Gipfelwandern rund um Rathen


Publiziert von Bergmax , 17. April 2013 um 23:14.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:13 April 2013
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Strecke:Empfehlung: Rathen - Feuerwehrhaus - Türkenkopf - Feldsteine - Honigsteinrücken - Lokomotive - Knotenweg - Gamrig - Rathen (- Wehlen)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:S-Bahn und Fähre nach Rathen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Wie oben oder Fähre und S-Bahn ab Stadt Wehlen
Unterkunftmöglichkeiten:Diverse in Rathen, auf der Bastei
Kartennummer:"Die Bastei" 1:10.000 von Rolf Böhm

Kann man einen Klettergipfel erwandern?

Im Bereich der Honigsteine bei Rathen gibt es nicht nur schwierige Pfade und schöne Aussichten. Dort befinden sich auch recht viele Gipfel mit einem oder mehreren Aufstiegen im I. Sächsischen Schwierigkeitsgrad. Ich war da schon mehrmals unterwegs und habe mir (wie es sich für einen echten Hikr gehört :-)) diese Aufstiege genau angesehen und ausprobiert, was für einen Alpinwanderer machbar ist.

Die Aufstiege in das Massiv der Honigsteine sind ohne Karte schwer zu finden, weil sie als Kletterzustiege kaum markiert und nicht ausgeschildert sind. Ich gehe - von Rathen aus kommend - fast immer ein Stück auf dem Wanderweg (weiß-rot weiß markiert), der beim Feuerwehrhaus beginnt, und zweige am Waldrand nach links (schwarzes Dreieck für "Kletterzugang) ab. Bei der nächsten Verzeigung hält man sich rechts und steht bald unter dem Klettergipfel "Türkenkopf" Der ist nicht unter dem III. Grad zu haben. Dann geht es steil aufwärts. Man bleibt auf dem am besten ausgeprägten Weg (andere Möglichkeiten siehe weiter unten) und steht bald in einer kleinen Scharte.

Links befindet sich der Honigsteinkopf (NO-Weg, II), der kurz unter dem Gipfel einen Übertritt hat, den ich solo eher nicht machen würde.
Also steigt man nach rechts (bissel Kraxelei) und erreicht eine bewaldete, aber aussichtsreiche Schulter. Dann folgt man den Pfadspuren links unter der Honigsteinscheibe (AW iV)  entlang, aber bleibt in halber Höhe. Der folgende Wegabschnitt ("Honigsteindurchquerung") ist schwer zu beschreiben. Er ist leicht ausgestzt und hat ein paar ganz leichte Kletterstellen.
Den einfachsten Anstieg auf dem Maiturm (Wurzelweg, I) befindet sich auf der Ostseite der Scharte nördlich des Gipfels. Hier hatte ich im  letzten Herbst Erfolg beim Aufstieg.
Der untere Teil ist bewachsen, aber recht steil (ca. T5 beim SAC), oben wird es wieder leichter. Das Gipfelbuch befindet sich rechts vom Ausstieg. Leider bietet der Gipfel kaum eine Aussicht.

Der nächste Gipfel nördlich des Maiturms ist ein kleiner Felsen namens Imker.
Alle Anstiege (ab II) sind mir zu schwer. Dahinter liegt der langgezogene Honigstein. Der Hauptpfad unterquert ihn westlich. Dort befindet sich auch ein einfacher Anstieg (I). Dieser Weg ist bisher der (subjektiv) einfachste, den ich in der Sächsischen Schweiz eintdecken konnte. Vor dem Gipfelbuch auf dem schönen Gipfelkopf muss aber ein Übertritt bewältigt werden (insgesamt ca. T4).
Wenn man hinter dem Honigstein auf dem Massiv bleibt, kommt man zu den sehr bekannten Felsen der Lokomotive. Vorher wandert man noch am Lammfels vorbei, dessen Alter Weg (I) ziemlich ausgesetzt ist - bisher habe ich mich nicht getraut.
Hinter der Lokomotive sollte man besser umkehren, denn der rutschige Weiterweg zu den weniger wichtigen Gipfeln Bienenkorb (ab II - wer sichs zutraut...) und Storchennest (ab III) lohnt sich für einen Wanderer kaum.
Gute Abstiege vom Massiv gibt es nördlich sowie südlich vom Honigstein.

