"Die Berge leuchten im Dunkel der Zeit" - Auf dem Karnischen Hauptkamm


Publiziert von Hejkal , 19. März 2013 um 21:16.

Region: Welt » Österreich » Südliche Ostalpen » Karnischer Hauptkamm
Tour Datum: 8 September 1996
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 3 Tage

Ein vorzeitiger Wintereinbruch hatte unsere Großvenedigertour zum Platzen gebracht. So fuhren wir nach Obertilliach, wo wir das Auto an der Gailbrücke (1342 m) parkten und durch das Obertilliacher Tal, am Dorfer Bach entlang und am Klapfsee vorbei, zur 1976 neu errichteten Porzehütte aufstiegen. Dort übernachteten wir.

Am nächsten Tag stiegen wir nach dem Frühstück aufwärts zum Tilliacher Joch (2094 m) an der
österreich-italienischen Grenze. Auf beiden Seiten sind im Ersten Weltkrieg Wege zu diesem Pass ausgebaut worden. Vom Joch aus erklommen wir die 2589 m hohe Porze. „Die Berge leuchten im Dunkel der Zeit!“ - so lautete die Inschrift am Croce di Pace/Kreuz des Friedens auf dem Porzegipfel.

Wir stiegen auf italienischer Seite abwärts, hätten aber besser auf der österreichischen Seite bleiben sollen. Auf der Coston Mandretta (2326 m) trafen wir wieder auf den aufgeschilderten Wanderweg. Für mich war es das erste Mal, dass ich italienischen Boden betrat.

Der Karnische Höhenweg führte von hier aus über die Filmoorhöhe (2457 m) und den Gipfel der Pfannspitze (2678 m), über den die Grenze zwischen Österreich und Italien verläuft. Zwischenzeitlich schlug das Wetter um. Der Himmel hing voller dunkler Schneewolken, die ab und zu Flocken tanzen ließen. Doch weit in der Ferne kam bereits wieder die Sonne durch. Meinem Bergfreund störte das Wetter nicht, er lief trotz der Wetterkapriolen weiter in kurzen Hosen.
 
Von der Pfannspitze war unser Tagesziel, die Obstanserseehütte (2304 m), gut zu erkennen. Nach steilem Abstieg erreichte ich die Hütte zum Abendbrot um 18 Uhr, während mein Freund mir schon vorausgeeilt war und das Lager klargemacht hatte.

In der Hütte am Obstansersee fanden wir ein gutes Quartier, doch warteten wir auf unseren dritten Mitstreiter vergeblich. Wie wir später erfahren sollten, war er über das Erschbaumer Tal ins Tal hinunter in Richtung Kartitsch abgestiegen und hat die Nacht in der Pension "Sachsenruh" (sprich seinem Auto) verbracht.

Am 10. September 1996 erwartete uns ein herrlicher Sonnentag. Den Vormittag erkundeten wir durch Aus-
flüge in der Umgebung der Obstanserseehütte. Neben mehreren Seen war der Soldatenfriedhof mit zwölf Gräbern aus dem Jahre 1915 am beeindruckendsten.
 
Da unser Freund nicht an der Obstanserseehütte erschien, starteten wir mittags bei Sonnenschein, aber mit innerer Ungewißheit ohne ihn zu unserem nächsten Etappenziel.  Ein letzter Blick auf die Obstanserseehütte und die Pfannspitze hatten wir vom Weg nach dem Eisenreich (2665 m), auf dem wir unsere Mittagsrast einlegten. Vom Eisenreich boten sich herrliche Ausblicke, besonders nach Südtirol zu den Sextener Dolomiten. Die bekannten Drei Zinnen, Elferkofel (3092 m), Dreischusterspitze (3152 m) und Haunold (2943 m) waren bereits zu erkennen.
 
An die dunklen Tage des Ersten Weltkrieges erinnern die zahlreichen Befestigungsanlagen und Schützengräben, deren Reste noch heute in der Landschaft zu erkennen sind. Italien und Österreich standen sich 1915/16 an der Grenze von Tirol verfeindet gegenüber.
 
Immer auf dem Karnischen Hauptkamm entlang führte der Höhenweg, so dass man stets herrliche Ausblicke nach Nord und Süd hatte. Der nächste Gipfel am Wege war der Demut (2592 m).
 
Am Hochgräntenjoch (2429 m) befindet sich neben einem kleinen See auch ein Friedhof, auf dem vier österreichische Soldaten, die hier am 6. September 1915 ihr Leben verloren, beigesetzt sind. Wir machten am Kriegerfriedhof eine kleine Rast, bevor wir unseren Weg zur Sillianer Hütte fortsetzten.
 
Am Hornischegg (2550 m) dachten wir, das Tagesziel bereits erreicht zu haben, aber wir täuschten uns. Die vermeintliche Berghütte war der Rest einer alten Kaserne. Vom Hornischegg, über den die Grenze verläuft, kann man weit nach Südtirol blicken. Die Sillianer Hütte war jedoch nicht zu sehen, nur das alte Haus auf dem Helm, das uns erneut täuschte, die Berghütte zu sein.

In der von 1983 bis 1986 neuerbauten Sillianer Hütten waren wir zwei die einzigen Gäste. Wir ließen uns    das Abendbrot (Polenta mit Pilzen) gut schmecken und verbrachten bei Kerzenschein den Abend in der  gemütlichen Gaststube. Wir entschlossen uns nach dem Studium der in der Hütte ausliegenden Wanderkarte, noch eine Nacht in der Sillianer Hütte zu bleiben und dann zum Bahnhof abzusteigen, um über Italien mit der Eisenbahn zurück in die Heimat zu fahren. Dies war eine gute Entscheidung, denn unser dritter Mitstreiter stieß zu unserer großen Freude am nächsten Tag wieder zu uns. Zuvor hatten wir noch dem Helm (2434 m) und das Heimkehrerkreuz (2373) einen Besuch abgestatten.

Tourengänger: Hejkal


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