TI: Maggiatal – Rundtour auf verlassenen Wegen oberhalb Someo


Publiziert von Seeger , 26. August 2012 um 14:57.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:23 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo delle Pecore 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 835 m
Abstieg: 835 m
Strecke:7.75km: Sassello 1240m – Ör 1246m – Alpe di Carpögna 1576m – Ruine Pt. 1755 – Sendeturm Costa Piana/Someo 1885m – Airon 1601m – Sassone – Malun di sopra 1394m – Lualt 1316m – Sassello 1240m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit FART von Locarno nach Someo, Aufstieg 2,5 Std auf dem r/w-markierten Wanderweg nach Sassello
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Kartennummer:Maggia 1292

Die religionsbedingte starke Bevölkerungszunahme im 17. Und 18. Jahrhundert zwang die Maggiese, ihre Existenz vertikal zu suchen, da die Talebene nur beschränkt genutzt werden konnte. So finden wir in beiden Flanken ein unglaublich dichtes Netz von mittlerweile aufgegebenen alten Alpwegen bis über 2000m hinauf, welche die Alpgebäude (viele im Zerfallen oder gar Ruinen) in drei Stafeln bediente.
Nachdem ich schon das östlich gelegene Vallone dei Russi besucht habe, mache ich mich auf den Weg in die Flanke unterhalb des Pizzo Castello 2109m, genannt Scèp. Ich starte in Sassello 1240m , wo ein von Trockensteinmauer gesäumter, breiter Weg sich horizontal in den Wald verliert.
Mithilfe der Karte finde ich dessen Fortsetzung und erreiche  Ör 1246m. Stattliche Häuser lassen auf eine ehemals grosse Alp schliessen. Die Gebäude sind am Zerfallen. Doch es scheint, dass sich jemand diesen annimmt. Wäre ja allzu schön!
Beim untersten Gebäude geht’s horizontal weiter auf einem herausgemähten Weg wiederum in den Wald hinein. Leicht ansteigend nun bis in einen wasserführenden Graben, wo grosse Plastik-Reservoirs das kostbare Nass aufnehmen. Nach einigen Metern führt ein ziemlich ausgesprochener Weg links hoch zu der oberen Alp in einer Waldlichtung, mit einigen gut erhaltenen Steinhäuser. Eine Jägerhütte neueren Datums. Heli-Landeplatz.
Wie auf der LK angegeben rechts hoch und parallel zum Bach auf einem bewaldeten Rücken steil hinauf. Auf 1300m scheint ein horizontaler Weg von Piano her sich Richtung Alpe di Campagnasca fortzusetzen. Wenn dem so wäre….
Immer wieder verlieren sich die Pfadspuren und ich bin froh um die „Mary-Long-Fähnchen“ und Steinmänner. Je höher, desto ausgeprägter der Weg. Auf einer grossen und gut unterhaltenen Waldwiese liegt die  Alpe di Carpögna 1576m. Auch dies muss eine stattliche Alp gewesen sein. Ausser einem Jägerhaus und kleinem Steinhaus sind alle Gebäude zerfallen. An einem Ort zum Verlieben mit einer Aussicht und Weite, welches seinesgleichen sucht. Ausgezeichnetes Quellwasser direkt neben dem Jägerhaus. Helikopter-Landeplatz.
Auch wenn auf der LK der Weg durchgehend eingezeichnet, ist er schwer zu finden. Im Wald geht’s ja noch – aber weiter oben! Wachholderstauden können wahnsinnig unterhaltend sein.Mit einigem Feingefühl und auch Routine erreiche ich die  Ruine Pt. 1755 . Bei diesen links hoch haltend könnte der Weg zum Hochmoor führen. Jedenfalls habe ich ihn verpasst und dennoch den  Sendeturm Costa Piana/Someo 1885m finalmente erreicht. Das Unterfangen ist nicht ungefährlich bei diesen vielen Felswänden. Doch plötzlich lichtet sich der Lärchenwald und ich stehe auf dem Sattel zwischen Sendeturm und Pizzo Castello. Und da – tatsächlich ein ausgeprägter Weg, welcher mich zum kleinen Moorseelein führt. Nun besuche ich die Kuppe der Sendestation, welche eine fantastische Aussicht bietet: Valmaggia – Val Bosco – Val Bavona – Lavizzara, die Täler. Vom Sassobello über Campo Tencia zum Cramalina die Berge. Geographieunterricht vom Feinsten! Dazu mein leckeres Menü 1, als Dessert Nuss-Schokolade.
Gewitter ist angesagt und die ersten Anzeichen deuten darauf hin. Deshalb spute ich mich. Hinunter zum oben erwähnten Seelein und dort ohne jegliche Angabe der Beginn des gut unterhaltenen, herausgemähten Weges nach  Airon 1601m. Feinstes Quellwasser vom Brunnen. Schöne und gut erhaltene Gebäude auf grosser Alpweide. Seilbahn und Heli-Landeplatz.
Nun habe ich ein sehr gutes Wanderwegnetz erreicht, welches von Bignasco/Someo ins Val Chignolasc führt und somit auch (blau/weiss-markiert) zur Capanna Alpe Spluga. Ich folge dem feudalen Weg Richtung Someo in den Wald hinein zur Gegend  Sassone, wo ich nach steilem Abstieg auf den Weg von Bignasco / Someo treffe.
Nun links und mühsam die verlorenen Höhenmeter aufholend (die Abkürzung, welche nicht markiert ist, habe ich verpasst) bis auf 1480m hinauf. Dann Alles wieder hinunter nach Malun di sopra 1394m, welche man 20m links oberhalb umgeht. Weiter nach  Lualt 1316m und schon beginnt es zu Regnen. Und wieder zurück nach  Sassello 1240m, wo ich mich unter einem schützenden Dach vor dem Gewitter retten kann.
  

