Doppelpack: Corn Chamuotsch (3017 m) und Corn Suvretta (3072 m)


Publiziert von rkroebl , 30. August 2012 um 19:36.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberhalbstein
Tour Datum:29 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1120 m
Abstieg: 1120 m
Strecke:Alp Güglia - Fuorcla Chamuotsch - Corn Chamuotsch - Fuorcla Chamuotsch - Corn Suvretta - Crap Alv - Fuorcla Alva - Julierpass - Alp Güglia (15 Km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Postauto zum Julierpass. Parkieren an der Strasse kurz vor oder nach der Alp Güglia, je nach Platzangebot.
Kartennummer:2521 St. Moritz/Bernina / Ausschnitt map.geo.admin.ch / GPS etrex 30

Genau das richtige Wetter für einen Besuch in einer meiner Lieblingsgegenden im Bündnerland. Da, wo es im Winter überlaufen ist mit Skitourenfahrern und sich im Sommer nicht mal Fuchs und Hase blicken lassen. Im Dreieck, das grob gesagt vom Marmorerasee, dem Piz Bever und dem Silvaplanersee  abgesteckt wird, befindet sich eine ganz Anzahl von lohnenden Gipfelzielen. Im Sommer glänzt die ganze Region dort mit einer riesigen Vielfalt an interessanter Geologie in allen erdenklichen Farben.

Wenn man von der Julierpassstrasse kommend das Valletta dal Güglia hinaufgeht, findet man sich nach vielleicht zwei Stunden am Fuss des Corn Margun in einer riesigen Fels- und Schuttarena wieder. Allein dieser Aufstieg und die Eindrücke dabei wären eine Wanderung wert.*  Natürlich hatte ich noch weitere Pläne.

Steigt man um den rechts aufgebauten Il Nes herum weiter in diese Mondlandschaft hinein, erkennt man am Horizont einen Sattel, die Fuorcla Chamuotsch, die es für mich als erstes Ziel zu erklimmen galt. Da geht man - wie fast überall in dieser Gegend - über lange Distanzen auf Schutt in allen seinen Formen. Mir macht das nichts aus. Entscheidend ist hier neben der richtigen Laune wohl auch das Schuhwerk, denn mit Hiking-Schuhen würden zumindest meine Füsse und Fussgelenke solche Touren nicht überstehen.  

Die Fuorcla Chamuotsch bietet den ersten Blick 'hinüber', was in diesem Fall die Suvretta ist. Auf der anderen Talseite und natürlich auf dem Gipfel des Piz Nair sind die mit dem Wintersport für faule Leute verbundenen Landschaftsverschandelungen leider all zu sichtbar. Mit dem Feldstecher erkenne ich, wie sich auf der Aussichtsplattform am Piz Nair die Menschen richtiggehend um die Plätze prügeln. Nachher fahren sie heim und sagen, sie seien in den Bergen gewesen. Na ja. Aber zurück zu Erfreulicherem:

Kleine Pause auf der Fuorcla Chamuotsch und Inspektion der sich anbietenden Möglichkeiten. In Bezug auf den Corn Chamuotsch ist die Routenwahl einfach. Man besteigt diese Spitze (ja, ganz am Schluss ist sogar eine kleine I-er Kraxelei mit Rückwärtsabstieg drin) in wenigen Minuten. Grundsätzlich leicht rechts vom Grat bleiben, den Abbruch mit dem rot leuchtenden Schiefer würde ich rechts umgehen, das Zeug ist brüchig und irgendwie nicht verfestigt - selbst grössere Platten rutschen bei Berührung. 

Die Sicht vom Gipfel des Corn Chamuotsch gibt mir zum ersten Mal auch die Information, wo genau denn der höchste Punkt des nächsten Ziels, des Corn Suvretta am gegenüberliegenden Ende des Sattels, sein würde. Dieser Punkt ist von unten im Aufstieg nicht einsehbar. Nach genauerem Studium der Möglichkeiten entschied ich mich für eine Aufstiegsroute, die mit einem kurzen Abstieg nach Osten begann. Da einfach auf dem Grat entlang raufzusteigen wäre nämlich nicht die Devise, das Gelände dort ist nicht ganz einfach, voller brüchiger Gesteinsformationen, Schutt und doch recht steil. Einmal aus Distanz gut hinschauen lohnt sich hier.

