"Siebentausender" des Erzgebirges


Publiziert von Hejkal , 21. März 2013 um 20:03.

Region: Welt » Tschechien » Krušné hory
Tour Datum:10 Mai 2002
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   CZ 
Zeitbedarf: 4 Tage

Meine Bergwanderfreunde hatte ich damit überrascht, die "Siebentausender" des Erzgebirges bezwingen zu wollen. Letzendlich sind es dann doch nur sechs über 1000 Meter hohe Berggipfel geworden. Wir nutzen dazu das Himmelfahrtswochenende im Mai 2002. Selbst aus der Schweiz kam extra dazu eine Teilnehmerin angereist.

Als Startpunkt wählten wir Johanngeorgenstadt im sächsischen Westerzgebirge. Dort befindet sich ein Grenzübergang zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik, hinter dem unmittelbar ein großes Einkaufsgebiet in Potůčky (Breitenbach) beginnt. Schnell ließen wir den Konsumrummel hinter uns und wanderten auf einem Pfad entlang der Bahnlinie in Richtung Karlsbad im Wald aufwärts bis zum Haltepunkt Potůčky oberhalb der traditionellen "Dreckschänke". Dort verließen wir die Bahnlinie und folgten den markierten Wanderweg durch Stráň (Ziegenschacht) hinauf zum Blatenský vrch (Plattenberg), unseren ersten Tausender. Vom Aussichtsturm genießt man einen interessanten Rundblick auf alle anderen Tausender bis hinunter in den Egergraben. Etwas unterhalb des Gipfels befinden sich die Vlčí Jáma (Wolfspinge) und die Ledová Jáma (Eispinge), zwei Überreste des hier ab dem 16. Jahrhundert betriebenen Zinnbergbaus. In letztgenannter Höhle sag sogar noch jede Menge Eis. Am Rand der Pinge legten wir an jenem Himmelfahrtstag 2002 eine längere Rast ein, bei der wir die schöne Aussicht auf Horní Blatná (Bergstadt Platten) genossen. Anschließend durchquerten wir die durch den Zinnbergbau entstandene Stadt auf dem Erzgebirgskamm mit ihrem Renaissancegrundriss. Auf dem Marktplatz besuchten wir die katholische Pfarrkirche St. Laurentius mit ihrer Barockausstattung.


Hinter Horní Blatná folgten wir den Schildern nach Pernink (Bärringen). Diese ehemalige königliche Bergstadt liegen wir letztendlich links liegen und wanderten weiter zum Tisovský vrch (Peindlberg), dem zweiten Tausender unserer Tour. Hier ist der Gipfel zwar nur 976 m hoch, aber die Plattform des Aussichtsturmes liegt genau 1000 m ü. A. Von hier aus war es nicht mehr weit bis Nové Hamry (Neuhammer), unserem Tagesziel. Allerdings war es relativ schwierig, hier ein Nachtquartier zu finden.

Am nächsten Morgen starteten wir gestärkt bei schönstem Frühlingswetter ein Stück an der Bahnlinie entlang bis nach Tisová (Eibenberg). Dort wanderten wir am Berghotel "Schönes Aussicht" vorbei bis zum Krankenhaus am Rande der Stadt Nejdek (Neudek). Von dort aus setzten wir unseren Weg durch die Wochenendsiedlung Vysoká Štola (Hohenstollen) in Richtung der aufgegebenen Siedlung Wölfling. an den Überresten des früheren Waldgasthauses legten wir unsere Mittagsrast ein, bevor wir durch herrliche Buchenwälder Pstruží (Salmthal) erreichten. Von hier aus wanderten wir durch den historischen Modesgrund zur Bergstadt Abertamy (Abertham) und von dort aus steil bergauf auf unseren dritten Tausender, den Plešivec (Pleßberg). Hier übernachteten wir und genossen abends den Sonnenuntergang vom Aussichtsturm.

Der nächste Tag führte uns hinunter nach Jáchymov (Sankt Joachimsthal). Doch bevor wir dieses frühere Radiumbad erreichten, öffnete der Wettergott alle Schleusen und ließ es regnen. So schnell der Regen gekommen war, verschwand er auch wieder, doch wir waren trotz Regenbekleidung pitschnass.

In Jáchymov kamen wir mitten in ein Bergrennen. Da für uns kein anderer Weg hinunter in den Ort führte, wurde extra das Rennen für uns kurz unterbrochen, damit wir auf der Rennstrecke hinunter zum Marktplatz laufen konnten. So etwas wäre an einem anderen Ort sicherlich unmöglich gewesen!

Nachdem wir uns im Zentrum von Jáchymov etwas umgesehen hatten, wanderten wir hinunter zu den Kuranlagen und durch das Tal, in dem sich früher eine Tabakfabrik befand und das den Namen Oelbeckantal trug, zur Talstation des Sesselliftes, der hinauf auf den höchsten Berg des Erzgebirges, den Klínovec (Keilberg) führt. Das historische Berghotel mit dem Aussichtsturm standen leer und verfielen zur Ruine. So nahmen wir in der Bergstation des Sesselliftes unser Nachtquartier. Da es noch relativ früh am Tage war, wanderten wir hinunter zur deutschen Grenze nach Oberwiesenthal und von dort aufwärts auf den höchsten Berg Sachsens, den Fichtelberg, unseren fünften Tausender. Unsere Hoffnung auf eine Gipfelrast zerschlugen sich, da das Berghotel damals umgebaut wurde und geschlossen war. So setzten wir hungrig und durstig unseren Weg über das Neue Haus und den Grenzübergang zurück auf den Keilberg fort. Hier konnten wir uns endlich wieder stärken und den dritten Tag unserer Wandertour gemütlich ausklingen lassen.

Am nächsten Morgen wanderten wir in Begleitung zahlreicher Kuckuck-Rufe vom Keilberg hinunter nach Boží Dar (Gottesgab), der höchstgelegenen Stadt Mitteleurpoas. Hier besichtigen wir neben der Kirche den Friedhof mit dem Grab des bekannten erzgebirgischen Volkssängers Anton Günther. Hinter dem Ort wanderten wir am Božídarský Špičák (Gottesgaber Spitzerg) - dem sechten Tausender - vorbei im Schwarzwassertal abwärts bis nach Myslivny (Försterhäuser), wo wir die Fahrstraße verließen und durch dichte Erzgebirgswälder bis zur Streusiedlung Podlesí (Streitseifen) mit der Ausflugsgaststätte "Roter Fuchs". Von dort war es nicht mehr weit bis zum Grenzübergang in Potůčky (Breitenbach), den wir allerdings nicht mehr im Trockenen erreichten, denn erneut erwischte uns ein wolkenbruchartiger Wolkenbruch. Der Rest unserer Tour, d.h. die Besteigung des 1019 m hohen Auersberges bei Johanngeorgenstadt, fiel daher regelrecht ins Wasser. Wir zogen uns um und traten mit zahlreichen neuen Eindrücken die Heimreise an.


Tourengänger: Hejkal


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