Wie kann man die aktuelle Jahreszeit nennen? Es ist irgendwie etwas zwischen Herbst und Winter, wobei für den Herbst die Farben fehlen und für den Winter noch zu wenig Schnee liegt. Föhnperioden wechseln sich regelmässig ab mit Schneefällen bis fast ins Flachland. Das gestrige Zwischenhoch vermochte etwas von der weissen Pracht nochmals dahin zu schmelzen, so dass im Alpstein einige wenige Tourenmöglichkeiten an südseitigen Hängen möglich waren. Eines dieser Ziele ist die Alp Sigel bzw. der darüber liegende Bergkamm mit einigen schönen Aussichtsgipfeln, allen voran der höchste Punkt bei P. 1769 m.
Erst kürzlich entdeckte ich eine kaum bekannte hübsche Aufstiegsroute über den Südgrat; für mich klar die schönste Route auf den Alp Sigel-Gipfel, wenn man bereit ist, sich etwas dem Kampf mit den Legföhren zu stellen. Etwas weniger "legföhrig" scheint dabei der Zustieg von der Alp Mans zu sein, den ich im Oktober erstmals beging, während von der Seite der Alp Sämtis die eine oder andere Turnübung im Dschungel gemacht werden muss.
Entschädigt wird man durch einen wildromantischen, kaum begangenen Aufstieg mit ebenso tollen wie ungewohnten Ausblicken ins Herz des Alpsteins. Der Südgrat vermittelt im unteren legföhrenbewachsenen Bereich südländisches Ambiente, wobei ab und zu auch die Hände zum Einsatz gelangen und nebst Kalkfelsen auch Wurzeln als Griffe und Tritte dienen. Man trifft immer wieder auf Pfadspuren, die wohl am ehesten durch die Wildbestände in Schuss gehalten werden.
Bereits in Brülisau blies uns ein zügiger Föhn um die Ohren, der aber nicht in die Tiefe des Brüeltobels einzudringen vermochte, weshalb der Aufstieg bis zur Alp Sigel angenehm von sich ging. Erst im weiteren Gipfelbereich wurde die Sache diesbezüglich ernst und auf dem Südgrat mussten wir doch mächtig gegen den nun sehr starken Sturm kämpfen. Ein Fels kurz vor dem Gipfel bot etwas Schutz für eine Zwischenverpflegung, während wir anschliessend den Gipfelsteinmann passierten, ohne den obligaten Gipfelaufenthalt. Den Bergdohlen schien es zu gefallen: Sie spielten mit dem stürmischen Föhn und liessen sich treiben, ohne je die Beherrschung zu verlieren.
War's das nun definitiv mit der Alpinwandersaison 2012? Morgen werden die Berge voraussichtlich wieder mit einer grosszügigen Ladung Neuschnee beglückt und die schwächelnde Novembersonne wird kaum noch viel dagegen ausrichten können. Nehmen wir es, wie es kommt!
Routenbeschreibung:
Von Brülisau (bzw. dem Parkplatz Pfannenstil) folgt man dem Fahrsträsschen bis zum Plattenbödeli und zweigt noch vor dem Gasthaus auf einen markierten und ausgeschilderten Bergweg ab und steig in einigen Kehren zur Alp Sigel auf.
Alp Sigel 1581 m - Südgrat - Alp Sigel 1769 m (T4)
Von den Alphütten folgt man dem markierten Bergweg Richtung Alp Mans und quert so die Hänge der Alp Sigel, zum Teil leicht absteigend. Nach Eintritt in den Wald, dort wo der Weg markant wieder nach unten führt, verliessen wir den Bergweg und stiegen durch eine wenig ausgeprägte Waldlichtung direkt auf, wo wir bald den Legföhrenbereich erreichten.
Hier ist etwas Spürsinn für die beste Routenführung erforderlich. Mit dem Ziel, zur Grathöhe zu gelangen, folgten wir immer wieder mehr oder weniger ausgeprägten Spuren (wohl meist Wildwechsel). Hin und wieder kämpft man sich unter Legföhren oder sonstiges Gestrüpp hindurch, stets aufsteigend. Im Bereich der Gratschneide stiessen wir auf recht deutliche Spuren und folgten mehr oder weniger dem Grat, der bald aus dem Legföhrenbereich herausführt (zuletzt eine Kletterstelle, welche mit Hilfe von Legföhrenwurzeln überwunden wird).
Im oberen Teil ist die Routenführung offensichtlich, den ausgesetzteren Stellen kann auf der Südseite ausgewichen werden.
Abstieg (Variante) T3
Vom Gipfel P. 1769 m folgten wir noch etwas dem Grat in nördlicher Richtung und stiegen bald weglos die Weidenhänge ab, wo wir - nach Überquerung des zuvor begangenen Wanderwegs - die Alphütte "Chüeboden" erreichten. Von dort führt ein markierter Bergwanderweg hinunter zur Alp Sämtis, wo man beim kurz vor dem Sämtisersee auf das Fahrsträsschen trifft, welches zum Plattenbödeli hinaufführt und in der Folge durch das Brüeltobel steil hinunter zum Ausgangspunkt weiterleitet.
Kommentare (2)