Ein traumhafter Höhenweg - die Nahuel Huapi Traverse


Publiziert von t2star , 12. April 2013 um 22:48.

Region: Welt » Argentinien
Tour Datum:17 März 2008
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: RA 
Zeitbedarf: 4 Tage

Der Nahuel Huapi National Park ist der älteste NP Argentiniens (1934 gegründet). Herz des NP ist der große Lago Nahuel Huapi mit seinen vielen Seitenarmen, welche sich in die umliegenden Berge hineinziehen. Am südöstlichen Teil des Sees liegt die touristische Stadt Bariloche mit ihren über 100.000 Einwohnern, welche das bekannteste Skigebiet Argentiniens beherbergt. Viel interessanter aus meiner Sicht ist die tolle Landschaft mit den zahllosen Wander- und Klettermöglichkeiten.

Die Nahuel Huapi Traverse ist eine 3-5 tägige Wanderung welche durch  bzw. über die Berge südlich des Lago Nahuel Huapi zieht. Übernachtet wird auf dieser Tour in bewarteten Hütten ähnlich dem Vorbild der Alpen – nicht selbstverständlich – in 2 Monaten Patagonien war das mein einziges Hüttentrekking. Der Abschnitt vom Refugio San Martin zum Refugio Italia ist der anspruchsvollste Abschnitt der Traverse, welcher auch die Schwierigkeitsbewertung T5 ausmacht, die anderen Etappen sind T3. In schlechtem Wetter kann dieser Teil zu einer ernsthaften Unternehmung führen, zumal die Etappe größtenteils auf entlang der Bergkämme führt und man auch bei gutem Bedingungen etwas Orientierungssinn braucht. In Bariloche habe ich ein Pärchen kennengelernt mit welchen ich die Tour machen wollte – nachdem der Hüttenwirt im Refugio San Martin allen (ein gutes Dutzend) Übernachtungsgäste versucht hat klarzumachen, dass man diese Etappe nur mit epischen alpinistischen Erfahrungen machen darf, ist mein Mitstreiterpärchen glatt am Folgemorgen ausgestiegen und einen anderen Weg ins Tal abgestiegen. Übrig geblieben sind nur ich und ein Pärchen aus Kanada, welche die Situation einschätzen konnten und sich nicht haben überreden lassen auch abzusteigen. Mit besagtem Pärchen – Anfang 60 und topfit! – habe ich dann diesen traumhaften Abschnitt bewandert. Ich vermute dass der Hüttenwirt so agiert, da er schon einige schlechte Erfahrungen mit Wanderern gemacht, welche diesen Abschnitt im Vorfeld für normales alpines Wandern erachtet haben.

Ausgangspunkt ist das Skizentrum Villa Catedral, welches wir knapp 15 Minuten morgens mit dem Bus von Bariloche erreicht haben. Von dort sind wir mit der Seilbahn zum Refugio Lynch hoch von wo der Weg Richtung Refugio San Martin deutlich ausgezeichnet ist. Die Variante die ich eigentlich bevorzugt hätte wäre das Auslassen der Seilbahn, um direkt von Villa Catedral Richtung Refugio Frey zu gehen (4h), wo man typischerweise die erste Nacht verbringt – die Variante braucht einen Tag mehr. Das Refugio Frey ist auch Ausgangspunkt für Klettertouren am Cerro Catedral, eines der bekanntesten Klettergebiete Argentiniens – leider hatte ich in dem Urlaub kein Kletterequipment dabei;-( Etwas oberhalb des Lago Schmoll treffen sich die Wege vom Refugio Frey und von der Bergstation Refugio Lynch (von beiden Refugios etwa 1,5h). Nachdem sich die Wege vereint haben (Cancha de Fútbol), folgt ein steiler und da viel losem Geröll ein äußerst rasanter Abstieg in ein schönes Tal (Arroyo Rucaco). Anschließend nochmal ein deutlicher Anstieg auf den Pass Brecha Negra und wieder ein kurzer aber steiler Abstieg  Refugio San Martin – der Weg dorthin ist gut markiert.

Am nächsten Morgen startet eine phantastische Etappe – zuerst noch auf markierten Weg zum kleinen See Laguna de los Tempanos, dann weisen Steinmänner den weiteren Weg. Von der der Laguna geht es auf einem breiten Felsgrat hoch bis unter eine Felswand, von welcher es nach wenigen Metern in ein steiles Couloir nach rechts oben zieht. Für mich war das der (zumindest wegtechnisch) der tollste Abschnitt – fast 200 Hm steile Kraxelei meistens im I., an wenigen Stellen im II. Grad, an wunderbar kompakten Fels. Ich kann mir allerdings vorstellen dass Wanderer, welche mit Klettern nicht soviel am Hut haben, ziemlich schnell an ihre Grenzen kommen, zumal man vielleicht noch einen schweren Rucksack trägt. Wenn das Couloir schneegefüllt ist könnten hier auch Steigeisen und Pickel erforderlich sein. Oben auf dem Sattel angekommen muss man sich links halten, ab hier geht der Höhenweg östlich der Bergkette Cordon de los Inocentes weiter. Ich könnte mir gut vorstellen dass bei schlechten Bedingungen und mieser Sicht die Orientierung hier oben kein Zuckerschlecken ist – oftmals ist hier kein Weg vorhanden und man folgt Steinmännern mit teils recht großen Abständen. Nach etwa 4 bis 5 Stunden wird der 2160 m hohen Cerro Navidad mit seiner großartigen Aussicht erreicht – der höchste Punkt der Tour. Vom Gipfelkreuz geht man über das Gipfelplateau Richtung Norden und beginnt dann den langen Abstieg in das herrliche Tal des Arroyo Navidad – hier sind den ganzen Sommer über Schneefelder zu queren. Bereits zu Beginn des Abstieges sieht man schon die Serpentinen, die den finalen Gegenanstieg von knapp 400 Hm zum Refugio Italia ankündigen. Nach ca. 9 Stunden gemütlichen Wanderns haben wir das Refugio Italia erreicht.

Leider musste ich auf im Refugio Italia meine Tour abbrechen, da mich in der Nacht Montezumas Rache in voller Wucht heimsuchte, so dass ich einen Tag später ziemlich geschwächt ins Tal abstieg und die letzte Etappe ausließ, um mich in Bariloche erstmal zu regenerieren.

Die Hütten mit etwa 40 Schlafplätzen sind Dezember bis Ende April geöffnet – Januar und Februar sollen diese allerdings häufig überfüllt sein, im März wird es dann deutlich ruhiger. Alternativ hat es bei jeder der Hütten auch einen Campingplatz.

Tourengänger: t2star


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T3+
23 Feb 06
Laguna Negra - Cerro López · Bembelbub
T3
T2
22 Nov 10
Refugio Frey · Elju

Kommentar hinzufügen»