Mineralien, Herbstfarben und Gross Schinhorn


Publiziert von babu , 8. Oktober 2012 um 22:08.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 7 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Strecke:Fäld - Mineraliengrube - Manibode - Mässersee - Hotäl - Gross Schinhorn - Geisspfadsee - Manibode - Schäre - Fäld
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Bus vom Bhf Fiesch nach Binn und mit dem Rufbus bis Fäld. Rufbus verkehrt nur auf Voranmeldung: Tel. 027 927 76 30
Kartennummer:1270, 1290

Wer sich die Besteigung von formschönen Gipfeln auf die Fahne geschrieben hat, sollte sich nicht an diese Tour heranwagen. Gäbe es eine Hitliste für attraktiv modellierte Bergprofile, das Gross Schinhorn wäre ein Kandidat für die Trostpreis-Fraktion. Beim Anblick dieser unauffälligen Erhebung hing bei uns die  Motivation für den Gipfelsturm arg in den Seilen.

Hier hinauf soll's gehen? Phu, das wird eine mühselige Arbeit. Von Block zu Block hüpfend, immer Ausschau haltend für den bequemsten Durchschlupf durch diese endlose Blockwüste. Aber halt, keine voreiligen Schlüsse ziehen. Es ist nicht der Gipfel, der diese Tour zum Juwel befördert, nein es ist die Vielfalt! Farbintensive Lärchenwälder, verträumte und wunderschöne Bergseen, Steine in allen Formen und Farben (Mineralien, rosaroter Granit, türkisfarbene Gesteinformationen, mächtige ineinanderverkeilte Blöcke), imposante Wasserfälle, Einsamkeit und Unberührtheit.

Gestartet sind wir unsere Tour in Fäld, dem hintersten Weiler im Binntal. Bei der Tourplanung haben wir uns bemüht die Wegführung möglichst attraktiv zu gestalten. Eine Rundtour sollte es sein. So haben wir uns entschieden via Maniboden, Mässersee und Hotäl den Gipfel anzupirschen. Für den Abstieg wählten wir die gebräulichere Route via Geisspfadsee. Bis Punkt 1'979 führt der gut ausgeschilderte Wanderweg durch farbintensive Lärchenfelder und verträumte Landschaften. Etwas kurz nach Schäre zweigt der Weg ab und führt über einen Bergrücken zum idyllisch gelegenen Mässersee. Und hier lässt es sich definitiv verweilen! Was für eine Konzentration an Schönheit und Harmonie! Ohne Gipfelziel im Kopf hätten wir hier für Stunden rasten können. Man bedenke schon nur die immense Auswahl an Fotosujets und Makrovariationen auf diesem kleinen Flecken Erde. Nicht auszudenken wenn der Fotoapparat zu Hause geblieben wäre...

Nach diesem doch etwas längeren Aufenthalt folgen wir dem Wanderweg weiter bis zur folgenden Anhöhe. Hier markiert ein Steinmann den Einstieg zum Hotäl. Nach kurzer Zeit wechselt das Landschaftsbild komplett. Die farbige Vegetation weicht einer endlosen Steinwüste. Die Wegspurt verliert sich allmählich gänzlich in der steinigen Senke. Ab und zu ist ein Steinmann zu sehen. Die Orientierungshilfen sind jedoch seeehr gut in dieser Umgebung getarnt. Der Wegverlauf ist aber mehr oder weniger logisch, man bleibt am Besten immer im Taleinschnitt. Sobald der namenlose See auf 2711 m erreicht ist, taucht das unscheinbare Scheinhorn, äh Schinhorn links auf. Aus dieser Perspektive ist die Erhebung kaum augenfällig. Wir ertappen uns dabei, dass unser Blick abschweift und das Gelände etwas verzweifelt nach einer Alternative durchforstet. Okkkeeeyyy, es drängt sich nicht gerade ein anderes Gipfelziel auf, da gehen wir jetzt durch, so schlimm kann es ja nicht sein. Und war es auch nicht. Wir umgehen den See auf der Südseite und balancieren weiter durch Geröllfelder Richtung Mittelbergpass. Vom Pass gehts schliesslich auf teilweise riesigen Felsbrocken zum Gipfel. Auf dem höchsten Punkt legt das Schinhorn dann endlich seinen Schein ab und zeigt seine wahre Grösse. Nordseitig bricht der Berg jäh ab, die letzten Meter bis zum Gipfelkreuz sind doch etwas ausgesetzt. Die Aussicht lässt keine Wünsche offen, Italien liegt uns zu Füssen und auf Schweizerseite grüssen bekannte und imposante Wallisergipfel.

Der Abstieg im blockartigen Gelände fordert nochmals etwas Konzentration, das Gekraxel auf diesen aufeinandergestapelten Steinen macht jedoch Spass. Prakisch in Fall-Linie des Gipfels steigen wir schliesslich zum Geisspfadsee ab. Unterwegs treffen wir vereinzelt auf Steinmänner, doch auch hier ist das Lokalisieren schwierig. Dieser Wegabschnitt gestaltet sich für uns als sehr interessant, denn urplötzlich meldet sich eine alte Leidenschaft zurück. Funkelnde Steine säumen unseren Abstieg und überall präsentieren sich abgesplitterte Kristalle. Unser Abstiegsrhytmus wird empfindlich gestört, von zügigem Höhenmeter verschlingen kann keine Rede mehr sein. Auf einmal wird aus dem direkten Weg ein chaotisches Zickzack. Unser Blick ist stetig nach unten gerichtet und die Glitzersteine finden in regelmässigen Abständen ihren Weg in unseren Rucksack...

Schwer beladen erreichen wir schliesslich den Geisspfadsee. Und hier findet die Gesteinsvielfalt ihre Fortsetzung. Von rosarotem Granit bis türisfarbenden Gesteinbrocken ist hier alles zu haben. Wir sind ziemlich beeindruckt. Leider drängt langsam die Zeit, ansonsten hätten wir wohl nochmals spontan einen längeren Rast für eine detaillierte Gesteinsschicht-Analyse eingeschoben. So aber bleiben wir mehr oder weniger auf dem markierten Weg und steigen wieder nach Manibode und weiter zur Schäre ab. Hier stossen wir  auf den Aufstiegsweg, der uns zum Ausgangspunktk zurückführt.



Tourengänger: babu


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Kommentare (2)


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BaumannEdu hat gesagt:
Gesendet am 9. Oktober 2012 um 10:23
Bravo!
Schöne Bilder und schöne Worte!

CarpeDiem hat gesagt:
Gesendet am 16. Oktober 2012 um 20:04
Jawohl, schöne Worte... und schöne Bilder!


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