Sind die Hindernisse gleich nach der Fuorcla Chamuotsch gemeistert, findet man sich auf einem breiten Gratrücken (dieses Wort ist eine Eigenkreation!) wieder, auf dem man problemlos zum Gipfel des Corn Suvretta spazieren kann. Noch viel schöner als vom Corn Chamuotsch, die Aussicht hier. Umwerfend - ich bin sehr lange da oben geblieben, konnte mich nicht losreissen. Dadurch, dass es ein sonniger Tag war, an dem permanent Wolken über den Himmel zogen, wechselten die optischen Eindrücke fast im Sekundentakt. Ein unglaublich schönes Schauspiel, wie Sonnenlicht und Schatten mit den Gesteinsfarben in der Umgebung spielten.  Fotorausch - allein da am Gipfel habe ich 250 Bilder geschossen. Man konnte einfach die Kamera ausrichten und warten, wie Wind und Wetter die Szenerie beeinflussten. 

Ursprünglich hatte ich mit einer echten Überschreitung des Corn Suvretta geliebäugelt. Dazu hätte ich aber wohl doch noch einiges weiter auf dem Grat in Richtung Corn Margun weitergehen müssen - was mit allerhand Gekletter in mir unbekanntem Gelände (hat vielleicht jemand der mitliest den Grat Corn Suvretta - Corn Margun schon gemacht?) verbunden gewesen wäre. So ging ich halt weiter, solange das auf zwei Beinen machbar war und stürzte mich dann mit Gusto in eine steile Schutthalde um dort in wenigen Minuten kniegelenkschonend hinunter zum ersten Talboden zu surfen.

Obwohl ich ja vor ein paar Stunden schon in der Fels- und Schuttarena gestanden war, kam mir die Gegend wie unbekannt vor - die völlig andere Beleuchtung machte das aus. Da ich den Abstieg durch das Valletta dal Güglia schon anlässlich einer anderen Tour gemacht hatte, biss ich mich noch in ein paar Gegensteigungen um den Crap Alv und danach die Fuorcla Alva zu erreichen. Von dort ging es durch ein langes, wunderschönes Tal, dessen Namen ich nicht kenne, hinunter in Richtung Julierpasshöhe, von wo ich der Strasse entlang zurück zum etwas zu weit unten parkierten Auto marschierte.

A day like this one is hard to beat!


*Wenn man die Besteigungen auslässt und vom Fuss des Corn Margun einfach direkt zum Crap Alv weitergeht, hat man eine tolle, kindertaugliche Tageswanderung im leichten T3 mit wunderschönen Aussichten, herrlichen Bergbächen, prächtigen Wiesen und den schönsten Plätzen für's Picknick.

Tourengänger: rkroebl


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Geodaten
 12735.gpx Corn Chamuotsch/Corn Suvretta

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Kommentare (4)


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Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 31. August 2012 um 07:41
sapperlott - jetzt willst Du's aber wissen ...; wenn Du so weitermachst, gibt's bald keinen Gipfel mehr im Oberengadin / Oberhalbstein, denn Du nicht kennst ...!

Gratulation - und tolle Fotos!
Gruss, Richard

rkroebl hat gesagt:
Gesendet am 31. August 2012 um 10:27
Danke! Na, ein paar Gipfel werde ich wohl für nächsten Sommer noch aufsparen. Du weisst ja auch, dass die Routenplanung und die Vorfreude schon das halbe Vergnügen sind. ;-)

LG, Ray

Gelöschter Kommentar

rkroebl hat gesagt: RE:Mann, Du bist
Gesendet am 1. September 2012 um 14:43
Man muss den Sommer und das Wetter nutzen!

Nein, nicht in Rente, bin im Moment zwischen Jobs, was aber durchaus lebenswerte Vorteile haben kann. :-)

LG, Ray


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