Bös und Guet Fulen (Grisset), eine Fast-Überschreitung


Publiziert von xeliba , 10. Oktober 2012 um 02:41.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 6 Oktober 2012
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SZ   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2400 m
Abstieg: 2400 m
Strecke:30 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit Postauto oder Pkw bis Klöntal-Plätz

Seit ich den Bös Fulen bei einer Besteigung des Bächistocks im Abstieg immer wieder im Blick hatte (Foto) stand er auf meiner imaginären Liste. Ein Einheimischer hatte mir erzählt, dass es auch möglich sei eine Überschreitung zu machen, die Schwierigkeiten lägen auch nicht zu hoch, vielleicht im IIer-Bereich. Mit Hilfe des Glarner SAC-Alpinführers entstand dann die Idee zu dieser Tour.

Grobe Route:
Nach der Route 261 Via Dräckloch auf den Nordwestgrat im Glarner SAC-Alpinführer auf den Gipfel des Bös Fulen. Runter über den Normalweg, Route 258 Über den Nordostgrat. Von Südosten, vom kleinen Gletscher im Süden des Bös Fulen wieder hoch auf den Verbindungsgrat zwischen Bös Fulen und  Guet Fulen (Grisset) und weiter auf dem Grat zum Gipfel des Guet Fulen. Abstieg auf dem Südwestgrat Richtung Brunnalpeli und wieder zurück zum Dräckloch.

Der echten Überschreitung beider Gipfel fehlt also nur ein Stück des Grats zwischen Bös und Guet Fulen.

Ausrüstung, beste Jahreszeit:
Je nach Schneelage braucht man Steigeisen und eventuell auch einen Pickel. Mit großem Vorteil kommt man in  der schneefreien Zeit, also im Hoch- oder Spätsommer oder im Frühherbst. Bei mir war sogar so wenig Schnee, dass ich nicht mal Steigeisen brauchte.

Schwierigkeiten:
Nordwestgrat des Bös Fulen: ZS, langer Anstieg, laut Führer Zeitbedarf 6-7h von Plätz aus. Am Grat, ca. 700 hm durchgehend I bis II, vieles ist ausgesetzte Schrofenkletterei, teilweise schmale Gratabschnitte mit recht gutem Fels, manchmal aber auch ziemlich brüchiger Fels

Nordostgrat (Normalweg): T5, aber auch ausgesetzte Stellen bis II (oben am Grat), der Abstieg über Geröll auf den Gletscher ist heikel

Von Südosten auf den Grat zwischen Bös und Guet Fulen: nicht im Führer, mehrere Varianten möglich, bei meiner Wahl meist I bis II, fast ganz oben aber noch zwei kleinere Stufen III, immer wieder abschüssige Geröllbänder, die große Aufmerksamkeit erfordern.

Von der Mitte des Verbindungsgrats zum Gipfel des Guet Fulen: eine Stelle II sonst I und Gehgelände

Abstieg vom Guet Fulen über den Südwestgrat: T5, eine Stelle II

Tourenbeschreibung:

Bös Fulen über Nordwestgrat:
Von Plätz zunächst mit dem Velo über durch das Rossmatter Tal über Chäseren nach Wärben. Auf dem Wanderweg weiter über Zeinenstafel nach Dräckloch. Kurz danach hat man den ersten Teil der Route bereits im Blick (Foto mit Route). Man geht weiter auf dem Wanderweg Richtung Brunalpeli durch die Senken (je nach Interpretation zwei oder drei Senken). Wenn es wieder richtig hochgeht (mehr als 30 hm), muss man runter vom markierten Wanderweg. Man hält sich links, um auf das lange, breite Grasband zu gelangen, das direkt nach Osten zum Nordwestgrat führt (Foto). Auf dem Band gab es sogar eine Wegspur. Man folgt dem Band bis man an dessen Ende über Geröll und Schutt nach oben in den Kessel östlich von P. 2160 (Schweizer Landeskarte 1:25000) gelangt. Auf dem Geröll geht man nur soweit nach oben, bis man rechts ein Band vorfindet, das mit leichter Kletterei (I+) in Richtung P.2160 auf den Grat führt. Nach dem kurzen Band ist der Grat noch nicht als solcher erkennbar. Man gelangt nun über steiles Schrofengelände nach oben in die schmaleren Bereiche des Grats. Teilweise wird der Grat sogar so schmal, dass es sich lohnt in Reiterposition zu klettern. Man folgt dem Grat zunächst immer weiter. Nach einem kurzen flacheren Stück lohnt es sich kurz nach links auszuweichen (ausgesetzt, aber technisch leichter) und wieder hoch auf den Grat zu steigen. Irgendwann wird es wieder kurz etwas flacher und man sieht schon von weitem eine Stufe die deutlich steiler ist. (Ich schaute mir diese Stufe genauer an und stellte fest, dass das Gestein dort und auch schon auf dem Weg zu dieser Stufe extrem brüchig ist!). Hier hält man sich daher auf einem Band kurz nach rechts (ca. 40m) und entdeckt einen Kamin, in dem es in weniger brüchigem Fels steil weiter nach oben geht. Durch den Kamin gelangt man zum "dreieckigen" Schneefeld. (Bei mir brauchte es etwas Vorstellungskraft, da zu wenig Schnee da war um das ganze Dreieck zu bedecken). Man hält sich am rechten Rand des Schneefeldes und klettert recht früh nach rechts auf eine Rippe. Auf dieser geht es weiter nach oben. Man gelangt in die Region unterhalb der Mitte des (Nordost)Gipfelgrats und steigt mit Vorteil eher links haltend nach oben auf den Grat. Hier trifft man auf den Normalweg, dem man das letzte Stück in südwestlicher Richtung zum Gipfel folgt. Eine kurze IIer Stelle ist dabei noch im Weg.
Insgesamt ist zu sagen, dass die klettertechnischen Schwierigkeiten tatsächlich nicht größer als II werden, falls doch, befindet man sich nicht mehr auf der idealen Route.
 Das Gipfelbuch ist leider schon voll, es gehen also doch einige Leute auf den Bös Fulen. Heute habe ich aber nur noch zwei weitere Berggänger auf dem Normalweg angetroffen.

