Patent Ochsner ...an der Leine!


Publiziert von Henrik , 23. Oktober 2012 um 12:30. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Jura
Tour Datum:21 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-JU 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 210 m
Abstieg: 210 m
Strecke:Alle - Beurnévesin - Bonfol
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:GPS

... aktuell könnte ich mich wahrscheinlich in Bezug auf die Herkunft mit einem Flachlandhausener WoPo1961 messen, der täglich das flache Land vor Augen hat. Das Tessin ist mir zurzeit zu weit weg, seit Zaza die Romandie mir ins Ohr gesetzt hat, bin ich oftmals in den letzten Wochen fast täglich mit der Bahn dort unterwegs – ich geniesse eine Auszeit! Aufs neue Jahr hin wird sich das aber ändern, dafür kommt die Region Luzern in den Fokus und der Grossraum Muri im Freiamt. Was sich auch geändert hat, ist der Spass am „Cruisen“ – ein Geständnis an dieser Stelle: das-Unterwegs-Sein im Range Rover hat Steigerungspotential.
 
... aber die TuT-Gemeinde klopft ja regelmässig bei mir an, sei es der Axi, dem wir noch eine Bahnfahrt und das Dinieren in Aussicht gestellt haben, der Tobi, der schon sehnlichst ein Tiramisu anspricht, wohl jenes in Carona... Die Bussard- und die Feuerlilien-Fraktion hält sich aktuell etwas zurück, da selbst wohl sehr beschäftigt und regenerierend. Die Astro-Truppe ist mit Ecuador-Vorbereitungen belegt und die Kleinstgemeinde am Ende des Lac de Neuchâtel ist dem Wallis sehr verbunden - zudem, das anstehende Hohgant-Wochenende sorgt für unablässige Debatten in Bezug auf die Getränkekarte!
 
... vor ein paar Tagen meldete sich das sonnengebräunte Tandem aus Zürich, das ein geplantes WE NICHT nach Naters gerufen wurde. „Wir möchten gerne mit dir in die Ajoie“! Ein solcher Anruf macht natürlich Freude und es brauchte nicht viel Recherchierzeit, um diese Idee zum Erfolg zu führen. Einschränkend ist lediglich der Umstand, dass in der Ajoie am Sonntag die ÖV-Busse in ihren Unterständen verbleiben. Das reduziert automatisch auch die Ausflugslänge – es ist eben schon ein Unterschied, ob man 1500 Meter in die Höhe steigt und 15 km Flachland vor sich hat!
 
... gerade verliess ich den COOP Pronto auf der Passarelle, schlenderten Wolfgang und Silvia mir entgegen. Wir nahmen Platz im ICN  1612 nach Delémont. Nach acht Uhr sind die Nachtschwärmer und „Lampe-Dicht-Köpfe“ nicht mehr so zahlreich wie um 6 Uhr in der Früh – deshalb ist im Zug ausreichend Platz vorhanden. Das Birstal muss meinen Begleitern ja nicht mit historischen Erhellungen erklärt werden, wir sind auch nicht zum ersten Mal hier.  Am Gleis 4 in Delsberg wird der Perron zurzeit umgebaut – der RE 2663 aus Biel wirkt verbraucht und alt, demnach ist die Restaurierung dieses NPZs noch anstehend. Ich bin immer wieder erstaunt über die Qualität der frühen Jahrgänge dieser Züge aus den 60-er-Jahren. Nichts verbogen und vandalismusresistent.
 
... während der Fahrt nach Porrentruy durchfährt der RE auch Glovelier, wo ich feststellen kann, dass der neue Bahnhof für die CJ (le train qui bouge) offenbar bald fertig gestellt ist. Die Stationen St. Ursanne und Courgenay sind dem RE keinen Halt wert. In Pruntrut steht der Triebwagen mit Anhänger (CJ) auf dem Gleis vis-à-vis bereit, der uns nach Alle bringen wird. Erstaunlich, ein Prachtstag meldet sich an und niemanden sehen wir spazieren oder wandern. Einzig ein Bikerpaar begegnet uns.
 
... Alle würdigt auf einem Gedenkstein den Politiker Roland Béguelin - allerdings habe ich bei der Recherche zuhause keinen Hinweis gefunden, in welcher Relation dieser mit Alle verbunden ist? 

... wir modifizieren die kleine Herbsttour – wir entscheiden uns fürs offene Gelände und bereuen dies keine einzige Minute. Wie Pfaelzer schon in seinem Bericht im Titel bemerkte, fanden wir viel Stimmungen fürs Gemüt und berauschende Stille. Hinter den langen und weiten Feldern die Weite des Himmels und des Universums darüber. Wenig besiedelter Raum, Flächen, Weiten, Raum, sich dauernd wiederholend. Die Enge des Alltages, die Dichte der Agglos, wir sind ihr entkommen und bleiben mal stehen, um genau diesen weiten Raum über und in der Ajoie aufzusaugen. Auch keine Chemtrails, dafür leicht modernde Gerüche aus den frisch gepflügten Feldern, Gras, das verrottet. Die Ernte ist eingefahren worden, wir finden die weissen Emballage-Ballen am Dorfrand von Vendlincourt, auch ein Serie II Land Rover kann ich entdecken.
 
