Höfats-Abbruch + Rauheck (2384m)


Publiziert von Schneemann , 24. September 2012 um 14:36.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:23 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:ca 23.5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW Parkplatz Renksteg (Oberstdorf in Richtung Fellhorn-Bahn westlich umfahren)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:PKW Parkplatz Renksteg

Motivation:
Die Höfats ist einer meiner Lieblingsberge in den Allgäuer Alpen. Dass es sich um einen herrausragenden Berg handelt merkt man schon an den vielen Namen die er trägt, wie z. B.
  • Königin der Allgäuer Grasberge,
  • vier-türmige Graskathedrale / Dom,
  • züngelnde Flamme oder auch
  • Edelweiss/Blumen-Berg.
Das Massif besteht aus Flysch-Gestein welches einen üppigen Gras- und Blumenerwuchs sowie unfassbar steile Grasflanken ermöglicht. Laut Wiki sinds angeblich gar die steilsten Grasflanken in den Ostalpen. So schön der Berg aber auch anzuschaun ist, so berüchtigt ist er auch aufgrund wohl recht vieler Todesfälle.

Für mich gabs persönlich zwei Schlüsselerlebnisse. Als kleiner Knirps, als der Rucksack noch grösser was als ich selbst, durfte ich den Berg bei einer Tour mit den Eltern zum Hochvogel lange bestaunen. Damals wollte ich bereits gerne dort hinauf, musste mir aber sagen lassen dass man da nicht rauf kann. Wieder in den Blickpunkt kam der Berg tragischerweise als ein Familienvater aus der Nachbarschaft  beim Abstieg in den Tod stürzte (mit fatalen Konsequenzen für die Familie). Beides hat wohl Faszination und Schrecken geprägt...

Manche Tourenberichte im Web klassifizieren die Schwierigkeit des Südgrats als T5 (oder sogar T5-) und mittelschwere Tour, was meine Hoffnung nährte es packen zu können. Als ich mir allerdings den ausgezeichneten Tourenführer Münchner Bergtouren - Felstouren im II. Grad  besorgte musste ich ernüchtert feststellen dass der Aufstieg dort beschrieben wird als:
"T6, II, sehr schwere Tour, sehr steil und ausgetzt".
Ich wollts mir daher erstmal in Natura anschaun und selbst ein Bild aus der Nähe machen...

Tour:
Endlich hatte ich mal wieder eine Gelegenheit ins Allgäu zu fahren. Die Besonderheit bei den Touren rund um Oberstdorf ist dass man oftmals weite Anwege durch die wunderschönen, abgelegenen Seitentäler hat, da diese für den Touri-Verkehr gesperrt sind. Mein Startpunkt war der Parkplatz Renksteg (Oberstdorf in Richtung Fellhornbahn westlich umfahren). Von dort folgt man stets der Beschilderung Richtung Gerstruben. Bis nach Gerstruben ist der Weg asphaltiert, danach folgt man einem Schotterweg bis zur Dietersbachalpe. An sich ist der lange Anweg durchaus reizvoll, mit wechselnden Blicken und immer Bächen entlang. Schneller gehts aber wohl mit dem Radl (am besten einem MTB, da die Strasse nach Gerstruben immerhin stellenweise 20% Steigung hat).

Hat man das Talende des Dietersbachtals erreicht kann man sich an der Dietersbachalpe nochmal stärken bevor es dann steil aufwärts geht (T3+). Man folgt dem Wegweiser zum Älpelesattel wo sich dann ein herrliches Panorama auftut. Man sieht dann auch die Höfats mit dem furchterregenden Gipfelaufbau. Spätestens hier rutschte mir mein Herz in die Hosentasche...

