Hausstock 3158m


Publiziert von Bombo , 17. Februar 2008 um 18:35.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:16 Februar 2008
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Hausstockgruppe   CH-GL   Segnas-Vorabgruppe 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1930 m
Abstieg: 1930 m
Strecke:Elm/Walenbrugg - Jetzloch - Häxenseeli - Panixerpass - Glatscher da Mer - Hausstock - P. 2608 - Häsenseeli - Elm/Walenbrugg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Glarus - Elm - Walenbrugg (Parkplätze bei der Militarkantine und ein paar wenige nach der Brücke)
Unterkunftmöglichkeiten:Schutzhütte Panixerpass, Elm, Engi (http://www.hotelheftiengi.ch/), etc.

Eine weitere Folge von "bombostische Schlumpfentouren", heute:


Schöner und genauer wie im Bericht von meinem Tourenkameraden Schlumpf kann ich es nicht beschreiben, deshalb verweise ich direkt darauf: www.hikr.org/tour/post5617.html


Nebst dieser ausführlichen Tourenbeschreibung erwähne ich gerne noch das emotionelle:

Der Aufstieg

Kuhnagel beim Start - warum nur muss es immer so schweinekalt sein beim Abmarsch...? Erste Sonnenstrahlen kurz vor dem Panixerpass - was für ein schönes Gefühl! Gemeinsames Rasten bei der Schutzhütte - endlich wird der knurrende Magen befriedigt - jetzt heisst's Energie tanken für den 2. Teil - den Hauptteil der Tour. Ueberholt werden von zahlreichen Tourengänger, viele mit den ultraleichten Skis und Bindungen - ist heute Marathon angesagt? Und ich dachte, ich sei eingermassen fit! Nächsts Mal trinke ich statt Tee 10 Büchsen Red Bull, dann bin ich nicht nur wach sondern fliege auch gerade auf direktem Weg zum Gipfel :-) Weiter geht's.. Achtung Gletscher! Kein Problem für uns, wir haben ja Seil, Gstältli, Pickel und Steigeisen dabei - wir sind aber neben einem anderen Tourenpaar auch die einzigen, welche das ganze Zeugs hochschleppen. Die vorher beschriebenen Turbosprinter wussten scheinbar, dass man das ganze Karsumpel zu Hause lassen kann... Oder sind sie einfach risikofreudiger? Wohl eher die erste Variante... :-) Jetzt wird's steil - und da möchte ich gerne wieder meinen Tourkamerad Roger ins Spiel bringen. Wie schön es doch ist, wenn man einen Gleichgesinnten hat.. Der Blick zurück verrät, der Gute ist genauso am "leiden" wie ich selbst. Schweiss dringt aus unseren Poren, die Mundwinkel varieren zwischen glücklichem Lachen und leidvoller Anstrengung - gut, dass man zu zweit diese Hürde packt und sich gegenseitig motivieren kann (für mich ein eindrucksvoller Moment). Schnee kullert von oben auf uns zu... besser den Helm montieren, man weiss ja nie :-) Der Gipfel naht... noch wenige Meter und ein paar Motivationsworte vom Hintermann und zum Hintermann - jetzt frohlockt das Herz und die letzten Kräfte mobilisieren sich von alleine. Die letze Kante ist auch die letze Hürde - die Mundwinkel reichen bis zu den Ohren - wow, von einer Sekunde auf die nächste präsentiert sich das nördliche Panorama - Emotionen machen sich bemerkbar. Die letzen 20 Meter zur Gipfelplattform, zusammen versteht sich, schliesslich haben wir die letzten Stunden auch zusammen gekämpft. Die Gratulation beim Gipfelkreuz von unserer zweiten Gruppenhälfte (Yvonne & Christoph) sowie von meinem Leidensgenossen Roger tut gut - das ist genau der Moment, worauf man sich die letzten Minuten so gefreut hat und fortan bildet es Gegenwart und ist nicht mehr Gegenstand der Zukunft. Wie schön doch einfach die Welt von oben ist - hier können Worte das Gefühl nicht mehr beschreiben.

