Großer Hornkopf 3251m


Publiziert von Cubemaster , 18. Dezember 2012 um 01:19.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Schober-Gruppe
Tour Datum: 8 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m

Bei meinem Urlaub in Großkirchheim stand vorher schon fest, dass ich einmal versuchen wollte den großen Hornkopf zu besteigen. Ein selten besuchter, schwieriger Berg, der aber alleine gerade noch machbar zu sein schien. Also die perfekte Tour für mich!

Nach einigen leichteren Touren fühlte ich mich fit und der Wetterbericht war auch in Ordnung. Ich startete also an diesem Tag sehr früh und fuhr mit dem Auto ins Gradental. Das war schon das erste Abenteuer, denn die Straße ist recht steil und nicht in bestem Zustand... Auf knapp 1700m ist ein großer Parkplatz, der wohl nie komplett voll ist.
Nun folgte ich dem "Naturlehrweg Gradental" bis zur Adolf-Nossberger-Hütte auf 2488m. Ein wirklich toller Weg durch malerische Landschaft, der unabhängig von der hier beschrieben Bergtour sehr zu empfehlen ist! (siehe Bilder)
Nach der Hütte machte ich mich auf den Weg Richtung Klammerscharte. Zuerst gemütlich durch ein Kar, später ein steiles Schuttfeld hinauf. Auch wenn die Markierungen zwischenzeitlich nicht so gut sind, kann man einen großen rot-weißen Punkt nicht verfehlen, der den Beginn eines Seils markiert. Dieses zieht anfangs auf der rechten Seite des Gerölls und dann an der linken bis zur Klammerscharte hinauf. Hier endet der markierte Weg. (Auf der anderen Seite der Scharte konnte ich keine Fortsetzung finden, obwohl ich dort zuerst ein bisschen abgestiegen bin, um den besten Weg auszumachen.)

In der Scharte angekommen sieht der Südwestgrat des Hornkopfes erstmal ziemlich heftig aus, aber ein Steinmann auf einem Absatz rechts des Grates markiert den Einstieg. Dies ist bereits eine der Schlüsselstellen: Man muss eine mehrere Meter hohe Wand erklimmen bis zu dem Punkt, an dem der Steinmann steht. Dort muss noch eine weitere (einfachere) Stufe erklommen werden um sich sich den Weg in die Flanke rechts des Grates zu eröffnen.
Hier gibt es mit Sicherheit mehrere Wege. Ich kraxelte einige Rinnen nach oben und traversierte immer wieder nach rechts, bis sich die Möglichkeit ergab auf den Grat hinauf zu gelangen und oben entlang zu klettern. Ein kurzes Stück ist die linke Seite deutlich besser und so umging ich einige Grattürme links. Dann wird man aber gezwungen die Gratseite wieder zu wechseln und ein Stück die rechte Seite entlangzuklettern. Ein Steinmann war hier auch zu finden und kurz danach wird das Gelände erstmal deutlich einfacher. (Der Steinmann dient wohl hauptsächlich dazu hier auf dem Rückweg das richtige Band wieder zu erwischen!) Unschwierig kraxelte ich nun durch die Südwestflanke des Kleinen Hornkopfs bis zu dessen Gipfel. Ein erstes Ziel war erreicht!

