Die Bergtour 1994 (6) - Ofenhorn 3235 m (via Ofenjoch)


Publiziert von basodino , 3. Februar 2013 um 20:28.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum: 4 August 1994
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1060 m
Abstieg: 1060 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Rif. Margaroli CAI (2194 m), direktester Zustieg von Canza (Val Formazza), der Sessellift war damals nicht im Betrieb, ansonsten zu Fuß von der Alpe Devero, der Binntalhütte oder dem Grießpass in jeweils längeren Wanderungen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Rif. Margaroli CAI (2194 m), im Sommer bewirtschaftet

Nachdem der letzte markante Gipfel doch schon mehr als 1 Woche her war, lockte uns das Ofenhorn (3235 m), wurde doch der Zustieg via Ofenjoch als leicht beschrieben.
Von der Hütte steigt man dem leichten Weg hinauf zum Lago Sruer, folgt der Route über die kleine Staumauer nach Süden und weicht bei P. 2464 vom Pfad ab. Fortan weglos nach Westen zu den beiden Seelein bei P. 2567 m. Von hier war damals die Schneerinne vom Ofenjoch hinab gut zu sehen. Wir gingen über Geröll und Firnfelder bis an den Beginn der Schneerinne und stiegen durch diese hinauf. Selbige teilte sich im oberen Teil. Wir nutzten meiner Erinnerung nach den im Aufstieg rechten Arm, der sich immer weiter aufsteilt. Mit einigem Respekt sahen wir den Ausstieg vor uns, der in einer für wenige Meter senkrechten Stelle auf das Joch endete. Ohne Steigeisen und nur mit einem Pickel kaum zu machen, so gut der Trittschnee auch war. Wir wichen nach rechts in die Felsen aus und konnten so die senkrechte Stelle umgehen (II). Auf dem Joch angekommen sieht man gut zum Gipfel hinauf. In einem weiten Bogen konnten wir die leichten und nur mittelsteilen Firnfelder bis zu den Gipfelfelsen begehen und erreichten den Gipfel bei besten Bedingungen. WS, II, 4 h 00 min.
Im Abstieg gelangten wir leicht wieder zurück zum Joch. Bevor wir uns dem Abstieg widmeten, besuchten wir noch den nahen Cima Cust, ein Mitnahme-Dreitausender.
Der Klassiker kam dann aber im Abstieg vom Joch. Die Felsen, die uns hinaufgeleitet hatten, schienen uns im Abstieg doch nicht mehr ganz geheuer. Also stiegen wir rechts der Rinne (im Sinne des Abstieges) über einige Felsen hinab, bis wir horizontal unter die senkrechte Firnstufe am Joch queren konnten. Da wir keine Steigeisen und ich nur einen Pickel zur Verfügung hatten, schlug ich ab hier Stufen. Mein Mitstreiter nutze meine Tritte und ich spreche ihm noch heute den höchsten Mut aus, dass er den Abstieg ruhig und ohne Fehltritt schaffte, so ganz ohne Sicherung oder entsprechender Ausrüstung. Die rechte Rinne ist im oberen Teil wie ein "S" geformt, so dass einen jeder Ausrutscher mit Karacho in die Begrenzungen geschleudert hätte, wäre man erst mal in Fahrt gekommen. Drei Ausrutscher im immer seifigeren Schnee musste ich mit dem Pickel abfangen, was mir glücklicherweise auch gelang. Nach jedem Ausrutscher musste ich freilich die Fallstrecke wieder hinaufspuren, sonst wäre mein Kollege niemals sicher hinab gekommen. Letztlich gelangten wir aus dem "S" hinaus und erreichten Gelände, wo Stürze harmlos ausgegangen wären und man den weichen Firn zum Rutschen nutzen konnte. Mit großer Erleichterung gelangten wir zurück ins Leben, auf die grünen Wiesen oberhalb der Seen.
Interessanterweise sind dies die Touren, die einem im Gedächtnis bleiben, wenngleich man sie aus heutiger Sicht als riskant und unverantwortlich beschreiben müsste. Diese Tour kennzeichnet für mich das Ende der haarsträubend naiven Touren, die ich glücklicherweise alle überlebt habe. Auch heute passieren noch Fehler und man lernt nie aus, aber ich hoffe, ein wenig weiser geworden zu sein und die Grenzsituationen haben sich danach doch deutlich verringert.

Fortsetzung hier!

Tourengänger: basodino


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