... tatsächlich, in der Combe aux Chiens bellt uns ein angeleinter Hund entgegen und die Früchte des Pfaffenhutes begeistern Steinlaus. Wir nähern uns Bonfol, in dessen Ortsnähe die sehr giftigen Rückstände früherer Chemiesünden extrem teuer nachbehandelt werden müssen. Das Areal ist mehr als nur umzäunt: man wähnt sich zurückversetzt in den Kalten Krieg.
 
... wir verbleiben am Westrand von Bonfol, dort wo immer noch Raum und Unendlichkeit gegen den Horizont wahrzunehmen ist, leicht gewellt, kaum einen Hügel wert. Steinlaus findet ein liegengebliebenes Hufeisen, das sie gerne mit nach Hause nehmen möchte, Wolfgang mustert dieses Unterfangen eher kritisch. Ich steuere Plastiksäckchen bei! Uns kommen zwei Biker entgegen, die uns mit Bedacht kreuzen. Später stehen wir an einem Weideplatz mit Pferden und Charolais-Rindern.
 
... dem Ortsschild von Beurnevésin gegenüber findet sich ein  Schild mit den Partnergemeinden – statt Peking oder Buenos Aires finden wir das kleine elsässische Pfetterhouse vermerkt darauf, ja, das Elsass ist hier lediglich einige Meter entfernt. Wir steigen zur Ortskirche hinauf, denn wir sind, was eher selten vorkommt, zu früh am Zwischenhalt eingetroffen. So setzen wir uns auf die grüne Bank mit der „Schirmmütze“ und dem Lobspruch „Les Bons Amis“ auf seiner Rücklehne, geniessen die Weitsicht und halten eine halbe Stunde fast wortlos inne!
 
... den Tisch habe ich am Samstagabend reserviert – in der Romandie und im Jura empfiehlt sich das eigentlich selbstredend. Wer die Regionen kennt, weiss, dass die Einheimischen mit Grossfamilie den Sonntagmittag gemeinsam zu Tische verbringen. Generationenübergreifend. Das kennt die Deutschschweiz so nicht. Das Interieur wirkt etwas verstaubt und strahlt aber genau das aus, was mich immer wieder im Jura und in der Romandie verzaubert.... Ich verzichte gerne auf Stil im Bau, wenn der Teller das verspricht, was Sterne ausmachen: Qualität und hervorragender Service - dem wird das Couronne mehrfach gerecht.
 
... nicht ganz so dramatisch wie es Wolfgang schildert, empfand ich den letzten Abschnitt nach Bonfol: ein Spätherbst mit Temperaturen des Spätsommers durchflutete uns. Grelles Licht ergoss sich über diesen weiten Raum, eine Gegend, die der Deutschschweizer zu Unrecht im Westen liegengelassen hat, bis heute! 


Tourengänger: Henrik , Pfaelzer, Steinlaus
Communities: Touren und Tafeln


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Kommentare (6)


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WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 23. Oktober 2012 um 17:07
wenn ich mir das eine oder andere Bild so betrachte, komme ich mir tatsächlich vor wie in Flachlandhausenland; viele Felder, die meisten abgeerntet, gepflückt, vereinzelt noch Maisbestückt. Nur solch ein Carlsbergschildchen würde ich hier vergebens suchen. Egal, in 24 Stunden bin ich wieder bei euch im schönsten Ländchen!!
Grüße noch aus Flh
WoPo

Baldy und Conny hat gesagt: Die Bussard Fraktion
Gesendet am 23. Oktober 2012 um 19:48
Auch Vögel brauchen manchmal Urlaub ;-)

@ Steinlaus, Du hast ja mächtig zugeschlagen.

Lg Conny und Anglo

CarpeDiem hat gesagt: äol
Gesendet am 24. Oktober 2012 um 22:13
Was, ein Hufeisen mitgenommen ? Seid ihr sicher, dass es keinen archäologischen Wert hatte ? ;-)))

Henrik hat gesagt: RE:äol
Gesendet am 24. Oktober 2012 um 22:18
...ich bin zwar eine politische Person, aber wir befanden uns auf CH-Gebiet! Aber Danke für den aktuellen Hinweis...

CarpeDiem hat gesagt: RE:äol
Gesendet am 25. Oktober 2012 um 09:37
Gern geschehen...

CarpeDiem hat gesagt: Sehr...
Gesendet am 24. Oktober 2012 um 22:16
stimmungsvoll die Bilder.

glg, Anne-Catherine


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