PSG-NOK

Manche Gipfel brauchen mehr als einen Anlauf. Zu diesen gehört offenbar der Pizzo San Giacomo, denn es ist nicht einfach, den richtigen Moment für die Besteigung zu finden. Im Sommer sind die Routen kritisch wegen des äusserst brüchigen Gesteins, im Winter und Frühling ist hingegen die Zeitplanung problematisch, weil der steile Gipfelhang nach Südosten exponiert und demnach sehr früh voll besonnt ist. Also mal einen Versuch im Hochwinter machen...

Wir starten kurz nach 9 in All'Acqua, wo schon Hochbetrieb herrscht. Das Wetter ist leider wenig kaiserlich - der starke Nordföhn drückt eine Menge Wolken über den Alpenhauptkamm hinüber. Dafür wird es in den windgeschützten Abschnitten so warm, dass wir zünftig ins Schwitzen kommen. Wir lassen die Spuren der klassischen Routen (Helgenhorn, Pizzo Grandinagia etc.) hinter uns und mühen uns den steilen Schlusshang in die Bocchetta di Formazzora hinauf. Dort ist der Wind inzwischen so grantig, dass wir den Schlussaufstieg über den exponierten Grat auf den Pizzo San Giacomo vergessen können. Und auch die möglichen Trostgipfel (Ponc. Cavagnöö oder Marchhorn) sehen nicht gerade einladend aus. So entschliessen wir uns kurzerhand, statt uns weiter mit dem Wind abzukämpfen, abzusteigen bzw. abzufahren und das Stella Alpina in Ronco zur Einkehr aufzusuchen. 

Nächster Versuch im Frühling, nach einer Übernachtung in der Zone und dadurch mit sehr frühem Start...

Die Schneeverhältnisse sind an sich im Bedretto auf der Schattenseite noch sehr gut, trotz der vielen Nordwindtage liegt noch so viel Pulverschnee, dass es für Schneeschuhe fast zu tief ist (für Skifahrer hingegen sehr gut, aber Klassiker stark zerfahren). Auf der Sonnseite ist in den unteren Abschnitten (z.B. Pesciora) der Schnee knapp. Am Wochenende dürfte Grossbetrieb zu erwarten sein, auch wenn der grimmige Nordföhn weiter anhält.