Beim Älpelesattel zweigt links ein gut sichtbarer, unmarkierter Pfad ab, der stets dem Grat zur Höfats folgt. Der untere Abschnit bis zum P2003 (weithin sichtbares Gedenkkreuz) ist dabei noch recht easy (T4). Von da an sinds nur noch ca. 250m hoch zum Gipfel...die aber furchterregend ausschaun. Im unteren Teil noch grasiger Pfad, wirds zunehmend steil und ausgesetzt und kurz vor dem Gipfel felsig und allem Anschein nach extrem steil/ausgesetzt. Ich hab mir die Route hier lange angeschaut und mich schliesslich zur Umkehr entschieden. Zum einen war nach dem gestrigen Regentag der Pfad noch ein klein wenig zu feucht für meinen Geschmack, wenn auch dank der Südorientierung und der strahlenden Sonne nicht mehr wirklich glitschig. Zum andern sah mir der felsige Gipfelteil sehr heikel aus, insbesondere in Hinblick auf den Abstieg. Mein Bauchgefühl war nicht gut, zudem hatte ich noch nichtmal ein funktionierendes Handy  für den Notfall dabei (siehe *hier). Tja, die Höfats gilt auch als Mutprobe...wenn man davor steht weiss man auch warum ;)

Da ich aber nicht ohne Gipfelerfolg umkehren wollte folgte ich auf dem wunderschönen Grat in südlicher Richtung zum Gipfel des Rauheck (T3). Der Grataufstieg war ziemlich mühsam und anstregend, aber hat sich gelohnt. Denn vom Gipfel, der die Grenze zu Österreich markiert, hat  man eine grandiose Panoramasicht die kaum noch zu toppen ist! Ich wusste gar nicht mehr wie schön die Allgäuer Alpen sein können ;) Von da an denselben Weg  zurück, wieder mit langem Marsch aus dem Tal heraus, der allerdings bei untergehender Sonne fast noch schöner und durchaus keine mühselige Pflichtaufgabe ist ;)

Fazit:
Leider lässt der Gipfelerfolg weiter auf sich warten und ist vielleicht auch ausserhalb meiner Fähigkeiten. Dennoch lohnt sich die Tour in dieser herrlichen Ecke des Allgäus. Bis zum Gedenkkreuz an der Höfats kann man relativ gefahrlos wandern und den eindrücklichen Blick des Gipfelaufbaus bestaunen. Der Abstecher zum Rauheck war eher ein Zufallsprodukt. Er lohnt sich aber sehr, da man hier ein 360° Panorama der Extra-Klasse hat, mit faszinierenden Kontrasten zwischen den steilen Grasbergen und den fesligen Kalkalpen. Etwas Kondition ist allerdings nötig, da die Wege weit sind.


Tour im Alleingang.

PS: Wenn der Rucksack sich am Morgen schwer anfühlt, schaut man besser nochmal ob da nicht unnötiges drinn ist. Ich Depp schleppte Reiseliteratur+Klettersteigset den Berg hinauf und wieder hinunter...

Tourengänger: Schneemann


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Kommentare (6)


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Murgl hat gesagt: Höfats-Westgipfel
Gesendet am 25. September 2012 um 11:49
Da Du auf die Höfats willst hier ein paar Hinweise. Nach allem was ich z.T: aus eigener Erfahrung weiß ist der Westgipfel via Wanne am einfachsten zu erreichen. Ich war 1977 auf dem Höfats-Westgipfel via Steig durch die Höfats-Wanne. Es war nie schwieriger als I. Grad. Das Gelände ist zwar sehr steil, aber entweder natürlich oder durch den (schmalen) Steig recht gut gestuft und weit weniger ausgesetzt als mir der Normalweg zum Ostgipfel erscheint (an den ich mich auch nicht heranwagen würde). Bis zur Bergwachthütte bei der Gufel war damals ein durchgängiger Steig. Heute ist er wohl nicht mehr so gut in Schuss. Zudem ist mindestens ein Stück auf der Querung zur Wanne abgebrochen (sieht man von den Kegelköpfen aus, von denen aus man einen Großteil des Steiges verfolgen kann), das könnte daher mittlerweile heikel sein. Ab der Bergwachtütte war damals die beste Route nicht immer leicht zu finden (könnte heute noch schwieriger sein). Eine ausgesetzte kurze Kletter-Schlüsselstelle im I. Grad ist auf gut 1500 m in unteren Teil. Wichtig ist auch: Der Einstieg ist unmittelbar nach dem Inneren (!) Höfatstobel und anfangs kurz fast weglos. Einfach unter dem Zaun durch und in der Nähe des Tobels halten. Querung des Tobels beim Eisfeld (mühsam!). Die Wanne ist nicht ganz so steil. Weiter oben wirds kaum steiler als an den steilsten Stellen im unteren Viertel. Empfehlenswert: Mindestens ein trockener Tag bereits vor dem Tourentag. Am Tourentag ist stabiles trockenes Wetter "Pflicht". Vielleicht veröffentliche ich hier mal meinen damaligen Tourenbericht.
Gruß Murgl

