Sosto

Nach der wunderschönen Tour über das Rheinwaldhorn verbrachten wir eine angenehme Nacht auf der Capanna Adula CAS. Da nur gerade fünf Gäste in der Hütte übernachteten, hatten wir einen Schlafraum für uns alleine. Hütten-Luxus pur! Die Capanna Adula CAS ist übrigens so oder so einen Besuch wert: das Haus stammt aus dem Jahr 1924 und dürfte in weiten Teilen noch im Original-Zustand sein. Nur der Anbau mit den WC und den Räumen für den Hüttenwart ist sicher neuer. Aprops Hüttenwart: Loris macht den Job mit Leidenschaft, das merkt man nicht zuletzt auch am Essen.

Frühstück gab's für alle (einen Biker, zwei Rheinwaldhorn-Aspiranten und uns) um 6h. Dank etwas gemütlicherem Tagesbeginn konnten wir die Stirnlampen heute gleich von Anfang an im Rucksack lassen: es war ca. zwanzig vor Sieben, als wir schliesslich starteten.

Die ersten 1.5h beneideten wir den MTB-Fahrer: das Val di Carassion zieht sich mit seinen rund 7km Länge!

Ausserdem ist das Alpsträsschen geradezu ideales MTB-Gelände: oben etwas ruppig aber nie schwierig, unten gute Schotterpiste.

Unmittelbar vor dem Passo Muazz folgten wir links dem Weidezaun. Bei den ersten Bäumen machten wir unser Depot: Ein Rucksack wird mit einer 1.5ltr.-Flasche Wasser, unseren beiden Jacken und einer Kleinigkeit zu Essen beladen.

Der andere Rucksack mit allem anderen Material wird hinter einem Bäumchen verstaut.

Der Anfang des Aufstiegs auf den Sosto ist zur Zeit wirklich nicht zu verfehlen: eine sehr gut ausgetretene Wegspur führt leicht ansteigend nach links aufwärts. Sie ist schon von Strässchen aus zu sehen. Bald führt sie im Zickzack steil bis sehr steil aufwärts bis in den Sattel zwischen P.2101und dem Gipfel. Ich war erstaunt, in wie gutem Zustand der Weg ist; der Sosto scheint recht häufig besucht zu werden. An mehreren Stellen waren sogar Legföhren-Äste zurück geschnitten worden. Um so erstaunlicher finde ich, dass sich hier auf hikr bisher nur so wenige Berichte finden lassen?! Übersehen kann man den Gipfel ja nun wirklich nicht! Nur einen grossen, allgemein bekannten Namen führt er nicht.

Wie dem auch sei: nach dem Sattel geht's zuerst noch mal im gleichen Stil wie zuvor weiter: steil, aber gute Wegspur.

Bis hier her dürfte der Aufstieg ca. T3-T4 sein. Mich hat er stark an SE-Aufstieg auf den Schimbrig erinnert.

Man gelangt dann aber bald einmal an die Platten / Schieferzone. Die Platten selbst stellen dabei eigentlich kein Problem dar, unangenehm ist aber z.T., dass auf den Platten auch viel loser Schutt liegt. Dort hat es dann auch verschiedenste Spuren und wenige Steinmännchen und Markierungspfosten machen die Verwirrung komplet. Am besten einfach dem eigenen Spürsinn bzw. den eigenen Gelände-Vorlieben folgen: wirklich schwierig wird's nirgends, im Bereich T5-T6 ist der ganze Bereich vermutlich auf beliebiger Linie begehbar. Diese Zone ist schneller als erwartet auch schon wieder zu Ende und man gelangt auf den Grat. Dieser ist zuerst grasig, dann felsig. Der Höchste Punkt befindet sich irgend wo in der Mitte des Gras-Grat, der felsige Teil führt dann schon wieder leicht abwärts zum Gipfelkreuz. Es lohnt sich aber auf jeden Fall bis zum Kreuz weiter zu gehen: Der Tiefblick auf Olivone öffnet sich erst dort.

Der Abstieg zum Rucksackdepot auf der gleichen Route ging dann erfreulich leicht und schnell: ich hatte mir da im Aufstieg wirklich unnötig Gedanken gemacht.

Vom Passo Muazz ist Compietto schnell erreicht. Etwas anhänglicher ist der weitere Weg bis nach Garnàira: irgendwie hat man bei dieser Querung immer den Eindruck, es gehe vielmehr auf- als abwärts...

Von Garnàira führt der Weg dann aber schnell und steil hinunter nach Olivone, wo wir schon kurz vor Mittag eintreffen.

Zeiten, ohne Pausen:

Capanna Adula CAS - Passo Muazz: 1.5h

Passo Muazz – Sosto: 1h

Sosto – Passo Muazz: 3/4h

Passo Muazz – Olivone: 1.5h

Fazit: sehr schöne Tour auf das „Matterhorn des Bleniotals“ mit fantastischen Aus- und Tiefblicken. Wer sich im T5-Gelände wohl fühlt, wird bestimmt Freude an der Tour haben.