Sustenhorn (3503m)


Publiziert von أجنبي , 16. April 2013 um 22:34.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:14 April 2013
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-UR 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2460 m
Abstieg: 2460 m
Strecke:78 & 710c nach SAC-Führer „Skitouren Zentralschweizer Voralpen und Alpen”: Abfrutt – P. 1217 – P. 1292 – Wiggen – P. 1571 – Mittwald – Horefelli – Altstafel – Bodmen – Flachensteinen – Voralphütte SAC – P. 2171 – Chelenalplücke – Sustenlimi - Sustenhorn – retour auf gleicher Route
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Abfrutt
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auto ab Abfrutt
Unterkunftmöglichkeiten:Voralphütte SAC
Kartennummer:LK 1:50.000: 255 S Sustenpass / LK 1:25.000: 1211 Meiental, 1231 Urseren

Da die Woche leider keine mehrtägigen Unterfangen zuliess, machten uns die guten Wochenend-Prognosen hellhörig. Normalerweise meiden wir SAC-Hütten in der Nacht von Samstag auf Sonntag, doch diesmal wollten wir eine Ausnahme machen, denn die Bedingungen für eine erneute Sustenhorn-Besteigung schienen optimal.

Letztes Jahr blies uns bei unserem *ersten Versuch ein Föhnsturm von der Sustenlimi. Als wir *einen Monat später nochmals am Steigletscher auftauchten, verdarb uns Petrus die Tour mit einem üblen Whiteout von der Sustenlimi bis zum Gipfel. Vom fantastischen Panorama hatten wir also genau nichts mitgekriegt.

Zwecks kürzerer Anfahrt und mit dem Ziel, das Sustenhorn diesmal nicht auf der Normalroute, sondern in weit geringerer Gesellschaft zu besteigen, wählten wir die Voralphütte im gleichnamigen Tal als Ausgangspunkt unseres Unterfangens. Aufgrund akuter Gefahr durch Nassschneelawinen lautete die Devise: Mittags in der Hütte sein. (Nun ja, es kamen dann auch um 16 Uhr noch Leute an, während bereits die ersten Nassschneerutsche zu Tal glitten...)

Da die Göscheneralpstrasse nach wie vor nur bis Abfrutt befahrbar ist, liefen wir zunächst mal eine knappe Stunde mit aufgebundenen Skis bis P. 1318. Von dort ging's auf Skis via Wiggen hoch zum Wanderweg. Wieso in der Skitourenkarte die Route über die massiv Lawinen-gefährdete Strasse hoch zu P. 1402 eingezeichnet ist, kann ich nicht nachvollziehen.

Der Wanderweg ins Voralptal präsentierte sich etwas abenteuerlich und liess uns etwas daran zweifeln, am Folgetag mit Skis schadlos abfahren zu können. Bereits eingangs Voralptal galt es dann, ein paar nicht ganz ungefährliche Hänge zu queren. Umso beruhigender dann die Ebene bei Horefelli. Kurz danach führte eine schmale Brücke mit einer Schneeauflage, die in der Breite nicht viel mehr als zwei Skis zuliess, über die Voralpreuss. Ziemlich ungemütlich, zumal's unter der Brücke „rächt s'Loch abä“ geht.

Auch diese Passage wurde gemeistert und als nächstes Hindernis präsentierte sich ein riesiger Lawinenkegel mit bis zu zwei Meter hohen Schneetürmchen. Kurz vor der Voralphütte wechselten wir erneut die Bachseite. Die Hütte erreichten wir dann aber nicht auf direktem Weg, sondern quasi von hinten, sprich: aus nordwestlicher Richtung.

Für den Hüttenzustieg benötigten wir 3h 15min inkl. einer kurzen Pause. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir damit, auf der Terrasse der Hütte unsere Haut zu röten... Die wunderschön gelegene, kleine und gemütliche Hütte wird toll bewartet und da sie nicht ausgebucht war, hatte es genug Platz für alle. Entsprechend angenehm wurde auch die Nacht.

Für Sonntag war nochmals eine Temperatursteigerung angesagt, die Gefahr für nasse Lawinen stieg von „erheblich“ gar auf „gross“. Früh gehen und vorwärts machen lautete also die klare Devise. Wir wollten auf jeden Fall noch vor Mittag zurück in der Gegend der Hütte sein, um rechtzeitig die schwierigen Hänge talauswärts passieren zu können.

Zusammen mit ein paar anderen Gruppen brachen wir daher um fünf Uhr morgens auf. Da tags zuvor zwei Freerider eine Spur Richtung Voralphorn gelegt hatten, konnten wir in der Dunkelheit zunächst einfach dieser folgen und verloren keine Zeit mit Orientierungsübungen im Schein der Stirnlampen. Als wir dann von der Spur hoch zur Chelenalplücke abbogen, war es bereits einigermassen hell.

