4/5 "Untenrum" is net immer einfacher - 5 Tage Lechtaler

Wieder ein gelungenes Biwak und ein weiterer Tag mit gutem Wetter steht bevor. Der Wegabschnitt Leutkircher Hütte -> Erlachalpe wird eine echte Herausforderung werden. Ansonsten geht es heute eher gemütlich zu, sodas man die Landschaft nochmal voll auf sich wirken lassen kann. Die Stuttgarter Hütte ist das Ziel dieser Etappe. Schön vor dem Schlechtwettereinbruch nochmal auf einer Hütte zu sein.


Erlebnisbericht

Der Morgen brach herein und es war mal wieder viel zu gemütlich um aus dem Schlafsack zu kriechen. Nun denn, das Frühstück wartete nicht. Also packte ich meinen Rucksack und ging in die Hütte wo ich auch irgendwie schon erwartet wurde. :) - Für die meisten Gäste war es wohl irgendwie ungewöhnlich, das jemand freiwillig in der "Kälte" draußen schläft.
Während des Frühstücks erfuhr ich dann von einer heiklen Stelle im Abstieg zur Erlachalpe. Dachte nur: "Heftiger als bisher wirds wohl nicht mehr werden." - Dieses sollte sich als Irtum herausstellen. >:)
Ich machte mich also auf den Weg Richtung Erlachalpe.
Anfangs ging es über einen normalen gemütlichen Bergwanderweg in die Nordseite des Weißschrofenmassivs. - Nichts außergewöhnliches, abgesehen das an einer Stelle der Weg etwas weggerutscht war. Doch dann stand ich plötzlich in der Nordwand, am Anfang eines schmalen Felsbandes. Positiv war, das man fast den gesammten Abschnitt einsehen konnte und in etwa sah was einem bevorstand. Die zwei Bergwanderer die höchstkonzentriert durch die Wand, gerade in meine Richtung kamen, trugen noch besser zur Vorstellung des Ganzen bei. Während ich auf die Beiden wartete, weil das aneinander vorbeigehen unnötiges Risiko gewesen wäre, begann ich damit meinen Rucksack zur wandgeneigten Seite (also links) schmaler zu machen, sodas ich nicht hängen bleibe und so befestigte ich die Isomatte auf der rechten Seite meines Rucksackes.
Als die Beiden dann an mir vorbei waren, ging es los. In meiner rechten Hand ein Teleskopstock und die linke Hand frei um sich besser an der Wand halten zu können. Klappte so alles ganz gut, weil bin ja nicht zum ersten Mal unterwegs aber dann kam eine Stelle aus losen Geröll, an der man nur einen Fuss vor den anderen setzen konnte und gleich rechts daneben ging es hunderte von Metern vertikal hinunter. Das war die eigentliche Herausforderung, also die heftigste Stelle in der Wand.
Da einfach alles dort sehr bröselig war, können keine Drahtseile verankert werden und darum glaube ich das auch in Zukunft noch so manch einer daran kauen wird.
Angekommen auf der Erlachalpe konnte ich dann aber erstmal das Tal genießen. Von hier unten sieht der Wegabschnitt den ich gerade gekommen war irgendwie noch heftiger aus. ^^
Nun ging es noch hoch zum Erlijoch, von dem aus man nochmal eine super Aussicht hatte und wenig später erreichte ich dann die Stuttgarter Hütte auf der ich den Tag "chillig" zu Ende gehen ließ.


Zeitlicher Ablauf

09:00 Uhr, Aufbruch von der Leutkircher Hütte
12:00 Uhr, Erlachalpe
13:15 Uhr, Erlijoch
14:15 Uhr, Stuttgarter Hütte


Schwierigkeitsbeschreibung

[T2] - Von der Leutkircher Hütte bis Anfang der Nordwand der Weißschrofenspitze
Bis hier hin befindet man sich noch auf einem gemütlichen Bergwanderweg.

[T5-] - Ein "kurzer" Abschnitt in der Nordwand der Weißschrofenspitze
Hier bewegt man sich auf einem extrem schmalen Felsband ohne Drahtseilsicherung, weil es der brüchige Schiefer nicht zulässt das dort Verankerungen gesetzt werden können. Hinzukommt das es auf dem ohnehin schon ausgesetzten Weg ein feingerölliges Stück gibt auf dem nur ein Fuss entlang das Abgrundes vor den anderen gesetzt werden kann. Wer hier rutscht, hat "verloren".

[T3/T4-] - Von der Erlachalpe zum Erlijoch
Ein knackiger aber nicht besonders ausgesetzter Bergwanderweg.

[T2/T3] - Vom Erlijoch zur Stuttgarter Hütte
Gemütlich geht es hinunter zur Hütte.


Nachwort

Es ist mir wichtig gewesen die schwierige Stelle zu dokumentieren, weil ich etliche Bergwanderer getroffen habe die dort eher wiederwillig weiter gegangen sind, weil sie nicht damit gerechnet haben. Auch ich habe erst auf der Leutkircher Hütte detailliertere Infos bekommen. - Wer rechnet auch schon auf solch einem Hüttenzustieg mit einer so extremen Stelle ...?