Ein Flugzeugruder als T6-Herausforderung!


Publiziert von Henrik , 9. September 2012 um 18:45. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum: 7 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-NW   Stanserhornkette 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 405 m
Abstieg: 405 m
Strecke:Wirzweli - Wirzweligrat - Hinter Gummen - Wirzweli
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:Ein Einheimischer

... das hatten wir alles schon einmal, diese Chose mit dem FS CIS ETR 470 (EC 153 ab Basel um 07.04 ab Gleis 3), ein alltägliches Schlamassel und Ärgernis – wozu eigentlich? Tobi hatte mich am Vorabend gewarnt und Umsteigevarianten in Olten zum Besten gegeben – ich wollte einfach nicht mehrmals das Gleis wechseln am frühen Morgen, während der Rushhour, in Olten schon gar nicht (gell, Berglurch, ich achte Olten sonst durchaus, denn dort hängt Speiser und der Nullkilometer steht auf Gleis 12...). Der Schissalpino rührte sich nicht von der Stelle, heute waren es wieder mal die selbsttätigen Türen, sonst ja auch. Oder eben drei gesperrte Toiletten oder sonst einfach keinen „Pfuus“. Einige nahmen es gelassen, andere konsultierten ihre iPhones und ich rutschte auf dem Sitz hin und her, zückte das alte Handy hervor und berichtete nach Luzern, dass wieder (...) einmal eine Verspätung gewiss sein würde. Die Bahnhofsuhr zeigte 07.10 – der ETR 470 steht immer noch in Basel. Zwei Zugsbegleiter mit roten Köpfen sausten durch die Gänge, baten um Geduld, öffneten Schaltkästen und drückten Knöpfe und hebelten an Knäufen: die Türen liessen sich auf der ganzen Zugslänge nicht schliessen. Der Zeiger an der Bahnhofsuhr rutschte auf die Marke 00.15! Um 07.16 fuhr der Zug los. Schliesslich fuhr der Zug nicht mal durch den Adlertunnel. Zwei Minuten zusätzlich im Minuskonto. In Olten verhiess die Anzeige dann ca. 6. Minuten Verspätung. In Olten schlossen sich die Türen, aber der Zug fuhr nicht weiter – zwei zusätzliche Minuten später dann rollte er aus Olten heraus. In Luzern kam er drei Minuten später an!
 
... ich wurde erwartet und statt dass wir nun die verbliebene Minute auf die S-Bahn hetzten, nach Dallenwil, schlug ich vor, im LUZ etwas trinken gehen. Statt aufs Podest (mit gehabtem freien Fall wie auch schon), setzten wir uns neben die Terrassentüre. Mit beinahe einer halben Stunde Restzeit konnten wir es locker nehmen. Am LUZ begeistert mich auch immer wieder die Architektur der Männertoilette: mit Blick auf den See.
 
... wir schlendern zum Bahnhof hinüber, versorgen uns mit Papier und Geld im Untergrund, an Gleis 14 steht die S-Bahn (Stadler-Rail) der Zentralbahnen, deren Interieurs etwas anders daherkommen und sogar Holz mitverarbeitet haben. Beschaffungsjahr: 2004/5. Erstaunlich wie sauber die innen und aussen aussehen – weder Verschleiss noch Vandalismus. Werden auch einmal wöchentlich durch die Waschstrasse gefahren. Demnächst erhält die CH auch einen neuen kleinen Tunnel – die Zentralbahnen eröffnen auf Ende Jahr dieses neue Teilstück ihres Netzes. Nach Stans öffnet sich die Landschaft, Blick frei aufs Stanserhorn, im Dunst die Giganten am Vierwaldstättersee (mindestens ein paar davon) und vor uns das Engelbergertal. In Dallenwil ist Endstation dieses Zuges – wir spazieren durch einen Ortsteil hinauf zur LDW (das GA ist gültig) und gelangen so zügig hinauf nach Wirzweli (Höhendifferenz 650 m). Sehr angenehme Temperatur empfängt uns und nur wenige andere Gäste brechen auf zur Gummenenalp. Der Wandervorschlag für dieses „Morgetüürli“ stammt von Tobi, er hat am Spätnachmittag noch einen Termin offen.


... Aktionismus ist ja aus den Bergen nicht mehr wegzudenken. Action auch in kleinen Umgebungen sind zwingend. Animatorenheere kümmern sich um Zeitgenossen,  Kampf der angeblichen Langeweile und gleichzeitig das Geld aus der Tasche abgezogen zu bekommen. Ein verwerfliches Unterfangen. Würde man die Natur fragen was Langeweile eigentlich ist, würde die uns den Vogel machen – der Tau „klebt“ auf den Gräsern und Blättern. Langsam steigen wir den Weg hinauf zum Horn auf 1471. Teilweise noch im Schatten. Oben bereiten sich zwei Gleitschirmler vor, sich in die Luft zu erheben. Die Arena, die sich hier öffnet, hat schon auch was Anmutiges: gegenüber die Flanken des Stanserhorns, ihm vorgelagert das Chli Horn, am Ächerli liegt auch die Kantonsgrenze zwischen Nidwalden und Obwalden, kurz mal eine Drehung um 180 Grad und dann im Dunst einen Teil der Engelbergerberge wie auch des Wellenbergs, das mögliche Endlager für die nicht beherrschte Energie!
 