Schneemann hat gesagt: RE:Höfats-Westgipfel
Gesendet am 26. September 2012 um 11:59
Danke für die Tipps Murgl!
Der Westgipfel ist auf jeden Fall eine Überlegung wert. Ist sowieso der Schönste der verschiedenen Gipfel wie ich mittlerweile finde. Ausserdem stört mich die obere Gipfelpassage beim Ostgipfel, weil die mir einfach sehr heikel erscheint. Fast in der vertikalen Abklettern in eine senkrecht abbrechende Wand hinein...da schauderts mich. Der Westgipfel wäre da vielleicht eine Alternative, falls der psychisch etwas weniger fordernd sein sollte wie man manchmal liest. Der Anstieg ist wohl auch eher "echtes Grasklettern" mit mehr Graskontakt (und Chancen auf Edelweisse) als der Südgrat(?). Andererseits ist da wohl wiederum die Wegfindung ziemlich schwierig wie du schreibst. Kann mir auch ehrlich gesagt gar nicht so richtig vorstellen wie man da überhaupt hochkommen will. Daher wärs sicher toll wenn du mal einen Bericht dazu veröffentlichst. Ich konnte im ganzen Web noch keinen richtigen Tourenbeschreib für den Westgipfel finden.
Vielleicht sollte ich mir auch mal jemanden suchen der den Weg kennt. Oder es wird hier mal eine Hikr-Sammeltour geplant für die Höfats-Süchtigen ;)

Grüsse!

quacamozza hat gesagt: RE:Höfats-Westgipfel
Gesendet am 26. September 2012 um 14:25
Hallo Schneemann,

schade, dass Du das Gipfelerlebnis an der Höfats nicht auskosten durftest. Auf jeden Fall ist es sehr gut, dass Du auf Dein Bauchgefühl gehört hast. Nichts erzwingen, der Berg läuft nicht weg...

Bei Regen besser ZWEI als nur einen Tag Trockenheit abwarten. Bei ganz trockenem Gras darf es aber vorher ruhig mal kurz schauern am Abend...

Nein, der Westgipfel ist keine Alternative, wenn man am Südsüdostgrat Probleme hat...

Die Münchner Hausberge, oh je, also, die Bewertungen (sehr schwierig, extrem schwierig...wer will damit was anfangen?). Ein Wanderer sollte ÜBERHAUPT nicht auf die Höfats.

Also. etwas Schrofentraining, dann schaffst Du den Ostgipfel. Die Schwierigkeit ist T 5, I+ und eine Stelle II.

Falls Du nächstes Jahr noch Interesse hast...bin gerne bereit, Dir meinen Lieblingsberg zu präsentieren...;-)

Sportliche Grüße von Ulf


Schneemann hat gesagt: RE:Höfats-Westgipfel
Gesendet am 26. September 2012 um 20:39
Hi quacamozza,
Danke für die Hinweise. Ich glaube ich muss selbst mal hoch um eine T-Bewertung abgeben zu können. Aber von P2003 aus gesehn ists für meine Begriffe niemals ein T5- (der Gipfelbereich jedenfalls nicht). Aber das ist eben immer subjektiv.
Interessant auch dass du den "Münchner Hausberge"-Führer anscheinend nicht magst ;) Ich fand die Bebilderung und die vielen Details eigentlich gut, wobei es wirklich etwas seltsam ist dass da fast jede Tour mit T6 bewertet ist.

