Schafwiss- und Lütispitz


Publiziert von WoPo1961 , 1. November 2013 um 14:19.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:29 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 1 Tage 6:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m

Endlich wieder Toggenburg, endlich wieder Alpstein. Knapp 2 Wochen mit meinem schottischen Cousin aus Edinburgh und der weltbesten Begleiterin liegen vor uns, da ist die Freude groß. Die große Freude wurde aber gleich mal wieder kleiner gemacht, denn der Wetterbericht hatte für flachlandhausener Wandervögel nicht viel übrig...außer für den folgenen Tag ab spätem Mittag Regen zu versprechen. Der schweizhuttragende Wanderfeund hatte deshalb für den folgenden Tag den Slogan parat: "der frühe Vogel wird nicht nass". Wie so oft fiel mir daraufhin die weltbeste Begleiterin vor Begeisterung um den Hals.....nicht!

Wie lieb ich es, gerade in der ersten Nacht mit frischer Schweizluft tief und fest zu schlafen! Damit war um exakt 02.31 Uhr Feierabend, denn ein unüberhörbares "Kikeriki" drang forsch an mein Ohr. Dachte ich im ersten Moment noch, die liebste Bettnachbarin hätte wieder einmal ihren besonderen Handyton eingeschaltet und bekäme gerade eine Nachricht geschickt, so wurde ich bald eines besseren belehrt. Gerade als ich leicht gereizt und übellaunig webeBe wecken wollte, um gehörig auf den Mißstand hinzudeuten, kam ein erneutes Krähen mit recht zügiger nochmaliger Wiederholung.... vom geöffnetetn Fenster her.
 Mir ist natürlich klar, das ein Hahn tun muss, was ein Hahn zu erledigen hat... aber um 02.31 Uhr so denke ich mir, tut dies nicht unbedingt schon Not! Gegen 02.37 Uhr hatte ich finsterstes Gedankengut, welches mit vor Supermärkten stehende Hähnchengrillwagen zu tun hatte...um 02.45 Uhr träumte ich dann wie ich mit einer großen und nach gebratenem Hahn duftenden Hähnchengrillwagentüte nach Hause ging..... (Fortsetzung folgt!).... so nun aber zum Tourenbericht
Am ersten Ferientag morgens um 06.30 Uhr schon geweckt zu werden, kann nur bei ausgeglichenen Menschen gut gehen.. und nach der nächtlichen Hahnattacke zählte ich nicht zu dieser Spezies Mensch.
Müde und gereizt frühstückte ich schweigend an einem Brötchen herum und phantasierte weiterhin, wie ich den Hahn zum Schweigen kriegen könnte.
Schon um 08.00 Uhr machten wir uns auf die Socken.. im Wanderschuh, Unsere Ferienwohnung lag geschickterweise unweit des Übergangs von Halden zum Gräppelensee.   
1. Wanderung nach längerem Flachlandhausenaufenthalt bedeutet immer, die ollen WoPohaxen müssen sich an Steigung und Gefälle gewöhnen. Die spärliche Beinmuskulatur weiß nicht, wie ihr gerade geschieht und wird mich einige Stunden später mit einem netten Muskelkater bestrafen.
Von Halden ging es rauf  Richtung Chrinn, kurz hinab zum Gräppelensee und wieder hinauf zur Alp Mutteli. Von dort zwischen Schattenwand und Ungehüür hinauf Richtung Schafwis. Wenn man rechtsseitig den (das?) Ungehüür passiert hat, wendet man sich etwas linkshaltend in einem Bogen hinauf zur Alp Schafwis
Auch beim 2. Mal (im letzten Jahr führten wir diese Tour schon einmal durch) fand ich immer noch keine optimale Wegführung, 2 mal ist er mir abhanden gekommen... der Weg. Aber 2 mal hab ich ihn dann irgendwann auch wieder gefunden... und die paar Schweissperlen zusätzlich wurden nur für die spätere Weizenkaltschale vergossen...sagt zumindest mein "gutes" Gewissen (und das schlechte Gewissen macht gerade Urlaub).
Hat man Schafwis erreicht, muss eine Art Durchschlupf passiert werden. Direkt dahinter stiegen wir rechtsseitig zum Grat hinauf, der uns etwas später zum Gipfelkreuz der Schafwisspitze führte. Im letzten Jahr gingen wir erst noch zur Schafwis Alphütte und von dort direkt hinauf zum Gipfel. Kann man machen, wenn der Bedarf an zusätzlicher Anstrengung noch nicht gedeckt wurde, schöner, angenehmer und leichter ist jedoch die diesjährige Variante. Am Gipfel ein skeptischer Blick Richtung Westen; naa, wie lange hält das Wetter? Da es aber vor dem Aufstieg zur Lütispitz noch eine Möglichkeit zum Abstieg gibt, machen wir erstmal weiter...nicht lang schnacken, weiter wackeln :-)
