti a ripa del Brenno (nel rapporto ccà sopra) (Case dei Pagani). Eppure a mia ci vuole tempo..piano piano..macari simanate...non sugno cchiù un giovanotto ;-/

Ma se tu, leggendo la traduzione, non capirai nenti di nenti, neanche una sola frase, non essere delusa..pirchì iu ti haio avvisato ;-)

...oh mamma mia...che sfida....l'Annapurna...!!! ;-)

Ciao ciao...
mong

bigblue hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. November 2013 um 14:32
Nuooo, Mong...non andare all' Annapurna......te ttù mi lasceresti sola accosì? povera bb:-(((....non ti chiedo tanto.
Qualcosa ho capito, una ricostruzione storica di questo posto, dei suoi abitanti e delle case attaccate alle pareti come alveari....incredibile, veramente interessante.....
giovane o non giovane......cheimporta......SEI! SEIFORTEMONG!!!
bollicine...blu...blu...blu.....bigblue
Pia

Gelöschter Kommentar

mong hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. März 2014 um 10:02

Hallo Wegener

Vielen Dank für Dein nettes Feedback. Es freut mich natürlich, dass Dir meine "Heidengeschichte" gefallen hat.

"kreativ-abgedrehte Geschichte" hast Du geschrieben. Hehe, das gefällt mir. Vor allem das Wort "abgedreht" ;-).

Man tut, was man kann ;-).
_____________________________

Wegen den abgeänderten Hikr-Namen: Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich das überhaupt darf. Oder ob ich den Leuten damit zu nahe trete, die ich ja persönlich nicht kenne. Aber dann habe ich mir gesagt, ach was - wenn ein anderes Hikr-Mitglied in einem Bericht den Namen "mong" irgendwie abändern oder "abdrehen" würde, dann würde mich das persönlich einfach nur amüsieren. Und ich glaube, ich habe richtig überlegt. Die Hikr-Leute haben das locker genommen. Bis jetzt habe ich jedenfalls keine Reklamationen bekommen - wegen Ehrverletzung oder so ;-).


Auf Deiner Hikr-Homepage habe ich gelesen:

"...dass es im Leben eine gute Sache ist, wenn man Träume hat...".

Das sehe ich auch so. Das kann ich nur unterschreiben.


Viele Grüsse
mong

Felix hat gesagt:
Gesendet am 16. Januar 2015 um 20:44
beinahe zwei Jahre her seit der "Geburt" dieses "Werkes"; welche Arbeit, welcher Spirit, welche Phantasie, welcher Humor, welche Geschichte(n) - da dahinterstecken:
unglaublich - bewundernswert, phänomenal.

Hab Dank für diesen Aufwand, für diese musikalisch so reich unterlegte reichhaltige "Abhandlung"!

lg Felix

mong hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Januar 2015 um 01:32
Wow! Das ist aber ein sehr grosszügiges Feedback! Danke, Felix.

Ja, zugegeben, es war eine Heidenarbeit, aber es war auch ein Heidenspass ;-))

LG mong

♬♫♬♩

rojosuiza hat gesagt: Energieriegel Dubioso
Gesendet am 12. Oktober 2015 um 08:41
Was ist denn nur in diesen neuartigen Energie-Riegeln drin, wenn sie einen auf solche Heiden-Touren bringen???

mong hat gesagt: RE:Energieriegel Dubioso
Gesendet am 12. Oktober 2015 um 16:33
>Was ist denn nur in diesen neuartigen Energie-Riegeln drin....?

Ich denke, da drin ist die Energie unserer Vorfahren.
Im Tessin also vor allem die Energie der Longobardi (Langobarden).

Bei mir persönlich ist diese Energie zusätzlich mit viel "Merlot del Ticino" angereichert.

;-))) ♬♫♬

danicomo hat gesagt:
Gesendet am 14. September 2018 um 11:41
Bellissimo...
Non l'avevo visto!
D

mong hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. September 2018 um 19:41
Grazie, Doc!


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