Dem Frühling auf der Spur: Cima della Trosa (1869 m) via E-Grat von Tenero


Publiziert von marmotta , 1. April 2013 um 21:05.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:31 März 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Poncione Piancascia 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 500 m
Strecke:Tenero - Contra - Tendrasca - Viona - Cagioi - P. 934 - Monti di Lego - P. 1448 - Bassa di Bietri - Cima della Trosa - Bassa di Cardada - Cimetta
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Tenero
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Locarno bzw. cff logo Cardada

Der Cima della Trosa (1869 m) ist bei laufendem Seilbahnbetrieb am "Hausberg" Locarnos mit sehr geringem Aufwand erreichbar. Seilbahn und Sessellift befördern einen bequem auf eine Höhe von knapp 1650 m, von wo es nur noch ein "Katzensprung" bis auf den aussichtsreichen Gipfel ist. Dennoch gehen im Winter und Frühjahr bei entsprechender Schneelage die wenigsten der vielen Ausflügler weiter als bis zur Aussichtsplattform auf der Cimetta (1671 m). Will man den kompletten Aufstieg vom Lago Maggiore bis auf den Gipfel der Cima della Trosa "human powered" und vor allem abseits der Touristenmassen bestreiten, bietet sich die von mir begangene Route (mit diversen Abkürzungsmöglichkeiten) von Tenero via Contra und Monti di Lego an.
 
Ostern 2013: Im Norden bringt eine Kaltfront abermals Schnee bis ins Flachland, während im Süden der Nordföhn die Temperaturen bei wolkenlosem Himmel auf knapp 17 ° C treibt. Die schwierige Frage lautete für mich also: Eine (letzte?) Skitour am Ostermontag bei Sonne und viel Neuschnee im Norden oder eine frühlingshafte Wanderung am Ostersonntag im Süden. Ich habe mich für den Frühling entschieden…
 
Wie nicht anders zu erwarten war, sind die Züge auf der Nord-Süd-Achse an diesem Tag zum Bersten voll: Das Zugpersonal spricht von einem Ausnahmezustand - Tausende Sonnenhungrige zieht es vom nasskalten Norden in die Sonnenstube der Schweiz - wohl dem, der da den ICN bereits in Zürich betritt…
 
Der Austritt aus der "Röhre" am Gotthard-Südportal ist wie immer spektakulär: Hatte man zuvor bei heftigem Schneefall und einer düsteren Nebel- und Wolkendecke noch das Gefühl, als werde es gar nicht richtig Tag, tritt man augenblicklich in ein gleissendes, warmes Sonnenlicht und erblickt ringsum (endlich) blauen Himmel!
 
In Tenero (200 m) bin ich mit T-Shirt und langer Tourenhose definitiv overdressed. Aber wenn man am frühen Morgen im dichten Schneetreiben zum Bahnhof radelt, denkt man halt einfach nicht an kurze Hosen… :-)
 
Den Wanderwegweisern und Markierungen folgend, erreiche ich -u.a. über zahllose Steintreppenstufen- schnell das sich den sonnigen Hang hinaufziehende Örtchen Contra (478 m). Eigentlich hatte ich von hier direkt nach Monti di Lego hinaufsteigen wollen, doch nachdem ich den Abzweig verpasse (man müsste nach Erreichen der Hauptstrasse kurz rechts in Richtung Kirche) und nicht mehr zurücklaufen will, baue ich noch eine grössere Schleife ein, die mich via Tendrasca (671 m) zunächst in die alte Siedlung Viona (740 m) und von dort weiter über die Rustici-Ferienhäuser von Corte del Baffa (1043 m) durch den Wald führt. Diese Route mit langen Querungen gewährt immerhin schöne Ausblicke auf den Lago Maggiore und in Richtung Gridone und hat den Vorteil, dass es nur mässig steil hinaufgeht.
 
Die herrlich gelegene Lichtung auf dem Monti di Lego (1121 m) erreiche ich nach insgesamt 1 h 15 min und gönne mir an diesem wunderschönen Platz mit Blick auf den weissen Pizzo di Vogorno eine ausgiebige Picknickpause. Bis hierhin sind die Wege komplett schneefrei, durch die geschützte Lage ist ausserdem vom Nordwind kaum etwas zu spüren.
 