Vom Schafwisspitz gehts sofort einige Meter recht luftig hinab, daddeln und in der Gegend herumschauen sollte tunlichst auf später verschoben werden. Es sind aber auch nur wenige Meter, dann hat man es auch schon geschafft und darf sich vorfreuen auf einige Kraxelstellen hinauf zum Stöllen. Da der Stöllen sich wohl nicht einigen konnte, ein echter und einziger Stöllen zu sein, hat er sich aufgeteilt in Stöllen Ost- und Stöllen Westgipfel. Von der Schafwisspitze kommend geht es zunächst auf den Stöllen Ostgipfel. 
Der Weg dorthin ist nicht zu verfehlen. Wer sich gerne in Gipfelbücher einträgt, der muss noch weiter zum Stöllen Westgipfel; der Ostgipfel ist buchlos.
Er hat nun die Qual der Wahl entweder auf der Nordseite den roten Farbmarkierung folgend etwas die Flanke des Stöllen hinab, um dann ungefähr mittig  durch eine kleine Felsschlucht wieder hinauf zum Stöllen Westgipfel zu gelangen.
 Oder auf der Südseite kraxelnd einen Weg Richtung Stöllen Westgipfel zu suchen. Im letzten Jahr fand ich noch problemlos einen akzeptablen Weg, hab diesen aber innerhalb der 12 Monate von meiner inneren Festplatte gelöscht. Heute fand ich dafür eine Variante mit unangenehmen 4-5m Abstieg, der schon mehr oder weniger im T6-Bereich lag. Meine Begleiter waren restlos begeistert und wollten mich kurzfristig zur Schwägalp hinabjagen. Nur die Aussicht auf eine von mir spendierte spätere Erfrischung hielt sie schlussendlich von ihrem Vorhaben ab
Wem beim Eintragen ins Gipfelbuch schon die Bleistiftspitze abgebrochen, die Kugelschreibermine vertrocknet oder der Filzstift ausgelaufen ist und keine Lust mehr auf solche Desaster hat, der läßt Stöllen West Stöllen West sein, weicht  auf die Nordseite des Stöllen aus und folgt den roten Farbmarkierungen hinab bzw später wieder einige Meter hinauf zu einem grasigen Abschnitt. Für einige Minuten geht es ausnahmsweise mal nicht ausgesetzt über eine Wiese etwas absteigend weiter, bis sich der Nordostgrat zur Lütispitz heranschmälert. Obacht ist nun wieder angesagt, denn wer hier ausrutscht, der hat unter Umständen seinen letzten Rutscher vor sich!!
Und weil wir gerade so nett  zusammen unterwegs sind, noch ein kleiner Tipp. Wer nicht auf plötzlich zurück flutschende Legföhrenzweige steht, sollte mit einigen Metern Abstand zum Vordermann/frau gehen.. wer es lieber schmerzhaft mag, der vergesse diesen Tipp schnell wieder.
Das schlechte Wetter rückte näher, aber nur langsam, deshalb entschieden wir uns, auch die Spitz der Lüti noch mitzunehmen.
Ist der Grat zunäxt fast waagerecht, steilt er, wie es sich für einen "echten" Nordostgrat gehört, vor der Lütispitz noch mal so richtig auf. Hier weichen wir nach rechts in die Nordflanke aus und finden dank der Erfahrungen aus der letztjährigen Begehung auch ohne Probleme den passenden Weg hinauf zum Gipfel.
Für eine erste Tour gar nicht mal so schlecht, denkt sich der Schweizhutträger. Leider wird es für die näxten 2 Tage auch die letzte Tour im gehobenen T-Gelände sein. Die Schlechtwetterfront kommt unaufhaltsam näher. Ein paar Minuten gönnen wir uns den Gipfelausblick, genießen leichtes Gebäck und keinen passenden Kaffee dazu, um bald schon hurtigen Wanderschuhs hinab Richtung Windenpass zu eilen. Nur ein trockener WoPo, ist auch ein gut gelaunter WoPo. Da das Wetter auch an der Alp unterhalb des Passes noch akzeptabel war, gönnten wir uns da noch eine überraschend schöne, ausgedehnte Pause: Die wunderbaren Alpbewohner hatten einen Selbstbedienungsgetränkestand für die Beizenlose Herbstzeit hinterlassen - und sie hatten sogar Gerstensaft!!! Man spendet, was man für richtig hält - und so ein Vertrauen sollte wirklich immer belohnt werden!!! Aber auch die schönsten Hüttenmomente mit Ausblick auf die verdächtig nah herangeföhnten Churfirsten haben irgendwann ein magenknurrendes Ende...
und das Timing war ausnahmsweise perfekt: denn gerade beim Abstieg von der Lücke Chrinn hinunter zur Ferienwohnung Halden schluckte uns der aufsteigende Nebel und die erste Tropfen fielen, als wir die Haustür aufschließen.



 


Tourengänger: WoPo1961, webeBe


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