Die Abfahrt

Puhh... ziemlich steil da.. egal, wie hat mir kürzlich ein Youngster geschrieben: "steil isch geil".. Na ja, eigentlich teile ich diese Meinung, wenn ich doch nur die Steine sehen würde.. Runter gehts und prompt verpasse ich die Mini-Schneise, welche vom Couloir in die Flanke führt. So rutsche ich in diesem schmalen Kännel runter - hier mache auch ich keine Schwünge mehr und es geht nur noch darum, nicht gerade mit der ganzen Schneemasse dem Berg adieu zu sagen. Dann wieder eine Chance, um in die Flanke zu fahren - willkommen zurück bei den wartenden Kollegen. Nun die Wahl, fahren wir links (nördlich) des Gletschers hinunter oder lassen wir uns vom Pulverhang (südlich) in den Gefühlsrausch katapultieren? Wären da nicht schon Spuren gewesen, dann hätten wir wohl alle den Gletscher umfahren und die Aufstiegsspur auch als Abfahrtsspur gewählt. Ca. 20 Spuren führten jedoch über den Gletscher, also wählten wir die (halb)vernünftige Variante: Roger und Christoph nahmen das Seil und fuhren die sichere Aufstiegsspur zurück. Yvonne und meine Wenigkeit - beide mit Gstältli für den Notfall bewaffnet - wählten den Gefühlsrausch. Bevor dieser jedoch ausbrechen konnte, knirschte es zuerst noch 2 Mal unter unseren Skis und auch das löste rasch ein Gefühl aus: ein Gefühl der Trauer um die schönen Skis :-) Wer mich kennt, kennt auch meinen Spruch dazu: "Tourenski sind Verschleissmaterial" - mit diesem Motto lassen sich solche Kratzer eigentlich gut vergessen :-) Und endlich, über Pulverschnee (und wahrsch. auch die eine oder andere Gletscherspalte?) schwebten und schwingten wir den Hang herunter - emotional zuammengefasst: 3fache Hühnerhautentwicklung, Brillenglas-füllendes Augenwasser und ohrbreites Riesengrinsen.. :-) Dann der Gegenaufstieg zum Punkt 2608 - wow, einsam in dieser weissen Prachtswelt. Rund um uns herum Stille, königliche Gipfel und einfach nur wir. Super schön. Die zweite Abfahrt steht nun bevor, leider kein Pulver mehr, nur noch "Deckel" - gopfverdeckel! Wer bis jetzt die Beine noch nicht spürte, der hat mind. jetzt auch dieses fiese Kribbeln im Blut... Aber auch hier, dank dieser Einsamkeit und Stille fällt das nicht mehr besonders auf und weitere Glücksgefühle vermischen sich mit dem brodelnden Adrenalin. Vor uns nun das Schattenloch - die Heimreise naht. Kalt, wechselnde und deshalb schwierige Schneeverhältnisse, Müdigkeit - jetzt kommt alles zusammen. Teilweise wie auf Eiern über die harten windverwehten Flächen, dann wieder lockerer über die weicheren Passagen und schon sieht man den eingeschneiten Panzer vor der Kaserne Wichlen. Erleichterung, Erschöpfung und vorallem Erfüllung schliessen dieses tolle Tourenkapitel und bleiben in bester Erinnerung.

Danke Yvonne, Roger und Christoph für diesen traumhaften und unvergesslichen Tourentag!

Die unten aufgeführten Fotos wurden alle von Schlumpf aufgenommen - danke Roger für das "Fotosharing"!



P.S. Ergänzend kann höchstens noch gesagt werden, dass dieser Glarner Traumgipfel eben eigentlich gar kein Glarner, sondern wie Sputnik bereits im Okt. 2006 www.hikr.org/tour/post1590.html beschrieben hat, ein Bündner ist. Nichts desto trotz spricht man von einem Glarner Gipfel, also belassen wir dem Fridolin seine Freude :-)

Tourengänger: Schlumpf, Bombo


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S
16 Feb 08
Hausstock 3158m · Schlumpf

Kommentare (3)


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ossi hat gesagt: Red Bull
Gesendet am 17. Februar 2008 um 18:43
Das mit dem Red Bull würd ich nochmals sorgfältig reflektieren: Einer meiner Wanderkollegen hatte mal eine ähnlich konstruktive Idee....Auf der Wanderung hatte er dann ein käsiges Gesicht und es war ihm nach "vomitieren" ;)
Ich find's gut, wenn ihr unbeirrt Euer Tmpo geht.
Gruss
ossi

Sputnik Pro hat gesagt: Gratuliere euch!
Gesendet am 17. Februar 2008 um 19:43
Eine Hammertour, den Hausstock in einem Stück! Und dazu einen lensenswerten, lustigen Tourenbericht ;-)

Viele Grüsse und tolle Touren!

Sputnik

Bombo hat gesagt: Danke Euch beiden
Gesendet am 17. Februar 2008 um 19:46
to Ossi: hast natürlich absolut Recht, man soll wirklich in der Höhe davon die Finger lassen - deshalb liebe Kinder: trinkt lieber eine Ovomaltine als Papi's Red Bull! :-)

to Sputnik: Danke Dir für Deine Worte und natürlich auch für Deinen Bericht, welchen ich zu Beginn unserer Tour ebenso aufmerksam durchgelesen habe.



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