Anschliessend gehe ich, der Beschilderung "Cardada" folgend, auf dem markierten Wanderweg bis zu P. 1448, wo der Weg zur Cima della Trosa via Alpe di Bietri abzweigt. Auf dieser südseitigen Hangtraverse hat es einzelne, kleine Schneereste, die aber angesichts der frühlingshaften Wärme bald verschwunden sein dürften. Verzichtet man auf den Abstecher zum Monti di Lego, kann der P. 1448 von Viona auch wesentlich direkter und schneller via Cagioi und Fontai erreicht werden.
 
Von P. 1448 folge ich nun nicht mehr dem (schneebedeckten) Wegtrassee, sondern steige über bereits weitgehend schneefreie Grasmatten bis zum Wäldchen auf der Kammhöhe des Cima della Trosa-Ostgrats auf. Bereits von weiter unten hatte ich mir den Ostgrat als mögliche Aufstiegsroute auf das Gipfelplateau des Cima della Trosa ausgelesen - einigermassen gute Trittschneebedingungen vorausgesetzt. Bei solch hohen Temperaturen und der Sonneneinstrahlung um die Mittagszeit ist der Schnee allerdings im unteren Abschnitt entlang des dichten Birkenwaldes sehr weich - soweit dies möglich ist, arbeite ich mich deshalb auf der zunehmend ausapernden Gratkante entlang der steilen Südflanke empor. Das ist mit etwas Kraxelei verbunden, ausserdem muss ich immer wieder zwischen den Gehölzen hindurchschlüpfen, doch wenigestens bleibt mir in diesem steilen Gelände das Stapfen im tiefen, nassen Schnee weitgehend erspart. Irgendwann muss ich dann aber doch in das Wäldchen hineinqueren, steil geht es auch hier im Schnee den Kamm hinauf. Als ich angesichts der noch immer weichen Schneebedingungen bereits über einen Rückzug nachdenke (schliesslich will ich nicht komplett nasse Hosen und Schuhe wie damals bekommen), werden die Verhältnisse mit zunehmender Höhe immer besser. Ab einer Höhe von ca. 1700 m geht es dann in bestem Trittschnee bis hinauf auf den Gipfelgrat, wo mich der Föhnsturm mit seiner ganzen Kraft trifft. War ich bis hierhin in grosser Wärme im T-Shirt aufgestiegen, kommt nun für die letzten Meter hinüber zum höchsten Punkt mit Gipfelkreuz doch noch die Winterausrüstung (Jacke, Handschuhe) zum Einsatz!
 
Die Aussicht ist bombastisch, insbesondere die Tiefblicke hinunter zum (föhnwindgeprägten) Lago Maggiore und ins Maggiatal faszinieren. Die Walliser 4000er sind zum Greifen nah! Da der starke Wind innert kürzester Zeit sämtliche (Fuss-)Spuren verwischt, finde ich eine unberührte Winterlandschaft vor, glücklicherweise sinke ich kaum in den hartgepressten Schnee ein, ansonsten wäre es hier oben bei diesen Schneemassen wohl recht mühsam geworden. Bereits auf dem Rückweg zum Wegweiser in der Mitte des Gipfelgrats sind meine eigenen Spuren fast nicht mehr auszumachen, so stark verbläst der Wind den Schnee!
 
Zum Sattel P. 1610 zwischen Cimetta und Cima della Trosa gelange ich über die steile Südwestflanke in kraft- und zeitsparender Rutschpartie auf perfektem Firn. Sofort legt sich auch wieder der stürmische Föhnwind. Eine gut ausgetretene Fussspur leitet anschliessend hinauf zur Aussichtsplattform der Cimetta (1671 m).
 
Nach einer gemütlichen Einkehr auf der Sonnenterrasse des Restaurants an der Bergstation wähle ich die schonende Abstiegsvariante via Sessellift nach Cardada und von dort mit der Seilbahn hinunter nach Orselina (378 m). Die letzten Meter vom Santuario Madonna del Sasso (346 m) könnten ebenfalls mit der Standseilbahn (funicolare) zurückgelegt werden, ich nutze sie jedoch für ein Auslaufen mit schönen Blicken auf den Lago Maggiore und das dahinter aufragende Massiv des Monte Tamaro.    

Tourengänger: marmotta


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