Beim Blick hinüber zum großen Hornkopf verließ mich zuerst aller Mut, denn der Grat sieht ziemlich schwierig aus. Aber man muss sich häufig das Gelände nur mal aus der Nähe anschauen, so auch diesmal.
Nach dem Abstieg vom Kleinen Hornkopf umkletterte ich einige Grattürme auf der linken Seite, teilweise blieb ich auch direkt auf dem Grat. Je näher man dem Großen Hornkopf aber kommt, desto steiler und schwieriger werden die Grattürme. Die einzige Möglichkeit hier ohne Sicherung entlangzukommen ist, einen Weg durch die rechte (östliche) Flanke zu finden. Dies war die zweite Schlüsselstelle der Tour, ohne dass ich eine einzelne Stelle genau benennen könnte. Man muss sich seinen Weg suchen, es gibt (bis auf einen Steinmann, den ich aufgestellt habe) keine Anhaltspunkte. Ein bisschen Geschick in der Routenfindung ist also ein absolutes Muss!
Nachdem ich diesen schwierigen Teil hinter mich gebracht hatte, gelangte ich in die Gipfelflanke, die sich (verhältnismäßig) ohne größere Probleme erklimmen lässt und stand am Gipfel des Großen Hornkopfs. Ein schönes Gefühl, besonders weil ich innerlich schon begonnen hatte den Hauptgipfel abzuschreiben weil ich befürchtete, der Grat wäre doch zu schwierig.

Zmindest in eine Richtung hatte ich eine ganz gute Aussicht, Richtung Osten war es neblig. Nach einer ausgiebigen Pause (Meiner Ansicht nach sollte man sich in so schwierigem Gelände lange Pausen gönnen, um die Konzentration hochzuhalten.) machte ich mich an den Abstieg. Diesen brachte ich auf gleichem Weg wieder hinter mich, wobei besonders der Abstieg zur Klammerscharte schwierig war, weil man die Wand rückwärts abklettern muss.
Auf dem Weg nach unten machte ich noch Rast an der Hütte, trank ordentlich und unterhielt mich mit dem Hüttenwirt, der es völlig in Ordnung fand, dass ich alleine unterwegs war. (Er meinte, er geht auch immer alleine auf den Hornkopf.) Ich berichtete ihm von dem pitschnassen und verschimmelten Gipfelbuch, er hatte aber schon ein Neues da, was inzwischen bestimmt schon auf den Gipfel getragen wurde.
Müde und erschöpft, aber sehr zufrieden kam ich nach einem langen Tag wieder in Großkirchheim an, wo mich schon mein Arbeitskollege Patrick erwartete, der an diesem Tag angekommen war, um eine Woche mit mir wandern zu gehen.
Insgesamt eine tolleTour, die aber einiges fordert.

Anmerkungen zur Schwierigkeit: Die Tour auf den großen Hornkopf ist ein schwieriges und langwieriges Unterfangen. Auf der optimalen Route übersteigt der Schwierigkeitsgrad zwar den zweiten Grad nicht, aber es handelt sich nicht nur um einzelne Stellen, sondern man hat lange Phasen, in denen man pausenlos klettern muss, größtenteils im Absturzgelände!
Von der Klammerscharte zum Gipfel habe ich 2 Stunden benötigt und zurück ging es nur unwesentlich schneller. Das liegt natürlich einerseits daran, dass man sich langsam und vorsichtig bewegen muss, aber andererseits auch daran, dass man den Weg suchen muss. Besonders im Gipfelbereich gibt es wohl nur sehr wenige Möglichkeiten durchzukommen, ohne einen ausgesetzten IIIer klettern zu müssen, was für mich keinesfalls in Frage gekommen wäre!
Besonders wenn man ungesichert unterwegs ist, muss also unbedingt genug Zeit für den Rückweg (oder einen Rückzug) eingeplant werden und man braucht gute Nerven, um die ganze Zeit die nötige Konzentration für Sicherheit und Routenfindung hochzuhalten.
Das soll keinesfalls Leute von dieser fantastischen Tour abhalten, aber ich denke, man sollte sich vorher klarmachen, worauf man sich einlässt.
Ausrüstung: Ich hatte nur einen Helm dabei, aber wenn man zu zweit ist, kann ein Seil auf keinen Fall schaden!

Der Große Hornkopf war Gipfel Nr. 37 / 163 meines großen Projekts "Alle 3000er der Ostalpen mit mindestens 400m Schartenhöhe". Mehr Infos auf meiner Homepage.

Tourengänger: Cubemaster


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