Wannig 2493m Überschreitung von Handschuhspitze


Publiziert von Creativist , 27. August 2012 um 14:08.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum:30 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 1500 m

Die Überschreitung des Wannig ist eine schöne und nicht allzu schwere Bergtour. Nachdem ich diese vor über 20 Jahren schon einmal in umgekehrter Richtung fast durchgehend im Nebel gegangen war, habe ich sie diesmal alleine als Abend-Tour mit Rückkehr im Dunkeln durchgeführt. Warum eine so lange Beschreibung für eine so leichte Tour ? Wer Erfahrung hat, der benötigt für diese Route keine detaillierten Infos, aber vielleicht liest ja auch der eine oder andere Unerfahrenere die Beschreibung, für den diese Überschreitung ein Bergabenteuer ist.

Hier ein paar Tips:
- Die Schwierigkeiten sind etwa T3+ mit recht viel Geröll. Einige Stellen sind etwas ausgesetzt, eine einzige Stelle ist wirklich steil. Daher ist Trittsicherheit und etwas Schwindelfreiheit sinnvoll. Kletterei wird nicht benötigt.
- Die Route ist zwischen den Gipfeln an einigen Stellen nicht ganz so leicht zu finden, die Markierungen sind teilweise verblasst oder lückenhaft. Das Gelände ist aber recht übersichtlich.
- Man ist lange im Gratbereich ohne schnelle Fluchtmöglichkeit, halbwegs stabiles Wetter ist daher wichtig.
- Ich würde die Überschreitung auf jeden Fall in der hier angegebenen Richtung durchführen, denn ansonsten hat man die monotonen und ermüdenden Geröllpassagen am Wannig im Aufstieg und die schwierigsten Stellen im Abstieg. Bei einer Umkehr aus welchen Gründen auch immer müsste man zunächst wieder zurück zum Wannig-Gipfel aufsteigen.
- Beim Aufstieg kommt man je nach Route an der Sunnalm oder Marienbergalm vorbei, die tagsüber geöffnet haben. Das Gipfelhaus Marienberg ist aktuell verlassen (2012). Bei einem nordseitigen Abstieg kommt man an der schönen Nassereither Alm vorbei.

Die Wanderung beginnt am Marienbergjoch, hierher entweder:
- mit dem Sessellift von Biberwier und 20 Minuten Fußweg. Ich gebe zu dass ich diese Variante wählte da tagsüber mit der Familie unterwegs war und erst um 16:00 startete.
- Von Biberwier über den Alpgrat bis zur Gipfelstation des Sessellifts und dann das letzte Stück über den Fahrweg. Dieser Weg soll schön sein, ich kenne ihn aber nicht, vermutlich 2,5 Stunden.
- Von Biberwier über den Fahrweg zum Marienbergjoch, etwa 2 Stunden und nicht so schön (Skigebiet, Strommasten)
- Von Biberwier Richtung Biberwierer Scharte, dann über den Schachtkopf und Höhenweg zur Gipfelstation des Sessellifts, dann kurz über den Fahrweg. Etwa 3 Stunden, eine abschüssige ausgesetzte Passage mit ein paar zu wenig Sicherungen zwischen Schachtkopf und Marienbergjoch. Schön aber lang.
- Auch von Süden über die Marienbergalm kann man zum Marienbergjoch aufsteigen. Sehr sonnig.

Aufstieg zur Handschuhspitze (T3-, ~1,5 Stunden):
Vom Marienbergjoch (1786m) nicht direkt auf Betriebsfahrweg westwärts, sondern auf der Südseite kurz auf Fahrweg absteigen, dann diesen verlassen und westwärts kurz weglos über Gras zum Beginn der Latschenhänge und den mit verblassenden Markierungen ausgestatteten Pfad rechts im Latschenhang ansteigen. Der relativ steile Pfad verzweigt und verbindet sich stellenweise, ist aber recht gut zu finden und führt dicht am "Unteren Schafkopf" vorbei zu Grasgelände (~1930m).
Nun dem gut sichtbaren Pfad weiter über nur noch mit wenigen Latschenkiefern bewachsene Grashänge über eine leicht ausgesetzte Stelle zu den letzten Grasflächen kurz vor dem Beginn des ausgedehnten Geröllfeldes östlich unterhalb des Gipfels folgen (T2, ~2060Hm).
Zunächst wird das Geröllfeld fast vollständig gequert, dann folgt der geröllige Aufstieg in anstrengenden Serpentinen in leicht ausgesetztem steilem rinnenartigen Gelände (T3-). Im oberen Teil trifft man wieder auf mehr Gras, der Serpentinen-Pfad ist leichter zu begehen und führt dann links an den Felsen vorbei leicht ausgesetzt auf die Südhänge der Handschuhspitze kurz unterhalb des Gipfels (~2250m).
In wenigen Minuten nun leicht über Gras, zuletzt pfadlos, auf die Handschuhspitze (T2, 2319m).

