Kaunergrat Teil 1: Verpeilhütte - Madatschjoch - Kaunergrathütte


Publiziert von lila , 3. April 2013 um 13:49.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:25 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 250 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:von Feichten Schotterstraße zur Verpeilalpe, dort kostenloser Parkplatz
Unterkunftmöglichkeiten:Verpeilhütte, DAV Sektion Frankfurt am Main; Kaunergrathütte, DAV Sektion Mainz
Kartennummer:Alpenvereinskarte 30/3 Ötztaler Alpen Kaunergrat, 1:25 000

Eigentlich wollten wir zu viert Hochtouren gehen, aber da ich mir im April beim Pisteln den Hax gebrochen habe und danach 12 Wochen auf einem Bein mit Krücken herumgehüpft bin, habe ich meinen Mann und unsere Freunde alleine in die Schweiz geschickt, ich wollte nicht den Bremsklotz spielen. 
Eigentlich wollte ich nur ein bisschen Reha-wandern im mir sehr vertrauten Tirol. 
Eigentlich.

Sonntag:
Die Fahrt nach Feichten dauert durch verschiedene widrige Umstände und Stau am Fernpaß wesentlich länger als gedacht, ich bin erst gegen 18.00 Uhr in Feichten. Wenn man die Schotterstraße zur Verpeilalm jetzt doch nicht rauffahren darf, werde ich wohl die Stirnlampe auspacken müssen... Ein Gesperrt-Schild verheißt nichts Gutes. Also parke ich brav unten im Ort, ziehe die Bergschuhe an und marschiere los. 
Zum Glück treffe ich 10 Minuten später einen Einheimischen, der mir versichert, dass man durchaus hinauffahren dürfe, nur eben auf eigenes Risiko, d.h. dass man die Gemeinde nicht verantwortlich machen kann für eventuelle Schäden am Auto durch Schlaglöcher, Steinschlag etc. Mir soll's recht sein, ich bin froh, dass ich mir die 500 Höhenmeter jetzt sparen kann und hoffe, dass ich auf der Hütte noch etwas zu Essen bekomme, von der Verpeilalm sind es schließlich nur noch 235 Höhenmeter bis zur idyllisch gelegenen Hütte. Es regnet zwar schon wieder, aber egal. Kurz vor der Hütte treffe ich zwei triefende Gestalten mit beeindruckend großen Rucksäcken. Wo sie herkämen? Vom Bodensee. Da ich wohl etwas dumm aus der Wäsche geschaut habe, erklären sie mir, sie seien Weitwanderer und auf dem Weg von Konstanz nach Venedig und heute seit 10 Stunden unterwegs. Fast schäme ich mich zu sagen, dass ich bis vor einer halben Stunde mit den Auto durch den Regen gefahren bin. 

Aufgrund des schlechten Wetters übernachten in der Verpeilhütte heute nur 13 Leute. Die Hüttenwirtin hat einen sehr eigenen Charme und wirkt ungewöhnlich reif und in sich ruhend für ihre jungen 26 Jahre. Ich unterhalte mich lange mit ihr und bin fast traurig, dass ich weiter muss.

Montag:
Bis zum Madatschjoch sind es über tausend Höhenmeter, über Nacht hat es fast bis zur Hütte herunter geschneit. Die verschiedenen Kleingruppen diskutieren die verschiedenen Optionen beim Frühstück: alle 13 wollen eigentlich weiter zur Kaunergrathütte, die Weitwanderer wie die von Mark Zahels Buch "Hüttentrekking Ostalpen" Inspirierten. Aber ob die Familie aus Berlin mit den drei Kindern das schafft? Und die Frau aus Mainz, der der Bergführer kurzfristig abgesagt hat und die jetzt alleine unterwegs ist? Die jungen Leute aus dem Schwäbischen, klar, die sind jung und kräftig, aber ich mit meinen durch 16 Schrauben und 2 Platten kunstvoll zusammengeschraubten Knochen, kann ich überhaupt so lange laufen und den Rucksack tragen? Die Stimmung ist gedämpft, als wir uns alle zusammen auf den Weg machen. 

Schon kurz nach der Hütte zieht sich das Feld in die Länge. Die beiden Weitwanderer und ich sind die Schnelleren, die anderen überlassen uns gerne die Wegsuche: Der Aufstieg zum Madatschjoch führt über weite Strecken durch Blockgelände und ist mit leuchtend rot-weißen Farbflecken sehr gut markiert.
Eigentlich. Aber jetzt sind die Markierungen alle zugeschneit, ebenso die Drahtseilversiche-rungen, oben am Joch liegt etwa 40 cm Neuschnee. Irgendwie schaffen es aber nach und nach doch alle ins Joch. Der Abstieg auf der Ostseite hinunter zur Kaunergrathütte führt über eine Felsrippe, die mit Eisenleitern entschärft ist, also kein Problem. Eigentlich - wenn die Finger nicht so kalt und steif wären und man mit den durchnässten Handschuhen die Sicherungen besser greifen könnte...

Aber auch diese Hürde nehmen wir souverän und sind sehr überrascht, dass die Kaunergrathütte gesteckt voll ist. Mehrere Ausbildungskurse vertreiben sich die Zeit mit Spaltenbergungsübungen bzw. dem Fluchen über das schlechte Wetter. Im Gastraum bollert ein Kanonenofen, spinnennetzartig sind Wäscheleinen und Reepschnüre darüber gespannt um die Aufhängemöglichkeiten für nasse Kleidung zu vergrößern. Und nass ist fast alles: einer legt seine alte Analog-Uhr auf den Ofen, weil er die Uhrzeit nicht mehr lesen kann, zu beschlagen ist die Scheibe, einem anderen entgleitet seine Unterhose beim Versuch, sie aufzuhängen und segelt elegant in des Nachbarn Suppenteller, sehr zur allgemeinen Erheiterung. Die Krönung der Ofenmissgeschicke ist allerdings ein Fleecehandschuh, der sich von der Wäscheleine gelöst, auf den Ofen hinuntergefallen, dort verschmurgelt und durch die damit verbundene Rauchentwicklung den Feueralarm ausgelöst hat.  Das allein wäre ja nicht weiter schlimm, außer natürlich für den Fleecehandschuhbesitzer, da sich das Ganze aber in der Früh um 5:30 Uhr abgespielt hat, war es vorbei mit der Nachtruhe. 
 




Tourengänger: lila


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