Vorderer Spiegelkogel (3088m), Mittlerer Spiegelkogel (3311m), Hinterer Spiegelkogel (3426m), Übersc


Publiziert von kardirk , 9. September 2012 um 16:09.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 7 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:ca.16km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von München über Garmisch, Fernpass, Imst ins Ötztal und nach Vent - ca. 3,30h
Unterkunftmöglichkeiten:Ramolhaus, ist aber leichter von Obergurgel aus zu erreichen.

Bei der Ramolkogeltour vor einer Woche fiel mir der schöne Grat der 3 Spiegelkögel ins Auge, der bis zum mittl. Spiegelkogel auch unschwierig machbar schien, der Rest würde sich dann vor Ort klären. Gedacht getan. Um die Tour etwas abzumildern beschloss ich einen Tag vorher ins Spiegelkar aufzusteigen, um dort ein Bivak zu machen und so mehr Zeit für die Tour zu haben. Aufstieg also am Donnerstag mit etwas mehr Gepäck in gut 2,20h von Vent über den Steig ins Spiegelkar. Dort beim letzten Grasflecken auf gut 2700m einen netten Bivakplatz gefunden. Da ich erst nach19:00 ankam, war die Sonne schon hinter der Wildspitze verschwunden, es wehte ein kühler Wind und ich machte, dass ich in den Schlafsack kam. Mein "Yeti" - Daunenschlafsack bewährte sich 1a. Trotzdem irgendwie recht ungemütliche Nacht, immer wieder drückte es Nebelwolken aus dem Tal herauf, es wurde etwas feucht, der Untergrund war trotz Bivaksack und Iso-Matte reichlich hart. Gegen Mitternacht kam dann der Mond, der obwohl auf Halbmond die Szenerie unwirklich ausleuchtete. Unglaublich wieviel Sterne man so am Himmel sehen kann. Interessant ist auch das es auch ohne Mond nicht wirklich stockdunkel wird, ein gewisses Restlicht erhellt die Umgebung, sodaß man doch alles sehen kann.
Da es jetzt schon September ist, wirds erst gegen 5:30 allmählich hell.
Der ständige leichte Wind sorgt für ein kleines Frühstück im Schlafsack (Instandcappucino mit warmen Wasser aus der Termosflasche, ein Becher Müller-Milchreis, dass muß langen) - dann hieß es aufstehen - brr - aber wenn man erstmal in Bewegung ist, wird einem schnell warm.
Zunächst mußte ich den Gletscherbach überqueren, im Halbdunkel so gegen 6:00 gar nicht so einfach, dann fand ich schnell den Steig Richtung Martin Busch-Hütte, über den ich den Spiegelberg erklomm.
Ich verließ den Steig und stieg den mässig steilen Hang, zunächst über Schrofen, dann über Schutt hinauf zum Gipfelgrat des vord. Spiegelkogel (3087m), den ich beim ersten Sonnenlicht erreichte.
400hm, 2h - leicht.
Weiter gings nun über den leichten breiten Blockgrat, mit wenigen plattigen Passagen zum Vorgipfel des Mittl.Spiegelkogel. Hier schnürrt sich der Grat etwas zusammen, es gibt ein paar leichtere Kletterpassagen (I), dann steht man auch schon auf dem Gipfel (3311m) - 250hm, 1,30h - bis I, viel Gehgelände.
Bis hierher wars ein Klacks, jetzt aber gings ans Eingemachte. Zunächst erfolgte ein steiler Abstieg über den ersten Abruch hinab, teilweise senkrechtes Blockgelände, recht brüchig alles. Es folgte eine plattige Passage mit quer gestellten Schichtplatten, zwischen denen mehrere Meter tiefe Spalten waren - diese Passage nötigte schon etwas mehr an Kletterkunst ab (II).
Vom Augenschein her wußte ich, dass der letzte Abruch vor der trennenden Scharte ziemlich zerhackt aussah, ebenso der Anstieg des Grates hinter der Scharte, eine Stelle die ich zu umgehen gedachte.
Ich stieg daher vor dem letzten Gratabschnitt quer durch die N-Flanke gegen den Gletscher hin ab - sehr brüchiges und steiles Schuttgelände. Dann folgte die heikelste Passage, am Gletscherrand auf Firn entlang, vorbei an mehreren mächtigen Endspalten zur Scharte. Der Grat bricht hier in der Tat mit mehreren mächtigen Plattentürmen ab und türmt sich dahinter mit einem brüchigen Steilaufschwung wieder auf, vom Augenschein her mindestens IV. Ich hatte es also richtig gemacht.  Weiter gings nun über den Gletscher, unterhalb der Endspalte, bis die Flanke wieder einen Anstieg zum Grat erlaubte. Dabei mußten nochmals einige Spalten gekreuzt werden, die teilweise mit Bruchschutt gefüllt waren. Dank dem in den letzten Tagen gefallenen Schnee war die Gletscherbegehung nun durch eine leichte Firnschicht gut zu machen - natürlich nur mit Steigeisen.
Glücklich erreichte ich wieder den Grat, diese Passage war doch recht heikel, zumal die zahlreichen Steine und Schuttfelder auf dem Gletscher auch von einer regen Bröseltätigkeit des Berges zeugen. Da ich aber so Früh dran war, blieb alles ruhig - einige Stunden später brach etwas tiefer am Berg ein größerer Teil mit lautem Getöse und Staub ab!.
Ich stand nun direkt vor dem Steilaufschung des hinteren Spiegelkogel - es folgte zunächst eine plattige steile Passage, dann ein kurzer senkrechter Aufschwung, der gut von links zu erklimmen war - guter Fels, steil, aber gut gestuft - II - die schönste Kletterpassage. Danach legte sich der Grat etwas zurück und ich erreichte den Vorgipfel. Von dort über den Firngrat leicht zum höchsten Punkt - Hurra, die Überschreitung war geglückt.
- -100hm, + 200hm - gut 2,30h - ausgesetzte Kletterpassagen, II+, Gletscherbegehung.

