Augsburger Höhenweg: Ansbacher Hütte-Pians


Publiziert von quacamozza , 29. August 2012 um 18:16.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:28 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1130 m
Abstieg: 2650 m
Strecke:Ansbacher Hütte-Augsburger Weg-Augsburger Hütte-Grins-Pians
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über den Arlbergpass oder durch den Tunnel (Mautgebühr 8,50 €) bis Schnann; Parkmöglichkeiten unterhalb der Schnanner Klamm
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Rückfahrt mit dem Bus Linie 4242 (Landeck-St.Anton), Haltestelle Pians/Handl (3,20 €)
Unterkunftmöglichkeiten:Ansbacher Hütte (2376m), Augsburger Hütte (2298m)
Kartennummer:AV-Karte 3/3 Lechtaler Alpen Parseierspitze

Der Augsburger Weg ist einer der anspruchsvollsten Höhenwege der nördlichen Alpen. Neben guter Kondition, sicherem Wetter und passablen Verhältnissen sind absolute Trittsicherheit und sicheres Gehen in heiklem Gelände vonnöten. Trifft auch nur eine Voraussetzung nicht zu, kann man schnell Zeitprobleme bekommen. Die Notabstiege sind ebenfalls anspruchsvoll, und auch eine Nacht im Roland-Ritter-Biwak sollte nicht absichtlich eingeplant werden. Für reine Wanderer und weniger Gewandte ist der Übergang zu schwierig.


Zur Schwierigkeit:

Anspruchsvolles Wandern im brüchigen Lechtalschutt und über eine lange Zeit (T 4+) wechselt ab mit klettersteigähnlichen Passagen. Darüber hinaus gibt es einige unversicherte Stellen (I). Man sollte aber immer auf das Vorhandensein schwierigerer Einzelstellen vorbereitet sein. Die bei weitem anspruchsvollste Stelle heute war die Überwindung einer schiffsbugartigen Altschneeanhäufung in einer Rinne (siehe Foto), entweder unten durch (II, schmierig), oben über glatte Platten (III) oder von unten (meine Variante) II und stufenschlagend über das gut 40 Grad geneigte Schneefeld.  


Zur Ausrüstung:

Heute brauchte es außer Stöcken keine spezielle Ausrüstung. Ein Helm ist aber durchaus angebracht, vor allem, wenn in den Steilrinnen weitere Bergsteiger unterwegs sind oder auch bei der Querung der zahllosen Flanken, in denen häufig Steinschlag durch Steinböcke ausgelöst wird.
Bei schlechteren Verhältnissen sieht's sicherlich anders aus. Dann kommen auch Pickel und Steigeisen zum Einsatz.

Zu den Begehungszeiten:

Die 8 Stunden, die auf einem Wegweiser an der Ansbacher Hütte bis zur Augsburger Hütte angegeben sind (bzw. 8-10 Std. laut AVF), sind bei einigermaßen normalen Verhältnissen für durchschnittlich fitte Begeher gut zu schaffen. Lieber FelixW84, ich hoffe, dass ich mit dieser Ansicht jetzt keine virtuellen Prügel von Dir bekomme ;-). Ich brauchte heute 5 Stunden netto (6,5 Stunden brutto) und war bei weitem nicht der Schnellste mit meinem 14-Kilo-Rucksack. Viele Begeher haben das Problem, dass sie auf Mehrtagestouren zu viel Gepäck mitschleppen, während Einheimische die Tour gerne mal als Tagestour und dementsprechend mit weniger Ballast absolvieren.




Tags zuvor stieg ich nachmittags von Schnann (1186m) über die Fritzhütte (1727m; bis hierher 45 min) zur Ansbacher Hütte (2376m) auf.

Zeitbedarf von Schnann: 1 Std 45 min

Wer nach dem frühen Abendessen um 18.00 Uhr noch etwas Frischluft tanken will, statt nur in der Hütte zu sitzen, mache sich auf den Weg zur Samspitze (2624m; gut 25 min). Der Sonnenuntergang auf dem zur späten Stunde einsamen Gipfel...gigantisch, oder auf schwäbisch: deeß isch oifach en Erlääbnis.


Nach dem Frühstück (ab 07.00 Uhr) darf man sich dann erstmal gemütlich einlaufen. Nach einem kurzen Flachstück geht's über die Rippe der Schafnöck und später in schrofigem Gelände erstmals steiler hoch zur Kopfscharte (2484m; 20 min). Anschließend leicht fallend im Geröll und wieder aufwärts rechts haltend ins Winterjöchl (2528m; 40 min).