Da in den Tagen zuvor niemand über diese Route aufgestiegen war, erwartete uns Spurarbeit und einiges Gewühl. Wir schafften es auf Skis bis etwa 15m unter die Lücke (43° auf 50hm gemäss SAC-Führer), was aber recht anstrengend war. Beim Hochwühlen zur Wächte sanken wir dann immer wieder tief in den Schnee ein. Die Steigeisen blieben im Rucksack. Nach ca. zweieinhalb Stunden erreichten wir die Lücke.

Auf der anderen Seite ging es halbwegs steil durch Schnee und Geröll hinunter auf den Brunnenfirn. Da die Passage nicht vereist war, gab's keine Probleme. Der Anblick von Dammastock, Gwächtenhorn und Co. sowie die Aussicht auf etwas wärmere Hände motivierten. Rund eine halbe Stunde später erreichten wir die Sustenlimi.

Dort mussten wir feststellen, dass leider auch die Besucher der Tierberglihütte früh aufgestanden waren. Auf der Normalroute herrschte ein ziemlicher Ansturm. Unserer Stimmung tat dies aber keinen Abbruch, denn das Wetter und die Fernsicht waren fantastisch. Bald erreichten auch wir den Gipfelhang und um 9.15 Uhr,also 4h 15min nach Abmarsch, standen wir auf dem Gipfel.

Der Wind lud nicht gerade zum langen Verweilen ein und aufgrund der warmen Temperaturen wollten wir sobald wie möglich wieder abfahren. Etwas schade natürlich, denn bei diesem Traumwetter hätten wir gerne dem Gwächtenhorn auch noch einen Besuch abgestattet.

Die Abfahrt vom Gipfel war zunächst etwas ruppig und harschig. Je näher wir der Sustenlimi kamen, desto pulvriger und besser wurde der Schnee. Um 10 Uhr waren wir bereits zurück auf der Sustenlimi, wo wir uns eine kurze Pause gönnten. Während alle anderen Tourengänger hinüber zur Chelenalplücke stöckelten, bevorzugte ich erneutes Anfellen. Viel schneller war das nicht, aber angenehmer.

Unterhalb der Chelenalplücke banden wir die Skis erneut auf, stapften zum Übergang hoch und schritten auf der anderen Seite in mittlerweile guten Tritten den steilen Hang hinunter. Zwei Jungs, welche ihre Skis einiges besser im Griff haben als wir, fuhren direkt von der Lücke ab.

Der Flachensteinfirn war bereits ziemlich aufgeweicht, ein deutliches Zeichen dafür, Gas zu geben. Es war nun elf Uhr. Die Abfahrt hinunter zur Voralpreuss in recht gutem Sulzschnee machte Spass, auch wenn unsere Beinmuskulatur uns etwas oft zu Zwischenhalten zwang. An ein Bier in der Hütte war nicht zu denken, trotz dem wir gut im Zeitplan lagen. Auf beiden Talseiten waren nachmittags zuvor viele Nassschneerutsche niedergegangen und darauf, von einem solchen in die Voralpreuss gespült zu werden, hatten wir wenig Lust.

Wir entschieden uns, auf der östlichen Talseite abzufahren, was wohl etwas gewagter, dafür schneller war. Zur Mittagszeit waren wir bereits im vordersten Teil des Voralptals angelangt, die drei anderen Gruppen, welche ebenfalls auf dieser Route abfuhren, waren sogar bereits weiter. Wir kamen problemlos durch und meisterten auch den Wanderweg durch den Wald gut. Viel Spass machte dieser aber nicht: stellenweise zu wenig Schnee, viel Holz, ab und zu herausragende Steine und insgesamt eine eher enge Angelegenheit. Lange ist der Weg sicher nicht mehr befahrbar.

Waren wir tags zuvor noch mit Skis über Wiggen aufgestiegen, mussten wir nun einen grossen Teil der Wiese zu Fuss absolvieren. Nur die unterste Hälfte war noch fahrbar. An der Strasse angelangt, gab's zum ersten Mal an diesem Tag eine lange Pause. Anstatt passagenweise im nassen Schnee der Strasse entlang abzufahren, entschieden wir uns, nach Abfrutt zurück zu laufen. Es schien ewig zu dauern.

Der Trost: Zuhause stand die Eröffnung unserer Vierwaldstättersee-Badesaison an. Die war dann kurz, aber erfrischend... Wie letztes Jahr, gilt nun auch für diesen Frühling: Morgens Skitour, nachmittags Baden im See!

SLF: mässig für trockene Lawinen oberhalb 2200m, grosse Gefahr für Nassschneelawinen im Tagesverlauf


Tourengänger: أجنبي


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Kommentare (1)


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orome hat gesagt:
Gesendet am 18. April 2013 um 17:04
So "trifft" man sich wieder ... Du kamst mir am Gipfel irgendwie bekannt vor ;)
Sehr schöne Fotos von einem super Tag hast da Du gemacht! Das Sustenhorn von der Voralphütte ist wirklich eine schöne Alternative zum Tierberglihighway.

Grüsse
Manu


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