Danke und Vorsicht jedenfalls beim Angebot mich eventuell mal mitzunehmen...vlt bin ich nächstes Jahr vermehrt in der Region Oberstdorf unterwegs. Und ich glaube es ist ein überschaubarer Personenkreis der weiss wie man z. B. auf den Westgipfel kommt ;)

Grüsse!

quacamozza hat gesagt: Höfats-Westgipfel
Gesendet am 26. September 2012 um 14:14
Hallo Murgl,

ich mach's ja ungern, aber ich muss Dir widersprechen. Der Westgipfel ist vielleicht technisch nicht schwieriger als der Südsüdostgrat, dennoch anspruchsvoller, und zwar:

1. Die Wegfindung bzw. Orientierung (wie man letztes Jahr beim Karlsruher Marathoni gesehen hat). Schon im Aufstieg, vor allem aber der Abstieg, der ist als Neuling kaum zu finden. Ich war bei meiner ersten Westgipfel-Begehung jedenfalls heilfroh, dass Leute dabei waren, die sich auskannten...

2. Man ist oben viel länger im Absturzgelände unterwegs, und dann das Brüchige...während am Normalweg die Schwierigkeiten sukzessive zu bzw. abnehmen.

3. Die Platte unter dem Ostgipfel ist mit 2 Bohrhaken super gesichert. Und wo sind am Gufelweg die Sicherungen???

Fazit: Wer sich den Ostgipfel nicht zutraut, sollte keineswegs an irgendeine andere Route an der Höfats denken!

Sportliche Grüße von Ulf

Murgl hat gesagt: RE:Höfats-Westgipfel
Gesendet am 26. September 2012 um 20:28
Hallo quacamozza,

ich hatte schon etwas darauf spekuliert, dass Du Dich zu Wort melden würdest ;-) Kein Problem mit dem Widerspruch.
Mittlerweile wundere ich mich, dass ich mal auf dem Westgipfel war :-) Ist aber wie erwähnt ziemlich lange her (1977). Damals gab es wie erwähnt jedenfalls bis zur Bergwachthütte einen durchgehenden Steig, auf dem ich mich sicher fühlte. Lediglich die genannte Felsstelle kostete mich Überwindung, wobei es damals auch etwas matschig war, was diese kurze Passage wegen der verdreckten Bergschuhe heikel machte. Aber auch ab der Bergwachthütte gab es seinerzeit einen fast durchgehenden Steig. Eigentlich streike ich relativ bald, wenns zu ausgesetzt und abstürzgefährdet wird. Ich bin anderweitig schon ab und zu umgekehrt, wo meine Bergkameraden weiter gegangen sind. Kurzum, ich bin umkehrerprobt. Aber beim Höfats-Westgipfel war das Umkehren keine Überlegung. Damals hatte ich das Glück, dass gerade ein Bergwachtler von der Hütte aus mit zwei Wanderern aufstieg, denen ich hinterhersteigen konnte. Beim Abstieg hatte ich aber keine nennenswerten Probleme mit der Wegfindung, ich habe mich nur einmal etwas oberhalb der Gufel verstiegen.
Die Unterschiede in unseren Einschätzungen könnte unter anderem folgende Gründe haben:
- Was als gefährlich empfunden wird, ist zu einem gewissen Teil subjektiv. Für mich war die Kombination II. Grad plus sehr ausgesetzt (was ja wohl zusammengehört) leider schon immer ein k.o.-Kriterium. Das gabs damals auf dem Westgipfelanstieg (für mich) nicht. Im damaligen Allgäuer Führer war I+ angegeben, das hätte ich auch unterschrieben. Und in steilem, aber (nach meiner Erinnerung) gestuften Gelände mit vielen Grasbüscheln zum Festhalten und Tritten fühlte ich mich sicher.
- Die Verhältnisse haben sich mittlerweile vielleicht deutlich verschlechtert. Der vorhin erwähnte Bergführer meinte damals, er wundere sich, dass der Berg überhaupt noch stehe, wo doch ständig was abbricht. Das wiederum hatte mich gewundert, weil wir kaum mit Abbrüchen konfrontiert waren. Das mag heute anders sein. Ich würde gerne mal "nachsehen".
- Den Vergleich mit dem Ostgipfel habe ich nicht, weil ich nicht mal im Traum mit der Idee gespielt habe, den anzugehen (hat mit dem ersten Punkt zu tun). Vielleicht überschätze ich ja die Schwierigkeiten und die Ausgesetztheit. Aber ab Punkt 2004 (wo ich schon war) finde ich das Ganze schon sehr luftig.

Gruß, Murgl


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