Gratüberschreitung Handschuhspitze - Wannig (T3+, ~1,5 Stunden)
Der Weiterweg zum Wannig ist der schwierigste Teil der Tour. Es werden dabei zunächst auf der Südseite drei Schrofenwannen gequert, welche zunehmend steiler werden. Die Querung erfolgt unterhalb des Gipfelgrats, die Zwischengipfel werden nicht direkt überschritten und die Grathöhe nur an den meisten Scharten erreicht. Das Gelände ist recht gleichförmig und erlaubt beliebige Varianten, die Markierungen sind oft nur schwer zu sehen und der Pfad verliert sich in den gerölligen Passagen manchmal oder scheint sich zu teilen ohne dass die richtige Variante auf Anhieb erkennbar ist.
Vom Gipfel der Handschuhspitze einige Meter südwärts hinab und den schwachen Markierungen westwärts folgen auf zunächst gut sichtbarem Pfad, der sich im hinteren Teil dieser ersten Schrofenwanne in leicht ausgesetztem Gelände phasenweise verliert (T3). Weiter bis zum Ende der ersten Schrofenwanne.
Der Pfad ist auch in der zweiten Schrofenwanne schwer zu finden, die Markierungen im gerölligen Gelände leiten relativ hoch in Gratnähe entlang bis etwas absteigend eine Scharte erreicht wird. Das folgende Gelände bis zum Ende der zweiten Schrofenwanne ist stellenweise leicht ausgesetzt (T3).
In der dritten Schrofenwanne ist der Pfad leichter zu finden und eine weitere Scharte am Grat wird rechts liegengelassen. Das Gelände wird danach aber steiler und eine ausgesetzte Querung (T3+, schwerste Stelle) leitet auf die Rippe, welche die dritte Schrofenwanne begrenzt.
Nun blickt man in die vierte Schrofenwanne und kann oberhalb den Gipfelaufbau des Wannig sehen. Hier nicht den unmarkierten Pfadspuren westwärts folgen (!), sondern den Markierungen folgend die Rippe nordwärts leicht ausgesetzt hinauf (T3) und kurz vor dem Gipfelgrat den Markierungen westwärts in eine Scharte folgen. Ende der erwähnenswerten Schwierigkeiten.
Hier folgt erstmals ein Wechsel auf die Nordseite und weiter dem nun besser markierten Pfad folgen durch 2 Geröllmulden (meist Altschnee, im Frühsommer evtl. schwieriger !) in leichterem Gelände dem Gipfelkreuz entgegen, welches kurze Zeit später erreicht wird (T2, 2493m).
Der Gipfelbereich ist nicht steil und hat drei fast gleich hohe Erhebungen. Vom Signalgipfel schöne Ausblicke nach Süden, vom vermutlich etwas höheren nördlichen Gipfel schöne Ausblicke nach Norden.

Abstieg vom Hochwannig zur Nassereither Alm (T2, ~1,5 bis 2 Stunden)
Dem nun gut markierten Pfad west- und südwestwärts folgen. Nachdem der Gipfelbereich verlassen wurde kann man direkt neben dem Pfad stellenweise im Geröll abfahren. Es folgen zahlreiche Serpentinen zunächst im Felsbereich, dann in einer etwas lehmigen Rinne, danach mit viel Geröll im Bereich der Latschenkiefern und letztlich im Waldbereich, bis man nach etwa 700 Hm Abstieg auf einen Fahrweg trifft (Hier Abzweigmöglichkeit für Abstieg nach Süden).
Dem Fahrweg folgt man nur kurz nordwärts, ein Wegweiser verweist nun auf einen schönen, etwas lückenhaften aber gut markierten Pfad welcher über Bäche, Wiesen und Wald Richtung Nassereither Alm führt und kurz vor dieser wieder auf den Fahrweg trifft (Im Dunkeln war die Orientierung hier allerdings recht schwierig).

Abstieg Nassereither Alm - Biberwier
- Wenn noch Kraft vorhanden ist: Über aussichsreichen Weg zum Berglesboden (140 Hm Gegenanstieg), dann schöner Pfad Richtung Marienbergjoch und noch vor diesem links über Alpgrat oder Fahrweg absteigen (3 Stunden, landschaftlich schöner, Alpgrat-Abschnitt kenne ich aber nicht)
- Über Fahrweg Richtung Fernpass und weiter über den Römerweg nach Biberwier (2,5 Stunden, knieschonend, lang, im Sommer evtl. nervende Bremsen / Mücken im Seengebiet, störender Verkehrslärm vom Fernpaß)

Insgesamt eine sehr schöne Überschreitungstour auf einen der leichtesten Gipfel der Mieminger Kette.

Tourengänger: Creativist


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