Tourengänger: Seeger
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (7)


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Henrik hat gesagt: Und wieder eine
Gesendet am 26. August 2012 um 20:32
Perle aus dem Maggia-Tal.

> „Mary-Long-Fähnchen“

Hinterlassenschaften eines Schmugglers?

Kannst du diese Wahrnehmung noch etwas präzisieren?

> Wachholderstauden können wahnsinnig unterhaltend sein.

Danke und CS


silberquäki


Seeger hat gesagt: RE:Und wieder eine
Gesendet am 26. August 2012 um 21:13
Ciao Henrik
Mary-Long-Fähnchen: Tatsächlich ein plastifiziertes Werbe-Band in 20x20cm Stücke zerschnitten und an die Bäume genagelt!
Wachholder und Alpenrosen bedecken Hektaren grosse Weideflächen. Ein Durchdringen ist enorm mühsam, aber möglich. (Ich kann Dir die Technik einmal vorführen). Durch ständiges Begehen entstehen kleine Schneisen, welche es zu finden gilt. Also seeehhhrr unterhaltend :-))
Gruss und danke für den Kommentar
Andreas

Zaza hat gesagt:
Gesendet am 27. August 2012 um 21:15
Ciao Andreas

Irgendwo auf diesen Alpen ob Someo soll doch bisweilen auch dies zu hören sein...

LG, Manuel

Seeger hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. August 2012 um 16:55
Ciao Manuel
Ob's im Italienischen wohl auch Dialekt spricht;-))?!
Hab am Link riesen Spass.
Gruss
Andreas

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 31. August 2012 um 11:31
> Die religionsbedingte starke Bevölkerungszunahme im 17. Und 18. Jahrhundert

was meinst du damit? kannst du das etwas präzisieren?

Seeger hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. August 2012 um 11:50
Ciao Kopfsalat
Meinte es sei bekannt, dass kinderreiche Familien in der Katholischen Kirche gelobt wurden. Dazu gehört auch das viel gemalte Altarbild der Mutter mit Kind als Symbol.
Hoffe, Du seiest zufrieden mit meinen Ausführungen.
Gruss
Andreas

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. August 2012 um 14:23
besten dank. ja das ist mir bekannt.

an hand deiner formulierung dachte ich eben, dass im 17./18. jahrhundert irgendwas spezielles eingetreten sei, das vorher nicht der fall gewesen wäre.


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