Cruseta, das Bijou und Überaschung im Abstieg


Publiziert von Barna10 , 13. Februar 2013 um 13:39.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Misox
Tour Datum:10 Februar 2013
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Arbeola-Molera   CH-GR   Gruppo Zapporthorn 

Weil es an diesem Morgen sehr kalt ist, sind wir etwas später auf dem Parkplatz, der in dieser Saison stillstehenden Ski Anlage von San Bernardino. Nach einer sehr guten Hotelnacht und reichlichem Frühstück erfreuen wir uns am schönen und sehr kalten (-15°) Wetter.
Was für ein Schock! Was für ein "Ameisenhaufen" auf dem Parkplatz.
Mindestens 80 Skitourengeher aus dem norditalienischen Raum machen sich Abmarsch bereit. In der AFG Arena des FC St.Gallen ist es öfters ruhiger wie hier.
"Wohin geht ihr?" meine vorsichtige Frage. Die ganze Horde geht auf den Pass de Omenit. Was für ein Viehtrieb! Kolonnen stehen um auf den Pass zu kommen? Iii....

Erleichtert gehen wir Richtung Lago d'Isola. Welch positive Überaschung! Kurz vor uns ist ein Trio mit Ski und Schneeschuh am Wegweiser Richtung Passit hochgelaufen. Eigentlich wollten wir zuerst zur Alp d'Ocola hochlaufen, aber diese Einladung im Wald nicht spuren zu müssen, nehmen wir dankbar an.

Nach dem überqueren des Ri de Confin, auf 1834m, wird der Wanderweg verlassen und, dem zugeschneiten Bachlauf entlang, Richtung Alp de Confin hoch gestiegen. Bei viel Schnee ist diese Variante als Risiko einzustufen. Hier kommt ab und an etwas von den steilen Flanken hinrunter.
Das Trio vor uns wird plötzlich mit der Routenwahl unsicher. Sie fahren/laufen etwa 50m zu Pkt 2096 ab und steigen Richtung Nordwesten hoch. In wenigen Minuten wären sie bei der Seenplatte der Alp de Confin gewesen. Eigenartig.

Auf dem hart gepressten Schnee ist das Hochsteigen zum Übergang nach Passit ein Traum. Der Wind hat hier die Winterlandschaft eigenwillig geformt. Die tiefstehende Sonne wirft skurrile Schatten an der zerfurchten Schneeoberfläche. Momentaufnahme. Alles ist hier vergänglich. Wie unser Dasein auch. Was wird von uns übrigbleiben? Nach drei/vier weiteren Generationen werden vielleicht ein paar Fotos übrigbleiben, weil es in der Zwischenzeit glücklicherweise jemand in ein neues Format konvertiert hat. Vermutlich wird der Ausdruck "Primitiv" fallen.... Oder: "Ah! lueg emol. Die händ no Schnee kaa!" In was für einer Sprache auch immer....

Ab hier sehen wir den Rest des Tages keinen Menschen mehr. Nur ein kleinmotoriger Kunstflieger fliegt viel zu tief über Confin hinweg. Der hatte am Kamm oben nicht einmal 100m Bodenabstand. Verantwortungslos.

Der Buckel mit der Kote 2247 ist eine überraschende Aussichtskanzel. Die Aussicht weckt in mir die Vorfreude auf den Sommer.

Wir steigen zur Fischerhütte am gefrorenen See ab. Jemand hat die steinernen Bänke an der Hüttenwand ausgegraben. Kein Wind an der Südwand, die Sonne wärmt uns etwas auf. An ein Anlehnen an die Hüttenwand ist nicht zu denken. Viel zu kalt. Perfekter Verpflegungsplatz.

