Von Tenero über die Monti di Lego (1149 m) nach Mergoscia - Aussichtsreiche Tessiner Rundtour

Nordföhn im Tessin - eine sonnige Abwechslung zu den bisher oft windgepressten Schneeverhältnissen auf der Alpennordseite bot sich wieder einmal an. Die Sonnenhänge der Alpensüdseite sind teilweise bis weit über 1000 m. ü. M. schneefrei. Aufgrund der vorausgesagten stürmischen Nordwinde galt es, einen Bereich ausfindig zu machen, wo man vor allzu starken Böen etwas geschützt sein würde. Die südexponierten Flanken oberhalb von Tenero, nahe am Lago Maggiore, erfüllten diese Voraussetzung und warteten zudem mit viel Sonnenschein auf.

Ein Tagesausflug aus der Ostschweiz ins Tessin lässt sich - will man den Stressfaktor auf das Minimum reduzieren - vernünftigerweise nur als ÖV-Tour bewältigen, weshalb wir um 06:15 Uhr die S-Bahn vor der Haustüre bestiegen und überraschend schnell und komfortabel die Sonnenstube der Schweiz erreichten. Am Bahnhof in Bellinzona bemerkten wir, dass wir nicht die einzigen waren mit der Idee, kurz so etwas wie Frühling zu geniessen. Überall standen berucksackte, stets deutsch sprechende Menschen herum, ungläubig begutachtet von den Einheimischen, von denen nur die Wenigsten verstehen, weshalb man es sich antun kann, irgendwo auf einem Trampelpfad den Berg hinauf zu steigen, wo man doch auch gemütlich dem Seeufer entlang schlendern könnte. Bergwandern fristet im Tessin ein Mauerblümchendasein, weshalb man auch auf einfachen Wanderrouten bei schönstem Wetter kaum in einem grossen Rummel unterwegs ist.

Nach kühlem Start am Bahnhof in Tenero heizte uns der Anstieg durch schöne Tessiner Häuser mit Weinbergen nach Contra bald auf Betriebstemperatur auf. Die Wahl unserer Route erwies sich als richtig, denn der vielerorts kräftige Nordföhn hielt sich hier vornehm zurück, nur vereinzelt erreichten uns einige Böen und sorgten für Abkühlung. Markant waren die Temperaturunterschiede zwischen sonnigen Bereichen und windigen Schattenstellen, wo sich sogar noch einige Schnee- und Eisreste halten konnten.

Ein Hauch von Vorfrühling lag in der Luft; einige wenige Blumen in den hübschen Gärten von Tenero-Contra blühten bereits und die vielen Palmen bildeten einen eindrucksvollen Kontrast zu den dahinter liegenden weissen Bergspitzen. Die Dörfer wirkten fast ausgestorben; die Touristensaison im Tessin hat noch lange nicht begonnen.

Sehr schön und idyllisch gelegen, bildete die kleine Siedlung Monti di Lego den geografischen Höhepunkt des heutigen Tages. Die Aussicht von der kleinen Kapelle dort über den Lago Maggiore ist atemberaubend, ebenso wie der Blick in die Berge des unteren Verzascatals. Man bewegt sich hier oft in dichten Laubwäldern, die jetzt aber kahl sind und so viel freie Sicht gewähren. Der Abstieg nach Mergoscia verläuft ebenfalls meist im Wald und durchquert ein tief eingeschnittenes Seitental. Das hübsche Dorf Mergoscia und seine benachbarten Siedlungen sind von weitem her sichtbar; die typischen Tessiner Steinhäuser heften sich eng aneinander an den steilen Hängen über dem Verzascatal.

Es hat sich wieder einmal gelohnt, dem Tessin einen Besuch abzustatten, auch wenn es nur für einige Stunden war.  

Tourencharakter / Beschreibung:

Alle von uns benutzten Wege auf dieser Tour befinden sich in bestem Zustand und sind perfekt ausgeschildert. Der Aufstieg von Contra nach Monti di Lego ist zeitweise steil und der Abstieg nach Mergoscia hin und wieder etwas ausgesetzt, wobei jene Stellen durchwegs mit Geländer versehen sind. Die Wege sind zur Zeit mit sehr viel Laub bedeckt, unter welchem sich in Schattenlagen sogar Eis und Schnee versteckte, was eine erhöhte Vorsicht erforderte.

Von Tenero folgt man den Wegweisern nach Contra und später Richtung Monti di Lego.