Die Aussicht war Klasse, wolkenloser Himmel, dazu die leicht angezuckerten Berge. Am Gipfelkreuz konnte ich dann feststellen, dass ich seit einer Woche der erste am Gipfel war, was mich ob der Hüttennähe doch etwas verwunderte. Überhaupt wird der Gipfel gar nicht so häufig gemacht, das Buch war von 2003 und erst halbvoll. Eine gute Stunde genoss ich das Gipfelglück, dann machte ich mich über den N-Grat zum Ramoljoch an den Abstieg.
Der Abstieg ist leicht markiert, zwei Stellen sind II, sonst I und viel Gehgelände. Kurz vor dem Joch wird der Grat dann nochmal recht plattig und ausgesetzt, ist aber gut zu klettern (I-II).-1h
Vom Joch gings dann bequem über den Steig das lange Kar talauswärts( 1,20h). Ich sammelte meine Bivaksachen wieder ein und stieg hinab nach Vent um mich dort am Auto für den nächsten Tripp wieder aufzurüsten. (1,45h)

Fazit:
Absolute Traumtour - *****Tour, bei göttlichem Wetter - Kaiserwetter wär da einfach untertrieben,
Landschaftlich ungemein schön und eindrucksvoll.Echt Klasse - Suchtgefahr.

Ausrüstung:
Bivaksachen - erleichtern die lange Tour doch gewaltig
Steigeisen, ev. Pickel - für die Gletscherbegehung unerläßlich.

Schwierigkeiten:
Vent - Ramoljoch + Steig zur Martin Busch Hütte T2/T3 - leicht
Anstieg zum Vorderen Spiegelkogel T4 / leicht /Gehgelände steile Schutt und Blockfelder
Übergang zum mittl. SPK - leicht - I - T4 breiter Blockgrat - nur die letzten 100m sind etwas ausgesetzter.
Übergang zum Hinteren SPK - anspruchsvoll - T6 - II - teilweise ausgesetzt, steile Block und Plattenkletterei, kurzer Abschnitt auf dem Gletscher - auf der gesamten Überschreitung keinerlei Markierungen oder Steigspuren!
Abstieg zum Ramoljoch - I, T4, teilweise markiert und Steigspuren, 2 kurze Stellen II.

Tourengänger: kardirk


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Kommentare (2)


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mabon hat gesagt:
Gesendet am 9. September 2012 um 20:46
Echt schöne Tour mit kreativer Routenführung, die Du da gemacht hast.

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 9. September 2012 um 21:04
Spannende Lektüre, Gratulation!


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