An der Wegverzweigung rechts abwärts auf die Böden des Grießtals (2370m). Nach dem "Grünen Brünnele" (ab hier wird der Weg von der Sektion Augsburg unterhalten) wird nicht nur die Szenerie deutlich alpiner. Steil und mühsam geht es eine unangenehme, erdige Rinne hoch (Steinschlag!, ab hier sollten weniger geübte Wanderer umdrehen) und weiter im stotzigen Gelände und unzuverlässigen Gestein der wilden Flanken von Stierloch- und Schwarzlochkopf, mehrere Rinnen queren (eine davon wie oben erwähnt heute die Schlüsselstelle), tendenziell immer ansteigend. 
Auf ca. 2540 Metern kann dann auf den Grasflanken südwestlich des Grießmuttekopfs mit prächtiger Aussicht nach Westen und auf den imposanten Westgrat der Eisenspitze eine erste Rast eingelegt werden (bis hierher 1 Std 45 min).

Nach einem Höhenverlust von gut 50 Metern hält man direkt auf die Parseierscharte (2604m; 2 Std 20 min netto) zu. Die Biwakschachtel befindet sich linker Hand vom Weg nicht sichtbar 2 Minuten hinter den Felsen des Jochs. Knapp die Hälfte des Weges ist nun geschafft. Spätestens ab hier ist auch mit "Gegenverkehr" zu rechnen. 

Ein steiler Abstieg steht nun auf dem Programm, um danach in sehr steinschlägigem Gelände die abweisende Nordflanke des Eisenkopfs ins Gelbe Schartl zu traversieren. Es folgen weitere Querungen unter dem Feuerkopf. Sind die Verhältnisse hier schlecht (Vereisung, Neuschnee, hartgefrorene Erde), kann diese gute halbe Stunde eine kitzlige Angelegenheit werden. Ausrutscher werden mit Sicherheit erst einige hundert Meter tiefer enden. An der Dawinscharte (2650m; Wegweiser; gut 3 Std) zweigt ein Notabstieg südlich ins Tal ab.  

Aus der Scharte führt der Weg zunächst über einen einfachen Rücken hinauf, dann wird's Richtung Dawinkopf zunehmend steiler und anspruchsvoller. Häufige Seilversicherungen entschärfen heikle Stellen. Trotzdem muss noch gelegentlich Hand an den Fels gelegt werden. Die letzten 50 Höhenmeter aus einem Sattel durch die oft vereiste Nordflanke sind steil und anstrengend. Hier wird die Kondition der Begeher geprüft. Auf dem Dawinkopf (2967m; 3 Std 40 min netto) sind dann aber alle Aufstiegsmühen verflogen. Die Rundsicht ist wirklich großartig, insbesondere der Blick nach Süden und Westen. Die markantesten Gipfel sind die Zugspitze, Waze, Wildspitze, Weißkugel, Ortler, Tödi, Schesaplana und natürlich gegenüber der Riffler. Auf der anderen Seite stechen die Parseierspitze und im Nordwesten die Gipfelsäule der Wetterspitze ins Auge, während sich die Eisenspitze klein gemacht hat.  

Teilweise seilversichert steigt man nun in die Scharte östlich des Dawinkopfs ab und quert die Bocksgartenspitzen auf deren Südseite, bis man auf dem kümmerlichen Rest des Grinner Ferners hinabrutscht. Auf der rechten Seitenmoräne geht's dann wieder leicht aufwärts bis zum Wegweiser "Grinner Ferner" (2740m; 4 Std 15 min).
Von hier verbleiben noch 45 min Abstieg durch die Gasillschlucht (oben klettersteigartig angelegt) bis zur Terrasse der Augsburger Hütte (2298m). Natürlich kamen hier wieder die schönen Erinnerungen vom vergangenen November hoch. Auch heute bei geöffneter Hütte war nicht allzu viel Rummel. 

Nach der verdienten langen Rast machte ich mich an den Talabstieg. Leider hatte ich dieses Mal mein Auto nicht auf dem Parkplatz Augsburger Hütte (1085m), so dass heute Pians (855m) mein Zielort war. Ein zweistündiger Abstieg mit Westalpenformat, fast 1500 Höhenmeter in fast immer steilem Gelände. Kaum hatte ich mich direkt neben der bekannten Fleischwarenfabrik Handl an der glücklicherweise überdachten Bushaltestelle niedergelassen, fing's an zu pladdern. Super Wetter den ganzen Tag, und jetzt alles düster und grau...so unwirklich...so ist Natur...   

   

Tourengänger: quacamozza


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Kommentare (1)


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sven86 hat gesagt:
Gesendet am 29. August 2012 um 20:41
Hallo Ulf, freut mich dass du wieder angreifen konntest.
Viele Grüße nach F.
Sven


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