Unten ann man auf verschiedenen Wegen nach Rathen zurückkehren oder auch einen Abstecher zum Gamrig machen. Auf diesem isolierten Massiv gibt es einen sehr lohnenden Aussichtspunkt. Auch die ausgeschilderte Gamrighöhle lohnt einen Abstecher  An den dortigen Kletterfelsen bin ich nur knapp gescheitert :-(. Das Waltersdorfer Horn ist schon vor der Hochscharte nicht ganz leicht (theoretisch noch Zustieg, aber eher eine I-er Route), die letzten Meter ab dort übersteigen jedoch mein derzeitiges Können. Den Heidestein konnte ich sogar auf drei Wegen nicht erreichen: der Südweg beginnt mit einem Überhang, obwohl mit I bewertet, der NO-Weg hat eine fiese Reibungsstelle und auf dem Leichten Weg fehlt genau an der entscheidenden Stelle ein Griff. Na ja, auch das Umkehren will gelernt sein.

Soweit bisher beschrieben, habe ich die Tour schon einige Male begangen.
Aber ein besondes interessantes Teilgebiet darf in diesem Bericht nicht fehlen, nämlich die Umgebung der Feldsteine. Hier war ich erst letztes Wochenende.
Zu den Feldsteinen gelangt man, wenn man sich hinter dem Türkenkopf (s.o.) leicht links hält. Schon der Zugang in die Scharte südwestlich des Honigsteinkopfs verlangt etwas Kletterei (bis T4). Auf dem bewaldeten Riff links dieser Scharte gibt es aber einige Aussichtspunkte, die den Abstecher unbedingt lohnen. Zum Beispiel kann man den Türkenkopf von oben bestaunen. Prinzipiell könnte man auch auf den Östlichen Feldkopf klettern, aber der ausgesetzte Aufstieg (AW, I) behagt mir irgendwie nicht.
Vom höchsten Punkt des Massivs blickt man nach Westen und hat den nahen Westlichen Feldkopf genau vor sich. Auf diesen mächtigen und beeindruckenden Gipfel muss man doch irgendwie hochkommen...?

Wenige Minuten später stehe ich in der nahegelegene Hochscharte. Von hier aus sieht der Felsen natürlich höher aus als von weitem, aber das ist ja nur zu oft so.
Ohne zu viel nachzudenken klettere ich los. Der Vorgipfel ist eher problemlos (T4), aber oben hat man den Abgrund der Talseite vor Augen und der weitere Anstieg erfordert einen Übertritt. Auch die Kletterei dahinter scheint schwierig zu sein. Soll ich wirklich da hoch?
Der Übertritt ist erstaunlich schnell gemeistert, aber ein kleiner Kamin dahinter bringt mich etwas ins Schwitzen. Wenigstens ist es hier nicht allzu sehr ausgesetzt. Auf einem kleinen Felskopf verschnaufe ich etwas. Der Gipfel ist scheinbar sehr nah! Aber die Kletterei hinauf auch umso steiler. Die rundlichen Tritte und Griffe versuchen mich immer wieder abzuwerfen - das wäre in den Alpen sicher keine I mehr! In einer Rinne gelingt es mir scließlich, Höhe zu gewinnen. Endlich kommt der letzte Zug und ich kann das Gipfeldach überblicken und berühren.
Aber hier holt mich die Vernunft wieder ein: Da ich auch wieder heil unten ankommen will, verzichte ich darauf, auf das sehr sandige und rutschige Plateau auszusteigen. Die Gefahr, beim Wiederabstieg auszurutschen, ist einfach zu groß. Man muss den Gipfel-Purismus ja nicht auf die Spitze treiben, soll halt mal der ergriffene Gipfel und nicht das Gipfelbuch meine Fingerabtrücke tragen.
Tatsächlich ist das Abklettern nicht zu unterschätzen. Die Tritte sind oft abschüssig! Erst am Vorgipfel kann man aufatmen, ab hier wird es deutlich leichter.

Nach dem Gipfelsieg wandere ich nach Rathen zurück und bummele zur Entspannung an der Elbe entlang nach Wehlen. Dort gibt es eine Fähre über die Elbe zum Bahnhof.

Und wie lautet nun meine Antwort auf die Leitfrage dieses Berichts?

Klar kann man einen Gipfel erwandern, es kommt eben ganz drauf an, wie man "Wandern" definiert!
Am Honigstein sollte man ein T4 schaffen, der Westliche Feldkopf dagegen kratzt das T6! Aber ohne die Hände zu benutzen, kommt man nirgends hoch. Und natürlich handelt man auf eigenes Risiko!

P.S. Ich wusste gar nicht, dass es in der Sächsischen Schweiz noch Bären gibt!

Tourengänger: Bergmax


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Kommentare (1)


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rele hat gesagt: klasse Bericht...,
Gesendet am 16. September 2019 um 12:20
... vielen Dank dafür! Da sind wirklich tolle Anregungen dabei, so wie auch von Deinen anderen Berichten aus der Sächs. Schweiz. Werde hoffentlich demnächst mal das eine oder andere davon ausprobieren :)


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