Poncione Val Piana (2660m) & Cima di Lago (2833m)

Die Cristallina geisterte schon länger in meinem Kopf herum, nun bot sich Gelegenheit dieser endlich mal einen Besuch abzustatten. Zwei Tage schönes Wetter und die Aussicht auf einen leeren Winterraum liessen zwei Negativerwartungen – miserabler Schnee und starker Nordföhn – in den Hintergrund treten. Gepowdert hatten wir am vergangenen Wochenende (1/2/3) genug, da durfte es auch wieder mal eine „Schlechtschneetour“ werden.

Für den Zugang zur Cristallina-Hütte wählten wir die Route über den Poncione Val Piana und den Cima di Lago, um unterwegs noch zwei Gipfel besteigen zu können. Unsere Tour startete bei der Bushaltestelle in Cioss Prato. Ich verstehe indes nach wie vor nicht wirklich, weshalb das Postauto nicht auf das letzte Stück nach All'Acqua noch fährt.

Den Poncione Val Piana kenne ich bereits von einer Tour im letzten Frühling. Normalerweise sind wir unter jenen Tourengängern zu finden, die etwas früher als die meisten anderen aufbrechen. Da wir diesmal mit dem ÖV angereist waren, war's nun gerade umgekehrt. Nach uns startete niemand und wir mussten uns schon etwas daran gewöhnen, erst um 10 Uhr (in All'Acqua) auf eine Skitour zu starten.

Der erste Hang oberhalb Formazzora war recht mühsam: der Schnee gefroren, der ganze Hang verspurt und dauernd rutschten wir aus. Oben im Val Cavagnolo wurde das etwas besser, aber auch dort hatten wir etwas Mühe mit der Spur. Unterwegs überholten wir eine Gruppe nach der anderen und bald erreichten wir das Skidepot am Poncione Val Piana.

Der Wind war mittlerweile beträchtlich, doch beim Skidepot liessen sich die Felle einigermassen ungestört entfernen. Ohne Rucksack stapften wir die letzten Meter zu Fuss hoch auf den schönen Gipfel. Wir erreichten ihn etwa zweieinhalb Stunden nach Abmarsch in Cioss Prato. Vom Poncione Val Piana hatten wir das weitere Programm vor Augen. Während uns die Absenz von grösseren Triebschnee-Ansammlungen motivierte, liess uns der Wind auf den benachbarten Gipfel Übles erahnen.

Auf Skipisten-ähnlicher Unterlage fuhren wir nach einer Pause zum Ghiacciaio di Valleggia ab und fellten bei sturmartigen Bedingungen wieder an. Im kleinen Seitental, welches zum Passo della Cima di Lago hochführt, hielt sich der Wind zu Beginn etwas zurück. Im oberen Teil wählten wir die direktere Variante über den Steilhang südwärts, um etwas südwestlich nach P. 2741 auf den Grat zu gelangen. In diesem Hang hauten uns die Windböen beinahe um, die wenigen Höhenmeter wurden zum Kampf.

Unsere Hoffnung, dass auf der Südseite des Grats der Nordföhn etwas weniger aktiv sein möge, erfüllte sich leider nicht. Wir liefen noch etwas weiter hoch Richtung Gipfel doch ca. 80Hm unter diesem war fertig. Es machte schlicht und einfach keinen Sinn, noch weiter zu gehen. Wir hielten alles so gut wie möglich fest und entfernten die Felle. Die Abfahrt zur Cristallina-Hütte erforderte letzte Anstrengungen, denn eigentlich ging's ja kaum runter, sondern vor allem hinüber. Bei starkem Gegenwind fehlte uns leider das Tempo, um effizient voran zu kommen und so mussten wir einmal sogar die Skis ein Stück weit tragen.

Um 14.30 Uhr, also 4h 45min nach Abmarsch in Cioss Prato, trafen wir bei der Capanna Cristallina ein, wo wir auf den netten Hüttenwart trafen, welcher bald darauf ins Tal abfuhr. Die äusserst moderne und komfortable Hütte bietet als „Winterraum“ drei 8er-Zimmer mit Ausblick zum Basodino an. Da bloss zwei weitere Personen anwesend waren, hatten wir ein Zimmer für uns allein und schliefen wie die Murmeltiere.

Am nächsten Morgen ging's dann auf die Cristallina.

SLF: erheblich (Triebschnee oberhalb 2600m)