Von Bautzen nach Wilthen - Abschied auf Raten II

Bahnwandern zu Pfingsten
 
Die endgültige Stilllegung des Abschnittes Bautzen-Wilthen der Bahnstrecke Bautzen-Bad Schandau (sächs. BS-Linie) stand unmittelbar bevor. Wegen der zu Ostern ausgefallenen Dampfzugfahrten hatten die Ostsächsischen Eisenbahnfreunde (OSEF) ein neues Sonderfahrtprogramm mit mehreren Pendelfahrten angekündigt. Am Morgen fuhr ich dazu nach Wilthen. Hier wartete ich am Bahnhof auf den ersten Sonderzug. Diesmal ertönte die Dampfpfeife der 52er wie geplant. Am anderen Zugende hing die frisch hauptuntersuchte V 100-Diesellok der OSEF. Ich löste ein Ticket und fuhr nach Bautzen mit. Ich beobachtete das Umsetzen der Diesellok, auf der nächsten Tour wurde mit Vorspann gefahren. Von Bautzen aus, fuhr ich bis Großpostwitz (Budestecy) mit.
 
Hier legte ich zunächst auf dem Bahnhof eine Rast ein. Heute war es drückend warm und in der Zwischenzeit zog ein Gewitter vorbei. Die Wartezeit auf die nächste Sonderfahrt war noch recht lang. Deshalb lief ich nun an der Straße Richtung Rodewitz. Vom Abzweig beim Stellwerk W 2 (Bahn-km 0,8 der GL-Linie), wo die Strecke nach Löbau ins Cunewalder Tal führt, folgte ich diesem bereits stillgelegten Gleis. Der Abschnitt bis Weigsdorf-Köblitz fehlte mir noch bei der im Vorjahr durchgeführten Streckenbegehung. Leicht fallend kam ich zur Spreebrücke und passierte danach den Haltepunkt Bederwitz (km 2,0). Später traf ich am km 3,2 auf den Haltepunkt Halbendorf (Sachs.). Weitergelaufen, erreichte ich auf schnurgerader Strecke den Haltepunkt Weigsdorf-Köblitz (km 3,9). Hier kehrte ich um und lief über Halbendorf wieder zurück. Nun musste ich die Schritte beschleunigen, um die nächste Zugfahrt nicht zu verpassen. Ich dokumentierte sie am Abzweig Stw W 2. Dann ging ich nach Rodewitz. Hier bog ich nach rechts auf ein Nebensträßchen ab und passierte später Kleinpostwitz. Entlang einer größeren Straße kam ich anschließend nach Wilthen und lief durch den Ort zum Bahnhof. Der letzte Zug war bereits eingetroffen und wurde für die Rückfahrt vorbereitet. Immer noch umherziehende Gewitterwolken schafften eine düstere Atmosphäre. Unter den anwesenden Beobachtern machte sich eine bedrückte Stimmung breit. Unter Aufheulen des 12 KVD-Motors beschleunigte die Diesellok den Zug pünktlich um 16.55 Uhr aus dem Bahnhof. Die Dampflok am Zugschluss verschwand unter unablässigen traurigen Pfeifen aus dem Blickfeld. Das Signal für diese Fahrstraße fiel scheppernd ein letztes Mal in die Grundstellung zurück. Mit dem DPE 92909 als letzten Zug war die 130-jährige Geschichte des Abschnittes Bautzen-Wilthen der Bahnstrecke Bautzen-Bad Schandau besiegelt.