Über den gefrorenen See geht es weiter. Die Landschaft im "Reverz di Passit" dürfte wohl einmalig sein. Was der Wind mit dem Schnee hier geformt hat! Kleine Wächten an Kanten, in den Rinnen Bobbahnen.
Auf dem Pass geniessen wir nur kurz die Aussicht, es ist mit dem Nordwind zu kalt. Nach ein paar wenigen Fotos sind die Finger klamm. Auf den Pian Grand führt eine Schneeschuhspur. Interessante, aber sehr weite Tour. Pian Grand Hütte ist im Winter geschlossen. Es ist hier anzumerken, dass das Gebiet südlich unseres Passes zum Jagdbanngebiet Trescolmen gehört. Es sind ein paar wenige Routen im Winter erlaubt. ("www.respektiere-deine-grenzen.ch").

Geplant war ein unüblicher und unbekannter Abstieg: Von der Cruseta zur Fopela hinüber zu wechseln. Auf ca 2440m erreichten wir perfekt den Übergang. Weiter nördlich sind Wechten und senkrechte Felskanten. Am Übergang sind die Verhältnisse sehr gut. Jedoch einige Meter in der Ostflanke der Fopela ist meterhoher Triebschnee vorhanden. Der Skistock versinkt bis zum Anschlag. Die Versuchung ist schon sehr stark. Aber kein gutes Bauchgefühl. Abbruch der Idee. Von unserem Punkt aus ist die Ersteigung des Piz d'Ardion über den NO Grat durchaus möglich. Steigeisen sind das bessere Instrument wie unsere alpintaugliche Schneeschuhe.

Wir steigen von hier in den Rinnen des Reverz Richtung Norden ab. Haben manchen Fun unterwegs erlebt und treffen kurz oberhalb des Passit wiederauf die Aufstiegsspur. Vom Pass geht es ziemlich direkt zur Alp d'Ocola hinunter. Alles liegt schon im sehr kalten Schatten. Dort treffen wir auf den verschneiten Wanderweg.

Aber der war gar nicht lustig. Schon in der ersten Rinne nach Ocola wird es ganz ernst. Schlüsselstelle. Der Weg ist im sehr steilen Tobel nicht zu erkennen. Die Schneeschichten in der Traverse sehr schlecht verfestigt. Die oberste Schicht nicht tragfähig, die darunter liegende auch nicht. Weiter unten sehr hart, dazwischen Schnee/Eiskörner mit Kugellagerfunktion. Vollste Konzentration. Nicht das ein Abrutschen tödlich gewesen wäre, aber ohne Blessuren wäre es nicht ausgegangen. Ich versuche zu spuren, gehe die Spur sogar nochmal zurück. Alle sind sehr konzentriert. Grosses Aufatmen, als wir heil durch diese Passage kamen. Doch ist hier die Wanderweg Markierung vermutlich nur an den überdeckten Steinen vorhanden. Ich komme etwas zu tief, kann an der nächsten Rinne einen Durchschlupf finden und wenige Minuten später sind wir wieder auf dem Weg, von wo es nach San Bernardino zurückgeht.

Für Alpin unerfahrene ist dieser Weg bei Schnee gefährlich! Schlüsselstelle: Querung weiter unten kaum möglich, weil Rinne mit 3-5m hohen senkrechten Seitenwänden versehen ist. Die Situation kommt in der LK nicht zur Geltung. Alternative wäre evtl  bei Pkt 1813 den Weg zu verlassen und südwestlich hochzusteigen, bzw von oben diesen Pkt anzupeilen. Mit dem Weg nach Ocola kann die lange Traverse (ca 35°) im Osthang des Pkt 2247, des eigentlichen Passit Wanderweges, umgangen werden.

So schön die Gegend von Passit auch ist. Für den direkten Aufstieg entlang den Sommerwege braucht es alpinistische Erfahrung. Die Lawinengefahr ist hier nicht einfach einzuschätzen.

Die Cima di Fopela scheint mir eine tektonisch interessante Spielwiese für alpinistische Schneeschuh Unternehmungen zu sein.
Komme wieder.....

Ein Danke an meine Begleiter/innen für das Wochenende!

Tourengänger: Barna10


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