Runter über den Normalweg (Nordostgrat):
 Man folgt dem Nordostgrat zum Punkt P. 2748 (Nordostgipfel), dabei sind zwei IIer-Stellen zu überwinden. Von da geht es über Geröll und Schutt schräg rechts haltend (bei mir gab es eine deutliche Spur) hinunter zum Gletscher. Für mich ging es nun weiter am Rand des Gletschers, bzw. auf der Moräne entlang Richtung Südosten. So gelangt man zur Ost-Südostwand des Guet Fulen (Grisset).

Von Südosten auf den Grat zwischen Bös und Guet Fulen:
Durch diese Wand suchte ich mir mehr oder weniger spontan eine Route auf den Grat (Foto mit Route) Da ich jetzt nicht sagen kann, dass dies die sinnvollste Route ist, gebe ich hier keine nähere Beschreibung. Es ist auf jeden Fall möglich so auf den Grat zu steigen. Allerdings liegt überall viel Geröll herum, was die ganze Wand doch ziemlich heikel macht, man muss wirklich extrem vorsichtig sein. Außerdem musste ich zum Schluss noch zwei kurze IIIer-Stufen überwinden, die ich nur sehr ungern abgeklettert wäre, vielleicht ließen sich diese aber sogar durch eine bessere Routenwahl umgehen, wobei das die Schwierigkeiten trotzdem kaum herabsetzen würde. 

Von der Mitte des Verbindungsgrats zum Gipfel des Guet Fulen:
Immer dem Grat entlang, teilweise sogar im Gehgelände. Einmal weicht man kurz nach rechts aus, dann will kurz vor dem Vorgipfel noch eine Stufe erklettert werden (II) und man gelangt ohne weitere Probleme zum Hauptgipfel.

Abstieg vom Guet Fulen über den Südwestgrat:
Vom Gipfel steigt man zwar am Grat entlang ab, weicht aber dabei immer wieder nach links aus. Dabei bewältigt man einmal eine IIer-Stelle im Abstieg, die aber nicht sehr ausgesetzt ist. Danach, kann man sich wieder näher am Grat halten. Das Gelände wird immer mehr zu steilem Grasgelände. Gegen Ende des Grates hielt ich mich eher rechts um so auf den Wanderweg zu gelangen, der durchs Brunalpeli zurück zum Dräckloch führt. Wieder zurück über Zeinenstafel nach Wärben, von wo ich mit meinem Velo gemütlich das Rossmattertal hinunterrollen durfte. Auf dem Weg traf ich bestimmt nochmal zehn Berggänger, die auf dem Vrenelisgärtli waren. Das ist dann doch um einiges beliebter als die zwei Fulen-Gipfel.

Tourengänger: xeliba


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Kommentare (3)


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Alpinist hat gesagt:
Gesendet am 10. Oktober 2012 um 20:10
kuul, gratuliere zur Tour.

Diese Variante hatte ich auch mal angeschaut, doch für mich zu wenig möglichkeit um gute Reko zu machen, daher habe ich mich damals für die NW-Wand entschieden.
Was nicht ist kann ja noch werden.

Wünsche dir allzeit gute Touren.

Gruess usum Muotathal

xeliba hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Oktober 2012 um 20:39
Deinen Bericht über die NW-Wand hab ich mir vorher auch angeschaut und fand ihn ziemlich beeindruckend. Die Variante kam aber letztes Wochenende eher nicht in Frage, weil so gut wie gar kein Schnee lag. Da war der Grat bestimmt einfacher und sicherer.

Gruß aus Konstanz

Alpinist hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Oktober 2012 um 21:33
Danke :-)

Ja da hast du recht, in der Wand sollte es zumindest guter Firnschnee haben, wenn nicht ist der Grat von vorteil.


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