Gärsthorn und Seileggu


Publiziert von Kik , 5. Oktober 2012 um 09:16.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum: 8 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage

Zwei Wandertage mit der SAC Sektion Basel über der Lötschberg Südrampe
 
Gärsthorn 2927m, 1500m auf und ab.
Nach Finnen fährt im Sommer ein Postauto. Im klaren, schon etwas herbstlichen Licht brechen wir um viertel vor Zehn bei den dunkelbraunen Holzhäuschen auf. Der Wanderweg führt durch den Hochwald nach Chastler, wo gebaut wird, und weiter nach Brischeru. Dort zeigt ein alter geschnitzter Wegweiser zum Gärsthorn, dessen neue Wetterstation bereits von Finnen aus unser Ziel markiert. Wir folgen dem Weg durch die Chiematte, wo uns zwei Jäger begegnen. Sie seien auf Hegejagd, aber die Steinböcke seien noch viel zu weit oben bei diesem heissen Wetter. Also gibt’s kein Wild zum Znacht. Der Weg hört entgegen unseren Erwartungen auf der Terrasse bei 2500m nicht auf, sondern führt mit Steinmännern markiert erst dem Ostgrat entlang, dann durch die Südflanke zum (Süd-)Gipfel 2927m des Gärsthorns. Wir gingen schnell, und so packt mich, 20 Höhenmeter unter dem Gipfelkreuz, ein Muskelkrampf in den Beinen. Drei Wochen Bergabstinenz sind offensichtlich ungesund. Magnesiumzitrat behebt das Problem und um Viertel nach Eins bin auch ich oben. Gesund für uns ist die angenehme, trockene Wärme, aber nicht für den Aletschgletscher. Er sieht ganz grau aus. Dagegen glänzen die Mischabel und das Weisshorn gegenüber prächtig weiss und das von hier aus spitze Bietschhorn beherrscht die Sicht nach Westen.
 
Wir steigen direkt vom Südgipfel über den grasigen Hang nach Westen ab, alten hellroten Markierungen folgend. Sie führen auf etwa 2780m zu einer gut gekennzeichneten Stelle, wo das nördlich begrenzende Felsband steil, aber bestens gestuft, abgeklettert werden muss. So landen wir in der grossen Geröllmulde im obersten Teil der Brischeruchumme und die angenehme Spur quert sie bis auf den Punkt 2602 im Mälchgrat. Ein wunderbarer Punkt, auf dem wir gerne die Zeit verstreichen lassen. Ebenso geniessen wir den sanften Abstieg über den weiteren Rücken und bewundern das hölzerne Alpenkrokodil (nach Schalb)  und sein Bänkli. Ein steiler Waldweg führt direkt zur Honeggakapelle mit ihren frommen Erinnerungsfotos. Gemächlich bummeln wir durch den Wald zurück nach Finnen, das Postauto fährt erst nach Sechs. Leider hat das dortige Wirtschäftchen seit Ende August geschlossen, der aufgestellte Galgen ist kein Ersatz dafür. Den Durst und Hunger stillen wir dann im Hotel Bahnhof in Ausserberg, wo wir übernachten.
 
Seileggu 2272m,1300m auf und ab
Der Südrampenweg ist noch ungewohnt einsam, als wir von Ausserberg ins Bietschtal wandern. Bei der Naturbrücke hängen Seile in die Schlucht, wohl als Übungsgelände für die Feuerwehrleute, die gestern Abend in unserem Hotel hörbar vergnügt ihr Übungswochenende begossen. Der schattige Anstieg ins Bietschi mit seinen steilen Hängen erinnert an ferne Trekkingtouren. Kurz nach dem Gedenkkreuz an Ueli Kamm liegt etwas Weisses im Gras. Ein Plastikroboter aus einem Schoggiei? Nein, es ist ein sauberer Wirbelknochen. Vielleicht das Memento Mori von Eugen, das ich auf einen Stein lege.
Bei Punkt 1600m zweigt unser Weg nach Westen ab, die ersten paar Zickzacks sind neu angelegt. Danach muss die beste Spur den steilen sonnigen Hang hinauf etwas gesucht werden. Die vielen süssen Heidelbeeren geben einen guten Vorwand, um immer wieder stehen zu bleiben. Weit oben ertönt ein heiseres Gebell und kurz darauf springt eine Hirschkuh den Hang hinab, uns entgegen, bevor sie in den nächsten Graben verschwindet. Ein Wolf? Ab 1952m quert die nun deutliche Wegspur durch krautiges Gelände zu einer Felsstufe, die romantisch durch Blöcke und einen Spalt überlistet wird. Dann sind wir im offenen Gelände des Galm, wo gemäss Sage früher eine grosse Kuhalp gewesen sein soll. Der Weg führt nur noch leicht ansteigend bis in die Südhänge des Schwarzhorns und mit einer weiten Doppelkurve zum Punkt 2272m. Wir sind heute auf Genusswandern eingestellt und erklären dies zu unserem Gipfel, im Hinterkopf bereits das Bad im Ijolibach. Einmal mehr ist der Abstieg durch den Halbwald auf dem Rücken der Seileggu und Prag genau so schön wie ein Aufstieg und Gipfelerlebnis. Auf der Ijolialp erfüllen sich dann die diversen Wasserträume: drei baden im Bach, einer baut darin ein ausbalanciertes Steinkunstwerk, zwei kneippen in der Suone und jemand lässt sich zudem Arme und Hände von einer salzhungrigen Geissenzunge massieren. Der Abstieg nach Hohtenn aus dem kühlen Tal durch die heissen, nach Griechenland duftenden Hänge macht uns fast wehmütig. Hoffentlich bleibt es noch länger so.

Tourengänger: Kik


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Kommentare (1)


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CarpeDiem hat gesagt:
Gesendet am 16. Oktober 2012 um 17:45
Hoffentlich nur einmal...den Muskelkrampf meine ich ;-)

LG, Anne-Catherine


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