... der Erd- und Grasboden ist noch feucht von der Nacht, Pilze entdeckt Tobi und kennt deren Namen. Wir verbleiben auf dem gewundenen Pfad mit den verblichenen Wegmarkierungen, ein paar Meter unter uns ein breiter Forstweg. Manchmal sind die Hände gefragt und ein wenig ausbalancieren – linker Hand fällt die Kante eine Steilstufe hinab, die Tobi kurz inspiziert. Wir sind auf dem Wirzweligrat. Auch etwas über die Geologie erfahren wir alle paar hundert Meter – grosse Aluminiumtafeln erhellen Wissenswertes über die Plattentektonik. Island kommt uns da in den Sinne, zwei Felstürme klaffen auseinander, dazwischen ein enges Tälchen, etwas Wegener kommt es mir in den Sinne oder Pangaea. Wir finden Silberdisteln und darüber den abnehmenden Mond. Wir sind beinahe oben am Gipfelkreuz angelangt, dort setzen wir uns an die Sonne und lassen den Blick umherschweifen. Ein Windsack baumelt an einer Fahnenstange.
 
... ein paar Meter weiter unten (der Flurname Gummen hat sich aus dem Keltischen gebildet „cumb“, im Französischen heisst es La Combe) unser Mittagstisch auf der Gummenalp. Noch sind wir sehr zeitig dran, können den Tisch wählen. Wir entscheiden uns für das Fohlen-Entrecôte – einmal mit Pommes und eins mit Brot. Während Tobi sich der Schwarzwäldertorte zuwendet, wird mir Schoggisauce serviert – die diesbezügliche Anfrage in der Küche ging unbürokratisch über die Bühne!
 
... eine sehr gute Adresse verlassen wir: wir prämieren Service, Küche und Toilette. Wir folgen nun dem Hexen-Trail nach Wirzweli hinunter, passieren die Masten der Seilbahn wie des Skiliftes, die auf halber Höhe den müden hikr. einladen, in einer Hängematte sich doch kurz auszuruhen.... Weiter unten gelangen wir wieder in besiedeltes Gebiet – mit dem PW auch erreichbar (Vignettenpflicht). Ein warmer Tag kündet sich an, wir verlassen mit einer Schulklasse (Schulreisli-Daag) den Boden von Wirzweli und im Tal unten weht ein kühlender Wind uns ins Gesicht.
 
... mit der S-Bahn gelangen wir zurück in die Metropole am 4-Waldstättersee, nehmen den Voralpen-Express – in Meggen trennen sich unsere Wege. Via Arth-Goldau fahre ich mit einem verspäteten IR (!) in meine Agglo zurück. Und erreiche Basel genau zur Rushhour... Unter zu Hilfenahme der  Ellbogen komme ich von der Passarelle unbeschadet in die Schalterhalle. Die DFI in Basel werden zurzeit revidiert – Chaos herrscht, aber mit geordnetem Chaos ist die Welt entstanden.... 

Der Titel des Berichtes bezieht sich auf eine Kletterstelle auf Stansstader-Gemeindeboden am Bürgenberg, den man besonders gut einsehen kann von der Bahn zwischen Stansstad und Stans: dieser Fels, der aus dem Wald herausragt, hat die Form eines Flugzeugruders – sieht etwa so aus wie auf diesem Bild. Solchen Fels zu erklimmen, reizt! Noch ein Wort zur Geologie: die Region soll kalkhaltig sein – Urgonkalk.   
 
Weitere Gratwanderungen höheren Grades sehr erwünscht, Danke Tobi
 

Tourengänger: Henrik , Tobi
Communities: Touren und Tafeln


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Kommentare (4)


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Winterbaer hat gesagt:
Gesendet am 10. September 2012 um 11:43
>die Türen liessen sich auf der ganzen Zugslänge nicht schliessen.
Und ich dachte, das gibt`s nur bei uns hier...und zwar immer wieder und immer öfter...

Henrik hat gesagt: Der Cisalpino ist DER
Gesendet am 10. September 2012 um 19:50
Pannenzug schlechthin...für diesen unzuverlässigen Zug gibt es sogar eine Pannenstatistik hier. Sonst ist die SBB grosso-modo ziemlich pünktlich und wenig pannenanfällig.

Winterbaer hat gesagt:
Gesendet am 10. September 2012 um 11:53
>... Aktionismus ist ja aus den Bergen nicht mehr wegzudenken..... Kampf der angeblichen Langeweile .... Ein verwerfliches Unterfangen. Würde man die Natur fragen was Langeweile eigentlich ist, würde die uns den Vogel machen – der Tau „klebt“ auf den Gräsern und Blättern.

Genau! Und die Aktionisten haben Angst davor, auch nur einen Moment Stille zu "hören". Hilfe, Angst! Was ist das: Stille! Dagegen muss man sofort was unternehmen, sonst käme man ja glatt noch zum Nachdenken. Das will der Aktionist ja schon gar nicht, nein, das kann er auf keinen Fall ertragen! Deshalb ganz schnell die Klappe auf und laut geredet...die Stille getötet...und zwar so, dass jeder nebendran ja auch alles genau mithört, sonst ist die Selbstdarstellung ja nur halb gelungen. Ja, geschafft! Bloß keine Ruhe aufkommen lassen und auf jeden Fall das Nachdenken vermeiden, man würde ja eventuell vielleicht noch einen Selbstzweifel spüren. Das darf nicht sein!
Ach Tautropfen auf den Gräsern? Schöne Sicht auf schöne Berge, schöne Blümchen im Fels.....wo? Haben sie nicht gesehen, interessiert sie gar nicht. Natur? Was ist das? Nur der Mensch ist wichtig...
Gestern erlebt, vielfachst. Widerlich!

CarpeDiem hat gesagt: Eindrücklich...
Gesendet am 21. September 2012 um 10:19
...das Bild der Felsformation von alpstein

HG, Anne-Catherine


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